Monitore auf bestimmte Farbräume hin kalibrieren - Was ist gemeint?

  • Hello,


    habe mich das letztens bei der Lektüre des Nec P221W Tests ( ) gefragt,
    was damit wohl gemeint sein könnte? Ich arbeite in der Branche (Was noch nicht viel heißen muss ;)) und bin noch nie über das gestolpert. Wir kalibrieren ansich auf die Spezifikationen der UGRA (5800K, 1.8G, 120cd) Wo sind da Infos über den darstellbaren Farbraum enthalten? (Sicher, man kann, wie im Test beschrieben, den Farbraum über den sRGB Modus am Display selber umschalten/begrenzen, aber was hat das dann mit einer Kalibrierung zu tun?
    Ich bin auch noch in keiner Kalibrationssoftware auf die Optionen srgb, adobe- oder eci-rgb gestoßen. (Würde in meinen Augen auch so keinen Sinn machen)


    Kann mir jemand helfen? Ist vielleicht nur ein Verständlichkeits/Formulierungsproblem.


    Danke!


    PS: Dass Farbräume automatisch mit der Rücknahme des Gains kleiner werden, ist mir bewusst.

    • Offizieller Beitrag

    Dieses Thema hatten wir schon in einem sehr ausführlichen Thread behandelt. Wenn es Dich interessiert, verwende mal die Suche.


    Natürlich wird nicht auf einen Farbraum kalibriert, sondern auf Werte wie 6.500K, 120 cd/m² (wir machen 140 cd/m²), 0,0 Schwarzpunkt und Gamma sRGB (~2,2). Die Werte sind für sRGB und Adobe RGB identisch. Für ECI 2.0 müssen andere Werte genommen werden: 5000K, 120 cd/m², Schwarzpunkt 0,0 Gamma L*.


    Wir haben der Übersichtlichkeit halber eben als Überschrift gesagt auf welchen Farbraum kalibriert wurde und die Werte dazu genannt, wohl wissend, dass man immer nur nach Werten kalibriert und nicht nach einem Farbraum.

  • Im Rahmen des UGRA-Tests wird nach erfolgter Kalibration überprüft, welche Farbräume wie gut abgebildet werden können (siehe UGRA-Test PDF-Datei).
    Bei einer solchen Abbildung anhand der Farbprofile gibt es stets einen Verlust an Farbabstufungen, da nur innerhalb der 8-bit LUTs der Graka agiert wird.


    Der "original" Farbraum des Monitors wird durch 8bit abgedeckt. Ein kleinerer Farbraum (z.B. sRGB) wird nur von einer Teilmenge dieser 8bit abgedeckt.
    Man trifft so die Werte des sRGB "einigermaßen", hat aber nicht mehr 16,7 Mio Farbabstufungen.


    Es gibt aber auch die umgekehrte Vorgehensweise:
    Man hat einen Monitor mit (sehr) großem Farbraum. Dieser Farbraum umschließt andere Farbräume.



    Bei einer Hardwarekalibration ist es nun unter Umständen möglich bereits IM MONITOR über die dort verbauten 10bit oder gar 12bit LUTs die Farbräume zu beschränken. Dies erlaubt den kleineren Farbraum mit immernoch vollen 8bit für jede Grundfarbe abzudecken.


    Es ist bisher die absolute Ausnahme, daß Monitore auf unterschiedliche Farbräume kalibriert werden können. Der HP LP2480zx (ca 2500Euro) ist dafür ein Beispiel. Einige neuere NECs unterstützen es inzwischen, wie es genau bei EIZO oder Quato aussieht, weiß ich nicht.


    Was Du nun mit "Gains" genau meinst, weiß ich nicht.
    Teilweise werden die Farbräume aber eben auch (fast) gar nicht kleiner, wenn man an den Reglern der Grundfarben dreht, oder eben nur minimal. Zudem bieten hier die meisten Kalibrationsprogramme, wie Du schon sagtest, in Ihrem Funktionsumfang keine dafür optimierten Tests. Es wird der Weißpunkt optimiert - das war's doch meistens schon.


    ----


    Edit: Da war der Andi schneller als ich mit dem Tippen fertig.

    MfG
    Ghostrider

  • Zitat

    Wir kalibrieren ansich auf die Spezifikationen der UGRA (5800K, 1.8G, 120cd) Wo sind da Infos über den darstellbaren Farbraum enthalten? (Sicher, man kann, wie im Test beschrieben, den Farbraum über den sRGB Modus am Display selber umschalten/begrenzen, aber was hat das dann mit einer Kalibrierung zu tun?


    Kalibriert wird nie "auf" einen Farbraum. Die Kalibration "neutralisiert" den Monitor in Bezug auf die gewählten Vorgaben. Diese Vorgaben sind in den Empfehlungen für die jeweiligen Arbeitsfarbräume enthalten. Wir richten uns nach denen (für AdobeRGB: Gamma 2.2, Weißpunkt D65), aber es kann, je nach Situation natürlich Sinn machen, davon abzuweichen. Mustere ich beispielsweise mit 5000K ab, wird man das auch als Farbtemperatur für den Monitor nutzen wollen.


    Die Informationen über den Monitorfarbraum stecken im Profil, wurden also im Rahmen der Profilierung erfaßt. In einem Matrix-Profil (welches wir nutzen) bleibt das alles sehr schlank. Vermerkt werden in erster Linie die XYZ-Tristimuluswerte der Primärfarben (adaptiert nach D50) und die gewünschte (und ihm Rahmen der Kalibrierung sichergestellte) Gradation. Dabei ändern wir am nativen Monitorfarbraum natürlich nichts - müssen wir auch nicht, weil das CMM mit den Informationen vernünftig arbeiten kann. Generell verwischen die Begriffe Kalibration und Profilierung immer ganz gerne - was insofern korrekt ist ist, als das beide i.d.R. in "Tateinheit" stattfindet.


    Es gibt einige wenige Bildschirme, die eine Farbraumemulation mitbringen. Schön umgesetzt bei der CG-Reihe von Eizo. Hier kann man, im Rahmen der Monitormöglichkeiten, tatsächlich Einfluß auf den Monitorfarbraum nehmen und somit auch in umgemanagten Umgebungen eine vernünftige Darstellung erreichen.


    Zitat

    Bei einer Hardwarekalibration ist es nun unter Umständen möglich bereits IM MONITOR über die dort verbauten 10bit oder gar 12bit LUTs die Farbräume zu beschränken.


    Wobei die Panelansteuerung i.d.R. wieder mit 8-Bit pro Kanal erfolgt (Ausnahme z.B. das 23" CG-Modell), d.h. es findet hier am Ende ein Dithering statt. Das funktioniert ziemlich gut, allerdings beherrscht das auch ein CMM. Wobei ich in Bezug auf die Farbraumemulation der Eizo CG sagen muß, dass die Ergebnisse hier tatsächlich noch etwas "smoother" wirkten, wenn z.B. ein sRGB Quellfile vorlag und der Bildschirm per Farbraumemulation entsprechend "getrimmt" war.


    Davon ausgenommen sind Tonwertverluste, die im Rahmen der Kalibrierung entstanden sind. Hier ist ein hardwarekalibriebares Geräte natürlich sowieso im Vorteil, wobei der Unterschied zu einem Gerät mit ähnlich potenter Elektronik, das im Rahmen der Softwarekalibrierung schon mit Bordmitteln nach an die Kalibrationsziele herangefahren werden konnte, eher gering ist.


    Gruß


    Denis

    Gruß


    Denis

  • Ich verstehe.
    Was mich besonders verwirrt hat war, dass selbst bei Messung des Adobe Farbraumes in der Tabelle des Tests noch immer zwischen "Werkseinstellung" und "Erreicht" noch immer "sRGB-Standard" steht. Warum das? Wegen den gleichen Werten für beide Farbräume? Falls ja, finde ich das etwas verwirrend. Oder ich habs noch nicht ganz verstanden.


    "Im Rahmen des UGRA-Tests wird nach erfolgter Kalibration überprüft, welche Farbräume wie gut abgebildet werden können (siehe UGRA-Test PDF-Datei)."


    Ja, das bedeutet für den Workflow allerdings auch, dass er im Moment falsch eingestellt ist, richtig?
    Diese Parameter dienen nur zur Kontrolle des Gerätes, für Arbeiten sollte man immer auf den jeweiligen Farbraum kalibrieren, liege ich da auch richtig?
    Sprich wenn RGB Arbeitsprofil ECIv2 ist, dann wären die korrekten Werte wie erwähnt 5000k, 120cd und L*?


    "Der "original" Farbraum des Monitors wird durch 8bit abgedeckt. Ein kleinerer Farbraum (z.B. sRGB) wird nur von einer Teilmenge dieser 8bit abgedeckt."


    Was meinst du mit original? Den Farbumfang, den das Panel grundsätzlich darstellen kann?



    Mit Gains war ich übrigens noch in der Röhrenzeit, meinte damit einfach nur die Farbkanäle, bzw. Röhren damals.
    Meinte aber grundsätzlich das selbe wie du.


    Darf ich abschließend noch fragen, was hat es für einen Vorteil, wenn du auf einen spezifischen Farbraum kalibrierst? Wie eben beim erwähnten HP LP2480zx o.ä.


    Danke!

  • Zitat

    Was mich besonders verwirrt hat war, dass selbst bei Messung des Adobe Farbraumes in der Tabelle des Tests noch immer zwischen "Werkseinstellung" und "Erreicht" noch immer "sRGB-Standard" steht. Warum das?


    Das wird ein einfacher Übertragungsfehler in der Tabellenüberschrift sein.


    Zitat

    Was meinst du mit original? Den Farbumfang, den das Panel grundsätzlich darstellen kann?


    So wird es gemeint sein - Im Szenario Quellfarbraum < Monitorfarbraum verliert man im Zuge des Farbmanagement natürlich an möglichem Tonwertumfang, da bestimmte Bereiche "rausfallen". Wobei der so wirklich letztlich nur bei Deckungsgleichheit erhalten bliebe (also gar keine Transformation stattfinden muß). Wenn der Quellfarbraum größer ist, werden, zumindest bei einem reinen "Matrix-ICC-Profi-Worfklow" außerhalb liegende Bereiche geclippt, da hier immer relativ farbmetrisch gearbeitet wird.


    Gruß


    Denis

    Gruß


    Denis

    • Offizieller Beitrag

    Ich verstehe.
    Was mich besonders verwirrt hat war, dass selbst bei Messung des Adobe Farbraumes in der Tabelle des Tests noch immer zwischen "Werkseinstellung" und "Erreicht" noch immer "sRGB-Standard" steht. Warum das? Wegen den gleichen Werten für beide Farbräume? Falls ja, finde ich das etwas verwirrend. Oder ich habs noch nicht ganz verstanden.


    Wie Denis schon gesagt hat, das ist eine fehlerhafte Beschriftung der Tabellen gewesen. Ich werde jetzt verstärkt darauf achten, habe die Tabellen in diesem Testbericht aber schon korrigiert.

  • Zitat

    "Im Rahmen des UGRA-Tests wird nach erfolgter Kalibration überprüft, welche Farbräume wie gut abgebildet werden können (siehe UGRA-Test PDF-Datei)."


    Ja, das bedeutet für den Workflow allerdings auch, dass er im Moment falsch eingestellt ist, richtig?
    Diese Parameter dienen nur zur Kontrolle des Gerätes, für Arbeiten sollte man immer auf den jeweiligen Farbraum kalibrieren, liege ich da auch richtig?
    Sprich wenn RGB Arbeitsprofil ECIv2 ist, dann wären die korrekten Werte wie erwähnt 5000k, 120cd und L*?

    Kann mir da evtl jmd helfen?


    Ich hab da nen weiteren Ansatz.
    Bei Retusche sollte man ausnahmslos auf den Arbeitsfarbraum kalibrieren nehm ich an, wie siehts bei Reinzeichnung aus?
    Da hat man ja meistens mit mehreren Profilen zu tun. Sind da die UGRA Vorgaben vielleicht garnicht so blöd, weil so am meisten von jedem Farbraum abgedeckt wird? Sehe ich das richtig?

  • Zitat

    Sind da die UGRA Vorgaben vielleicht garnicht so blöd,


    Du solltest dich hier an deinen "Sichtumständen" orienteren. Was das Gamma betrifft - das wird im Rahmen des Farbmanagement sowieso entsprechend dem im Profil vermerkten Wert (/ Werten) korrigiert.


    Gruß


    Denis

    Gruß


    Denis


  • Du solltest dich hier an deinen "Sichtumständen" orienteren. Was das Gamma betrifft - das wird im Rahmen des Farbmanagement sowieso entsprechend dem im Profil vermerkten Wert (/ Werten) korrigiert.


    Gruß


    Denis

    Naja, ansich haben wir D50 Lampen, allerdings wirds mit der Beleuchtung nicht so genau gehalten, sprich die Lampen sind schon mal die doppelte (farbtreue) Lebenszeit drinnen.
    Hinzu kommt noch, dass wir unterm Dach sind und Dachfenster haben (Milchglas, immerhin).
    Also von wirklichem D50 Licht, sind wir doch ein bisschen entfernt.


    Laut Quato werden Monitore, die auf D50 kalibriert sind, als zu warm empfunden, sie empfehlen einen Bereich zwischen 5600 und 5800.


    Ich verstehe das allerdings nicht ganz, wenn z.B. ein Retusche Arbeitsplatz ECI-RGB V2 (mit D50 Profilvorgabe) als Arbeitsprofil hat, dann müsste für eine korrekte Wiedergabe der Monitor ja ebenfalls auf D50 kalibriert werden, oder? Das ist ja ansich ein Widerspruch zu Quato, deswegen meine Verwirrung.

  • Zitat

    Ich verstehe das allerdings nicht ganz, wenn z.B. ein Retusche Arbeitsplatz ECI-RGB V2 (mit D50 Profilvorgabe) als Arbeitsprofil hat, dann müsste für eine korrekte Wiedergabe der Monitor ja ebenfalls auf D50 kalibriert werden, oder?


    Im ICC-Workflow wird (absolut farbmetrischer Rendering-Intent ausgenommen) bezgl. des Weißpunktes ja "ergebnisneutral" gearbeitet. Deine Augen adaptieren sich auf das Monitorweiß (deswegen sollte es eben mit der Umgebung/ Abmusterung abgestimmt sein). Der konkrete Weißpunkt des Monitors wurde bei der Profilierung natürlich berücksichtigt (und für die chromatische Adaption nach D50, dem Weißpunkt mit dem intern im PCS gerechnet wird, verwendet).


    Gruß


    Denis

    Gruß


    Denis