BenQ SW2700PT vs. Eizo CS240-BK | Kalibrierung/Profilierung auf gleiche Farbtemperatur

  • Hallo liebe Prad-Forenbesucher!


    Ich habe mir vor kurzem den BenQ SW2700PT und den Eizo CS240-BK schicken lassen und möchte mich nun für einen Monitor entscheiden. Ich habe schon vorher viel über Hardware-Kalibrierung und Profilierung gelesen und dachte ich bin gut gerüstet. Nun bin ich jedoch etwas ratlos.


    Ich betreibe beide Monitore an einem Rechner. Der Eizo wurde mit "Color Navigator 6" und der BenQ mit "Palette Master Element" kalibriert und profiliert. Andere Kalibrierungs-Software ist nicht installiert. Messgerät ist ein Spyder 5 Express. Die Monitore hatten vor der Kalibrierung/Profilierung genug Zeit "warmzulaufen". Die Vorgänge haben dann auch an sich gut geklappt und die Ergebnisse kommen mir einzeln betrachtet rein subjektiv gut vor. Die Kalibrierungsziele waren beide Male: Gamma 2.2, Helligkeit 120cd und 6500K Weißpunkt. Im Vergleich wirkten die Monitore von der Farbtemperatur leider recht unterschiedlich. Nach ein wenig Recherche habe ich dann rausgefunden, dass das wohl normal ist und man sich bei einem Monitor einen Weißpunkt aussuchen soll und den anderen durch Experimentieren zu einem subjektiv ähnlichen Weißpunkt bewegen soll. Ich fand das zwar seltsam, weil ich gehofft hatte, das Coloriometer würde diese Aufgabe für mich übernehmen, aber ok. Ich habe dann versucht beide ähnlich einzustellen und bin auf 6300K für den BenQ und 6100K für den Eizo gekommen. Leider ist das Ergebnis immer noch nicht wirklich zu vergleichen. Ich weiß schon, dass es niemals zu 100% übereinstimmt bei zwei unterschiedlichen Monitormodellen aber das kann es auch nicht sein.


    Getestet habe ich mit einem Schwarz-Weiß Verlauf, der von einer neutralgrauen Fläche (50%) umgeben ist (siehe Foto) in Photoshop CS6 und ohne Umgebungslicht. Der BenQ kam mir die ganze Zeit bei der Betrachtung mit meinen Augen etwas zu rötlich vor. Also nicht unbedingt eine Weißpunkt-Verschiebung sondern vielleicht eher ein leichter Rotstich. Der Eizo wirkte subjektiv sehr neutral. Um euch den Unterschied zu zeigen, habe ich dann ein Foto mit der Spiegelreflex gemacht. Und jetzt kommt's: Auf dem Foto wirkt es genau anders herum: Der Eizo (rechts) wirkt rötlicher/wärmer als der BenQ (links). Den Weißabgleich habe ich in CameraRaw mittels Graupipette auf die neutralgraue Fläche des Eizos eingestellt.


    Der Kamera-Sensor sieht die Welt also offenbar anders als ich. Nun frage ich mich, ob der Spyder5 ebenfalls beim Eizo einen wärmeren Eindruck misst als ich es empfinde? (Wo ich beide auf 6500K hatte, kam mir der BenQ sehr viel wärmer vor und der Eizo recht kalt). Als Erklärungsversuch fällt mir eigentlich nur ein, dass das Auge offenbar einen größeres Spektrum an Rottönen wahrnehmen kann als der Kamerasensor bzw. der Spyder5. Daher nehme ich den BenQ röter wahr als den Eizo, obwohl die technischen Sensoren das gar nicht so messen. (Das macht natürlich die ganze Sache mit der Kalibrierung und Profilierung etwas fragwürdig).


    Die Frage ist nun: Was kann ich da machen? Gibt es noch eine andere Lösung, als auf verschiedene Farbtemperaturen zu kalibrieren? Habe ich doch etwas falsch gemacht oder nicht beachtet? Und wie bekomme ich nun den BenQ dazu, keinen Rotstich mehr anzuzeigen (wenn doch mein Messgerät in der Hinsicht offenbar hilflos ist)?



    Ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen! Vielen Dank :)


  • Das Ganze lässt sich relativ leicht erklären, der Spyder 5 braucht entsprechende Korrekturprofile, das ist bei jedem Kolorimeter so, bei Eizo ist es z.B. bekannt, daß diese nicht das Korrekturprofil von Datacolor verwenden sondern aufwendig eigene Korrekturprofile erstellt haben um eine möglichst genaue Kalibrierung zu erhalten.
    Was BenQ da gemacht hat ist mir nicht bekannt, ob sie eine Datacolor Lizenz haben und deren Korrekturprofil in die Software einbauen lassen haben oder schlicht garkeines drin ist, soweit mir bekannt kauft BenQ die Software zur Kalibrierung auch nur zu, evtl. weiss das sogar nur dessen Softwarehersteller ob und was da integriert wurde.

  • Danke für die Antwort!


    Und zum Ausmessen der Korrekturprofile der Kolorimeter wird dann ein noch genaueres, teureres Gerät verwendet? Aber letztendlich gilt so ein Profil ja dann für alle Spyder 5 Geräte... also individuelle Unterschiede zwischen einzelnen Spyder 5 fallen unter den Tisch? Und könnte Datacolor dann nicht das bessere Profil von Eizo kaufen oder es gleich selbst richtig machen? Ob die BenQ-Software das Profil richtig nutzt, ist natürlich eine spannende Frage. Wäre aber sinnlos, wenn nicht. Dann brauchen sie ja auch keinen hardwarekalibrierbaren Monitor rausbringen. Naja, die Software ist ja im Allgemeinen leider etwas eingeschränkt. Offenbar kann ich wirklich nichts anderes tun, als verschiedene Weißpunkte zu testen.


    Das alles erklärt doch aber immer noch nicht den beobachteten Effekt. Meine Spiegelreflex hat ja beide Monitore auf einem Foto aufgezeichnet. Wieso ist der Eizo auf dem Foto röter und wenn ich die Bildschirme mit meinen Augen betrachte, ist der BenQ röter? Das hat ja erstmal nichts mit der Kalibrierung zu tun...

  • Ja Eizo verwendet da spezielle Industriegeräte die ein Vielfaches kosten.


    Die Spyder 5 sind alle ab Werk korrigiert und eingestellt, jedoch braucht man für jeden Monitortyp, abhängig u.a. von der Hintergrundbeleuchtung, ein spezielles Profil, da hat Datacolor halt entsprechende generische allgemeingültige erstellt je nach Hintergrundbeleuchtung die aber eben für alle Monitore passen müssen, Eizo hat eben speziell nur welche für ihre Monitore erzeugt, da kann man natürlich wesentlich genauer arbeiten und vorallem weiss man eben auch genau welche Art und Typ von Hintergrundbeleuchtung man hat, welches Spektrum der Monitor hat etc., die Spyder Software bietet da z.B. im Verleich zum i1Display2 Colorimeter nur sehr rudimentäre Optionen, ich meine es gibt zwei oder drei Optionen und die Spydersoftware entscheidet dann per Autodetect welcher Beleuchtungstyp vorliegt wohingegen das i1Display2 wesentlich mehr Typen von Monitoren kennt.


    Auch soll, ich weiss es nicht genau was da nun Tatsache ist und was Werbung, der Eizo EX3, ein besser selektierter Spyder 5 sein.


    BenQ wird da sicherlich auch Messtechnik haben keine Frage, aber sie haben sicherlich nicht das Know-How wie Eizo noch das Budget da aufwendige Korrekturen in die Software einbauen zu lassen, letztendlich ist der Vorteil des BenQ eben der günstige Preis und da muss man eben irgendwo sparen. Heisst nicht das der BenQ schlecht ist, vertrauen würde ich aber eher dem Eizo, die machen das seit Ewigkeiten und auch für den Profi und Medizinbereich. Hättest du nicht zwei Monitore nebeneinander stehen, würde das garnicht auffallen und wäre auch nicht tragsich, da sich das Auge an die Farbtemperatur adaptiert und es keine negativen Auswirkungen hätte.


    Wenn ich mir die Bilder hier auf meinem kalibrierten Monitor anschaue, das Rechts sieht ok aus, das Links geht eher ins leicht blau-grüne. Wenn dein Auge nun auf den linken Monitor adaptiert ist, wirkt der rechts natürlich zu rot, aber hier sieht es genau andersrum aus. Der Linke passt so für mich nicht.


    Je nach Software kann man aber benutzerdefinierte Weisspunkte vorgeben bzw. messen lassen und sie die Monitore aneinander angleichen.

    • Offizieller Beitrag

    BenQ arbeitet bei der Kalibrierung Ihrer Grafikmonitore und der Software mit X-rite zusammen.

  • Danke für die Info, und genau das wird das Problem sein, der direkte Konkurrent von Datacolor wird sicherlich niemals die Korrekturprofile von Datacolor erhalten.

  • Danke für eure Hilfe! :) Erstmal zu der Sache mit den Datacolor-Korrekturprofilen: Das wäre ja eine wahnsinnige Sauerei von BenQ. Wenn sie die Spyder-Colorimeter nicht richtig unterstützen, sollten sie die erst gar nicht als kompatibel ausweisen. Wie kann man rausfinden, ob das wirklich so ist? Das geht wahrscheinlich nur im direkten Vergleich mit einem Messgerät von X-Rite? Ich hatte noch die Idee, Farb-Profile mit DisplayCal/ArgyllCMS auszumessen und mit den von BenQ bzw. Eizo ausgemessenen Profilen zu vergleichen. Idee: Wenn BenQ die Korrekturprofile nutzt, müsste ein ähnliches Profil mit DisplayCal rauskommen. DisplayCal kann nämlich die Korrekturprofile vom Spyder5 laden. Leider ist der Plan nicht aufgegangen. Je nach Einstellungen kommen bei DisplayCal unterschiedliche Farbprofile raus, die alle schlechter waren, als das gemessene Profil von BenQ (und ich hab wirklich nur profilliert und nicht kalibriert, denn das wurde ja vorher schon bei der Hardwarekalibrierung erledigt).


    Nun zum eigentlichen Thema: Ich wollte ja, dass der BenQ der Abstimmung vom Eizo möglichst nahekommt. Das ist mir nach langem Rumprobieren nun tatsächlich gelungen und die beiden unterscheiden sich nach meinem optischem Empfinden nur noch in minimalen Nuancen. Der Trick war, die Voreinstellung des Weißpunktes nicht in Kelvin vorzunehmen, sondern händisch einzugeben (mit x,y Koordinaten). Ausgangspunkt waren 6000K (0.322,0.338 ) beim Eizo. Beim BenQ bin ich bei (0.310, 0.335 ) gelandet. Das korrigiert quasi den Rotstich. Bei verschiedenen Testbildern waren keine Unterschiede zu sehen, aber ich werde noch ein paar Tests machen.

    [Falls es jemanden interssiert, hier noch ein paar Worte zur Findung der Werte: Es war ein Herantasten an die idealen Werte. Die Eizo-Software ColorNavigator bietet zum Glück eine manuelle Justierung an. Daher konnte ich den Rotstich des BenQ beim Eizo simulieren und schauen, wie die x,y-Koordinaten sich geändert haben. Danach zurückrechnen und die Differenz beim BenQ von den Ausgangswerten 6000K (0.322,0.338 ) abziehen. Das der CIE XYZ Farbraum ziemlich kompiziert und alles andere als linear ist, kann man allerdings dieses "Zurückrechnen" höchstens als erste Annäherung betrachten. Daher war nach dem ersten Versuch der BenQ schon näher am "idealen" 6000K-Ergebnis des Eizo, aber noch nicht so nah am Ergebnis, wie gewünscht. Also wieder manuelles Justieren beim Eizo und die Prozedur von vorn.... so kann man das weitertreiben, bis irgendwann halbwegs das gleiche rauskommt.]


    So weit bin ich nun erstmal zufrieden. Was mich jetzt jedoch stört: Die Werkseinstellungen, wie AdobeRGB, passen natürlich nicht zum aktuell ausgemessenen Profil. Eigentlich auch logisch: Man braucht ja theoretisch für jedes Monitor-Preset und für jede Helligkeitsstufe ein eigens ausgemessenes Profil, dass den aktuellen Monitorfarbraum korrekt beschreibt. Aber wer macht sich denn so eine Arbeit? Man müsste bei Windows ja dann auch immer in den Farbeinstellungen den Farbprofil-Standard für den Monitor ändern, wenn man ein anderes Preset und eine andere Helligkeit wählt. Ich frage nach, weil ich gerne das AdobeRGB-Preset mit einer höheren Helligkeit (so etwa 180can) für Filme und Spiele verwenden würde. Aber immernoch manuell das Profil in Windows umzustellen ist ja doch sehr umständlich. ?( Und wie messe ich das Profil überhaupt aus? Eine andere Lösung als DisplayCal/ArgyllCMS fällt mir da gar nicht ein. Oder gibt's da doch so ne Art Standard-Profile irgendwo zum Runterladen? Müssten theoretisch nicht jedem hochpreisigem Monitor verschiedene Profile für die Presets auf CD beiliegen?

  • Nunja es ist etwas Anders, die BenQ Software wird schon ein Korrekturprofil mitliefern von wem auch immer für den Spyder, sonst ginge es ja garnicht, wie genau und gut das Profil ist im Vergleich zu Eizo ist da die Frage. Eizo vertraut da nicht auf die generischen von Datacolor sondert erstellt extra eigene was auch richtig Sinn macht, denn Eizo kennt das genaue Farbspektrum einer jeden Hintergrundbeleuchtung seiner Monitore und kann so pro Monitor ein korrektes erstellen und muss keines bauen was für alle ähnlichen Beleuchtungstypen generell allgemeingültig passt.


    DisplayCal lädt überigens den Spyder 4 Treiber herunter und kopiert sich daraus das Spyder 4 Profil und nutzt es für den Spyder 5 was technisch geht aber eben keine perfekten Ergebnisse liefern muss.


    AdobeRGB Modus ist am Monitor fest vorgegeben als Preset, bei der CG Serie wird ein 3D LUT verbaut, da gehen solche Sachen wie Monitor nativ einmessen und dann in andere Farbräume transformieren.