Hallo zusammen,
Es ist doch immer wieder interessant, wie zäh sich doch so mancher Irrglaube hält.
Ob ein TFT digital oder analog angeschlossen ist, hat keine unmittelbare Auswirkung auf die Bewegungsunschärfe (Schlieren).
Ok, erstmal ein Wort zur Terminologie:
"Schlieren" wurde anfangs im Forum als Synonym für Bewegungsunschärfe, die durch die Trägheit von TFT's hervorgerufen wird, verwendet. In letzter Zeit gibt es allerdings viele Leute, die einen Unterschied zwischen "Schlieren" und Bewegungsunschärfe machen. Was sollen denn "Schlieren" jetzt anderes sein als Bewegungsunschärfe? Etwa "starke Bewegungsunschärfe"? Und was soll dann bitte den Unterschied zwischen "stark" und "schwach" ausmachen, wo die Wahrnehmung der Bewegungsunschärfe doch sowieso höchst subjektiv ist?
Um die Sache auf den Punkt zu bringen: Was uns (in Sachen Spielbarkeit) interessiert, ist die Bewegungsunschärfe. Früher wurde sie am Board als "Schlieren" bezeichnet. Dieses Synonym scheint allerdings nur mäßig treffend zu sein, denn scheinbar passiert es immer wieder, daß der Begriff "Schlieren" allgemein mit Unschärfe (nicht nur Bewegungsunschärfe) in Verbindung gebracht wird. Oder mit "besonders starker Bewegungsunschärfe". Oder was weiß ich. Auf jeden Fall scheint hier jeder den Begriff "Schlieren" so zu verwenden, wie er es gerade für richtig hält. Was insofern tragisch ist, daß alle aneinander vorbeireden.
Meine Konsequenz: Wie's aussieht ist der Begriff "Schlieren" zu mehrdeutig. Eigentlich ist er auch kein Wort aus dem Duden, sondern eine "Boardschöpfung". Ich werde in Zukunft also nur noch und ausschließlich von "Bewegungsunschärfe" reden, wenn es um "Schweife bei schneller Bewegung" usw. geht. Wenn jemand von Schlieren redet, werde ich (sofern es nicht aus dem Kontext hervorgeht) erstmal nachfragen, was er überhaupt damit meint.
Ok, zurück zum eigentlichen Thema:
Bewegungsunschärfe ist prinzipiell unabhängig von der Art des Anschlusses. In dieser Beziehung sind DVI und Analoganschluß völlig gleichwertig. Daß es trotzdem zu unterschieden kommen kann, liegt daran, daß die Ausprägung der Bewegungsunschärfe unter anderem von Helligkeit, Kontrast und Gamma-Faktor abhängig ist. Und was diese Werte angeht, gibt es gewöhnlich Unterschiede zwischen digitaler und analoger Ansteuerung.
Diese Unterschiede sind allerdings eher unsystematisch und liegen einfach daran, daß bei DVI die Bilddaten direkt digital übertragen werden, während bei Analoganschluß eine zweimalige Übersetzung stattfindet: In der Grafikkarte von Digital nach Analog, im Monitor von Analog nach Digital. Wenn sich nun Grafikkarte und Monitor nicht genau "einig" sind, welcher Spannungswert welcher Farbintensität zuzuordnen ist, kommt es zu Unterschieden in der Darstellung zwischen analogem und digitalem Anschluß. Unpraktischerweise scheint es eher normal zu sein, daß sich Grafikkarte und Monitor nicht "einig" sind.
Besonders tragisch ist dies für den Anwender jedoch nicht, da er meist die Bildparameter immer noch nach seinen Bedürfnissen nachjustieren kann.
Der Punkt an der Sache ist der: Da zwischen Analoganschluß und Digitalanschluß meistens Unterschiede in der Darstellung (wie oben besprochen) bestehen, gibt es auch Unterschiede in der Ausprägung der Bewegungsunschärfe. Ob diese Ausprägung nun bei analogem oder digitalem Anschluß auffälliger ist, dürfte von Fall zu Fall verschieden sein. Es ist auf jeden Fall falsch zu sagen, Analoganschluß oder Digitalanschluß sei "besser" oder "schlechter" in Bezug auf Bewegungsunschärfe. Es kann genausogut vorkommen, daß es bei digitalem Anschluß schlechter wird! (oder gleich bleibt)
Wenn es einen großen Unterschied in der Bewegungschärfe zwischen den beiden Anschlußarten gibt, wäre es vielleicht lohnenswert, mal ein bißchen mit Helligkeit, Kontrast, und Gamma-Faktor (vielleicht auch "digitale Schwingung", gibt es bei manchen Treibern. Wirkt sich auch auf den Farbwiedergabeverlauf aus.) herumzuspielen.
Natürlich hat DVI eine Menge Vorteile. Ich wollte bloß mit dem Mythos aufräumen, daß sich DVI generell positiv auf die Bewegungsschärfe auswirkt.
Viele Grüße
Wilfried