So, wie versprochen hier mein kleiner Testbericht.
Lieferung
Ich habe meinen Samsung 193P am 28.05.2004 bei komplett.de für 769,- EUR bestellt, und am 02.06.2004 (bedingt durch Pfingstwochenende) war er auch schon da. Bequeme Zahlweise (Nachnahme oder KK), schnelle Lieferung - was will man mehr?
Gehäuse, Verarbeitung
Der Monitor sieht tatsächlich sehr hochwertig aus. Der Frontsteg um die Bildschirmfläche und die Oberseite des Standfusses sind aus Aluminium, pulverisiert?, beschichtet?, jedenfalls bleiben so keine fettigen Fingerabdrücke sichtbar. Die Rückseite des Bildschirms sowie Teile des Monitorarms sind aus weissem Kunststoff, mich hat er stark an die Architektur der Klonwissenschaftler aus Star Wars: Angriff der Klonkrieger erinnert. Die restlichen Teile bestehen aus mattem, grauen Kunststoff. Alles in allem sehr hochwertig und passgenau verarbeitet.
Der Monitor lässt sich auf dem Standfuss zur Seite drehen, und durch den Arm nach oben (30°) und unten (5°) kippen. Auch lässt er sich elegant und stufenlos um mehr als 90° in beide Richtungen drehen (Pivotfunktion). Ich sollte anmerken, dass die maximale Höhe leider immer noch zu niedrig ist, ergonomisch (d.h. obere Kante der Bildschirmfläche = Augenhöhe bei aufrechter Nackenposition) lässt sich also ohne separaten Monitorständer (z.B. Neo-Flex) nicht auf Dauer mit dem 193P arbeiten.
Was auf den Produktfotos kaum zu erkennen ist: Sowohl um den Bildschirmrahmen herum als auch an der Kante des Fusses, also den beiden Alubestandteilen, gibt es einen hochreflektiven Steg, der offensichtlich im 45° Winkel in das Material gefräst wurde. Dieser Steg soll wohl die Optik noch weiter aufwerten, kann aber (so wie bei mir) in einem Winkel zu einer Lichtquelle im Raum stehen, der unangenehme Reflexionen verursacht. Das ist sicher nicht im Sinne der TCO 03, die dieser Monitor bekommen hat, und Samsung hätte besser darauf verzichtet, denn auch ohne sieht der Monitor schon sehr edel aus.
Ersteindruck
Ich hatte die letzten 8 Jahre fast ohne Unterbrechung Trinitron-Monitore benutzt (Sony 15sf, Sony A420, Iiyama 451), da ist man natürlich - was Farbe und Leuchtkraft betrifft - sehr verwöhnt. Der Samsung 193P steht dem in nichts nach. Wirklich sehr schöne Farbdarstellung, leuchtstark, satt, aber gleichzeitig ein sehr ruhiges Bild. Sehr kontrastreich, aber nicht stechend. Homogene Ausleuchtung, zumindest ich konnte bei den Grundfarben in Vollfläche keine Neigung zu Farbverfälschungen erkennen.
Zweiteindruck
Aus etwas Entfernung (2 - 3 Meter) wirkt das Bild immer noch sehr scharf, den Blickwinkelbereich von 178° kann man den Datenblättern getrost glauben. Etwas irritiert war ich aber doch von der Weissdarstellung. Auch nach intensiver Kalibrierung (mehr dazu siehe unten) wird Weiss bei kurzer Entfernung zum Bildschirm und kleiner Änderung des Blickwinkels schnell zu Beige. Bei einheitlich grauen Flächen sind bei genauem Hinschauen leichte Pixelstrukturen zu erkennen, die aber nicht weiter stören. (Zumindest nicht mehr als Trinitron-Streifen.)
Farbdarstellung
Mit der mitgelieferten MagicTune Software lassen sich Helligkeit, Kontrast sowie Gradationskurven einstellen.
Ich hatte bei Helligkeit = 70% und Kontrast = 59% die besten Ergebnisse. Bei der Einstellung der Gradationskurven (oft fälschlicherweise als Gammakorrektur bezeichnet) kann man nacheinander vor 5 oder 6 Testbildern die Rot-, Grün- und Blauwerte an die eigenen Wünsche anpassen. Tatsächlich muss man hierzu aber einen "Umweg" gehen und MagicTune jeweils sagen, wo in einem Farbkreis ein grauer Klotz am ehesten als grauer Klotz wirkt. Leider gibt es keine Möglichkeit der echten Gammakorrektur oder der Einstellung der Farbtemperatur, weshalb der Monitor für Grafiker und im Pre-Press-Bereich ausscheidet. Schade eigentlich, denn die Farbdarstellung des Panels gehört nach meiner Einschätzung mit zum Besten, was im Moment auf dem TFT-Markt erhältlich ist.
Anwendungen
(Wer sich unbedingt diesen Monitor kaufen möchte, sollte vielleicht hier aufhören weiterzulesen.)
Ich habe den 193P an einem P4 2.4, 1024 MB RAM, Radeon 9600XT 128MB betrieben, natürlich ausschliesslich bei 1280x1024@60Hz.
Zunächst zu Spielen:
UT2004 lief Ok, d.h. leichte Unschärfe (was manche als Schlieren bezeichnen würden), aber durchaus auch in schnellen Sequenzen spielbar. Gerade bei langsamen Passagen (im Goliath, oder Raptor) macht allein der Anblick der kräftigen Farben und der glasklaren Darstellung richtig Spass! (Die oben beschrieben Farbverfälschung spielen hier natürlich keine Rolle, sie tritt wirklich nur bei klarem Weiss in der Vollfläche auf.)
Strategiespiele wie Age Of Mythology oder WarCraft 3 waren auch Ok, allerdings irritiert hier die Unschärfe schon stärker, da man ja (oder zumindest ich) schnell mal über das Spielfeld scrollen und dabei alle Einheiten erkennen können will, um eine bestimmte zu selektieren. Bei hektischen Sequenzen also durchaus ein Problem.
Weitere Spiele habe ich nicht getestet.
Bei Grafiksoftware gilt es vor allem das zu beachten, was ich oben beschrieben habe: keine echte Gamma-Einstellung möglich, also nichts für Proofs und ernsthaftes Photoshopping. Auch gibt es wohl keine 10-Bit-LUT, bei Farbverläufen sind deutliche Stufen zu erkennen. Die subjektive Farbdarstellung, insbesondere bei Hauttönen, ist allerdings sehr gut.
Bei DVDs gab es zumindest bei Bewegungen auch keine Probleme. Schnelle, langsame, dunkle, helle Szenen mit Menschen oder ohne wurden problemlos dargestellt.
Nun zu den grossen Haken an diesem Monitor. (Noch kannst du aufhören weiterzulesen.)
Beim Scrollen auf diversen Internetseiten wie z.B. Slashdot oder O'Reilly ist mir (als Softwareentwickler im Internetumfeld) gleich zu Beginn ein merkwürdiger Effekt aufgefallen. Keine Schlieren, sondern ein Nachleuchten von Mischtönen wie den türkisfarbigen Balken bei Slashdot, oder dunklen Anzeigenflächen. Dazu kam ein Flimmern von Textblöcken, sei es schwarz auf weiss oder weiss auf schwarz. Auch nach stundenlangem Rumprobieren (andere Gradationskurven und Kontrastwerte, ClearType an oder aus, verschiedene Browser) blieb dieser Effekt. Insbesondere das Flimmern, das nur bei langsamem Scrollen auftrat, hat mich sehr gestört, und den guten Eindruck von Standbildern stark geschmälert.
EDIT:
---
So, ich habe mir jetzt noch mal ein paar PVA-TFTs von Eizo angeschaut (557, 767). Der von mir beobachtete Effekt, dass Schrift und Hintergründe beim Scrollen stark flimmern, und dass farbige Blöcke helle Geisterstreifen erzeugen, tritt bei diesen Modellen nicht auf. Mein Verdacht erhärtet sich, dass es sich um einen Herstellungsfehler bei meinem Modell handelt, da insbesondere die anderen Tester hier im Forum nichts davon in ihren Reviews geschrieben hatten.
---
In abgedunkelten Räumen und bei sehr dunklen Bildsequenzen (Filme, Spiele) fällt zudem auf, dass das Panel nicht nur Aufhellungen in den Ecken und an den Rändern hat, sondern auch noch viel zu hell leuchtet. Reduziert man allerdings weiter die Helligkeit in MagicTune, wirken die vormals leuchtenden Farben viel blasser. Andererseits fällt dann aber erst auf, dass es links und unten jeweils über die volle Breite Abschattungen gibt, nicht stark, aber wahrnehmbar. Also doch nichts mit Pitch Black auf dem 193P (wie ich in einem anderen Thread zum Testen empfohlen hatte).
Fazit
770 EUR sind viel Geld für einen neuen Monitor. Wenn ich als Maßstab setze, wieviel Geld ich vor einigen Jahren jeweils für einen Trinitron-Röhrenmonitor ausgegeben habe, muss ich sagen, dass sich mir ein Bild mit viel Licht und viel Schatten bietet.
Das Design ist sicher ein starkes Kaufargument. Die Farben können nach meiner Einschätzung in Sachen Brillianz und Sättigung mit den besten Röhrenmonitoren mithalten, der Kontrast ist sehr hoch, das Bild ist auch aus einigen Metern Entfernung und grösseren Winkeln noch sehr gut erkennbar. Für die meisten Spiele (und Gelegenheitsspieler) gut geeignet, auch DVDs werden auf dem 193P gut aussehen. Der erste Eindruck wird wahrscheinlich bei jedem, der diesen Monitor zum ersten mal in Aktion sieht, ähnlich sein.
Leider zeigte mein Modell ein starkes Flimmern beim Scrollen auf diversen Internetseiten. Ich schreibe deshalb "mein Modell", weil ich nicht ausschliessen will, dass es nur ein Defekt in der Ansteuerung ist. Für mich aber ein K.O. Kriterium, weshalb ich den Monitor wieder umtauschen werde.
Deshalb also, wie immer: Vor dem Kauf am besten im Ladengeschäft vorführen lassen!