Seit nunmehr etwa 4 Tagen bin ich Besitzer eines NEC 2180UX. Als Einsatzzweck war von Anfang an Bildbearbeitung in der Druckvorstufe geplant, da ich damit unter anderem meine Brötchen verdiene
Dieser Testbericht zielt also vor allem auf die damit verbundenen Erfordernisse ab, ihr werdet hier also keine Infos zu Schlierenbildung und ähnlichem finden. Ok zur Sache:
1. Merkmale des Monitors
Da für mich Farbverbindlichkeit erste Priorität hat und ich den Monitor per DVI betreibe, war für mich die programmierbare 10-Bit LUT (Look Up Table) des Geräts ein wichtiges Kaufargument, denn nur so (nach einer per geeigneter Software/Messgerätkombination erfolgten Hardware-Kalibration des Monitors, dazu mehr unten) ist eine farbrichtige Wiedergabe per DVI möglich (bei Anschluss über DVI können entgegen dem "althergebrachten", auch von Röhrenmonitoren bekannten analogen Anschluss, keine Gamma-Korrekturparameter im RAMDAC der Grafikkarte greifen). Ein weiterer Grund warum ich mich schliesslich für den NEC entschieden habe (zur Wahl stand auch noch EIZOs 19" 797 mit nativen 1280x1024) war die native Auflösung von 1600x1200, womit ich mehr Platz habe für all die Paletten von Photoshop und InDesign
2. Bildeindruck
Vor allem die erzielbare Leuchtstärke und der Kontrast sind im Vergleich mit den Röhren, mit denen ich bisher gearbeitet habe (Lacie, radius, Sony, iiyama), schlicht atemberaubend. Damit einher geht natürlich die typische kristallklare Schärfe eines TFTs.
Die Ausleuchtung ist recht gleichmässig, wenn auch bei einfarbigen, grauen Flächen leicht wolkig. Diese Charakterstik nimmt jedoch bei farbigen Flächen umso stärker ab, je höher deren Sättigung ist.
Das Bild ist am äusseren linken Rand etwas heller und eine Nuance gelber als im restlichen Bereich, auch ist es im unteren Drittel und am rechten Rand leicht dunkler als in der Mitte. Dies wirkt bei Darstellung von einfarbigen, grauen Flächen leicht störend, holt man sich aber ein Bild in voller Größe auf den Schirm, fällt das glücklicherweise nicht weiter auf.
Die Blickwinkelunabhängigkeit der Farben ist gut, von der Seite betrachtet verschieben sich die Farben ins gelbliche und Schwarz schillert violett, vor dem TFT sitzend gibts hier keine Probleme. Die unter festgestellte Eigenschaft von leicht schillerndem Schwarz auch bei frontaler Betrachtung kann ich _NUR_ bei sogut wie nicht vorhandener Raumbeleuchtung bestätigen (stellt also in der Druckvorstufe kein Problem dar, da hier üblicherweise immer genormte Raumbeleuchtung vorhanden ist bzw. vorhanden sein sollte).
3. Kalibration
Als Kalibrationssoftware verwendete ich basICColor Display 3 () mit Eye-One Pro Spektralphotometer als Messgerät. Die Software erlaubt es, direkt die 10-Bit LUT des Monitors zu kalibrieren.
Als erstes setzte ich am Monitor die Helligkeit auf ca. 90 % (um die Lebensdauer der Hintergrundbeleuchtung auf Dauer nicht zu stark zu strapazieren ;)) und ließ den Kontrast auf 50 stehen. In basICColor Display verwendete ich die Standardwerte (Weisspunkt 5000K, Luminanzkurve L*, Luminanz maximum). Nach dem vollautomatischen Durchlauf der Kalibration (gemessener Weisspunkt ca. 5100K, erzielte Luminanz ca. 230 cd/m2 - bei einer testweisen Kalibration mit Helligkeit auf 100 % waren sogar ca. 260 cd/m2 drin) ging es ans visuelle Beurteilen des Ergebnis. Dazu holte ich mir die Altona Visual für Papiertyp 1 und 2 () auf den Schirm und legte den entsprechenden Referenzdruck in einen Normlichtkasten daneben. Die Übereinstimmung zischen Bildschirm und Referenzdruck würde ich als durchaus beeindruckend bezeichnen, kein Vergleich zu Röhrenmonitoren, die einfach nicht eine genügende Leuchtstärke bei 5000K erreichen (typisch sind hier 80 - 120 cd/m2). Es sind nur leichte Abweichungen erkennbar, eine Kalibration des Weisspunkts des Monitors auf den exakten Weisspunkt des Normlichtkastens (der immer leicht und mit zunehmendem Alter von 5000K abweicht) würde hier sogar ein noch besseres Ergebnis bringen, dies habe ich aber nicht getestet, da ich mit dem Ergebnis auch so sehr zufrieden bin.
3.1 Graustufenauflösung
Die Graustufenauflösung des Monitors ist dank 10-Bit-LUT-Kalibration sehr gut, mir fiel bloss auf, dass in Grauverläufen ca. nach dem ersten Sechstel (von Weiss ausgehend) eine minimale Stufe erkennbar ist. Meiner Meinung nach muss man aber danach suchen, um sie zu entdecken und dürfte im alltäglichen Bertrieb kein Problem darstellen.
3.2 Farbraumgrösse
Der Farbraum des Monitors ist schön gross und zieht in EIZOs Online-Profilvergleich () mit dem CG21 gleich. Das Profil meines NEC könnt ihr ab 21.12. (muss es erst noch hochladen) unter herunterladen um euch selbst ein Bild zu machen (dazu das Profil entpacken, auf EIZOs Seite hochladen und dann vergleichen).
4. Diverses
Unter wurde festgestellt, dass der Monitor zwischen R=G=B=0 und R=G=B=1 keine Unterschiede anzeigt. Dies kann ich nicht bestätigen, eventuell handelt es sich hier um eine plattformspezifische Eigenschaft (ich betreibe den TFT an einem PowerMac, der andere Tester verwendete ein PC-System) oder NEC hat das Problem erkannt und behoben.
Noch kurz ein Wort zur Mechanik: Diese ist beim vom mir erworbenen Gerät etwas schwergängig, deshalb brauchte ich eine Weile das Gerät auf den optimalen Neigungswinkel einzustellen.
5. Persönliche Meinung
Alles in allem bin ich sehr zufrieden und würde dem Monitor das Qualitätsurteil "gut" geben. Er hat all die guten Eigenschaften, aber auch leichten Schwächen mit denen ich nach Durchlesen mannigfaltiger Testberichte zu verschiedenen TFTs z.B. in c't und hier (dazu auch Dank an prad.de, wirklich ne tolle Site um sich Infos zu holen!) auch gerechnet hatte. Eine Eignung des Geräts für die Druckvorstufe ist meiner Meinung nach auch bei gehobenen Ansprüchen gegeben, und auch der Preis ist zur Zeit attraktiv (um die 1200 Euro, Anfang des Jahres warens glaub noch ~1800). Dies liegt sicher auch daran, dass NEC, EIZO und Konsorten an der Nachfolgegeneration mit LED-Hintergrundbeleuchtung und nochmals verbessertem Farbumfang arbeiten (z.B. EIZO CG220, NEC SpectraView 2180UX) - aber diese Geräte sind mir zu teuer bzw. ich wollte auch nicht länger warten
Ciao
Florian