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Ganz simpler denkfehler:
In der LUT steht nicht:
Um es vielleicht noch einmal ganz eindeutig zu machen:
Ein Bildschirm-RGB-LUT-Profil enthält zwingend folgende CLUTs mit farbmetrischem Intent in zwei Richtungen:
AtoB1: Device-RGB => PCS. Der PCS ist ein geräteunabhängiger Verbindungsfarbraum (Lab oder XYZ), der alle sichtbaren Farben enthält
BtoA1: PCS => Device-RGB. Die inverse Zuordnung.
Bei Ausgabeprofilen für den Druck kommen noch andere CLUTs ins Spiel, die vorberechnete Farbraumkompressionen, ausgehend von einem unterstellten Quellfarbraum enthalten (meist nur für die BtoA-Richtung, während AtoB farbmetrisch bleibt, also den originären Farbumfang abbildet).
RGB-Matrix-Profile enthalten zur Charakterisierung nur die farbmetrischen Daten der Primärfarben und die Tonwertkurve für jeden Kanal. Da Bildschirme sich, wie gesagt, meist sehr linear verhalten, "muss" das zur Beschreibung bereits ausreichen. Es gibt noch weitere Profiltypen, z.B. die erwähnten Device Link Typen, deren LUT direkte Zuordungen enthält. Das geht in die von dir angedachte Richtung. Damit umgeht man den Umweg über den PCS und führt direkt passgenaue Transformationen für ein spezielles Setup (beispielsweise Proofdrucke) durch. Aber auch das muss man eben explizit auswerten.
Ein CMM kann nun aus dem Profil die Farbraumgrenze ermitteln und einen Gamut Boundary Descriptor aufbauen. Sofern der Quelltonwert innerhalb des Bildschirmfarbraums liegt, muss er nicht verschoben werden. Die Abbildung erfolgt ideal. Im anderen Fall wird der Tonwert auf die Farbraumgrenze verschoben. Das kannst du bei unseren Testberichten gut nachvollziehen, wenn wir nach Kalibration Messungen unter Berücksichtigung des Bildschirmprofils durchführen und auf einen Quellfarbraum zurückgreifen, der über den des Bildschirms hinausgeht (Beispiel).
Ausnahme wäre, siehe oben, ein nicht farbmetrischer Rendering-Intent. Hier wird direkt auf die entsprechende Tabelle zurückgegriffen. Aber das spielt erst bei Ausgabeprofilen eine Rolle.
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das hat nicht im geringsten etwas mit der Grafikkarten-LUT zu tuen
Bitte meinen Text genau lesen. Die im Rahmen einer Softwarekalibration erstellten Bildschirmprofile enthalten u.a. noch ein vcgt-Tag. Das enthält die Linearisierungs-Korrekturen für die 1D-LUT der Grafikkarte. Sie sorgen für eine vernünftige Graubalance und die gewünschten Gradationseigenschaften. Das ist das, was beim Systemstart auffällt, da sich die Darstellung plötzlich mehr oder weniger stark ändert. Und nur diese Korrekturen kannst du in Spiele "hinüberretten". Das ist aber schon nicht schlecht, weil durch die sRGB-Tonwertkurve beispielsweise die Detailzeichnung in den Tiefen verbessert wird. Weist der Bildschirm vorher eine Gamma 2.2-Gradation auf, laufen die Tiefen sonst etwas zu.
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Im sRGB oder AdobeRGB-Modus vom Bildschirm ist es ja schon kalibriert, da brauchst du keine Profile.
Für das Arbeiten in nicht farbmanagementfähigen Applikationen: Ja. Stelle dir aber vor, du schaltest deinen Bildschirm in den sRGB-Modus um und hast noch das selbsterstellte Profil aus dem CustomColor Modus hinterlegt. Farbmanagementfähige Software wird nun zwangsweise falsch transformieren. Anderes Szenario: Ein Benutzer, der erste Erfahrungen mit Farbmanagement sammeln will (du siehst ja, ganz unkompliziert ist es nicht) und noch kein Colorimeter hat: Er schaltet den DELL in seinen AdobeRGB Modus und hinterlegt das AdobeRGB Arbeitsfarbraumprofil. Die Farbraumtransformationen in farbmanagementfähiger Software stimmen dann einigermaßen und er kann mit Softproof und Co. experimentieren.