
Zitat
wie kommst du auf den begriff farbvalenz der primärfarben?
Wieso sollte ich nicht darauf kommen? Genau sie ist durch die Farbmaßzahlen normativ für die Arbeitsfarbräume, zusammen mit der TRC, definiert und aus ihr ergeben sich alle ermischbaren Sekundär- und Tertiärfarben.
Zitat
die farbvalenz ist etwas das du ab der aufnahme an deinen augen im kopf wahrnimmst und hat nichts direkt mit dem bildschirm zu tuen
Die Farbmaßzahlen bilden (drei linear unabhängige Größen zur eindeutigen Farbbeschreibung) eine Farbvalenz ab. Es handelt sich daher um eine Farbvalenzmetrik. Du hast ja einen geeigneten Link gepostet. Die Farbvalenz als "physiologisch farbige Wirkung einer wahrgenommenen Strahlung" (wikipedia), wird durch die Farbmaßzahlen quantifizierbar und Farbe damit eindeutig beschreibbar. Dass die Spektralwertkurven der normativen Beobachter kein ideales Matching für die individuellen Empfindlichkeitskurven bilden, habe ich bereits mehrfach erwähnt und auch die entsprechenden Konsequenzen erläutert. Ich verweise noch einmal nachdrücklich auf eine Publikation der fogra (insbesondere Abbildung 3 und 4):
Zitat
am bildschirm wenn du 2 verschiedene farbräume darstellen willst? nein, dann kalibrierst du auf beide am bildschirm und auf einen am computer zum wechseln der farbräume
Um Himmels willen, nein. Absolut und gar nicht! Die notwendigen Transformationen übernimmt ein CMM. Das ist im Falle eines Matrix-Profils simple Matrizenrechnung + Bestimmung des GBD für das farbmetrische Gamut-Mapping. Ich rede auch nicht irgendwie theoretisch davon, sondern habe so etwas selbst implementiert. Du kannst natürlich problemlos ein Bild mit sRGB Quellfarbraum und ein zweites mit AdobeRGB gleichzeitig darstellen. Begrenzend wirkt nur der Farbumfang des Bildschirms. Hier einmal ein Beispiel für einen Bildschirm ohne erweiterten Farbraum:
Die Farbmuster liegen in AdobeRGB vor und wurden unter Berücksichtigung des Monitorprofils relativ farbmetrisch in Monitor-RGB überführt. Gut zu erkennen sind die hohen Abweichungen in den hochgesättigten Farbmustern (speziell: Grün), während die anderen Tonwerte ideal transformiert werden konnten.
Ein Bildschirm mit WCG-CCFL kann dagegen faktisch alle Tonwerte in AdobeRGB ideal darstellen (selbes Testverfahren):
Die Messung gegen sRGB ist in "einem Rutsch" ohne irgendwelche Veränderungen ("auf einen Farbraum-Kalibration") wenige Minuten vorher ausgeführt worden:
Zitat
eventuell verstehst du ja deinen eigenen satz nicht
Der Satz kann genauso stehenbleiben. Ich weiß in dieser Beziehung schon sehr genau, wovon ich spreche und schreibe – habe in diesem Bereich bereits entwickelt (siehe u.a. die von prad genutzte Software zur Evaluierung) und auch ein Schulungskonzept umgesetzt.
Zitat
ein messgerät kann keinen farbreiz(valenz) zerlegen, es kann nur ein spektrum in seine jeweiligen frequenzen zerlegen
*Ächz*... Ich habe nie von der Zerlegung (?) einer Farbvalenz gesprochen. Die von der Sonde zurückgelieferten XYZ-Normfarbwerte bilden die Farbvalenz des normierten Beobachters (i.d.R. der 2 Grad Normalbeobachter der CIE, der sich direkt* aus Farbnachstellversuchen mit Probanden ergeben hat) in Bezug auf die aktuelle Farbprobe und beschreiben damit die Farbvalenz des menschlichen Beobachters. Die Zerlegung des eintreffenden Farbreizes bei einem Spektralfotometer/ Spektralradiometer ist die von dir erwähnte spektrale Zerlegung. Für Wortklauberei sollten wir uns beide zu Schade sein. Wie auch immer: In den Consumer-Spektralfotometern wird das eintreffende Licht via Beugungsgitter spektral zerlegt und dann abschnittsweise "bewertet" (Link). Die optische Auflösung liegt bei 10nm. Für die schmalbandigen Spektren von Selbstleuchtern ist das etwas grob (ISO 3664 fordert maximal 5nm), allerdings liefern entsprechende Geräte bislang hinreichend korrekte Ergebnisse, auch bei Bildschirmen mit WCG-CCFL oder RGB-LED blu.
Zitat
warum ist dir denn die farbvalenz der primärfarben wichtig?
Weil sich daraus der Farbumfang ergibt. Es können ja nur Tonwerte ermischt werden, die innerhalb des von den Primärvalenzen aufgespannten Raumes liegen.
Um Aufwand und Kosten sowie Lichtverlust in Bezug auf die Panelfilter nicht explodieren zu lassen, ist es wichtig, dass die Hintergrundbeleuchtung bereits ein möglichst schmalbandiges, "passendes" Spektrum emittiert. Deswegen wurden ja WCG-CCFL, RGB-LED und (ganz neu) GB-r LED Hintergrundbeleuchtungen entwickelt.
Zitat
im prinzip brauchst du deinen bildschirm nur auf den größtmöglichen farbraum einstellen,
Wie gesagt, es wird NIE "auf" einen Farbraum kalibriert, die einzige Ausnahme bilden Farbraumemulationen (Infos zu Letzterer sehr ausführlich in den genannten Berichten). Wenn du z.B. mit sRGB arbeitest, müsstest du nicht einmal die sRGB-Tonwerkurve erreichen. Solange die aktuelle Charakteristik im Profil erfasst ist, wird korrekt in gammakorrigiertes Bildschirm-RGB transformiert.
Zitat
kommt darauf an wieviel vom icc in deinen workflow mit einfließt,
?
Zitat
da hätten wir desweiteren z.b. einen workflow bei dem dir auf einem srgb-screen eine adobergb foto unterkommt, das wäre scheiße und würde den workflow stören
Zitat exemplarisch aus dem Absatz herausgegriffen: Ich spreche von einem medienneutralen ICC-Workflow und nicht davon, dass ich auf irgendeinem "sRGB Screen" ein "AdobeRGB Foto" öffne und dadurch den Workflow störe? Ich lese die Worte, aber mir entgeht der Sinn. Fraglos ist, dass bei einem Bildschirm mit sRGB ähnlichem Farbumfang viele gesättigte Tonwerte, die in AdobeRGB möglich sind, nicht ideal dargestellt werden können. Ein CMM kann sie nur bestmöglich auf die Farbraumgrenze transformieren. Auch CMYK-Softproofing ist mit so einem Bildschirm stark eingeschränkt.
Zitat
der spektrale zuammenhang des farbreizes spielt bei der farbnachstellung die maßgebende rolle, der farbreiz(valenz) den du siehst und nachstellen willst hängt ja von dem spektrum rgb das du mit deinen augen aufnimmst ab
Natürlich ergibt sich aus dem konkreten Farbreiz eine konkrete Farbvalenz. Wo habe ich das bestritten? Letztere ist aber nicht auf EINEN Farbreiz mit EINEM ganz bestimmten Spektrum begrenzt. Die gleiche Farbvalenz kann durch Farbreize mit ganz unterschiedlicher spektraler Zusammensetzung (bedingt gleiche Farben) ausgelöst werden (Graßmann lässt weiterhin grüßen).
Und ich habe auch zum inzwischen dritten Mal erwähnt, dass eine Maximierung des Farbumfangs durch monochromatische Primärfarben erreicht würde. Du willst mich falsch verstehen, damit muss ich leben.
Zitat
ich glaube da hat sich bei dir ein mythos wie bei d50/d65 eingeschlichen
Das ärgert mich enorm. Aber ich muss hier niemandem etwas beweisen, zumal ich längst vergessen habe, um was es überhaupt noch geht. Meine irgendwann am Anfang geäußerte Empfehlung, sich zunächst ein solides Grundwissen – denn mehr ist das Gesprächsthema hier nicht – der niederen Farbmetrik anzueignen, war nicht despektierlich, im Gegensatz zu dieser Äußerung.
----
* Über die Anpassungen hin zu "virtuellen" XYZ Primärvalenzen (und damit letztlich auch "virtuellen" Spektralwertkurven) hatte ich etwas im vorigen Posting geschrieben