Kalibrieren - Von Irrungen und Wirrungen

  • Hallo!



    Ich bin recht neu was das Thema Kalibrierung anbelangt und habe auch nur erste eigene Erfahrungen mit meinem Dell 3008WFP (aRGB Workspace) und dem Spyder3Pro Paket gemacht. Die sind folgendermaßen:


    - Das Weiß erscheint mir bei 6500K 2.2 Gamma perfekt
    - Bei 5000K 2.2 erscheint es mir deutlich zu warm
    - Bei 5800K ist das weiß auch warm, aber annehmbar
    - Der Grauverlauf ist suboptimal, weißt colour cast (rot und grün) sowie abgestufte Übergänge auf (nicht hart, aber deutlich sichtbar, kein banding; auch bei anderen Farben zu sehen)
    - Das Bild mit 1-8 ist hingegen perfekt sichtbar (120 cd/m²)


    Der 3008WFP hat ja keine LUT, lässt sich also nur über Software kalibrieren. Nun frage ich mich folgende Sachen:


    - Sollte ich die Einstellungen am Gerät selbst nicht anrühren (sprich RGB 100, Helligkeit 75%, Kontrast 50%) und das alles das Colorimeter machen lassen? (Hierfür wäre das Spyder3Pro ungeeignet, ich bräuchte ein DTP94 oder i1d2 mit basICColor Software, damit die Helligkeit auch angegangen wird), damit ich nicht über 8-bit Monitor und 8-bit Grafikkarte, sondern nur über eines der Geräte kalibriere? Mein Monitor hat im unkalibrierten Zustand allerdings einen deutlichen Grünstich - gibt es Software, die das ohne OSD-Regelung klären kann, oder sind da alle wie Spyder3Pro?
    - Kann man mit dem 3008WFP überhaupt einen guten Grau(Farb)verlauf erreichen, oder bleibt das Geräten mit 12-bit LUT vorbehalten?
    - Welche Reihenfolge ist nun korrekt? Die einen sagen man solle die Helligkeit am Ende anpassen, nachdem mit dem Colorimeter gemessen wurde, andere sagen man soll es das Colorimeter machen lassen (so es das kann), wieder andere sagen man soll die Helligkeit am Anfang zusammen mit dem Kontrast anpassen und dann erst die Farbkalibrierung vornehmen...je mehr ich lese, desto weniger blicke ich durch und egal wie ich es ausprobiere, der Grauverlauf bleibt eher schlecht als recht.



    Ein anderer Teilbereich, Farbtemperatur zum Drucken. Ich besitze noch keinen Drucker, liebäugele allerdings mit einem R2880, damit ich eigene und vorerst auch Bilder von Freunden und Familie zum Leben erwecken kann. Dafür möchte ich natürlich vor dem Drucken wissen, wie das ganze aussieht. Das Thema der Profile ist geschenkt, beim R2880 kann man sich ja zum Glück auf den Hersteller verlassen.


    Interessanter ist da für mich schon die Frage, ob ich auf 5800K oder 6500K oder gar 5000K schielen sollte.
    Der Druckstandard (irgendein ISO) schreibt ja vor, dass man D50 nutzt, also 5000K Lampen und demnach irgendwas zwischen 5000-5800K am Monitor. Einige andere Leute meinen dann aber, dass das sehr ins rötliche ginge (was ich ja auch selbst bemerkt hatte), also eher was für Profis sei, was ich nun wirklich nicht bin. Da mir aber auch 5800K noch recht rötlich vorkommt, dachte ich jetzt spontan daran, 6500K zu nutzen und demnach auch die passenden Lampen zu kaufen (Osram Biolux Lxx W/965 erschienen mir passend).


    Nun sagen die einen Hü, die anderen Hott - und natürlich gibt es auch die Verfechter der Mitte, die beispielsweise empfehlen den Monitor die Farbtemperatur weitgehend vorgeben zu lassen, insbesondere wenn man nicht mit einer LUT arbeiten kann. Will heißen, man soll RGB auf 100 lassen und wenn die Farbtemperatur dann ca. zwischen 5000 und 6800 liegt, soll man den Zielwert für seine Kalibrierung genau darauf einstellen, damit vom Farbraum möglichst wenig verloren geht.


    Amen.

  • Zitat

    - Sollte ich die Einstellungen am Gerät selbst nicht anrühren (sprich RGB 100, Helligkeit 75%, Kontrast 50%) und das alles das Colorimeter machen lassen?


    Nein, benutze ruhig die Einstellungen am Gerät. Der Tonwertumfang wird auch bei Korrektur über die Grafikkarten-LUT (8-Bit pro Kanal) verringert.


    Zitat

    - Kann man mit dem 3008WFP überhaupt einen guten Grau(Farb)verlauf erreichen, oder bleibt das Geräten mit 12-bit LUT vorbehalten?


    Mit einer LUT >8-Bit und entsprechendem Processing bleiben Tonwertverluste geringer, aber du kannst auch so brauchbare Ergebnisse erzielen, wenn die Korrekturen nicht zu umfangreich ausfallen. Eine neutrale Grauachse wird in jedem Fall möglich sein.


    Zitat

    wieder andere sagen man soll die Helligkeit am Anfang zusammen mit dem Kontrast anpassen und dann erst die Farbkalibrierung vornehmen..


    So wird ein Schuh draus. Du paßt den Kontrast vor der Kalibrierung an und die Helligkeit solltest du im Rahmen der Kalibrierung (genauer: an deren Beginn) passend verändern (die Software wird dir die Möglichkeit bieten, das zu tun).


    Zitat

    Ein anderer Teilbereich, Farbtemperatur zum Drucken. (...). Interessanter ist da für mich schon die Frage, ob ich auf 5800K oder 6500K oder gar 5000K schielen sollte.


    Wenn du mit D50 abmusterst, sollte der Bildschirm darauf abgestimmt sein, weil das Auge für die chromatische Adaption etwas Zeit braucht. Die 6500K, die z.B. für sRGB empfohlen (aber nicht erzwungen!) werden, rühren daher, weil das Tageslicht (zu einem bestimmten Zeitpunkt) in diesen Bereich fällt und die Farbtemperatur des Umgebungslichts damit mit dem Monitor-WP übereinstimmt. Wobei das wirklich nur pi mal Daumen ist - insofern ist die Sache mit den "nur 6500K sind richtig" Quark, aber man kann ja nicht ständig neu kalibrieren und profilieren.


    Im Profibereich sorgt man daher für stabile und definierte Bedingungen. Im privaten Umfeld wirst du sicherlich nicht über einen Normlichtkasten (in der Abmusterung ist nicht nur die Farbtemperatur, sondern auch das emittierte Spektrum der Beleuchtung entscheidend), entsprechendes Umgebungslicht und Sichtschutzhaube für den Bildschirm verfügen. Insofern ist das alles von Grund auf eh deutlich ungenauer.


    Kalibriere und profilieren den Bildschirm nach deiner Wahl. Du solltest bei der Abmusterung deiner Drucke allerdings darauf achten, dass dein Umbegungslicht über ein kontinuierliches Spektrum verfügt, d.h. falls eine Leuchtstoffröhre zum Einsatz kommt, sollte das eine Vollspektrumausführung sein.


    Zitat

    Einige andere Leute meinen dann aber, dass das sehr ins rötliche ginge (was ich ja auch selbst bemerkt hatte), also eher was für Profis sei, was ich nun wirklich nicht bin.


    Das Auge adaptiert sich, im ersten Moment siehst du natürlich noch einen Farbstich, aber der "Weißabgleich" des Auges funktioniert (und muß deswegen mathematisch in der Farbmetrik nachempfunden werden). Hättest du dir etwas mehr Zeit gegeben, hättest du das gemerkt bzw. eben nichts mehr gemerkt :-).


    Gruß


    Denis

    Gruß


    Denis

  • Danke, Denis, das ist schon mal sehr hilfreich.


    Um zur 5800 vs 6500 Frage zurückzukehren: Es ist also schlichtweg egal? Die Hauptsache die Arbeitsbedingungen sind (einigermaßen) konstant?


    Dass ich Vollspektrum (z.B. Osram Biolux oder Lumilux) brauche, habe ich mittlerweile verstanden, danke noch mal für den Hinweis. Irgendwo hatte ich gelesen, dass man bei D50 Lampen auf 5800K kalibrieren sollte und nicht auf 5000K. Bei 6500K Lampen wäre hingegen 6500K am Monitor der Gegenspieler.



    Nachdem ich jetzt schon einige Versuche hinter mir habe, eine neutrale Grauachse einzustellen, bitte ich dich einfach mal um eine genaue Anleitung. Ich kenne ja mittlerweile einige Bilder und habe mich auch mehrfach durch das Spyder3Pro Programm geklickt, kriege das ganze aber einfach nicht streifen- und farbfrei hin. Ob ich nun mit 75% Brightness und 50% Kontrast (Werkseinstellungen) anfange oder nicht, ob ich daran drehe oder nicht, sie will sich mir weder neutral noch übergangslos zeigen (und das, obwohl ich sie im PS anzeigen lasse und sie beim Start zu aRGB konvertiere - was schon mal Wirkung zeigt im Vergleich zur Ansicht mit originalem sRGB Profil).


    Was mache ich falsch?

  • Wenn es dich beruhigt, deine Probleme hat jeder, der sich in dieses leider ziemlich komplexe Thema reinarbeiten will oder muss. Unser Auge ist nun einmal kein Messinstrument und der ganze Prozess des Sehen äußerst von den Umständen abhängig. Deshalb gibt es diese ganzen optischen Illusionen, die auch das Farbsehen hinters Licht führen können. Denis scheint da eine ähnliche Philosophie zu verfolgen wie ich, es gibt kein Paradigma, es muss funktionieren. Je nachdem, mit welchem Dienstleister man zusammenarbeitet oder für welchen Zweck man die Kalibration durchführt, sind andere Einstellungen vernünftiger. Das klingt alles nach Alchemie, aber dennoch kann man schon mit etwas Erfahrung sehr fix einen guten Kompromiss erzielen, der effektives Arbeiten ermöglicht.


    Wenn du wirklich tief in die Materie einsteigen willst, würde ich dieses Buch empfehlen, Real World Color Management (2nd Edition) von Bruce Fraser, noch das verständlichste Buch zum Thema. Viel zu anspruchsvoll, wenn es nur um Monitor und Drucker geht, aber wer einen akzeptablen Ersatz für eine Lehre in der Druckvorstufe sucht, der findet dort alles Wichtige.

  • Vernünftiger und praxisorientierter Beitrag von mcgrueningen. Gamma 1.8 würde ich wirklich auf das Altenteil schieben, damit macht man jeden modernen TFT zum Wattebauschprojektor. Generell würde ich raten, dass man sich mit dem Dienstleister bespricht, der für einen die Prints anfertigen soll, wenn es bei dir überhaupt darum geht. Eine feste Helligkeit würde ich keinesfalls vorgeben, wenn dir 120cd/m² zu flau sind oder 150cd/m² zu hell, dann ändere es nach deinem Eindruck. Natürlich macht es keinen Sinn, so wie es in dem verlinkten Thread fink getan hat, einen Monitor mit 380cd/m² zur Höhensonne umzufunktionieren, aber etwas Luft hat man dabei. Dann experimentiere etwas, sowohl mit der Farbtemperatur, wie auch mit dem Gamma, L* kann oft hilfreich sein, muss aber nicht. Einerseits willst du auf dem Monitor ein Bild im Vergleich zu einem anderen Gerät einschätzen können, andererseits musst du aber auch mit dem Bild auf dem Monitor zufrieden sein. Wenn dein Monitor mit scheinbar idealen Einstellungen zum Blöckchenhusten neigt, dann muss man sehen, ob man einen vergleichbar gut geeigneten Proofeindruck hinbekommt, ohne das Bild so zu massakrieren.

  • Ich gewinne immer mehr den Eindruck, dass diese ganzen Normen sich wie eine schlackernde Achse verhalten sind, die sich nur mit Erfahrung aber auf viele verschiedene Weisen zentrieren lässt.


    Ich habe mir heute 950er Leuchtstoffröhren bestellt, bastele mir demnächst eine Monitorblende und dann lege ich mir auch bald einen Drucker zu. Bin mal gespannt was ich für Erfahrungen mache. Das Buch kaufe ich mir bei Gelegenheit, ganz einfach um noch ein wenig besser zu verstehen was es mit der ganzen Thematik auf sich hat.

  • Zitat

    Gamma 1.8 würde ich wirklich auf das Altenteil schieben, damit macht man jeden modernen TFT zum Wattebauschprojektor


    Die Gradation ist ja im Profil vermerkt. In gemanagter Umgebung erhält man entsprechend immer die Gradation, die im Quellprofil hinterlegt ist (bei sRGB hat man also z.B. immer auch das sRGB Gamma). In ungemanagten Umgebungen sieht es anders aus. Hier sollte man idealerweise schon die Gradation wählen, die die Anwendungen unterstellen (was beim Mac ein Gamma 1,8 durchaus noch sinnvoll machen kann - allerdings sind hier inzwischen ja wohl auch sehr viele Systemanwendungen gemanaged - während man auf dem PC mit 2,2 gut fährt). Man kann sich evtl. auch überlegen, das native Monitorgamma zu wählen, um Tonwertverluste in dieser Umgebung zu verringern.


    Zitat

    Wenn du wirklich tief in die Materie einsteigen willst, würde ich dieses Buch empfehlen, Real World Color Management (2nd Edition) von Bruce Fraser, noch das verständlichste Buch zum Thema


    Buch ist wirklich gut und wendet sich konsequent an Neueinsteiger in der Materie, ohne zu flach zu werden. Die UGRA hat ebenfalls ein brauchbares Werk auf deutsch, das sich allerdings mehr auf die Farbmetrik konzentriert. Wobei das nach meiner Auffassung sowieso das Wichtigste ist. Wenn es wirklich um die Feinheiten geht, kann ich "Color Appearance Models" von Mark Fairchild empfehlen - oder auf einfach mal einen Blick auf Bruce Lindblooms einigermaßen geniale Seite werfen.


    Zitat

    Um zur 5800 vs 6500 Frage zurückzukehren: Es ist also schlichtweg egal? Die Hauptsache die Arbeitsbedingungen sind (einigermaßen) konstant?


    Das Auge adaptiert sich und der aktuelle Weißpunkt wird bei der Profilierung berücksichtigt. "Korrekte Farben" hast du in jedem Fall. Letztlich kannst du ruhig 6500K nutzen, eine optimale Abstimmung wirst du im Heimbereich sowieso nicht erreichen, was kein Weltungergang ist.


    Gruß


    Denis

    Gruß


    Denis

  • 35712
    Das liegt weniger an einer nicht ausgearbeiteten Theorie, sondern mehr an den Eigenheiten unseres Sehsinns. Er ist nicht nur aufgrund der Empfindlichkeit der Zäpfchen im Auge nicht linear (Graßmann hin oder her), sondern verarbeitet jede Information sehr nach der Umgebung. Denis hat ja schon einen Hinweis auf die Farbmetrik/Colourimetry gegeben. Wenn man sich damit beschäftigt, werden einige Dinge klarer. Zwei Punkte möchte ich kurz ansprechen, das ist die Metamerie und die chromatische Adaption, die eine Grundlage für die Farbkonstanz legt. Du findest dazu umfangreiche Erläuterung im Netz oder bei der Wikipedia. Das Buch von der UGRA, das Denis empfohlen hat, kenne ich nicht, gefunden habe ich nur dieses Buch, das ist aber nicht mehr zu bekommen. Sollte über die Fernleihe deiner Stadtbücherei zu erhalten sein.


    Metamerie ist der Grund, warum man überhaupt mit einem Monitor, der eigentlich nur drei Farben kann und dabei nicht einmal die möglichen Frequenzextrema abdeckt, das gesamte dem Menschen mögliche Spektrum abdecken kann. Eigentlich ist es doch vollkommen bescheuert, dass wir Violett aus Blau und Rot mischen können, obwohl Violett von der Frequenz noch unterhalb von Blau liegt. Unserem Auge kann man einen identischen Farbeindruck vermitteln, obwohl sich die Frequenzanteile des Lichtes komplett unterschiedlich zusammensetzen. Das ist verdammt merkwürdig und die Umrechnerei, ob zwei Farbmischungen gleich aussehen werden, ist reichlich kompliziert, zumal es dafür auch noch deutlich unterschiedliche mathematische Modelle gibt.


    Farbkonstanz ist die erstaunliche Fähigkeit unseres Sehapparats, eine Erdbeere unter verschiedensten Lichtquellen immer als Rot anzusehen, obwohl man mit einer dummen und nicht abgeglichenen Kamera sehen kann, dass sich die Farbe eigentlich ständig ändert. Für unser Überleben eine äußerst hilfreiche Funktion, es jedoch mathematisch in ein strenges Konzept zu pressen, ist nicht trivial. Man versucht dabei zu erfassen, wie wir Farben abhängig der äußeren Umstände wahrnehmen.


    Weiterhin ist der Farbraum immer ein dreidimensionales Objekt, jede 2D-Abbildung dementsprechend verzerrt. Bei Prad und den meisten Publikationen findet sich CIELAB/CIE 1931, die bekannte Schuhsohle. Nachteil ist, dass sie eine riesige Empfindlichkeit des menschlichen Auges im Grün vorgaukelt, die überhaupt nicht gegeben ist. Deshalb würde ich bei jeder an interessierte Laien gerichtete Publikation CIELUV/CIE 1976 bevorzugen, die in dem Punkt eine deutlich realistischere Einschätzung der erweiterten Möglichkeiten gerade von Wide Gamut Monitoren ermöglicht.


    Um all diese Variablen in ein Konzept zu bringen, bei dem verschiedene Personen an verschiedenen Orten einen gleichen Eindruck eines Bildes/Ausdrucks/etc. erhalten, dafür wird der ganze Aufwand getrieben. Dabei geht es nicht um höchstmöglichen Realismus oder die absolute Richtigkeit, sondern um die Vergleichbarkeit. Die Möglichkeit, den Eindruck abschätzbar zu machen, den diese andere Person haben wird. Deshalb ist es nicht verkehrt, wenn be_nice seinen Monitor mit 170cd/m² fährt und weiß, dass Prints später dunkler ausfallen werden. Wenn er damit den Ausdruck so hinbekommt, wie es vom Kunden erwartet wird, ist alles in Ordnung. In der analogen Fotografie gibt es spezielle Profifilme, die man für teuer Geld von wenigen Fachhändlern erwerben kann. Die sind keinen Deut besser als die normale Ware, haben aber eine Besonderheit. Sie werden unter sehr strengen Bedingungen produziert, gelagert und ausgeliefert. Damit ist gewährleistet, dass jeder Film einen identischen Bildeindruck hervorruft. Für einen Profi ein unschätzbares Argument. Und um diese Vorhersagbarkeit geht es, nichts anderes.

  • Zitat

    Bei Prad und den meisten Publikationen findet sich CIELAB/CIE 1931, die bekannte Schuhsohle.Nachteil ist, dass sie eine riesige Empfindlichkeit des menschlichen Auges im Grün vorgaukelt, die überhaupt nicht gegeben ist.


    Das müssen wir trennen. Die CIELAB Darstellung nutzen wir für die volumetrische Aufbereitung des Farbraums. Sie ist vglw. gleichbeständig und fällt nicht unter die Kritik. Das CIE-Farbendreieck mit der Normfarbtafel verwenden wir erst seit kurzem zur weiteren Information. Die Beschränkung auf eine rein anteilige Berücksichtigung der Normfarbwerte, bei der die Helligkeitskomponente wegfällt, macht das Ganze in der Darstellung sehr übersichtlich. Die fehlende Gleichbeständigkeit ist natürlich Tatsache, allerdings bietet HCFR keine andere Aufbereitung.


    Zitat

    Metamerie ist der Grund, warum man überhaupt mit einem Monitor, der eigentlich nur drei Farben kann und dabei nicht einmal die möglichen Frequenzextrema abdeckt, das gesamte dem Menschen mögliche Spektrum abdecken kann. Eigentlich ist es doch vollkommen bescheuert, dass wir Violett aus Blau und Rot mischen können, obwohl Violett von der Frequenz noch unterhalb von Blau liegt


    Ganz abdeckt wird es ja auch nicht. Egal wie du die drei Primärvalenzen wählst (d.h. selbst mit spektralen Primärvalenzen), wirst du nie den ganzen sichtbaren Bereich abdecken können. Die Sättigung verringert sich in der Mischung, was dazu führt, das man gerade im Cyan-Bereich recht weit von der entsprechenden Spektralfarbe entfernt ist. War der Grund, warum bei den Versuchen zur Farbnachstellung die uneigentliche Farbmischung genutzt werden mußte.


    Grundsätzlich ist der Punkt aber natürlich richtig - weil wir für uns nur wichtig ist, was hinten rauskommt (Farbvalenz als Bewertung des Farbreizes) müssen wir den Farbreiz nicht spektral identisch nachstellen.


    Für ein Lernsystem hatte ich hier mal die Position der Primärvalenzen im CIE-Farbnachstellungsversuch in ihrem Farbendreieck dargestellt (relativ zu 6500K).


    Gruß


    Denis

  • Da ihr mal wieder munter mit mir unbekannten Begriffen um euch werft, habe ich mich ein wenig umgeschaut und eine sehr gute Website gefunden, die vieles einfach erklärt:



    Lohnt sich gerade für Laien wie mich....

  • Das kann ich mir vorstellen, dass dies im ersten Moment knapp so erstaunlich klingt wie klingonisch. Mit CIELAB in 3D, also volumetrisch, sind die Darstellungen gemeint, die du in den ganzen Tests findest bei den Farbräumen wie hier beim Eizo . Das wunderbare Wort Gleichabständigkeit steht für eine wichtige Eigenschaft solch eines Modells. Gleiche Abstände im Modell zeigen auch gleiche Abstände in der Farbwahrnehmung. Nicht dass du einmal zwischen zwei verschieden Gelbtönen und dann mit dem gleichen Sprung zu Blau kommst. Das CIE steht für die mit Abstand wichtigste Organisation für Normen in dem Bereich, L für Luminanz, a und b spannen dann eine Ebene auf.


    Wenn du jetzt solch ein 3D-Modell auf eine 2D-Fläche projizieren willst, dann geht dies natürlich nicht ohne Verluste ab. Die bekannteste Abbildung ist die Schuhsohle wie sie auch beim Eizo-Test und vielen anderen Darstellungen findest. Diese Abbildung hat ein großes Problem, sie ist absolut nicht gleichabständig. Du siehst ein riesiges Loch im Grün, das der Monitor nicht abbilden kann, während bei Blau und Rot schon eher das Optimum erreicht scheint. Das ist leider überhaupt nicht der Fall. Deshalb würde ich für dieses Bild, das insgesamt auf jeden Fall äußerst hilfreich ist, da diese 3D-Modelle doch eher schwer verständlich sind, eine CIELUV-Darstellung bevorzugen, die aber die verwendete Software nicht hergibt. Da sollte man die Franzosen ein wenig kitzeln, die Umrechnung ist nicht sonderlich komplex, wenn man den Rest der Arbeit ansieht, die sie geleistet haben.


    Eine Primärvalenz ist quasi der "Grundton" der drei Zäpfchenarten in unserem Auge. Allerdings ist dies ein eher theoretisches Konzept, hilfreich zum Arbeiten, man sollte sich jedoch nicht daran wie an eine unumstößliche Wahrheit klammern. Ich hatte mich mit Spektrum auf den rein eindimensionalen Farbstrahl beziehen wollen, dafür funktioniert das recht gut. Wenn man sich das genauer ansieht, dann ist das erwähnte Violett nicht rein, sondern eher ein mattes Grauviolett. Und da die Mischerei in keinem System perfekt ist, benötigt man für die kritischeren Farben oft spezielle Zusatztöne, wie man es bei den Fotodruckern mit ihren 6 oder 7 Farben findet.