Entwickelt die Industrie an den Anforderungen vorbei?

  • Ich möchte hier einmal einen Thread aufmachen, um zu sehen, ob es noch andere Zeitgenossen gibt, die so wie ich glauben, dass die Industrie irgendwie an den Bedürfnissen der Konsumenten vorbeientwickelt. In meinem Bekanntenkreis bin ich definitiv nicht allein mit meiner Meinung.


    Bitte entschuldigt im Voraus, wenn dieser Beitrag etwas provozierend wirken sollte, aber irgendwie ist er auch so gedacht.


    Mir geht es jetzt nicht um das allseits diskutierte Thema Kopierschutz, HDMI usw., sondern schlicht und einfach um die Gerätedimensionen, Auflösungen etc.


    Fangen wir einmal bei den TFT-TVs an: Auch wenn man es schön langsam besser hinbekommt, aber es ist doch ein Unding, dass alle möglichen Klimmzüge unternommen werden müssen, um die normale Fernsehnormauflösung auf die TFT-TVs hochzurechnen (1920x1080 bzw. 1366x768 ).
    Wieso hat man nicht von grundauf eine Auflösung gewählt, die besser mit den Fernsehnormen zurechtkommt? Wenn z.B. die vertikale Auflösung der 2-fachen Zeilenzahl der Fernsehnorm entsprechen würde, wäre das Hochrechnen um Welten einfacher. Es gab ja früher einmal den Ansatz mit HD-MAC, welche 1152 Zeilen vorsah, somit die doppelte vertikale PAL-Auflösung.


    Gut, es gibt auch NTSC mit 480 sichtbaren Zeilen, aber PAL/SECAM mit 576 sichtbaren Zeilen hat doch unumstritten eine Marktverbreitung, die eine eigene Geräteserie rechtfertigen würde.


    Und wenn von mir aus die Hollywoodfilme auf den DVDs alle mit einer vertikalen Auflösung von 1080 daherkommen. Wo ist das Problem? Dann bleiben bei 1152 Zeilen oben und unten zusätzlich jeweils 36 Zeilen frei. Ohne schwarze Balken oben und unten geht es ja ohnehin nicht, man zeige mir die DVDs die ein echtes Aspektratio von 16:9 haben!


    Der TFT-TV ist nach wie vor ein Fernseher (wie der Name schon sagt) und nicht nur ein Heimkino! Das scheint man irgendwie vergessen zu haben. Und um die für viele Leute wichtige Hauptanwendung TV hinzubekommen, muss wie bereits oben gesagt mit großem Aufwand (aber teilweise mäßigem Erfolg) gearbeitet werden. Den negativen Aha-Effekt nach Kauf eines TFT-TVs durften bereits einige meiner Bekannten erleben.


    Und selbst bei der Heimkinoanwendung mit Full-HD-Auflösung kann einen das Thema Overscan einholen und schon wird wieder das ganze Bild umgerechnet. Der anfangs von vielen Leuten geglaubte Automatismus, dass eine 1920x1080 Quelle immer automatisch auch eine 1:1 Native-Ansteuerung des TFTs mit sich bringt, hat sich auch nicht bestätigt. Jetzt gilt es als Feature wenn ein TFT-TV auch diesen Native-Mode kann, eine Eigenschaft, die man bei den Full-HD-Geräten eigentlich von Anfang an erwartet hätte.


    Jetzt zu den Computer-TFTs:
    Irgendwie „gelungen“ finde ich das WideScreen-Verhältnis 16:10. Hauptsache nicht kompatibel mit 16:9! Wenn man jetzt z.B. einen TFT direkt über den S-Video-Ausgang eines DVD-Players ansteuern will, hat man die Wahl zwischen Eierkopf und Breitmaulfrosch. Natürlich gibt es noch keinen Player, der auch eine 16:10-Auswahl im Bildmenu hat.


    So ich glaube, ich habe genug geschrieben. Ich bin gespannt, wie jetzt die „Lagerbildung“ pro/kontra dieser Argumentation aussehen wird.
    epp4

  • Zitat

    Wieso hat man nicht von grundauf eine Auflösung gewählt, die besser mit den Fernsehnormen zurechtkommt? Wenn z.B. die vertikale Auflösung der 2-fachen Zeilenzahl der Fernsehnorm entsprechen würde, wäre das Hochrechnen um Welten einfacher. Es gab ja früher einmal den Ansatz mit HD-MAC, welche 1152 Zeilen vorsah, somit die doppelte vertikale PAL-Auflösung.


    Ist bei einem vernünftigem Scaling absolut kein Problem. Es wird ja eh jede Zeile neu aufgebaut, und es wird kein einfaches Pointsampling betrieben. Die Skalierung von PAL-SD auf WXGA oder FullHD ist insgesamt weniger problematisch als es scheint. Zumindest aus Berichten von der M8x Reihe weiß ich sogar, dass bei PAL Zuspielung auf 540 Zeilen beschnitten und dann hochskaliert wird (Gott sei Dank bleibt es aber nicht beim einfachen Pointsampling, so wie es manch ein Computer-TFT praktiziert (mein Apple z.B.)). Das Ergebnis sieht dennoch nicht besser aus, als bei anderen TVs.
    Ich selbst habe mit meinem Videoprozessor auch schon einige Tests hinter mir und ihm ist es rein vom Ergebnis her wirklich völlig egal, wie das Verhältnis Quell- zu Zielauflösung aussieht. Es bleibt in jedem Fall gleichmaßen perfekt. Mglw. kann man mit einem synthetischem Test da noch Unterschiede erkennen.
    Wirkliche Vorteile gibt es aber nur dann, wenn in eine Richtung gar nicht skaliert werden muß.


    Zitat

    Den negativen Aha-Effekt nach Kauf eines TFT-TVs durften bereits einige meiner Bekannten erleben.


    Das liegt i.d.R. aber nicht nur am Scaling, sondern dem genrell sehr mäßigen Videoprocessing - gerade beim Deinterlacing sieht es teils sehr böse aus. Und dann greifen oft noch diverse Bildverbesserer oder gar Maßnahmen wie DNM...Daran kann man leider nichts ändern und wenn man sich die Preise für ausgereifte, externe Lösungen anschaut, weiß man auch warum. Es reicht eben nicht, irgendeinen Chip einzubauen. Das beweisen die DCDi Implementierungen einiger TV und DVD Player Hersteller, die meilenweit von speziellen Geräten mit dem gleichen Chip entfernt sind (ich verweise auf die "alten" Crystalio Geräte mit FLI 2310). Zudem wollen viele User einfach ein out of the box Erlebnis. Umfangreiche Konfigurationen und die notwendige Beschäftigung mit den verschiedenen Signalen und Quellmaterialien sind i.d.R. nicht gewünscht.
    Wer den wirklichen, großen Aha-Effekt will, wird nicht um einen gut konfigurierten HTPC oder Videoprozessor vorbeikommen. Einfaches Hinstellen reicht aber auch dann nicht, man muß sich schon recht intensiv damit auseinandersetzen.


    Zitat

    Jetzt gilt es als Feature wenn ein TFT-TV auch diesen Native-Mode kann, eine Eigenschaft, die man bei den Full-HD-Geräten eigentlich von Anfang an erwartet hätte.


    Ist völlig richtig, aber da hat ja jetzt ein Umdenken eingesetzt. Allerdings, wie gesagt, viele Verbraucher wollten und wollen weiterhin den TV einfach nur out of the box nutzen.


    Gruß


    Denis

    Gruß


    Denis