Ungleichmäßige Farbstiche bei günstigen IPS Monitoren -- Was muss man hinnehmen?

  • Das LG Panel LM240WU4, das in verschiedenen Varianten z.B. im Dell U2410, HP LP2475W und Asus P246Q zum Einstatz kommt, wird immer wieder mit ungleichmäßigen Farbstichen in Zusammenhang gebracht.


    Benutzer klagen meist über einen "Grün -> Pink" Farbstichverlauf von links nach rechts, aber auch über andere unregelmäßige Farbstiche, die sich natürlich nicht per Kalibrierung in den Griff bekommen lassen, wird berichtet.


    Mir ist klar, dass alle obig genannten Geräte recht günstig sind und keine ColorComp oder vergleichbare Funktionalität besitzen.


    Welche Farbabweichungen muss ich realistischerweise in Kauf nehmen, wenn ich mich für ein günstiges wide gamut IPS Panel entscheide?


    Muss ich mit sichtbaren Farbstichen beim Arbeiten mit Officeprogrammen rechnen? Entsprechende Verfärbungen werden hier schnell sichtbar. Der Photobearbeitung sind sie natürlich auch sehr abträglich, stechen hier aber nicht ständig ins Auge.


    Oder sollten die Farbstiche unter der Wahrnehmungsgrenze liegen und nur durch Messungen, bzw. direkten Vergleich von verschiedenen Bildschirmregionen erkennbar sein?


    Kann man die Abweichung sinnvoll mit haushaltsüblichen Mitteln quantifizieren, z.B., durch Angabe von sowohl Farbtemperatur- als auch "Tint"-Unterschied? Lightroom, z.B., erlaubt den Weißabgleich per Farbpipette und zeigt die ermittelten Gelb/Blau & Grün/Magenta Werte an. Kann man diese Werte zur Quantifizierung nutzen, wenn man dafür sorgt dass entsprechende Bildschirmbereiche unscharf fotografiert und nachträglich noch per Software über Pixel gemittelt wird? Kann man die Gelb/Blau (Farbtemperatur) und Grün/Magenta (Farbstich) Werte (in Kombination) sinnvoll in deltaC Abweichungen umrechnen?


    Ist es alternativ mit einem Spektrometer und der Argyll & displaycalGUI software möglich die deltaC Abweichungen zu messen?


    Zur Motivation: Ein PA241W würde meinen Anforderungen locker genügen ist aber leider deutlich zu teuer. Prad.de, m.E. mit Abstand die beste Testseite, die es gibt, misst das deltaC für 15 Bereiche, mir ist aber unklar, ob ich z.B. einen Wert von >2.06 (rechte obere Ecke des Dell U2410 -> ) als störenden lokalen Farbstich wahrnehmen würde.


    Der Prad Lexikoneintrag zuDeltaC () sagt dass bereits 0.5 und weniger wahrnehmbar sind. Ist dann ein Wert von 2.06 wie beim U2410 nicht schon unakzeptabel für ein Gerät das seinen deutlich höheren Preis gegenüber TN Panels per Farbtreue rechtfertigen muss?


    Sind etwas kleinere, lokalisierte Farbstiche (deltaC < 3) für Bildschirme ohne ColorComp (o.ä.) hinzunehmen, jedoch großflächige Farbstiche (vermutlich liegt hier das deltaC höher?), wie sie z.B. als "links nach rechts Farbverschiebungen" auftreten als Fehler zu bemängeln?

    Einmal editiert, zuletzt von Class A ()

  • Ich verweise auf die Schnelle jetzt erstmal auf meinen Beitrag hier:


    24" Monitor für Bildbearbeitug und Office


    Der getestete U2410 hatte übrigens eine sehr vernünftige Bildhomogenität, besonders unter Berücksichtigung des Umstandes, dass kein Flächenhomogenitätsabgleich implementiert war. Allerdings kommst du hier in einen recht breiten Bereich der Serienstreuung, gerade bei den aktuellen LG IPS-Panels.


    Zitat

    Der Prad Lexikoneintrag zuDeltaC () sagt dass bereits 0.5 und weniger wahrnehmbar sind


    Das Auge ist in Bezug auf Unbuntfarben maximalempfindlich. Allerdings beziehen sich die Angaben in der Tabelle auf die Beurteilung der Grauachse. Für die Flächenhomogenität muss man schon ein paar Abstriche hinnehmen.



    Gruß


    Denis

    Gruß


    Denis

  • Der getestete U2410 hatte übrigens eine sehr vernünftige Bildhomogenität, besonders unter Berücksichtigung des Umstandes, dass kein Flächenhomogenitätsabgleich implementiert war.


    Heisst "sehr vernünftig", dass man auch bei realistischer Helligkeitseinstellung (z.B., 130 cd/m^2) und dunkleren Grauwerten (z.B., 25%) keine großflächigen Farbstiche erkennen kann?


    Meinen ersten Eindrücken nach können die Farbstiche bei größerer Helligkeit und vollweißem Bildinhalt visuell etwas maskiert werden. Wenn man weiß wo man wie hinzusehen hat, sind sie immer noch leicht da, aber meiner Erfahrung nach bei dunkleren Grautönen leichter auszumachen.


    Ich frage mich ob man bei einem Gerät ohne Flächenhomogenitätsabgleich die Abwesenheit von störenden (großflächigen, partiellen) Farbstichen einfach nicht erwarten darf.


    Allerdings kommst du hier in einen recht breiten Bereich der Serienstreuung, gerade bei den aktuellen LG IPS-Panels.


    Ja, leider. Schade, dass man sich geringere Toleranzen nicht gegen Aufpreis erkaufen kann. Damit meine ich einen Aufpreis, der nicht gleich zum Preis eines NEC PA241W führt.


    Für die Flächenhomogenität muss man schon ein paar Abstriche hinnehmen.




    Besten Dank für die Info und den Link. Leider kann ich die deltaC Werte immer noch noch nicht einordnen. Wenn ich z.B., in Lightroom eine Farbtemperaturdifferenz (Gelb/Blau) von 150 sehe und eine Tintdifferenz (Grün/Magenta) von 10, welchem deltaC entspricht dies? Mit einem Verweis auf die entsprechenden Grundlagen kann ich mir die exakten Formeln gerne selbst erarbeiten (wobei die Lightroom Werte wahrscheinlich schwierig zu interpretieren sind. Ggf. basieren sie auf "MelissaRGB").

  • Die Beschreibung von deltaC leuchtet mir nicht ein.


    Zitat

    Das DeltaC gibt die Buntheitsdifferenz an und entspricht, bei unbunten Farben als Referenz, dem DeltaE ohne Helligkeitsanteil.


    DeltaE ist definiert als sqrt(delta-L^2 + delta-a^2 + delta-b^2).


    Bei unbunten Farben ist damit DeltaE = delta-L.
    Fiele jetzt noch der Helligkeitsanteil (L) weg, dann bliebe gar nichts mehr übrig.


    Ich vermute, dass die Formulierung der Beschreibung nur etwas unglücklich ist und die Intention ist, dass


    DeltaC = sqrt(delta-a^2 + delta-b^2).



    Kann ich dann ein Bild einer Digitalkamera in den Lab Farbraum konvertieren (z.B. mit GIMP) und über das Ermitteln von delta-a und delta-b, DeltaE selbst ausrechnen?
    Da es sich um deltas handelt, könnte sich eine Normalisierung der Kamera in erster Näherung erübrigen, oder?


    Oder ist die einfachste Methode zur Ermittlung von DeltaC Werten (so wie sie von euch angegeben werden) eine Sonde zu nehmen und entsprechende Software laufen zu lassen? Gibt es freie Sofware (z.B., Argyll), die deltaC Werte auspucken kann?


    Sollte ich mir einen Monitor zulegen, würde ich liebend gerne objektiv überprüfen können ob er im Rahmen der von euch ermittelten deltaC Werte liegt. Sicher muss man mit Serienstreuung rechnen und mit größeren Abweichungen rechnen, aber so könnte ich zumindest sehen ob ich subjektiv zu empfindlich bin (sehe Farbstiche bei einer Homogenität, die von euch als "gut" klassifiziert wird) oder ob das Gerät ein Ausreißer ist (deltaC Werte >5).


    Über Informationen zum Reproduzieren der ermittelten deltaC Werte würde ich mich sehr freuen.

  • Zitat

    Fiele jetzt noch der Helligkeitsanteil (L) weg, dann bliebe gar nichts mehr übrig.


    Nein. Die Rede war oben von unbunten Farben als Referenz, nicht als Vergleichsprobe.


    Zitat

    Oder ist die einfachste Methode zur Ermittlung von DeltaC Werten (so wie sie von euch angegeben werden) eine Sonde zu nehmen und entsprechende Software laufen zu lassen?


    Wir nutzen aus verschiedenen Gründen eine eigene Softwarelösung. Das deltaC wirst du aber auch selbst ermitteln können.


    Zitat

    Kann ich dann ein Bild einer Digitalkamera in den Lab Farbraum konvertieren (z.B. mit GIMP) und über das Ermitteln von delta-a und delta-b, DeltaE selbst ausrechnen?


    Hier empfehle ich relativ dringend die Verwendung einer Messonde. Die ermittelten XYZ-Normfarbwerte dann mit dem Y-Wert für das mittlere Segment normaliseren und mit dem Weißpunkt (also den ebenfalls normalisierten XYZ-Normfarbwerten) des mittleren Segmentes nach Lab wandeln.


    Zitat

    Meinen ersten Eindrücken nach können die Farbstiche bei größerer Helligkeit und vollweißem Bildinhalt visuell etwas maskiert werden.


    Sicherheitshalber sei noch erwähnt, dass wir das deltaC an 4*15 Punkten (25/50/75/100 % Grau) vermessen und das Ergebnis mitteln. Da gibt es durchaus einige Unterschiede in der Ausprägung.


    Gruß


    Denis

    Gruß


    Denis