Kleiner Guide zur TFT Monitor Kalibrierung

  • Ich habe lange nach Anleitungen und Tools gesucht, wie man sein TFT auch ohne Farbmessgerät möglichst farbgetreu kalibrieren kann. Die meisten Guides im Netz sind jedoch, wie es scheint, für die Kalibrierung eines CRT geschrieben und daher in Teilen ungeeignet. Mir ist es aber mittlerweile sehr gut gelungen meinen TFT einzustellen und werde meine Erfahrungen allen Hilfesuchenden im folgendem schildern.


    Vorraussetzung für die Tipps in diesem Guide ist, dass der TFT über DVI angeschlossen ist und in seiner nativen Auflösung betrieben wird.
    In diesem Fall sind Schärfe, Position & Geometrie der Anzeige schon automatisch optimal und bedürfen keiner weiteren Beachtung. Da die Helligkeit bei vielen TFTs im Auslieferungszustand oft viel zu hoch eingestellt ist, sollte diese über das OSD ein gutes Stück herunter geregelt werden.


    Anm. Scaleoview H19W-2: Die Helligkeit steht bei mir auf einem angenehmen Wert von 30.


    Weiterhin sollte man von den Programmen und Anleitungen, die die Einstellung eines fixen Gammawertes (meist 2,2) anstreben, Abstand nehmen. Das Problem ist, dass desto mehr man den Gammawert absenkt, umso mehr dunkle Graustufen und im anderen Fall zu viele helle Graustufen verloren gehen. Denn scheinbar hat jeder TFT seinen eigenen optimalen Gammawert, der die Mitte des größtmöglich darstellbaren Farbraums ist.


    Außerdem wird oft geschrieben, dass man den Kontrast auf den maximalen Wert einstellen solle. Davon rate ich allerdings auch ab. Vermutlich haben moderne TFTs ohnehin schon sehr gute Kontrastwerte, so dass sich die Erhöhung des Kontrastes für eine bessere Bildqualität nur sehr geringfügig auswirkt. Ein zu hoher Wert kann stattdessen eher nachteilig sein.



    1.) Überprüfen und auch etwas erhöhen kann man den Kontrast im ersten und zentralen Schritt für die Kalibrierung des TFTs. Dies tut man besten zusammen mit der wichtigeren Einstellung des Schwarzwertes über das OSD des Monitors.


    Dazu eignen sich, neben verschiedenen Grausskalen wie zum Beispiel hier
    und in verschieden Monitortestprogrammen (siehe Testprogramme auf prad.de), vorallem die folgenden Bilder:



    Ziel der Einstellung ist es, im ersten Bild alle Graustufen voneinander unterscheiden und in den weiteren Bildern alle Zahlen erkennen zu können.
    Alle Zahlen ab der Drei aufwärts sollten schon zu sehen sein. Die Zweier sind vielleicht nur noch gerade so zu erkennen, die Einser bei einigen vielleicht gar nicht. Letztere sind aber nur auf wirklich sehr guten Monitoren sichtbar und ist kein Grund zur Sorge. Wichtiger ist, dass man eine möglichst ausgeglichene Einstellung erreicht, d.h. man sollte die gleichen weißen und schwarzen Zahlen in etwa gleichgut erkennen können.


    Anm. Scaleoview H19W-2: Die standardmäßige Einstellung von 50 für den Schwarzwert hat sich auch als die beste erwiesen. Den Kontrast habe ich auf 59 eingestellt, wobei diese Einstellung aber nur eine wirklich untergeordnete Rolle spielt.



    2.) Zweiter uns schwierigster Schritt in der Kalibrierung des TFTs ist eine möglichst genaue Farbtreue und Homogenität.


    Vorweg die Bilder, die ich im nachhinein benutzt habe um die Farbeinstellung zu überprüfen:


    Auf dem ersten Bild eignet sich das unterste Bild sehr gut um die Natürlichkeit der Farben festzustellen. Auf dem zweiten Bild sieht man an dem Lautsprecher sehr schön, ob die Grauwerte auch ohne Farbstich wiedergegeben werden.
    Ich empfehle, bei Betrachtung der Bilder die verschiedenen vorgegebenen Farbeinstellungen und Temperaturen eines jedes Monitors auszuprobieren und auf die Unterschiede zu achten.


    Das macht man ebenso mit diesen Testgrafiken:



    Diese eignen sich nun besonders gut um die Farbkalibrierung vorzunehmen.


    Ziel und Grundsatz dabei ist, dass die die beste Farbeinstellung erreicht ist, wenn die einzelnen Viertel der Quadrate sich farblich nicht mehr voneinander unterscheiden lassen!


    Beim betrachten der Grafiken nimmt man dazu entweder einen größeren Abstand zum Monitor ein, oder besser noch, stellt seinen Augen unscharf um nicht immer aufstehen zu müssen. ;)


    Meine Vorgehensweise dabei war, zuerst den Gammawert softwareseitig nur soweit herunterzustellen, so dass sich zunächst nur die dunklen Grauwerte der oberen beiden Viertel nicht mehr unterscheiden ließen. Dann habe ich damit begonnen die einzelnen Farbwerte R-G-B übers OSD einzustellen, so dass sich nach und nach auch die helleren Grautöne immer ähnlicher wurden.


    Das erfordert einiges an Ausprobieren aber mit der nötigen Geduld erreicht man sein Ziel. Aus einiger Entfernung vom Monitor kann ich die Viertel der farbigen Grafik nun kaum noch unterscheiden und die obigen Testbilder sehen im Vergleich zu den Monitorvorgaben nun viel besser aus.


    Anm. Scaleoview H19W-2: Den Gammawert habe ich übers ATI Tray Tool auf 0,83 gestellt Die Farbwerte auf meinem Monitor sind nun R81, G74 und B57. Ob es noch andere treffende Einstellungen gibt müsste ich nochmal ausprobieren.



    So, ich hoffe ich kann damit einigen bei der Einstellung ihres TFTs weiterhelfen.
    Anregungen, Kritik und Verbesserungsvorschläge sind immer gern willkommen.



    MfG

    Einmal editiert, zuletzt von seCu1 ()

  • Gute Arbeit, Danke!


    Du hast den Bericht zwar für TFTs geschrieben, ich hab aber meinen CRT auch damit einstellen können - bzw habe festgestellt dass das Ding seit Jahren schon fast perfekt eingestellt war.


    Noch ein Tip für die Gamma-Checks wo man von weiter blicken soll, sodass die Linien nur mehr verwaschen wahrgenommen werden:
    Alle Kurzsichtigen aufgemerkt - Brille ab und passt, alles unscharf und schon verschwimmen die Linien!
    Wir sonst benachteiligten Blindfische müssen nun nicht meterweit zurückgehen, sondern es reicht, sich ggf auf dem Sessel nur ein bisschen nach hinten zu neigen.


    Angemerkt sei darüberhinaus, dass diese Form der Human-Kalibrierung zu einem Zeitpunkt vorgenommen werden sollte, an dem die Lichtverhältnisse denen entsprechen die die meiste Zeit des (Arbeits-)Tages vorherrschen.
    Also nicht grad dann testen wenn die Nachmittagssonne ins Zimmer knallt - und der Monitor auch noch in einem ungünstigen Winkel zum Licht steht.
    Arbeitsplatz-Ergonomie läßt grüßen!
    Diese Abhängigkeit von der Umgebungsbeleuchtung und dabei besonders der Reflektionsneigung von Schirmoberflächen, ist der Grund für die grossen Klappen-Konstruktionen rund um professionelle Grafiker-Monitore, egal ob CRT oder TFT.

  • Zitat

    Originally posted by seCu1
    Weiterhin sollte man von den Programmen und Anleitungen, die die Einstellung eines fixen Gammawertes (meist 2,2) anstreben, Abstand nehmen. Das Problem ist, dass desto mehr man den Gammawert absenkt, umso mehr dunkle Graustufen und im anderen Fall zu viele helle Graustufen verloren gehen. Denn scheinbar hat jeder TFT seinen eigenen optimalen Gammawert, der die Mitte des größtmöglich darstellbaren Farbraums ist.


    Hmmh, wenn ich den Gammawert mit Hilfe von QuickGamma (Link) verändere,
    gehen keine Graustufen verloren! (siehe die Zahlenbilder)
    Zum einstellen des Grauwertes aber besser das Bild verwenden:


    Offentsichtlich arbeitet die Gamma-Einstelllung über das ATI Tray Tool nicht korrekt!



    Zitat

    Originally posted by seCu1
    Anm. Scaleoview H19W-2: Den Gammawert habe ich übers ATI Tray Tool auf 0,83 gestellt Die Farbwerte auf meinem Monitor sind nun R81, G74 und B57. Ob es noch andere treffende Einstellungen gibt müsste ich nochmal ausprobieren.


    Also habe ich dort den Gammawert auf 1 belassen und benutzte stattdessen nun Quickgamma.



    Corvus
    Eh.. nein, soweit ich das verstanden habe nicht. Aber hat nicht jeder TFT einen Regler für den Schwarzwert?

    4 Mal editiert, zuletzt von seCu1 ()