Ich habe lage rum überlegt welchen TFT ich mir zulegen wollte und habe nach dem Lesen vieler Testberichte zum HP LP2065 gegriffen, der beim Prad.de wirklich exzellent abgeschnitten hat.
Ursprünglich wollte ich Aufgrund der tollen Optik zum Fujitsu-Siemens P20-2 greifen, aber dann hat meine Vernunft (?) gesiegt und ich habe mir den HP LP2065 zugelegt, der nicht nur preislich günstiger zu haben ist, sondern auch von den Testberichten deutlich besser abschneidet.
Da ich den Monitor hauptsächlich für 2D Aufgaben (Grafikbearbeitung und Programmierung) nutzen will habe ich die Spieletauglichkeit etwas nach hinten gestellt. Ich bin jedoch auch Spielen wie Enemy Territory, Quake 3 und Warsow nicht abgeneigt, so dass ich Abends gerne mal ein Ründchen "Fraggen" gehe.
Und jetzt zum eigentlichen Test...
Teil 0: Verwendete Hardware und Software
- Asus V9999 (GeForce 6800)
- HP LP2065 (REV.110)
- Ubuntu GNU/Linux
- Linux Kernel 2.6.15
- NVIDIA 1.0-8672
- Enemy Territory 2.60
- Warsow 0.12
Teil 1: Bestellung, Lieferung, Verpackung:
Ich habe den Monitor bei notebooksbilliger.de bestellt und wie auf der Website angegeben habe ich auf die Lieferung etwa 5 Werktage warten müssen. Bei der Sendungsverfolgung von GLS habe ich heute morgen gesehen, dass das Päckchen vom Zustellfahrer aufgenommen wurde. Irgendwann gegen Mittag stand er dann tatsächlich vor der Tür. Die Verpackung besteht aus Pappe und Styropor. Keine besonderen Details (wir sind ja schließlich nicht bei Apple), die zu erwähnen wären. Der Monitor kam ohne Blesuren hier an und konnte dank den mitgelieferten Kabeln (2x DVI-DVI, 2x DVI-Analog, 1x Strom, 1x USB) sofort in Betrieb genommen werden.
Teil 2: Aufbau, Mechanik:
Ich habe den Ständer an die gewünschte Stelle in meinem Zimmer gestellt und das TFT eingehängt. Dieser Mechanismus ist so deutlich sichtbar, dass ich nicht mal auf die nicht vorhandene Installationsanleitung zurückgreifen musste. Von da an funktioniert die Höheneinstellung, Pivotfunktion, Neigungswinkel, etc. wie von Zauberhand. Wenn man den Monitor berührt schwingt er nach, aber gerade dadurch scheint er Vibrationen vom Tisch prima zu kompensieren. Er steht wie eine Eins, lässt sich optimal verstellen - nix zu meckern, oder? Eine Kleinigkeit gibt es doch zu bemängeln. Die Kabelführung ist völlig Banane. Links und rechts vom Stände befindet sich eine Gummilippe unter die man Kabel schieben kann. Leider haben die Designer vergessen für Kabel, die unten aus dem Ständer heraus kommen entsprechend Freiraum zu schaffen, so dass Kabel zwischen der Gummilippe und einer scharfen Plastikkanten gequetscht werden. Eigentlich eine gute Idee, aber mit einem kleinen aber schwerwiegenden Designfehler. Ich lasse die Kabel jetzt einfach so herunter hängen und werde sie später einfach mit etwas Kabelbinder am Monitorfuß festbinden.
Teil 2: subjektiver Bildeindruck:
Scharf, Schärfer,... TFT. Ich bin die letzten Tage von meinem defekten CRT ziemlich entwöhnt worden. Anti-Aliasing in Hardware mit extrem inspirierenden Farbverfälschungen meines alten CRTs waren schließlich der Hauptgrund gewesen einen neuen Monitor zu kaufen. - Zurück zum TFT: 2-5% Grau ist ohne Probleme von reinem Schwarz zu unterscheiden (edit) (bei meinem alten CRT war dies nicht der Fall). Die subjektive Bildqualität ist wirklich berauschend. Hervorragende Farben, gestochen scharfe Schrift und ein Blickwinkel bei dem ich persönlich keinen großen Unterschied mehr zu einem regulären CRT sehe. Von schräg oben flachen die Farben deutlich ab, aber wenn man in gleicher Höhe nebeneinander sitzt merke ich ehrlich gesagt kaum einen Unterschied zwischen "vor" und "neben" dem Monitor. Tote Pixel habe ich noch keine gefunden.
Ich bin positiv überrascht und schon ein bisschen berauscht.
(edit) Ich muss mich korrigieren. 6% Grau kann man noch von reinem Schwarz unterscheiden, aber bei 3% Grau streikt dieser Monitor dann doch. Irgendwie schafft es mein Apple Powerbook 15" die Graustufen bis 3% und weniger sauber darzustellen. Zur Ehrenrettung des LP2065 muss ich anmerken, dass das Powerbook bei den helleren Graustufen etwas schwächelt. - Gibt es eine Möglichkeit die Auflösung der Graustufen irgendwie zu verbessern? Es ist extrem ungünstig, wenn man u.a. bei Fotomontagen Schwarz von sehr dunklen Grautönen nicht unterscheiden kann. (Link zu dem Bild mit dem ich die Graustufen getestet habe: )
Teil 3a: Spiele bei nativer Auflösung (1600x1200):
Als begeisterter Enemy Territory Spieler musste auch ein kurzer Spieletest her. Dieser Teil meines Tests fällt leider im gegensatz zu Teil 2 deutlich negativer aus. Mit den Einstellungen, die ich schon seit geraumer Zeit mit meinem CRT nutze (1600x1200, 76FPS) ergibt sich ein seltsamer Effekt. Bei Drehungen und Bewegungen erscheint das Bild "zerrissen". So als würde die eine Hälfte des Monitors mit einem Frame gezeichnet werden und die andere Hälfte des Monitors mit einem anderen Frame. Mit aktiviertem VSYNC ist dieser Spuk zwar vorbei, jedoch spürt man dann den so oft beschriebenen "Mauslag", den ich als sehr störend empfinde. Die Bildaufbaufehler kann man auch durch Verändern der FPS in den Griff bekommen. Bei 60 FPS ist der Effekt noch spürbar, aber deutlich reduziert. Bei etwas mehr als doppelter Framerate (125 FPS) ist der Effekt fast nicht mehr vorhanden und nur noch bei sehr schnellen Drehungen und Bewegungen zu sehen.
Da bei Warsow 125 FPS nichts ungewöhnliches sind ist mir hier ausser der typischen Bewegungsunschärfe nichts aufgefallen.
Teil 3b: Spiele bei andere Auflösungen:
Da konstante 125 FPS bei einer Auflösung von 1600x1200 selbst bei etwas angestaubten Titeln wie Enemy Territory nicht unbedingt immer zu erreichen sind habe ich versucht die Auflösung zu halbieren. 800x600 sollte eigentlich vom Interpolationsergebnis optimal sein (1 Pixel wird zu 4 Pixeln). Leider hat mich der Monitor eines besseren belehrt. Statt die native Auflösung so einfach umzurechnen wird das Bild deutlich unschärfer (ala. Hardware Anti-Aliasing) und wirkt verwaschen. Schlimmer noch, nach verlassen des Menus werde ich von unerträglich hängender Grafik begrüsst. Trotz konstanter FPS Anzeige fühlt es sich so an als würde die Framerate oscillieren. Mit einer Periodenlänge von 0,5 - 1 Sekunde wechseln sich die "Zustände" Ruckelfrei und Standbild ab. Eine andere Beschreibung für das Phänomen wäre folgende: Man stelle sich ein Video auf einer Schallplatte vor. Mehrmals pro Sekunde tippt man diese Schallplatte bei der Wiedergabe an und bremst sie so ab. - Zu gut deutsch: unspielbar
Zwischenzeitig habe ich schon an meinem Verstand gezweifelt und meinen Bruder zu Rat gezogen. Gut, ich habe doch keinen Augenkrebs. Was ist hier blos im argen? Am Kabel liegt es nicht. Sowohl per DVI- als auch per Analogem-Kabel tritt dieser Effekt auf. Mein alter CRT hatte bei Anderen Auflösungen als 1600x1200 nie solche Zicken gemacht. Ergo, da ist wohl was an der Monitorsteuerung faul.
Teil 3c: Spiele unter Windows:
Ich bin noch nicht dazu gekommen den Monitor mit schnelleren Ego-Schootern unter Windows zu testen. F.E.A.R. Combat (gibt es seit kurzem kostenlos zum Download) habe ich zwar kurz getestet, aber da dieser Titel schon von Haus aus meine Hardware ins Schwitzen bringt kann ich an der Stelle nichts über den Monitor sagen. Trotz interpolierter Auflösung sind mir jedoch keine periodischen FPS Hänger aufgefallen. Vieleicht aber auch nur deswegen weil das spiel generell etwas dunkel ausgefallen ist und von Haus aus auf meiner Hardware ruckelt.
Ich werde die kommenden Tage Enemy Territory auch unter Windows testen. Vieleicht hat wirklich nur der Grafiktreiber eine Macke? Aber warum hat dann mein CRT unabhängig von der Auflösung und verwendeten Framerate keine Anzeigeprobleme?
Teil 4: Fazit
Die Konstruktion und das 2D Bild sind absolut spitze und ich würde jedem Grafiker, Office-Nutzer oder Software-Entwickler uneingeschränkt zu diesem Modell raten. Spielern - auch Hobby-Spielern würde ich jedoch mit meinem derzeitigen Wissensstand von diesem Modell abraten. Die ingame Anzeigeprobleme sind einfach zu störend als dass man da zugunsten der exzellenten Bildqualität und Hardware-Verarbeitung ein Auge zudrücken könnte.
Ich werde die kommenden Tage dieses Modell weiter auf Herz und Nieren testen. Vieleicht bin ich ja was Spiele angeht einfach nur CRT verwöhnt? Auch wenn ich mich nur schweren Herzens von diesem Monitor wieder trennen würde gibt es aktuell für mich im Moment nur drei Alternativen:
1) Ich bekomme irgendwie die Anzeigeprobleme in den Griff. Solange es nur um ET und WSW geht könnte ich mit 1600x1200 bei 125 FPS leben, aber wenn Spiele wie ET:QW aktuell werden könnte ich mit 1600x1200 ein echtes Problem bekommen. Vieleicht hat die Quake 3 Engine schon eh und je eine Macke und das ganze fällt mir erst jetzt mit diesem TFT auf? Ich werde die kommenden Tage noch weitere Spiele testen und hier von den Experimenten berichten.
2) Ich akzeptiere das Problem und kaufe mir einen zusätzlichen 17" TFT, den ich nur zum Spielen verwende. Da der LP2065 im Gegensatz zu vielen anderen 20" TFTs recht günstig ist könnte ich mir das durchaus vorstellen. Schön wäre hierbei, dass ich einen separaten Monitor hätte, den ich für Dual-Head und LAN-Partys nutzen könnte. Wenn ich jedoch die Kosten für beide Monitore zusammenrechne komme ich auf eine Summe, mit der ich auch einen "luxus" 20-21" Monitor hätte kaufen können.
3.) Ich vergesse den Ausflug ins TFT Land und kaufe mir einfach wieder einen CRT Monitor. Schön schwer, robust und solange er neu ist mit brillianter Bildwiedergabe.
Teil 5: Schlussbemerkung
Vieleicht hat von euch schon jemand die gleichen Erfahrungen wie ich gesammelt und weiß wie man das Problem mit den Anzeigeproblemen in Enemy Territory unter Linux behebt. Ich bin bereit alles auszuprobieren solange es nicht um das Öffnen der Hardware und/oder den gezielten Verlust der Garantieansprüche geht.