Ich bin ja nicht neugierig, aber wissen wollte ich's dann doch: Was kann man eigentlich mit einem >10 Jahre alten Oberklasse-Monitor heute noch anfangen? Will man sowas noch haben? Vorab, die Antwort lautet "kommt drauf an"...
Bei so alter Hardware ist nämlich tatsächlich alles drin. Grundsätzlich funktionieren dürfte so ein Gerät i.d.R. noch völlig klaglos (in Nobel-Hardware wurden nun mal gottlob keine auf Kante genähten Billigelkos verbaut), aber es kann gut sein, daß die CCFLs der Hintergrundbeleuchtung schon ziemlich fertig sind. Gerade bei Modellen mit IPS-Panels und gehobener Ausstattung kann es gut sein, daß da vorher lange Jahre Bildbearbeitung angesagt war und Helligkeit und Farbdarstellung gerade mal noch für den Officebetrieb genügen. (Wer Erfahrungen mit einer diesbezüglichen Renovierung hat, könnte sich bei Gelegenheit gern mal dazu auslassen, ich fände es auf jeden Fall interessant.)
Mit meinem jüngsten "Fang" bin ich da irgendwo im Mittelfeld gelandet. Ein L795 war seinerzeit (ab ca. Anfang 2004) schon ein dolles Ding mit so Sachen wie Bild-im-Bild-Funktion und Hardware-Rotation, auch ein USB(-1.1)-Hub ist drin. Ausgestattet mit PVA-Panel, war er eher für den Business-Anwender gedacht, der einen knappen Tausender dafür hinzublättern bereit war (was freilich ein gutes Jahr davor nur für ein Consumer-Modell gereicht hätte... so ändern sich die Zeiten). Es ist schätzungsweise das gleiche Samsung-Panel verbaut wie in meinem alten 191T (oder im L767), die Specs von 500:1 und 170/170° sind als recht konservativ anzusehen.
Erster Bildeindruck: Schon recht gelblich, der gute. Gut 5000h auf der Uhr, Gehäuse teils deutlich vergilbt, also schätzungsweise öfter mal bei höherer Umgebungshelligkeit gelaufen. (Ein S1921 nach fast 10000h Officebetrieb sieht da noch deutlich besser aus.) Es ließ sich aber mit der Farbtemperatureinstellung auf ca. 8000-8500 K die Darstellung meinem NEC 1990SXi auf 5900K noch recht gut angleichen (woran ich beim 191T kläglich gescheitert war, auch ein gut ausgelutschter NEC 1980FXi kann das so nicht). Einzig dieses ganz tiefe Blau, das packen VA-Panels einfach nicht so recht.
Die Maximalhelligkeit ist tagsüber bei Sonne noch ausreichend (ähnlich dem NEC auf ca. 62%), viel Luft ist da nicht mehr. Dafür läßt er sich ziemlich weit runterregeln, wobei die Skala linear zu sein scheint, also subjektiv oberhalb von 50-60% nicht mehr viel passiert. Viel Aufwärmzeit braucht er übrigens nicht.
Eine 6-Achsen-Farbkorrektur habe ich im Menü ebenso vergeblich gesucht wie eine Gammaeinstellung, der Datenbankeintrag ist wohl in dieser Hinsicht falsch. Gerade der Blaukanal scheint hier ein deutlich erhöhtes Gamma aufzuweisen, in den anderen ist es eher ein wenig zu niedrig. Dafür läßt sich immerhin die blaue Betriebsanzeige-LED auf Wunsch abschalten.
Der Kontrast hinterläßt bei Videomaterial einen ähnlichen Eindruck wie mein NEC mit seinem S-IPS-Panel, der da eigentlich minimal schlechter dastehen müßte. Durch die Farbtemperatur-Einstellung geht aber schon merklich Helligkeit flöten, was natürlich direkt vom Kontrast abgeht. Schätzungsweise sind wir da jeweils noch in der Größenordnung 500:1. Für ein subjektiv sattes Schwarz unter Normalbedingungen reicht's, einem Videoabend steht damit grundsätzlich nichts im Wege. Nur unter verschärften Bedingungen geht es halt recht schnell ins Dunkelgrau.
Es wurde schon seinerzeit die Bildstabilität im Analogbetrieb bemängelt, und in der Tat, feine Muster bekommt man auch mit manuellem Feintuning der Phase - die der Autoadjust nicht perfekt erwischt - nicht ganz wellenfrei. Eigentlich untypisch für einen Eizo. (Ich vermisse auch Funktionen für eine weitere Erhöhung des Kontrasts und zum Nachschärfen.) Ich habe aber eh den Eindruck, daß das Modell seinerzeit irgendwie ein Nachzügler war, vielleicht weil die komplizierte Elektronik die Entwicklung verzögerte (als ausgereift würde ich Flachmänner ab ca. 2006 betrachten). Immerhin sind Umschalten und Signalerkennung angenehm schnell.
Leichtes Banding in den dunkleren Bereichen, dafür ist eine Differenzierung der Helligkeitswerte bis runter zu 1 und rauf zu 254 ohne weiteres gegeben.
Im Betrieb ist keine nennenswerte Geräuschentwicklung feststellbar. Nur im Standby ist aus dem Netzteilbereich ein hochfrequentes Britzeln zu hören, das im Soft-Off ein wenig leiser wird. Bei Inbetriebnahme des USB-Hubs verschwindet dieses wieder, wohl weil dieser dann etwas Strom zieht. Aber eigentlich hätte es das An- und Abschwellen der Power-LED im Soft-Off (dann ebenso wie im Standby orange) gar nicht wirklich gebraucht. Naja, abschalten (Netzschalter ist gut zugänglich auf der Oberseite links) und gut ist.
Das Gehäuse klingt übrigens seitlich ähnlich hohl wie beim S1923, scheint aber intern bombastisch stabil zu sein. Zur Kabelarretierung am Standfuß kommt noch die klappbare Metallklammer zur Einsatz, spätere Modelle hatten da einen Plastikdeckel.