Hardwarekalibrierung und Monitorprofile

  • Habe mir gerade einen DELL U2414q gekauft, u.a. deshalb, weil s-RGB und adobe-RGB werksseitig kalibriert sind und ich mir die Anschaffung eines neuen Colorimeters sparen wollte. Und natürlich wegen der ungklaublichen Auflösung.


    Ich hatte naiverweise geglaubt, dass bei einer Hardwarekalibrierung (denn das ist es doch, wenn ich den Farbraum am Monitor wählen kann (?) kein Monitorprofil mehr nötig wäre.


    Jetzt habe ich gelernt, dass auch bei einer HWK immer ein dem Monitor zugeordnetes Profli nötig ist.


    Was mich irritiert: Bei der Enrichtung des Monitors wird genau ein Profil = "UP2414Q.icm" dem Monitor zugeordnet.
    Müsste es da nicht je eines für adobe- und sRGB geben?


    Habe jetzt schon einiges über Farbmanagment gelesen, aber es reicht wohl noch lange nicht....

  • Zitat

    Ich hatte naiverweise geglaubt, dass bei einer Hardwarekalibrierung (denn das ist es doch, wenn ich den Farbraum am Monitor wählen kann (?) kein Monitorprofil mehr nötig wäre.


    Nein. Hardwarekalibration bezeichnet die Linearisierung des Monitors via eigener LUT. Im Rahmen einer Softwarekalibration wird zu diesem Zweck die LUT der Grafikkarte verwendet. Das jeweils im Anschluss erstellte Monitorprofil bleibt in beiden Fällen unerlässlich, denn es beschreibt seinen Ist-Zustand. Farbmangementfähige Software kann mit dieser Information dann möglichst passgenau in geräteabhängiges (Monitor-)RGB zur Anzeige transformieren. Damit erledigt sich auch der zweite Teil deiner Frage:


    Zitat

    Was mich irritiert: Bei der Enrichtung des Monitors wird genau ein Profil = "UP2414Q.icm" dem Monitor zugeordnet.
    Müsste es da nicht je eines für adobe- und sRGB geben?


    Du kannst in entsprechenden Anwendungen problemlos Bilder aus diesen oder anderen Arbeitsfarbräumen parallel öffnen. Grenzen setzt im Rahmen der Anzeige hier nur der Farbumfang des Monitors (außerhalb liegende Tonwerte können nur näherungsweise durch Abbildung auf seine Farbraumgrenze dargestellt werden). Eine Farbraumemulation (siehe nächster Absatz) kommt in diesem Umfeld i.d.R. nicht zum Einsatz, d.h. man nutzt den vollen Monitorfarbraum.


    Zitat

    Habe mir gerade einen DELL U2414q gekauft, u.a. deshalb, weil s-RGB und adobe-RGB werksseitig kalibriert sind


    Es handelt sich dabei um eine Farbraumemulation. Hier wird eine bestimmte Quellcharakteristik durch den Monitor möglichst exakt simuliert. Das ist besonders dann wichtig, wenn du mit nicht farbmanagementfähiger Software arbeitest. Du kannst auf diese Modi aber auch für die ersten Schritte in Sachen Farbmanagement zurückgreifen, solange du noch keine eigene Sonde hast. In diesem Fall sollte dem Monitor das zur Einstellung passende RGB-Arbeitsfarbraumprofil zugewiesen werden, damit farbmanagementfähige Software hinreichend korrekte Transformationen vornehmen kann.

    Gruß


    Denis

  • Sehr Interessant... Das man trotz Hardware Kalibrierung noch Profile benötigt war mir nicht klar...


    Mir stellt sich die Frage wie behält man da den Überblick? Am Mac bekomme ich nur ne liste mit unzähligen Profilen angezeigt... bei 2 Monitoren und 3 zu Kalibrierenden Settings gibt das ne ziemlich lange liste...


    Grüße
    Massaguana

  • Himmel, wie peinlich.


    Lieber Denis, vielen Dank für die Mühe, aber ich habe leider nichts verstanden.


    Ich bin leider kein Experte. Bisher habe ich mit basicolor squid meinen alten Monitor kalibriert/profiliert. Da hat man eine Messung gemacht, ein Profil wurde erzeugt und als Standardprofil für den Monitor gespeichert, man hat's überprüft (alle Werte unter Delta 0,9, was will man mehr. Alle meine Foto-relevanten Programme greifen automatisch auf dieses Profil zu, (bin XN-View muss man es eintragen) und und so sehen alle Fotos in allen Programmen (PSE 10, Silkypix, DXO...) gleich und schön aus.


    Easy.


    Nun dieser Monitor: er hat zwei "Werkskalibrierungen", sRGB und adobeRGB - schön,gekauft, alte Fotos in SRGB gucken, neue in adobe, nur - das geht nicht. Beide Werkskalibrierungen (oder Emulierungen oder wie auch immer) müssen auf ein Monitor-Standardprofil zugreifen, Windows erlaubt es garnicht anders und macht es automatisch.
    Bei Installation des Dell wird ein Monitorprofil geladen namens UP2414q.icm und von Windows zum Standardprofil gemacht. Wähle ich nun sRGB oder adobeRGB am Monitor, egal, er greift auf UP2414q.icm zu, es gibt ja auch nur das eine. Ich habe mich gefragt, ob das sein kann, so kam es zu mener Frage. Mittlerweile zeigt sich - dass bei sRGB-Monitoreinstellung die Farben völlig untersättigt sind, rot wird rotbraun, bei adobeRGB-Wahl am Monitor ist aber alles prima.Das sieht so aus, als passe UP 2414 prima zu der einen, aber nicht der anderen Einstellung.
    Was tun? Irgendein Standard-Monitorprofil ist bei Windows IMMER da - welches soll ich für sRGB nehmen? Da habe ich leider keine Idee und wünschte mir sehnlichst ein Antwort. :)


    Mittlerweile habe ich mit i1display und dem DELL-eignen mitgelieferten Programm kalibriert, gespeichert unter den CAL1 / CAL2 -Speichern des Monitors. Ergebnis: sRGB max. Delta 8,7, mehrere Farben über 4-5, Mittelwert 1,9, adobeRGB ähnlich. Betrachtet man das Ergebnis in Blau-Rot-Grün-Kurven, liegen alle präzise aufeinander....


    Nächster Versuch: Anwendung des mit i1display gelieferten Programms. Version 1.5.3 - gleiches Ergebnis wir bei adobeRGB, vermutlich wird hier automatisch auf adobe ausgeridchtet, keine Ahnung, Anleitung sagt nix.
    Plötzlich Update auf 1.5.4.


    Ausprobiert: Nun funktioniert die Monitorsteuerung nicht mehr, Hellligkeit muss von Hand eingegeben werden.
    Ergebnis: Top!!!!, max dE unter 1, Mittelwert dito. Jetzt könnte die Geschichte enden, nur: Das ergebnis in form der drei Kurven angezeigt, zeigt rot und grün fast deckungsgleich von 0 auf 100 steigen,während blau nur von 0 auf 75 steigt. das würde nach meinem Laienwissen kein gutes Zeichen sein - oder?
    Arbeite weiter dran, jeder Kommentar ist willkommen....
    Vieln Dank aber schon jetzt an die, die reagiert haben.

  • Zitat

    Nun dieser Monitor: er hat zwei "Werkskalibrierungen", sRGB und adobeRGB - schön,gekauft, alte Fotos in SRGB gucken, neue in adobe, nur - das geht nicht. Beide Werkskalibrierungen (oder Emulierungen oder wie auch immer) müssen auf ein Monitor-Standardprofil zugreifen, Windows erlaubt es garnicht anders und macht es automatisch.


    Ist ja auch richtig. Das Monitorprofil beschreibt den Ist-Zustand des Monitors. Theoretisch kannst du einfach in den AdobeRGB-Modus schalten und dem Bildschirm das AdobeRGB-Arbeitsfarbraumprofil zuweisen. Farbmanagementfähige Software wird auf dieser Basis in Monitor-RGB umrechnen. Besser ist natürlich eine individuelle Kalibration und Profilierung mit eigener Sonde - ohne Farbraumemulation (sRGB/ AdobeRGB) durch den Bildschirm. Die notwendigen Transformationen nimmt geeignete Software ohnehin auf Basis aller beteiligten Profile vor. Leider ist Color Calibration Solution hier etwas eingeschränkt, weil bei der Auswahl "Nativ" (=> RGB-Primärfarben) nur noch die Helligkeit angepasst werden kann. Das Ergebnis war zumindest beim UP3214Q aber brauchbar.


    Wenn du mit X-Rite i1 Profiler (Color Calibration Solution basiert auch auf dieser Software) eine Softwarekalibration (da das Programm nicht auf die LUT des Bildschirms zugreifen kann) durchführen möchtest, solltest du das aus dem Bildmodus Custom heraus tun. Sofern die ADC-Option (also die automatische Voreinstellung) nicht korrekt funktioniert, kannst du das per Hand machen (Haken bei "RGB-, Helligkeits- und Kontrasteinstellungen manuell vornehmen" setzen und den Anweisungen folgen, d.h gewünschte Helligkeit am Gerät einstellen und den Weißpunkt via RGB-Gain-Regler festlegen).


    Zitat

    Mittlerweile habe ich mit i1display und dem DELL-eignen mitgelieferten Programm kalibriert, gespeichert unter den CAL1 / CAL2 -Speichern des Monitors. Ergebnis: sRGB max. Delta 8,7, mehrere Farben über 4-5, Mittelwert 1,9, adobeRGB ähnlich. Betrachtet man das Ergebnis in Blau-Rot-Grün-Kurven, liegen alle präzise aufeinander....


    Hier ist mir nicht ganz klar, was du wo validiert hast.


    Zitat

    Mittlerweile zeigt sich - dass bei sRGB-Monitoreinstellung die Farben völlig untersättigt sind, rot wird rotbraun, bei adobeRGB-Wahl am Monitor ist aber alles prima.


    In farbmanagementfähiger Software wäre dieser Effekt normal, weil das Profil eine andere Charakteristik enthält und somit falsch transformiert wird. In diesem Fall das zur Einstellung passende Arbeitsfarbraumprofil (sRGB oder AdobeRGB) zuweisen - wobei du mit deiner Sonde (i1 Display Pro), wie gesagt, sowieso eine eigene Kalibration und Profilierung durchführen solltest, an deren Ende das passende Profil automatisch zugewiesen wird.


    Zitat

    vermutlich wird hier automatisch auf adobe ausgeridchtet, keine Ahnung, Anleitung sagt nix.


    Löse dich bitte von dem Gedanken, dass du für Bilder in verschiedenen Arbeitsfarbräumen unterschiedliche Kalibrationen bräuchtest. Solange die aktuelle Charakteristik korrekt im Monitorprofil erfasst ist, rechnet farbmanagementfähige Software geeignet um. Es ist in diesem Umfeld bei Vorhandensein einer eigenen Sonde daher auch nicht sinnvoll, den Farbraum durch entsprechende Modi oder andere Emulationsmechnismen einzuschränken.


    Zitat

    Mir stellt sich die Frage wie behält man da den Überblick?


    Am Ende des Kalibrations- und Profilierungsprozesses wird das Profil ja mit dem Bildschirm verknüpft. Fast alle farbmanagementfähigen Softwareprodukte lesen den entsprechenden Pfad selbst aus.

    Gruß


    Denis

  • Lieber Denis,
    vielen Dank!
    Ich fasse noch mal für Blöde zusammen:
    Wenn ich Werksmodus sRGB wähle, solte ich ein Monitorprofil aussuchen, welches "sRGB......." heißt.
    Wenn ich Werksmodus adobeRGB wähle, solte ich das in Windows angebotene "adobe1998" wählen.
    Wenn ich selbst kalibriere, wählt Windows ohnehin das erzeugte Profil (da gibt es auch kein Problem), und beim Wechsel kalibrierter Einstellungen wähle ich das bei der Kalibrierung vernünftig benannte und wiederfindbare Profil . Meine Programm wählen auch fast ale automatisch das richtige Profil
    Jetzt muss ich nur noch herausfinden, warum die Ergebnisse so schlecht sind:
    sRGB : deltaE 1,8 mit Standardabweichung 1,7, maximale Abweichungen. 6,8 - 3,0 - 2,7
    adobe RGB: deltaE 1.4 mit Standardabweichung 0,8 , maximale Abweichungen . 3,0 - 2,2 - 2.1
    Was auch immer - vielen Dank nochmals!!!