Eizo S1932 (Prad.de User)

  • Einleitung:


    Seit kurzem habe ich den Eizo S1932 bei mir im Einsatz. Gekauft hatte ich ihn, nachdem ich vom Eizo S1931, den ich an einem anderem PC benutze, sehr begeistert war und ich 22" nicht wirklich brauche (und Nachteile wie höheren Preis, höhere Auflösung ("schlecht" wegen höherer Anforderung in z.B. Spielen), schlechtere Ausleuchtung und potentiell höheren Input Lag so aus dem Weg gehen kann). Von daher werde ich den S1932 primär an seinem Vorgänger messen...


    Lieferumfang / Optik / Mechanik:


    Der Lieferumfang ist als sehr gut zu bezeichnen. Neben den üblichen Anleitungen plus Kurzanleitungen liegen sowohl Analog-, als auch DVI-Kabel bei wie auch ein USB-Kabel um den Monitor an den Rechnern anzuschließen (zwecks Einstellungsmanagement per Software) und Kabel für die eingebauten Lautsprecher (die ich nicht getestet habe). Verarbeitung und Optik lassen keinerlei Wünsche offen und sind als sehr gut zu bezeichnen. Je nach Einsatzart und Geschmack kann man beim Kauf des S1932 auch zwischen zwei unterschiedlichen Standfüßen wählen. Ich habe mich für den "herkömmlichen" Säulen-Standfuß und eine graue Gehäusefarbe entschieden. Mechanisch gibt es dabei nichts zu bemängeln: Der Monitor ist standsicher und lässt sich je nach Wunsch drehen oder in der Höhe verstellen...


    Bedienung / Features:


    Überrascht war ich von dem komplett neuem Bediensystem im Vergleich zum Vorgänger S1931. Ich halte es für wenig gelungen, da nun alles quasi komplett über Symbole geregelt ist, die unten am Panelrand direkt über den Tasten erscheinen. Die Idee, das man Menüpunkte von links nach rechts auflistet und durch Drücken des Knopfes direkt darunter dieses Menü dann anwählt ist zwar noch intuitiv, wenn man aber nicht weiß, was das jeweilige Symbole bedeuten soll (da es keine Textbeschreibungen gibt, sondern eben nur kleine Symbolbildchen) hilft einem das nicht wirklich. Da das Menü nicht sonderlich umfangreich ist, hat man den Dreh nach einer Weile aber raus und kennt die jeweils wichtigen Optionen. Am Anfang ist aber ein ständiges Nachschlagen im Handbuch Pflicht. Als sehr gut empfinde ich, dass man nach wie vor die LED des Monitors im eingeschaltetem Zustand deaktivieren kann und dass immer noch ein Helligkeitsmesser vorhanden ist, der je nach Umgebungshelligkeit die Hintergrundbeleuchtung des Monitors entsprechend regelt.


    Man kann auch der Ansicht sein, dass das eher schlecht geratene On-Screen-Menü durch die Software wett gemacht wird. Hier lassen sich tatsächlich die entsprechenden Optionen per Software regeln - dafür muss der Monitor aber per USB angeschlossen werden. Ich halte das eher für ein Gimmick und hätte es lieber gehabt, die Ingenieure / Informatiker bei Eizo hätten ihre Zeit in ein besseres OSD gesteckt von der man immer was hat, anstatt jene Software plus Interface für den Monitor zu entwickeln. Darüber kann man aber geteilter Ansicht sein. Vor allem weil es mit dem S1932 auch eine Neuheit gegenüber dem Vorgänger gibt: Man hat dem Monitor ein dynamisches Kontrastverhalten bzw. verschiedene voreingestellte Kontrastmodi, zwischen denen man dann per Software wohl auch automatisch hin- und herwechseln kann, wobei ich das nicht getestet habe.


    Bildqualität / Reaktionsverhalten:


    Zur Bildqualität brauche ich eigentlich kaum etwas zu sagen: Sie ist wie beim S1931 einfach hervorragend und meiner Meinung nach die Referenz in ihrer Preisklasse, was sich in Testberichten ja auch immer wieder bestätigt hat. Die Ausleuchtung würde ich als perfekt betrachten und auch Farbübergänge sind (wohl dank sehr gutem LUT) klasse. Hier kann man nur sagen Daumen rauf!


    Anders sieht es leider beim Reaktionsverhalten aus:
    Ich hatte den S1932 in der Hoffnung gekauft, einen genauso gelungenen Allrounder zu erhalten wie beim Vorgänger. Hier musste ich leider eine herbe Enttäuschung erleben. Im Allgemeinen kann man an der Reaktionszeit bzw. dem Overdrive nichts aussetzen: Filme oder auch Spiele sehen i.d.R. einfach prima aus. Leider eben nur "i.d.R."...


    Der S1932 scheint nämlich ein Problem mit dem Overdrive zu haben, das neu ist: Bei gewissen Farbkombinationen mit tendentiell eher einfarbigen Flächen tritt ein Phänom auf den Plan, das ich mal als "Nachbild" bezeichnen würde. Ich benutze z.B. Windows XP mit allen Designeinstellungen auf "klassisch" und habe daher einen blauen Hintergrund auf dem Desktop. Wenn man nun die Maus mal nicht mit Schneckentempo bewegt, so bekommt man ein "Nachbild". Damit meine ich etwas, das an ein invertiertes, "grisseliges" Abbild des Mauszeigers erinnert und das in einem gewissen Abstand zum Mauszeiger auftaucht. "Invertiertes Abbild" deshalb, weil man im besagten Beispiel auch eine Umrandung und einfarbige Innenfläche des Mauszeigers sieht, nur eben in diesem Fall in einem gelblichen Ton. Genauso verhält es sich z.B. in einem Strategiespiel, wo man auf einer gräulichen Mondlandschaft etwa blaue Radarpunkte mit schwarzem Rand hat. Wenn man dann scrollt sieht man "pissgelbe" und sehr helle Radarpunkte neben den eigentlichen Symbolen. Phänomene dieser Art gibt es auf dem Eizo S1931 definitiv nicht. Wenn man ganz nah an den Monitor geht sieht man zwar auch Ansatzweise die Andeutung eines solchen Nachbilds, nur ist dieses nicht farblich verschoben, sondern im Windows-Beispiel ist dieses "Nachbild", das wirklich nur aus der Nähe sichtbar ist, eben ein aufgehelltes Blau (da weißer Mauszeiger auf blauem Hintergrund). Das ist auch völlig in Ordnung, da es mehr einer Unschärfe ähnelt als einem Nachbild und wie gesagt auch nur extrem schwach ist, oder um es so zu sagen: Man sieht es nicht solange man nicht nah an den Monitor rangeht und explizit danach sucht. Dementsprechend ist dann auch der eigentlich Kritik Punkt am S1932 Nachfolger der, dass es auffällt. Es fällt schlicht und ergeifend auf und das eben auch wenn man nicht darauf sucht / darauf achtet...


    Es mag kein "No-Go" sein, aber es ist dennoch nervig - gerade wenn man den Monitor eben grafisch verwendet bzw. man in einem 3D-Modeller ständig sieht, das die Gitternetzlinien / die Gitterpunkte beim Bewegen ein Nachbild hinter sich her ziehen, das einem immer wenn man irgendwas bewegt halt ins Gesicht springt...


    Ich führe das auf Eizos Änderungen im Zusammenhang mit dieser ganzen Kontrasmodi-Geschichte zurück und nehme an, das hier das Overdrive nicht optimal funktioniert. Ich habe dann sogar eine Möglichkeit gefunden diesen Effekt verschwinden zu lassen! Eine weitere neue Option im Eizo OSD ist nämlich eine Schärfungseinstellung. Ich habe keine Ahnung, wieso ein Monitor das Bild nachschärfen können sollte, aber aus irgendeinem Grund hat Eizo dieser Option einen eigenen Punkt im Obermenü spendiert (weit rechts zu finden für Besitzer des S1932). Hier kann man die Bildschärfe von -3 bis +3 einstellen, wobei 0 dabei der Standard ist. Beim Rumspielen mit den Einstellungen um evtl. das Problem doch irgendwie zu lösen fand ich dann heraus, dass bei einer Einstellung von -2 das gesamte Nachbild auf einen Schlag verschwindet und man prinzipiell das S1931-Niveau vorfindet. Der große Nachteil ist halt: Das ganz Bild ist nun inakzeptabel unscharf und eine Nutzung in der Form nicht wirklich "möglich"...


    Alles in allem eher inakzeptabel, dass es eine derartige Verschlechterung zum quasi identischen Vorgänger gibt und bei dem Preis den man dafür zahlt sowieso eine schlechte Leistung. Ich spiele derzeit mit dem Gedanken einen Eizo-Techniker vorbeikommen zu lassen (einer der großen Service-Vorteile die man bei Eizo hat) um mir bestätigen zu lassen, dass an meinem Overdrive nichts defekt ist. Wenn das normal ist, werde ich den Monitor wohl wechseln und mit evtl. doch den 22"er Eizo zulegen, weil ich so mit dem S1932 einfach nicht zufrieden bin...


    Fazit:
    Eine solide Grundlage hat der Eizo S1932 der im Prinzip das Meiste auch richtig macht. Leider wurde er aus oben genannten Gründen im Vergleich zu den Vorgänger verschlimmbessert. Man hätte den S1931 wohl besser einfach so gelassen wie er ist - wirklich herausragende Vorteile hat der S1932 sowieso nicht zu bieten gehabt...


    Ich werde auch mal versuchen besagtes Nachbild-Problem mit einer Digitalkamera festzuhalten und wenn sich das Ganze als Defekt herausstellen sollte, werde ich das hier nachträglich angeben...


    Mahlzeit
    Käsetoast

  • Hallo Käsetoast,


    erstmal Danke für den ausführlichen Bericht.
    Hast du evtl. die Möglichkeit den Input-Lag zu testen? Vielleicht hat ja EIZO versucht diesen zu reduzieren...mit negativen Auswirkungen auf die Overdrive Qualität.
    Könnte sich unter Umständen durch die gesamte neue xx32 Serie ziehen.

  • Also ich habe den S1932 nun auch und kann das Problem mit dem Nachbild nicht rekonstruieren. Ich hatte vorher einen Samsung 930BF mit 4ms Reaktionszeit, von daher bin ich schon an schnelle Monitore gewöhnt. Der S1932 funktioniert hier bei mir wunderbar.

  • Ich besitze schon seit längerem einen S1931 und der Nachbildeffekt lässt sich auch bei diesem Monitor reproduzieren. Es ist jedoch nicht als störend zu empfinden. Es gibt jedoch noch ein Problem wenn gelbe Farben auf schwarzen kleine Bereiche auftreffen, so dass der schwarze Bereich einen kleinen Grünschimmer erhält. (beim S1931 zumindest)

  • Ich habe ebenfalls massive Probleme mit "Geisterbildern" bei schnellen Bewegungen. Kopfschmerzen und "Seekrankheit" sind nach längerem spielen garantiert. Durch die Nachbilder wirken die Texturen zudem unscharf und verwaschen. Für Spiele ist der Monitor definitiv nicht zu gebrauchen.


    Für alle Zweifler habe ich den Monitor mal kurz "in Action" mit meiner Kamera abgefilmt:


    Eigentlich brauchte ich einen Ersatz für meinen alten Samsung Syncmaster 172X, dessen Backlight inzwischen wohl definitiv hinüber ist und mir beim lesen daran schon nach einer halben Stunde die Augen schmerzten. Daher sollte es diesmal gleich ein hochwertigerer Monitor mit PVA-Panel für Office und Programmierung werden, der aber auch Abends für 3-D Shooter zu gebrauchen sein sollte. Da ich mit dem alten SyncMaster mit 16 ms Reaktionszeit keine Probleme hatte, dachte ich der S1932 mit 8 ms Overdrive Schaltung sollte dafür genügen. Habe zum Glück per Versand bestellt und kann daher vom Fernabsatzrecht gebraucht machen.


    Für Texte ist der Monitor allerdings wahrlich eine Augenweide. Das Bild ist angenehm, kontrastreich und gleichmäßig ausgeleuchtet.
    Soweit ich das verstanden habe kommen die "Geisterbilder" nicht von der Overdrive-Technik an sich, sondern daher, dass Eizo beim S1932 bei deren Umsetzung scheinbar arg gepfuscht hat.
    Leider bin ich auf keinen weiteren guten 19' Monitor mit PVA-Technik mehr gestoßen. Es werden scheinbar vornehmlich nur noch diese großen Breitbild-Monitore gefertigt (Wo soll das noch Enden? Die Dinger sind bald so groß wie Fernseher - nur sitze ich bei denen mindestens 2 Meter weit weg). Ich werde es wohl mit dem 22' Eizo W2232 mit 6 ms Overdrive-Schaltung versuchen, in der Hoffnung, dass sie Eizo bei diesem Modell besser implementiert hat.