Hallo,
im Rahmen meiner eigenen Entscheidungsfindung und Recherchen will ich hier mal ein paar Dinge berichten, die vielleicht den einen oder anderen Kaufwilligen für einen Großbild TFT interessieren könnten. Wobei ich auch mal die Hintergründe und technischen Gegebenheiten versuche zu beleuchten.
"Alte Hasen" werden vieles davon bereits wissen und mögen mich bei sachlichen Fehlern korrigieren.
Es handelt sich wie gesagt um meine subjektive Meinung, aber ich habe trotzdem versucht, technische Dinge möglichst objektiv darzustellen.
Kaufentscheidung: Plasma vs. TFT? Teil 1
Röhre schied für mich aus, mit meinem 36PW9767 hatte ich bereits vor 3 Jahren das Maximum an Röhrendiagonale erreicht. Ein Top Gerät übrigens, nach wie vor einer der besten CRT TVs aller Zeiten, aber eben noch ohne Progressive Scan, keine HDTV-Möglichkeit, groß, schwer und mit den üblichen Mankos bei der Bildgeometrie von 36" Flat Röhren. Der ziert zur höchsten Zufriedenheit meiner Frau unsere Stube und tut brav seine großartigen Dienste. Ich suchte nun ein multimediales Großbildtalent für unseren Hobby-/Computer Wohnkeller.
Beamer/Projektor ist für ganz alltägliches TV ja ohnehin nicht so gut geeignet, aber genau dafür sollte meine Neuerwerbung natürlich auch voll tauglich sein. Und auch als optimales Bildgerät für meine Konsolen (XBox, Cube, PS2) im Hobbyraum.
Ein Rückpro scheidet für mich einfach aus Qualitätsgrunden aus, selbst aktuelle DLP Rückpros haben m. E. mit Problemen wie mangelnder Konvergenz, Farbabweichungen und allgemeiner Unschärfe zu kämpfen. Ich habe keinen Rückpro gesehen, den ich als wirklich gut empfand. Maßstab ist immerhin der oben erwähnte 36PW9767.
Eigentlich sollte es für mich die "eierlegende Wollmilchsau" werden: perfekt scharfes Bild, perfekt für DVD, peferkt für TV, perfekt für Videospiele, zum Anschluß an PC geeignet, mindestens 90 cm sichtbares Bild, DVI-Anschluß, HDCP-kompatibel, und was man sonst noch für "bescheidene" Ansprüche hat. Wer träumt nicht davon
Blieb also nur die Wahl zwischen Plasma und TFT. Leider hat es mit halbwegs erschwinglichen TFT TV größer als 32" ja lange Zeit gedauert, weshalb ich mich auch erst vor kurzem entschieden habe. Zu diesem Gerät dann ein gesonderter Testbericht.
Vor der eigentlichen Kaufentscheidung stand aber erstmal jede Menge Recherche, Forenstudium, Magazinlektüre, und, und, und. Das Wissen um technische Hintergründe ist bei einer solchen Kaufentscheidung auf jeden Fall von Vorteil, wie ich festgestellt habe.
Daher jetzt ein Zwischenausflug zu den
Technischen Hintergründen
Um wenigstens die PAL TV / DVD Auflösung absolut verlustfrei darstellen zu können, sollte das Display mindestens dessen Auflösung physikalisch darstellen können, nämlich 768x576.
Deswegen kam für mich schonmal kein Plasmadisplay in Frage, das nur eine native Auflösung von 480 Zeilen hat, also ein Großteil der momentan günstigen Plasmas (480 Zeilen entspricht der japanischen/amerikanischen NTSC Fernsehnorm, daher so verbreitet bei Billigdisplays).
Im Gegenteil, es sollte für mich zumindest die "kleine" HDTV Auflösung 720p (1280x720) verlustfrei dargestellt werden können: erstens können einige DVD-Player 720p über DVI/HDMI auch für herkömmliche DVDs ausgeben, so wie mein Pioneer 868AVi, und zweitens scheint das mittelfristig die HDTV Norm für Europa zu werden. Für PC-Formate auf DVD gibt es bereits etliche 720p Filme:
Per PC mit DVI zuspielbar auf ein Display, geeignete Standalone Player ab Weihnachten.
Andererseits müssen wir aber noch etliche Jahre mit dem herkömmlichen PAL TV leben. Wenn die native Auflösung des Displays jedoch zu groß ist, muß für ein Vollbild extrem hochskaliert werden, was natürlich der Qualität Abbruch tut, wie jede Art von Up- oder Downscaling:
- Auflösung & Skalierung
Downscaling:
Idealerweise erzielt man das beste Bild, wenn das Signal in der nativen Auflösung des Displays vorliegt, also bekannterweise z.B. bei einem 19" TFT für PC 1280x1024. In diesem Fall generiert die Grafikkarte das Signal in exakt dieser Auflösung.
Anders bei PAL TV: die native Auflösung dieses Formates beträgt 576x768. Das wäre also die ideale Panelauflösung für den TFT, wenn es nur um PAL TV im Vollbild ginge.
Aber selbst diese Auflösung ist für viele Billig-Plasmas bereits zu groß (sie können nur 480 Zeilen darstellen statt 576), das Signal muß herunterskaliert werden:
Jedem Bildpunkt des Displays müssen bei Downscaling mehrere Bildpunkte des Quellmaterials zugeordnet werden (oder es wird kurzerhand beschnitten). Folge: Detailverlust
Bei noch höher aufgelöstem Bildmaterial wie 720p (1280x720) oder gar 1080i um so schlimmer: es fallen wesentliche Details der Bildinformation weg.
In diesem Zusammenhang bitte nicht von dem Begriff "Volle HDTV-Kompatibilität" täuschen lassen, den viele Plasma Hersteller gern verwenden. Diese Kompatibilität wird nur erreicht per downscaling mit den damit verbundenen Einbußen. Das hat nichts mit echter, nativer HDTV Auflösung zu tun! Nur damit gibts ein echtes HDTV Bild. HDTV-kompatibel ist nicht das gleiche wie native HDTV Auflösung.
Upscaling:
Wenn die native Auflösung des Displays höher ist als die des Quellmaterials, muß für ein Vollbild hochskaliert werden. Also z.B. die 576x768 PAL Auflösung auf ein 1280x1024er Panel. Dabei werden jedem Bildpunkt des Quellmaterials mehrere Bildpunkte des Displays zugeordnet. Folge: leicht unscharfes, verwaschenes Bild, aber noch schlimmer, auch Bildfehler werden hochgerechnet. Bei PAL TV das Bildrauschen, Artefakte, usw.
Je größer die Panelauflösung, desto extremer muß das Bild aufgepumpt werden für Vollbild. Einer der Gründe übrigens, warum PAL TV auf hochauflösenden Displays oftmals viel schlechter aussieht als auf herkömmlichen Röhren TVs.
Der notwendige Kompromiss
Bis 1080 HDTV umfassend und ausreichend verfügbar ist, kann es hierzulande Jahre bis Jahrzehnte dauern (verschlüsseltes Euro1080TV mal ausgenommen), wenn nicht sogar nur 720p als Norm etabliert wird, welches es zumindest schonmal verfügbar ist, siehe oben. In welchem Format Premiere HDTV senden wird, ist auch noch offen (ich vermute, 720).
Somit ist also momentan jede Auflösung größer als 1280x768 eigentlich nicht nötig, und nur eine sehr teure Investition in eine sehr ferne Zukunft
Mehr noch: Momentanes PAL TV sieht im Vollbild eines solchen Displays wegen extremem Upscaling nicht gerade toll aus.
Und leider bieten nur die allerwenigsten TV Displays eine abschaltbare Skalierung. D.h., das Bild wird meistens unter Ausnutzung der verfügbaren Displayfläche zwangsweise hochskaliert, wenn auch manchmal seitengerecht. Dann auf einem Breitbilddisplay PAL TV z.B. auf die volle Bildhöhe, aber im 4:3 Format seitengerecht, also schwarze Balken links und rechts. Aber immer noch skaliert.
Mir ist bisher nur ein einziger TFT TV bekannt, bei dem sich die Zwangsskalierung unterdrücken läßt, nämlich der Viewsonic3000. Wobei man natürlich die Schärfe der nativen Auflösung wiederum mit der Winzigkeit des Bildes erkauft: dann wird zur Darstellung von PAL nur ein Teilbereich des 1280er Displays genutzt und der Vorteil der großen Diagonale ist wetestgehend hinfällig, besonders bei 4:3.
Für TV ist das alles also ein echter Eiertanz von Kompromissen.
Nach meiner bescheidenen Meinung bieten momentan diejenigen Displays einen guten Kompromiss aus HDTV-tauglichkeit (720P) und trotzdem halbwegs ansehnlichem TV Vollbild, die wenigstens 1280 x 768 Auflösung haben, aber nicht unbedingt dramatisch viel darüber.
Nicht vergessen: wir reden hier über Großbild TV TFTs, nicht über PC Displays. Dort ist eine hohe Auflösung wünschenswert, es muß ja auch nicht dauernd ein eigentlich minderwertiges Signal hochskaliert werden, entsprechend potente Grafikkarte vorausgesetzt. Das sind andere Voraussetzungen als für ein TV Gerät.
Kaufentscheidung: Plasma vs. TFT? Teil 2
Nachdem für mich nun die technischen Mindestvorgaben an die Auflösung klar waren, galt es andere Dinge festzulegen:
Ein DVI-Anschluß war Pflicht, nachdem ich meine PC TFTs nur noch per DVI betreibe und diesen Qualitätsvorteil zu schätzen gelernt habe, ebenso wie an meinem Beamer. Wer einmal perfektes DVI am Projektor gesehen hat, wird nicht mehr zu analogem YUV Anschluß zurückkehren wollen.
Allerdings sollte der DVI-Anschluß am Display nicht nur für PC geeignet sein, sondern auch für hochwertige DVD-Player wie Denon3910 oder meinen eigenen Pioneer 868. Dabei gibt es aber eine Besonderheit zu beachten, den HDCP Kopierschutz (High Definition Copy Protection). Der ist bei allen hochwertigen DVD Playern eingebaut, und somit auch am Bildgerät Pflicht, sonst gibts nur Schneegestöber statt einem Bild.
Damit war die Auswahlmöglichkeit noch weiter eingeschränkt.
Blieb nur noch die Grundsatzfrage:
Ja was denn nun: Plasma oder TFT? Teil 3 und persönliche Einschätzung
Nachdem ich in verschiedenen Foren auch bei aktuellen Plasmas immer wieder auf die Problematik "Einbrennen" gestoßen bin, war für mich schnell klar, daß es eigentlich nur ein TFT sein könnte. Trotz fortgeschrittener Technik kommt es auch bei hochmodernen Plasmas doch immer wieder zu dauerhaftem Einbrand, insbesondere auch bei der intensiven Nutzung von Videospielen mit ihren statischen Menüs.
Weiterhin altert ein Plasma stetig und nicht schlagartig. Mit jeder Nutzung ein klitzkleines bischen Alterung. Bei täglichem Gebrauch nicht wahrnehmbar, aber mit größeren zeitlichen Abständen betrachtet doch merklich.
A.f.a.i.k. haben Plasmas bei normaler Nutzung eine "Halbwertszeit" von ca. 10000 Betriebsstunden. Das bedeutet nach ca. zehntausend Stunden kann das Gerät nur noch die Hälfte der ursprünglich maximal möglichen Helligkeits- und Kontrastwerte. Das ist zwar kein Drama, weil man ja nie auf max. Kontrast/Helligkeit schaut, und somit nach 10000 Stunden noch genügend "Luft" zum nachregeln hat, aber mich nervt das Wissen um den schleichenden Vergang doch. Zumal sich das Backlight eines TFT (das einzige Bauteil mit stetiger Alterung) problemlos und erschwinglich tauschen läßt, um das Gerät quasi in einen Neuzustand zu versetzen. Beim Plasma geht sowas nicht.
Für jeden, der jetzt denkt: "10000 Stunden ist doch höllisch viel":
Nicht für einen TV / DVD Bildschirm.
Bei täglich 5 Stunden ist das nach etwas mehr als 5 Jahren erreicht. Also nach zweieinhalb Jahren etwa 25 % Leuchtkraftverlust bei Plasmas.
Bevor mir die Plasmafraktion jetzt ins Gesicht springt: das sind theoretische Zahlen und hätten mich auch nicht unbedingt vom Plasmakauf abgehalten (dann schon eher mein "Einbrandschiss" als Konsolenintensivzocker).
Allerdings bin ich empfindlich gegen das plasmatypische Pixelflackern, das hat bisher noch jedes Gerät gehabt, das ich mir anschauen konnte.
Dagegen habe ich mich im laufe der Jahre an das TFT-Seherlebnis mit all seinen Vorzügen bestens gewöhnt, ja es sogar schätzen gelernt.
Kurz: Ich hatte für mich persönlich entschieden, einen TFT TV zu kaufen, der alle oben genannten Dinge erfüllt und mindestens 90cm sichtbare Bildgröße haben sollte.
Und wie würde sich so ein Teil als TV-Gerät schlagen, als das es ja zu einem erheblichen Teil eingesetzt würde?
Dumm war nur, daß es bis vor kurzem keinen einzigen (halbwegs erschwinglichen) TFT TV gab, der all dies erfüllte. Einen, den ich in die Wahl hätte nehmen können.
Bis vor kurzem...dann entdeckte ich den Philips 37PF9986/12 und seinen großen Bruder 42PF9986.
Meinen Testbericht zum 37er findet ihr in Kürze hier im Forum.
MfG
Bigtower