Eins vorab, ich vergleiche den Monitor mit meinem alten treuen Begleiter: seit über 10 Jahren Eizo L778 (sPVA-Panel, 19", 1280x1024, echte 1000:1, angeblich 12ms mit Overdrive, wenn ich mich richtig erinnere), damals als "perfekten Allrounder" bewertet.
Vor ein paar Jahren hatte ich zwischendurch kurz einen IPS von NEC mit 1000:1 und 5ms oder so. Aber mit dem wurde ich nie zufrieden, Kontrast-vs.-Gamma ließen sich nie optimal abstimmen (dunkle oder helle Töne sind ins Schwarz bzw. Weiß abgedriftet).
Aber am alten Monitor passten mir aber ein paar Eigenschaften nicht (siehe unten) und so langsam zeigten sich Muster in der Hintergrundbeleuchtung (auch ein Eizo bleibt nicht ewig neu). Ist nicht extrem viel, aber bei Spielen doch zunehmend auffällig.
Eigentlich wollte ich auch schon lange einen Monitor mit mind. 1200 Zeilen, aber Preis-Fläche-Verhältnis ist ziemlich ungünstig gegenüber 1080p heutzutage. Irgendwo muss man also Kompromisse haben, aber wenn schon, dann wenigstens nicht bei der Qualität. Also wurde es dieser Iiyama, u.a. weil er Displayport ohne krassen Aufpreis anbot (und DP hätte ich schon gern wegen Zukunftssicherheit und weniger Stress mit Apfel-verstrahlten Besuchern) und ein VA-Panel mit kurzer Reaktionszeit klingt doch nicht verkehrt, oder?
Was ist also am IIyama alles besonders aufgefallen:
Schwarz ist richtiges Schwarz. Genau wie beim Eizo, evtl. noch etwas besser. Kein IPS-Glow, kein Backlight-Bleeding bzw. Lichthöfe.
Mechanik ist super. Arretierungstaste gut gemacht, Fussbefestigung gut gemacht. Rahmen vergleichsweise schmal, wirkt edel (Geschmackssache).
Keine Pixelfehler.
Entspiegelung ist super (absolut vergleichbar mit Eizo und ich bin da pingelig, da ein Fenster sich ständig spiegelt würde).
Farben/Kontrast/Gamma sind super out-of-the-Box. Ich bin jetzt kein Profi-Fotograf und vertraue da meinem Gefühl, ist jedenfalls
sehr ähnlich dem alten, und der soll ja sehr gute Einstellung ab Werk haben.
Blickwinkelabhängigkeit gut. VA-typischer Gamma-Shift vorhanden, aber beim Arbeiten in 70cm Entfernung kein Problem, nur bei sehr schrägen Blickwinkeln auffällig.
Wegen Banding, etc.: nicht sicher. D.h. keine Ahnung ob er 10bit-LUT hat, im Eizo-Monitortest war nur minimales Dithering in Gradienten sichtbar. Webseiten etc. sehen super aus.
Farbtemperatur-Menü kennt diverse Profile und Benutzermodus. Die Profile sind allerdings alle 6500K und kühler, noch etwas um die 5000 wäre nicht schlecht gewesen, aber sei's drum.
Es gibt zwei Profile für Helligkeit (Eco- und Hell), mit einer Taste leicht zu verstellen. Damit könnte ich im Prinzip leben (d.h. jeweils auf Sonnenlicht und Kunstbeleuchtung abstimmen). Lichtsensor bleibt wohl ein Luxus (von Eizo und wenigen anderen), das gibt in dieser Preisklasse praktisch nicht.
Audio-Kanal über DVI geht nicht (ok, ist keine Pflicht und machen wohl die wenigsten über DVI, aber schön wäre es gewesen).
DP und Klinke habe ich nicht probiert.
DDC/CI kann man im Menü explizit aktivieren. ddccontrol-Tool findet trotzdem keinen kompatiblen DDC/CI-Monitor. Das PC-Welt-Tool unter Windows auch nicht. Keine Ahnung ob es an der Graka liegt oder am Monitor.
Bis dahin war ich mit dem Monitor weitgehend zufrieden. Eigentlich ein tolles Gerät für Büro/Video/Photo-Bearbeitung, etc.
Nun zum Punkt Reaktionsverhalten: ich habe da ein paar Testmuster bzw. Webseiten (Schwarz-Grau abwechselnd und weiße Schrift nebenan), die beim Eizo häßliche Nachzieheffekte produzierten. Und... SCHOCK, das mit dem neuen war es noch ein bisschen schlimmer. Also alle Einstellungen abgecheckt, und Overdrive war aus. Also erst mal gefreut, Overdrive aktiviert (mittlere Stufe "2" wie meistens in den Tests empfohlen).
Ergebnis: naja. Etwas besser als ohne aber nicht viel besser als beim Alten.
Also Overdrive Stufe 3 aktiviert. Ergebnis: kaum Verbesserung zu erkennen.
Wieder auf 2: eigentlich auch kaum unterschied zu 3 zu erkennen.
Also einen älteren Shooter ausprobiert (viele FPS).
Ergebnis: sehr bescheiden. Bewegungsunschärfe ist noch übler als beim Eizo. Aber kommt vielleicht auch wegen der Bildgröße nur so vor.
Also noch ein bisschen mit Overdrive Stufen experimentiert.
Subjektives Ergebnis: Position "Aus" und "1" kaum unterscheidbar aufgrund der Bewegungsunschärfe, aber gelegentlich sieht man Reste von Kanten.
2 schon etwas besser, aber wie gesagt, unscharf.
3 ist immer noch unscharf und man merkt immer wieder Ghosting (nicht extrem aber schon auffallend, z.B. bei Grau-Braun-Übergängen).
Ich habe auch versucht den Lag zu messen. Das tat ich schon mal mit dem L778 und einem anderen einfachen TN-Monitor (ähnlich alter 17-Zöller von Samsung). Das war nicht gerade wissenschaftlich, eine Aufnahme eines Shooters und der Maus mit einer geliehenen 1000fps-Kamera. D.h. ich kann die Frames von Tastendruck bis Reaktion der Waffe abzählen. Beim Eizo waren es ca. 60ms, beim TN-Samsung ca. 30ms. Beim IIyama wurden ca. 40-50ms gemessen. Präziser ging es gerade nicht mangels eines Helfers und Ton gibt es auch nicht (ergo Klick-Moment nicht exakt bestimmbar).
Mein Fazit: zum Arbeiten dennoch ein Super-Monitor!
Aber bis auf die zusätzliche Breite kann ich für mich keine bzw. keine signifikante Verbesserung gegenüber einem elf Jahre alten Eizo feststellen. Natürlich kann man in der 200€-Klasse keine Wunder erwarten, aber wenigstens ein bisschen Fortschritt sollte doch sichtbar sein. Aber so lohnt es einfach nicht, der Monitor geht zurück.