Mein Erfahrungsbericht zum Dell U2412M / Spyder 3 Express
Vor ein paar Wochen ist mein alter LG W2442PA vom Tisch gefallen und hat seither unten rechts im Bild eine 10-Cent große Macke. Da mich diese sehr störte fing ich an, mich nach einem Nachfolger umzusehen. Meine Kriterien waren Spieletauglichkeit und ein Preis unter 300€. Bald stellte ich fest, dass ich zwei alternativen hatte; entweder 24"-IPS oder 27"-TN Technik. Ich entschied mich für die mir unbekannte IPS-Technik, da ich neugierig war und sie in Kennerkreisen als höherwertig gilt. Da spieletauglichkeit ein wichtiges Kriterium war, hatte ich keine große Auswahl und die Entscheidung fiel rasch auf den DELL U2412M, der trotz IPS-Panel sogar von PC Games Hardware gelobt wurde. Als Schmankerl bestellte ich noch das Kalibrierungsgerät Spyder 3 Express dazu. Ich verbrachte schon mit meinen vorherigen Monitoren immer viel Zeit mit dem Kalibrieren nach Testbildern. Diesmal wollte ich es richtig machen. Außerdem war ich gespannt, ob sich ein Kolorimeter für mich als Normalverbraucher lohnen würde.
Den Monitor benutze ich jetzt seit etwa 4 Tagen parallel zum alten LG W2442PA. Im folgenden möchte ich unsystematisch ein paar Punkte aufzählen, die einem Suchenden bei der Monitorauswahl helfen könnte.
Nachdem ich tagelang alle Tests und Userberichte gelesen hatte, die das Internet in deutscher und englischer Sprache hergab, hatte ich ein wenig Angst vor folgenden häufig gemachten Kritikpunkten: PWM-Flimmern, IPS-Glitzern, Backlight Bleeding und dem Dirty-Screen-Look. Meine Sorgen waren größtenteils unbegründet. PWM-Flimmern konnte ich auch bei niedrigen Helligkeitsstufen nicht feststellen. Gleiches gilt für das IPS-Glitzern. (Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, was mit IPS-Glitzern gemeint ist). Den Vorwurf des Dirty-Screen-Look konnte ich kaum nachvollziehen. Ich vermute, dass damit die für entspiegelte Displays typische Oberflächenstruktur des Displays gemeint ist. Diese Struktur fällt nur auf, wenn man künstlich ein ganz weißes Bild darstellt. Diese Struktur ist beim Dellmonitor nicht "schmutziger" als bei meinem alten LG-Monitor oder bei meinem entspiegelten Thinkpad-Notebook. Lediglich das Backlight Bleeding ist bei sehr dunklem Bildinhalt in den Ecken bemerkbar oder wenn man den Blickwinkel deutlich ändert. Schön ist das nicht, aber es ist kein Vergleich mit den Lichthöfen und der Blickwinkelabhängigkeit des W2442PA. Bei meinem alten LG-Monitor sind die Lichthöfe jederzeit erkennbar und stören zum Beispiel bei dunklen Filmszenen. Auch sieht eine einfarbige Fläche auf dem alten Monitor deutlich heterogener aus als beim neuen DELL. Die Blickwinkelinstabilität brauche ich wohl nicht näher beschreiben, da sie jeder kennt, der schon mal einen LCD-Display mit TN-Panel gesehen hat.
Es bleibt das Manko des Blacklight Bleedings, welches allerdings in keinem Verhältnis zur gewonnenen Bildhomogenität und Blickwinkelstabilität steht. Am ehesten vergleichbar ist das Backlight Bleeding mit den Lichthöfen vieler TN-Panels. Es fällt nur bei dunklem Bildinhalt auf und wenn man darauf achtet.
Eine Bemerkung am Rande: Ich glaube, dass Benutzer wie ich, die vor einem Hardwarekauf tagelang Kritiken und Erfahrungsberichte lesen, unter Computerhypochondrie leiden! Dem normalen Computernutzer fallen die eben erwähnten Phänomene niemals auf.
Bemerkenswert ist auch meine Erfahrung mit dem Kolorimeter Spyder3. Als ich beide Monitore nebeneinander aufgestellt hatte war ich zuerst richtig begeistert von dem neuen Dell-Monitor. Der LG-Monitor sah vergleichsweise blass, kontrastlos und verfälscht aus. Bilder und Filme sahen am DELL auf den ersten Blick deutlich besser aus. Nach der Kalibrierung beider Monitore war der Qualitätsunterschied zwar immernoch sichtbar, aber viel geringer. Der ältere und schlechtere LG-Monitor profitierte von der Kalibrierung viel mehr als der DELL. Ich vermute, der DELL war von Haus aus einfach "korrekter" eingestellt. (Lassen Kontrast und Farbtreue bei LCD-Monitoren mit der Zeit nach? Oder verfälschen sich die Standardwerte mit der Zeit?) - Ich muss sagen, dass mich dieses Erlebnis voll überzeugt hat, was ein Kolorimeter betrifft. Ich kann so ein Gerät jedem Empfehlen, der beim Monitorkauf bereit ist mehr als 200€ auszugeben. Je schlechter der Monitor, desto gewinnbringender ist vermutlich die Anschaffung.
Zu guter letzt ein sehr persönliches und hardwareunabhängiges Problem, das ich mit dem Monitor habe. Der Monitor hat ein Seitenverhältnis von 16:10, was dazu führt, dass ich bei meinem gegenwärtigen Lieblingsspiel League of Legends einen kleineren Bildausschnitt sehe als zuvor, wenn ich die native Auflösung von 1900x1200 verwende. Da kann der Monitor nichts dafür, aber das stört mich so sehr, dass ich eine Rückgabe und den Kauf eines 16:9-Bildschirms in Betracht ziehe.
Mal von meinem League of Legends-Problem abgesehen hat mich der U2412M wirklich überzeugt. Er ist vom Feeling her ein richtiges Qualitätsupgrade im Vergleich zu meinem alten LG W2442PA. Es tut mir kaum noch Leid, dass er mir vor ein paar Wochen vom Schreibtisch gefallen ist Ohne diesen Sturz wäre ich nie auf die Idee gekommen, mir einen neuen Monitor zuzulegen.