Monitorprofil wird auf dem Windows Desktop doch berücksichtigt!

  • Oder zumindest das Gamma. Das verstehe ich nicht...


    Meine eifrigen Recherchen in den letzten Wochen haben ergeben, dass das Monitorprofil nach der Kalibrierung nur von den farbgemanagten Programmen berücksichtigt wird, aber nicht im normalen Windowsbetrieb (Desktop). Warum wird dann mein Gamma dunkler, sobald ich den Monitor kalibriert habe und das Profil unter C:\Windows\System32\spool\drivers\color hinterlegt ist?


    Ich wäre sehr dankbar dafür, wenn es mir jemand erklären könnte. Denn wenn das Gamma berücksichtigt wird, warum wird dann bei Wide-Gamut Monitoren (angeblich) farblich nichts berücksichtigt?? Irgendwie paradox das Ganze...


    Beste Grüße,
    jj

  • Zitat

    Warum wird dann mein Gamma dunkler, sobald ich den Monitor kalibriert habe und das Profil unter C:\Windows\System32\spool\drivers\color hinterlegt ist?


    Wenn das Profil die Korrekturen für die Grafikkarten-LUT enthält und sie durch einen Auto-Loader beim Systemstart geladen werden, gelten Sie systemweit - was aber natürlich kein farbechtes Arbeiten sicherstellt. Ein Betriebssystem kann übrigens durchaus auch die Desktopdarstellung "managen", indem es hierfür z.B. sRGB als Quellfarbraum unterstellt und das Monitorprofil für die Transformationen nutzt. Eine Frage der Umsetzung. Unter XP findet das allerdings nicht statt.


    Gruß


    Denis

    Gruß


    Denis

  • Unter XP hat das mal der Adobe Gamma-Loader gemacht.


    Warum heißt es dann, dass Windows Vista/7 nicht mit Wide-Gamut Monitoren umgehen kann, wenn das Profil berücksichtigt wird? Werden dann nicht die Farben korrigiert? Also irgendetwas verstehe ich nicht bzw. irgendetwas bringe ich hier durcheinander. Vielleicht kannst du mir mal auf die Sprünge helfen...


    Zitat

    Wenn das Profil die Korrekturen für die Grafikkarten-LUT enthält und sie durch einen Auto-Loader beim Systemstart geladen werden, gelten Sie systemweit - was aber natürlich kein farbechtes Arbeiten sicherstellt.


    Das verstehe ich auch nicht. Farbecht heißt doch bloß, dass die Farben gemanaged werden, wie z.B. in Photoshop mit einem Monitorprofil - sRGB/aRGB wird ins Monitorprofil "übersetzt" und an die Grafikkarte weitergegeben.


    Es macht mir ganz schön zu schaffen, dass ich hier nicht mitkomme, obwohl meine Kenntnisse in Sachen Color Management ziemlich gut sind. Ich hoffe, Du nimmst es mir nicht übel, das ich Dich hier so ausfrage, aber ich muss jede Möglichkeit nutzen, um zu lernen...


    Ich weiß Deine Hilfe sehr zu schätzen,
    jj

  • Zitat

    Das verstehe ich auch nicht. Farbecht heißt doch bloß, dass die Farben gemanaged werden, wie z.B. in Photoshop mit einem Monitorprofil - sRGB/aRGB wird ins Monitorprofil "übersetzt" und an die Grafikkarte weitergegeben.


    Wir müssen trennen. Die Kalibration sichert bestimmte Uservorgaben, die insbesondere zur Nutzung eines einfachen Matrix-Profiles (das Linearität voraussetzt) wichtig sind. Dazu gehört vor allem die gewünschte Gradation (wenn du z.B. ein Gamma von 2,2 in der Kalibrationssoftware anwählst, wird das auch einfach so ins Profil für die entsprechenden TRC Tags geschrieben - nun muß natürlich sichergestellt sein, dass der Bildschirm auch wirklich diese Gradation aufweist) und eine auf den konkreten Weißpunkt bezogen neutrale Grauachse. Bei einer Softwarekalibration wird hier über die Grafikkarten-LUT korrigiert. Danach wird der Bildschirm vermessen (für ein Matrix Profil würden hier letztlich schon die drei Primärfarben + Weiß reichen) und die Ergebnisse im ICC-Profil festgehalten. Hier kommen zusätzlich auch die genannten Korrekturen für die Grafikkarten-LUT hinein. Letztere können dann beim Systemstart geladen werden und sorgen für eine mehr oder weniger stark veränderte Darstellung (je nachdem wie weit der Bildschirm mit Bordmitteln von den Vorgaben entfernt war*), die aber noch gar nichts mit einer farbechten Darstellung zu tun hat. Es finden keinerlei Berechnungen über ein CMM statt.


    Ein vom Betriebssystem bereitgestelltes CMM muß auch explizit von den Anwendungen genutzt werden - ein Farbmanagement "von oben" kann nicht funktionieren. Natürlich könnte der Betriebssystemhersteller auch den Desktop "managen" lassen, indem er, wie angedeutet, z.B. sRGB als seinen Quellfarbraum unterstellt und das Monitorprofil berücksichtigt.


    Gruß


    Denis


    *Extrembeispiel: Der Bildschirm hat einen Weißpunkt von 9000K, der während der Kalibrierung mit einem Zielweißpunkt von D65 (~6500K) nicht mit Bordmitteln des Bildschirms korrigiert wird (was man schon aufgrund der Tonwertverluste allerdings vermeiden sollte). Über die Grafikkarten-LUT wird der gewünschte (und deutlich wärmere) Weißpunkt sichergestellt. Diese Änderungen werden erst nach dem Windows Start aktiv - der Punkt, an dem die Korrekturen geladen werden ist also einwandfrei auszumachen.

    Gruß


    Denis

  • Ah, ich glaube, der Nebel lichtet sich langsam.


    Beim Windows-Start werden also nur etwaige Korrekturen für Gamma (Gradation!), Weißpunkt und Graubalance (Farbstich!) geladen. Wir kennen ja alle die RGB-Kurven, die man in den Monitor-Tests bewundern kann - genau das wird in die Grafikkarten-LUT geladen.


    Die Frage ist, wird an der Sättigung der Farben (im Desktopbetrieb) irgendwas geändert? Kann man überhaupt durch RGB-Kurven Änderungen an der Sättigung der Farben herbeiführen? Ich vermute mal, die Antwort lautet "kaum". Und daher auch die übersättigten Farben im Win-Desktop, durch den Farbraum-Mismatch.


    Ist das so korrekt, Denis, oder habe ich noch den einen oder anderen Knoten im Gedankengang? :)
    jj

  • Zitat

    Die Frage ist, wird an der Sättigung der Farben (im Desktopbetrieb) irgendwas geändert? Kann man überhaupt durch RGB-Kurven Änderungen an der Sättigung der Farben herbeiführen? Ich vermute mal, die Antwort lautet "kaum". Und daher auch die übersättigten Farben im Win-Desktop, durch den Farbraum-Mismatch.


    Mit der "richtigen" LUT sind grundsätzlich schon schöne "Spielereien" möglich, aber sowas wie eine Farbraumemulation ist nirgendwo implementiert. Wenn du so etwas suchst, mußt du dich bei den Eizo CG umsehen, die das auf Basis der Monitorelektronik (und ihrer LUT) beherrschen. Dann paßt die Darstellung auch in ungemanagten Umgebungen. Alternativ bringen inzwischen einige Bildschirme einen ab Werk eingemessenen sRGB Modus mit, der, je nach Modell, von ganz brauchbar bis unbrauchbar reicht. Eizo implementiert in einigen Bildschirmen auch eine sogenannte 6-Achsen-Farbkontrolle, mit der sich Sättigung und Farbton* für Primär- und Sekundärfarben unabhängig voneinander verändern lassen (bei den CG-Geräten ist das zwar auch vorhanden, aber wg. der Farbraumemulation wird man dieses Feature hier kaum nutzen wollen).


    Zitat

    Ist das so korrekt, Denis, oder habe ich noch den einen oder anderen Knoten im Gedankengang?


    Nein, paßt alles :-).


    Gruß


    Denis


    *
    Bei WCG-Geräten haben wir im Grünbereich überwiegend eine Farbtonverschiebung (die in Cyan dann zu einer deutlich erhöhten Sättigung führt)

    Gruß


    Denis