Problem mit Kalibrierung an EIZO SX2462W

  • Hallo,


    seit kurzem bin ich Besitzer eines EIZO FlexScan SX2462W und theoretisch auch recht zufrieden damit.
    Theoretisch deshalb weil sich jetzt - nach einer Kalibrierung im sRGB-Modus ein eigenartiges Phänomen ergeben hat.



    Problem:


    Nach der Kalibrierung sind zwar alle Farben erstklassisch, allerdings ist eine Sache sehr komisch: Der Weißpunkt scheint einerseits - in Bezug auf Farben - gut zu funktionieren, aber in Windows selbst gibt es den Effekt, dass zwar der Windows-Mauszeiger ein perfektes Weiß zu sein scheint, aber dafür bekomme ich nirgends sonst ein richtiges Weiß zu Gesicht: weder in einem Textdokument (Standard-Hintergrundfarbe = weiß) noch im Photoshop: weiß gefüllte Fläche.


    Geschätzt sieht das Weiß (der weißen Farbfüllung) vielleicht wie 20% Grau aus. Ein helles Grau aber definitiv ein Grau. Das erkennt man sehr gut am Kontrast zwischen "weißem" Hintergrund und "weißer" Maus.


    Kann mir das jemand erklären?



    Nachtrag:


    Zum Kalibrieren nutze ich ein xRite Silver Haze Pro (DTP94) mit der Software iColor Display 3.6.0.0.


    Ciao,
    Pickeboe

    2 Mal editiert, zuletzt von Pickeboe ()

  • Das mag jetzt sehr unwissenschaftlich klingen, aber im sRGB Modus zu kalibrieren (der sowieso nur eine Krücke ist), halte ich für einen Fehler. Kalibriere im User Modus und berichte mal die Ergebnisse. Falls du in 6500K arbeitest, kannst du in Windows mit dem Eizo-Screenmanager automatisch in sRGB Umschalten lassen. Mit dem Tool lässt sich jedem Programm ein Farbmodus zuweisen und die Umschaltung erfolgt vollkommen transparent im Hintergrund.


    Das DTP Teil ist allerdings sehr gut, gehört zu Referenz. Daran sollte es nicht liegen.

  • Hallo Marc,

    Das mag jetzt sehr unwissenschaftlich klingen, aber im sRGB Modus zu kalibrieren (der sowieso nur eine Krücke ist), halte ich für einen Fehler. Kalibriere im User Modus und berichte mal die Ergebnisse. Falls du in 6500K arbeitest, kannst du in Windows mit dem Eizo-Screenmanager automatisch in sRGB Umschalten lassen. Mit dem Tool lässt sich jedem Programm ein Farbmodus zuweisen und die Umschaltung erfolgt vollkommen transparent im Hintergrund.


    Das DTP Teil ist allerdings sehr gut, gehört zu Referenz. Daran sollte es nicht liegen.

    letztlich muss ich ja mehrere Profile kalibrieren. Für den "normalen" Windowsgebrauch dürfte sRGB doch eigentlich die richtige Wahl sein. Hier braucht es weder einen erweiteren Farbraum noch verstärkten Kontrast. Wide Gamut ist hierfür also Unsinn. Entsprechend wird - bspw. per EIZO Screenmanager - in den sRGB-Modus geschaltet wenn ich nur einen Text schreibe. Wenn ich dann Photoshop starte, will ich bspw. mit AdobeRGB arbeiten. Benutze ich den Videoplayer, will ich ein Userprofil, das die Farben etwas verstärkt und die Kontraste verbessert.


    So hatte ich mir das vorgestellt. Irre ich hier?


    Entsprechend deiner Empfehlung, habe ich jetzt einmal das Userprofil 1 geladen und dort kalibriert.


    * offensichtlich ist der erweiterte Farbraum
    * offensichtlich funktioniert das Weiß noch immer nicht


    Als Kalibrierungsgrundlage habe ich folgende Werte benutzt:


    Gamma: 2,2
    Farbtemp: 6500K
    Leuchtdichte: 140 cd/m2


    erreicht wurden:


    Gamma: 2,2
    Farbtemp: 6395K
    Leuchtdichte: 140 cd/m2


    Wobei letzteres (die Leuchtdichte) fest von mir eingestellt wurde - entsprechend der "Arbeitsempfehlung PRADs".


    Der Profiltest ergibt folgende Werte:


    dE dE94
    0% 0.3 0.3
    17% 0.0 0.0
    25% 0.6 0.6
    50% 0.6 0.6
    75% 0.9 0.9
    100% 0.0 0.0
    R 1.4 0.4
    G 1.1 0.5
    B 2.1 0.5
    C 1.1 0.3
    M 0.3 0.1
    Y 1.3 0.5


    Wenn ich der Weißpunktjustage den Weißpunkt messe, kommt 6454K raus.
    So ganz schlau werde ich hier noch nicht... -.-



    Nachtrag:


    Inzwischen habe ich festgestellt, dass der Effekt, dass der Windows-Mauszeiger weißer als sonstige Weißflächen ist, _immer_ auftritt. Immer bedeutet in diesem Fall in jedem der voreingestellten Monitorprofile. Im Videomodus ist dieser Effekt am geringsten sichtbar aber er ist vorhanden. Da es sich ausschließlich um den Mauszeiger handelt, kann es sich also nicht um eine Fehlfunktion von Colorimeter oder Monitor handeln.


    Interessanterweise werden Fotos sehr realistisch dargestellt - also selbst helle Bereiche in Fotos werden gut dargestellt - allerdings nicht weiß.
    Ich teste weiter...


    Wenn mir das jemand erklären könnte, wäre ich sehr dankbar.



    Pickeboe


    Ciao,
    Pickeboe

    Einmal editiert, zuletzt von Pickeboe ()

  • Zitat

    Inzwischen habe ich festgestellt, dass der Effekt, dass der Windows-Mauszeiger weißer als sonstige Weißflächen ist, _immer_ auftritt.


    Ich halte das für ein rein optisches Phänomen (aufgrund seiner schwarzen Umrandung). Sowas ist auch einer der Gründe warum das Auge als Meßgerät so ungeeignet ist.


    Zitat

    Benutze ich den Videoplayer, will ich ein Userprofil, das die Farben etwas verstärkt und die Kontraste verbessert.


    Für die Videowiedergabe solltest du den sRGB-Modus nutzen, weil sich die Standards hier Richtung sRGB bewegen. Farbmanagement für Videos ist ja absolut noch nicht weit verbreitet.


    Zitat

    Wenn ich dann Photoshop starte, will ich bspw. mit AdobeRGB arbeiten


    Nur nochmal zur Sicherheit: "Auf einen Farbraum" wird eh nicht kalibriert. Im Profil ist der Bildschirm ja farbmetrisch erfasst. Insofern reicht ein Profil aus. Du kannst natürlich noch ein zweites aus dem sRGB-Modus heraus anflegen, aber hier sind ja die Bildschirmparameter sehr fix. Da würde ich gar nicht kalibrieren (die Eizos sind eh immer schon ziemlich neutral ab Werk) und profilieren (in ungemanagter Umgebung würde das Profil sowieso nicht berücksichtigt). Wäre ganz nett, wenn nach dem Wechsel auf den sRGB-Modus das Monitorprofil aus Windows herausgenommen und die Grafikkarten-LUT "entladen" wird. Ich weiß nicht, ob das mit der Screenmanager Software von Eizo möglich ist.


    Gruß


    Denis

    Gruß


    Denis

  • Hmm, Pickeboe, irgendwas stimmt da nicht. Ich hatte mit der Kalibrierung keine Probleme. Ferndiagnosen sind immer sehr schwierig. Falls du Zeit hast, lass uns noch mehr Details zukommen. Am schnellsten geht es, wenn du Screencaps von allen relevanten Tabs in iColor machst, desweiteren wäre interessant, was du im Win Color Management eingestellt hast.


    Welches Windows benutzt du? Welche Grafik-Treiber? Bist du sicher, dass im Hintergrund kein anderes Farbmanagement Tool läuft?


    Oft liegt das Problem in irgendeiner banalen Kleinigkeit. Ich habe z.B. fast zwei Jahre gebraucht, um herauszufinden, warum meine TIFFs nach dem Konvertieren zu JPEGs kein Detail mehr in den Schatten hatten (abgesoffene Tiefen). Niemand konnte mir helfen, nirgendwo im Netz ließ sich etwas finden. Durch Versuch und Irrtum kam ich irgendwann darauf, dass es an Gamma 2.2 im Farbprofil lag. Seit ich mein Gamma auf sRGB einstelle, ist das Problem weg.


    Du musst dich entscheiden - entweder kalibrierst du für aRGB oder für sRGB. Du kannst ja nicht ständig das Profil im Win Color Management wechseln. Mein Rat, kalibriere im User Mode (1-3), und benutze den sRGB Modus unkalibriert (die Abweichungen merkst du mit bloßem Auge nicht). Ich habe User1 für meine aRGB Kalibrierung benutzt, und User2 für sRGB in Win7, wobei ich beim Letzteren nach SailorMoon's Anleitung einfach die 6-Farbachsen etwas getweakt habe - war gut genug, obwohl ich es nur nach Gefühl gemacht habe.

    3 Mal editiert, zuletzt von Marc Dwonn ()

  • Hallo,


    also zunächst einmal kann ich Entwarnung geben: Meine Phänomene sind alle "handgemacht" gewesen.
    Das bedeutet, sie existierten tatsächlich! Aber es war im Grunde meine unsachgemäße Kalibrierung, die dazu führte.


    Zwei Fehler habe ich gemacht:


    • Während der manuellen Monitorkalibrierung des Weißpunktes, vergaß ich die Helligkeit (Backlight) herunterzuregeln, um damit die gewünschte Leuchtdichte von 140 cd/m2 zu erreichen.
    • Die Monitorfunktion "Contrast Enhancer" war aktiviert.


    Rückblickend kann ich sagen, dass der Kontrast-"Verbesserer" eher ein Verschlimmbesserer ist. Denn eigentlich erzeugt er doch nur Nachteile:


    • Durch dieses Feature wird der Stromverbrauch im 10 Watt erhöht.
    • Die Luminanz und der Farbeindruck wird verfälscht.
    • Durch die Farbverfälschung erzeugt auch die Kalibrierung falsche Ergebnisse (siehe mein beschriebener Effekt).


    Nachdem ich diese Fehler also korrigierte, und eine nochmalige Kalibration vornahm, kam ich zu einem relativ guten Ergebnis. Meine dE-Abweichung beträgt immernoch 1,9. Bei Gelegenheit werde ich das noch weiter verbessern - es gibt hier noch Potential. Das Kalibrationslog habe ich unten angehängt.


    Letztlich habe ich noch die allgemeine Farbsättigung um 5 und speziell Die Rotsättigung um 7 reduziert, da die Farben ein wenig zu stark leuchteten. Damit reduziere ich zwar wieder den Tonwertumfang ein wenig, da ich mich aber schon im erweiterten Farbraum bewege sollte sich das verschmerzen lassen. Es sind ja wirklich nur geringe Anpassungen. Subjektiv empfinde dabei keinen Einbruch der allgemeinen Farbdynamik.



    Nun will ich euch aber auch betreffend meiner Ergebnisse nicht im Unklaren lassen - so sieht das Kalibrierungsergebnis aus...


    Kalibrierungsgrafik nach Kalibrierung:


    Farbraumvergleich, sRGB (schwarz) und mein UserRGB (weiß):


    Farbraumvergleich, sRGB (schwarz) und mein AdobeRGB (weiß):



    Die Herstellerangabe von 98% Abdeckung des AdobeRGB-Farbraumes schaffe ich (noch) nicht. Aber wie schon gesagt, das geht bestimmt noch besser. Es ist allemal sehr viel besser als mein alter LG! So gesehen sitze ich jetzt vor einem kalibrierten EIZO FlexScan SX2462W und bin glücklich. ;)



    Ciao,
    Pickeboe


    Kalibrationslog: CalibrationLog-20100205 11-19.pdf

  • Zitat

    Letztlich habe ich noch die allgemeine Farbsättigung um 5 und speziell Die Rotsättigung um 7 reduziert, da die Farben ein wenig zu stark leuchteten. Damit reduziere ich zwar wieder den Tonwertumfang ein wenig, da ich mich aber schon im erweiterten Farbraum bewege sollte sich das verschmerzen lassen.


    Der Tonwertumfang reduzierst du damit aufgrund der Elektronik des Bildschirms kaum. Es verkleinert den Farbraum, genau wie die Kalibrierung auf deinen gewünschten Weißpunkt. Ich empfehle dir in jedem Fall. für Kalibrierung und Profilierung nicht über die 6-Achsen-Farbkorrektur einzugreifen.


    Viele Grüße


    Denis

    Gruß


    Denis

  • Hallo Denis,

    für Kalibrierung und Profilierung nicht über die 6-Achsen-Farbkorrektur einzugreifen.

    warum genau rätst du mir davon ab?
    Oder besser gesagt: Inwiefern genau?


    Wie ich schrieb, nutzte ich die 6-Achsen-Anpassung erst _nach_ der Kalibrierung. Da die Farben noch zu leuchtend waren. Also mir ist schon klar, dass die Farben, aufgrund des erweiterten Farbraumes grundsätzlich mehr Sättigung sowie Kontrastumfang und damit Leuchtkraft besitzen. Allerdings sollten sie ja nicht wie "Lampen" daher kommen.


    Einerseits also die Frage: Warum nicht an den Einzelfarbachsen drehen?
    Andererseits: Wenn nicht an den Einzelachsen - dann bleibt ja nur die Gesamtsättigung. Wenn ich diese Sättigung soweit herunter regele, bis kaum mehr etwas "leuchtet", habe ich bestimmt eine Menge der erweiterten Farben "weggeregelt".


    Wie sollte ich denn dann eine, sagen wir mal, praxisnahe Kalibierung vornehmen?


    Zum Einen will ich in normalem Farbmodus am PC arbeiten (Text, Tabellen, Surfen usw.). Dann soll aber auch Bildbearbeitung her - und hierfür der erweiterte Farbmodus zum Einsatz kommen (Photoshop CS/Illustrator CS <- AdobeRGB).


    Nun kann ich mit dem EIZO-Screenmanager bequem einstellen, dass bspw. Photoshop mit dem Farbprofil "User3" arbeiten soll (welches auf den erweiterten Farbraum kalibriert wurde). Und sonst belasse ich das sRGB-Profil aktiv. Nur leider wird das ganze Photoshop dann im erweiterten Farbraum ausgeführt - nicht nur die Inhalte (Dateien). Denen kann ich natürlich Farbprofile zuordnen, aber das muss ja nicht zwangsläufig mit dem Programm-Farbprofil übereinstimmen. Hierbei stellt sich dann die Frage wofür die EIZO-Funktion - Softwareumschaltung - überhaupt gut sein soll.


    Hm... Fragen über Fragen. ;)




    Grüße,
    Thomas

  • Ich habe gerade wenig Zeit, daher kann ich das Posting nur überfliegen, aber zur Sicherheit zunächst Folgendes:


    Wenn du den Bildschirm kalibrierst und profilierst und danach insbesondere an der 6-Achsen-Farbkontrolle "herumspielst", verliert das Profil jegliche Bedeutung. Denn hier wurde der Monitorfarbraum ja farbmetrisch erfasst - und nur wenn der Ist-Zustand dem "damals" erfassten Zustand entspricht, kann ein CMM geeignete Transformationen durchführen. Kalibriere und profiliere den Bildschirm mit möglichst nativem Gerätefarbraum. In farbmanagementfähigen Anwendungen erhältst du dann eine bestmöglich korrekte Darstellung. Für Filme, Spiele etc. benutze doch einfach den sRGB-Modus des Gerätes. Der sollte, zumindest für nicht farbkritische Arbeiten, absolut ausreichend sein (und für die nutzt du ja farbmanagementfähige Software).


    Zitat

    Nur leider wird das ganze Photoshop dann im erweiterten Farbraum ausgeführt - nicht nur die Inhalte (Dateien). Denen kann ich natürlich Farbprofile zuordnen, aber das muss ja nicht zwangsläufig mit dem Programm-Farbprofil übereinstimmen.


    Ich habe den Satz jetzt mehrmals gelesen, aber, nicht böse gemeint, verstehe ihn nicht. PS bzw. sein CMM richten sich nach dem Dateiprofil. Damit wird in einen geräteunabhängigen Farbraum transformiert und von dort in Monitor-RGB mit Hilfe des in Windows (und nur dort) hinterlegten Monitoprofils. Ein "Programm-Farbprofil" gibt es hier nicht. Vielleicht meinst du den Arbeitsfarbraum, aber der muß nicht mit dem Dateiprofil übereinstimmen, um eine korrekte Anzeige zu haben. Setze in den Farbeinstellungen die drei Haken in den Farbmanagement-Richtlinien und gib vor, dass er eingebettete Profile behalten soll.


    Gruß


    Denis

    Gruß


    Denis

  • Hallo Denim,

    Warum schaust du nicht mal in das Handbuch des Monitors und versuchst das Gerät so einzusetzen, wie es sich Eizo bei seiner Konstruktion gedacht hat? Denn nur so funktioniert es zuverlässig. Deine Ideen, wie es funktionieren müsste, sind vollkommen abwegig.

    also im Handbuch steht u.a. Folgendes:


    Zitat: "Neben dem Erstellen von Dokumenten, Betrachten von Multimedia-Inhalten und andere allgemeine
    Verwendungszwecke eignet sich dieses Produkt auch für andere Anwendungen, wie zum Beispiel die Erstellung von
    Grafiken oder die Verarbeitung von digitalen Fotos, bei denen eine präzise Farbwiedergabe eine große Bedeutung
    spielt."


    Insofern glaube ich, setze ich das Gerät bestimmungsgemäß ein. Falls ich mich da irre, bitte ich um Erklärung, wie du das mit den abwegigen Ideen meinst.



    Pickeboe

  • Ich habe es mir mit der Einstellung relativ einfach gemacht. Einfach ein User - Profil kalibrieren und profilieren (ohne 6 Achsen Farbkorrektur, nur den Weißabgleich über die Gain-Einstellung der Primärfarben) und über den EIZO Screenmanager dieses Profil allen farbmanagementfähigen Anwendungen zuweisen.
    Alle anderen Anwendungen wird das Werks-sRGB-Profil (das hatte ich mal gegen das sRGB von Windows gemessen - die Werte sind irgendwo im Forum, alles im grünen Bereich) zugewiesen. Funktioniert prima. Und der Monitor selbst ist so Klasse, dass ich mich schon geärgert habe, einen Monitor dieser Qualität nicht schon eher gekauft zu haben.