Vorgeschichte
Seit geraumer Zeit halte ich Ausschau nach einem geeigneten 19“-Display.
Nun kann man sich ja manchmal auch selbst etwas im Wege stehen: ich bin bezüglich der Bildqualität ziemlich pingelig. Andererseits mache ich auch dann und wann gerne Spiele und möchte einen Display, der nicht so schliert.
Ein TNT-Panel kommt aufgrund der eingeschränkten Farbwiedergabe und des mageren Blickwinkels nicht in Frage. Die VA-Panels schlieren, und sehr hohe Kontrastwerte mag ich auch nicht. Die IPS-Panels haben oft einen Kristalleffekt und überzeugen nicht unbedingt bei den Grauverläufen. Meine Hoffnungen gingen ein wenig in Richtung des bald erscheinenden Viewsonic-VP912. Aber der spiegelt.
Ich denke, wenn es nicht die gute Prad.de-Seite gäbe, würde ich mich jetzt immer noch im Kreise drehen. Genau genommen gab ein unscheinbarer aber sehr prägnanter Kommentar von Tomatec bezüglich des mir bis dahin unbekannten Eizo 797 auf der englischen Prad-Seite den Ausschag:
“It was a nice device. Perfect for grafic user but I couldn´t find ghostpictures during games too.
I tried to get one last year, but the guy didn´t want to sell me the test device.”
(Tomatec hatte das Display jedoch in Japan begutachten können.)
Nirgendwo habe ich einen Testbericht über das Display finden können. Aber ich dachte mir: Eizo, IPS-Panel, 20 ms Responsezeit und Tomatecs knackige Beurteilung der Sachlage – da kann ja eigentlich nichts schief gehen.
Das Display ist im Handel anscheinend nicht der Renner, die Zahl der Angebote ist jedenfalls sehr mager. Glücklicherweise hatte Alternate sogar ein Exemplar auf Lager.
Verpackung und Gehäuse
Das Display wird komplett zusammengebaut geliefert. Zusätzlich zur Styroporeinbettung ist das Display mit einer Schaumstoffhülle und einem Kartondeckel auf dem Panel geschützt. Ein 2m langes DVI/DVI-Kabel, ein DVI/Dsub-Kabel, ein USB-Kabel sowie ein gedrucktes Handbuch und eine Software-CD werden mitgeliefert.
Trotz des sehr schmalen Rahmens wirkt das Gehäuse mit seinen 8 kg Gewicht robust.
Eine Höhenverstellung ist in einem Bereich von etwa 10 cm stufenlos durch eine Federmechanik möglich. Die angeschlossenen Kabel werden mit einem Metallbügel an der Rückseite des Displayfußes befestigt. Alle Neigungs- und Drehfunktionen funktionieren reibungslos mit stabilem Widerstand. Eine Einrastfunktion für die Waagerechte oder die Pivotdrehung gibt es nicht. Gut so, ich richte mein Display nämlich lieber mit der Wasserwaage aus (…ja doch, ich weiß, das ich in machen Dingen etwas pingelig bin).
Das Design ist schnörkellos, funktionell und in elegant anmutenden Proportionen aufs Wesentliche beschränkt.
Art des Displays
Der Eizo L797 hat ein Dual Domain IPS-Panel (der Hersteller des Panels ist nirgendwo angegeben) mit einer Responsezeit von 10/10 ms.
Die Farbwiedergabe erfolgt über eine 10 Bit LUT.
Der maximale Kontrast wird mit 450:1 angegeben, die maximale Helligkeit mit 280 cd/qm.
Der maximale Blickwinkel beträgt 170°/170°.
OSD-Menü
In den schmalen Rahmen der Displayunterseite sind die 9 Tasten zur Bedienung des Eizo dezent und gut bedienbar eingelassen. Ohne durch zahlreiche Untermenüs blättern zu müssen, sind die umfangreichen Einstellungen leicht und übersichtlich zu erreichen.
Einen separat einstellbaren Kontrastwert, wie andere Displays ihn haben, sucht man vergebens.
Die Farbeinstellungen fächern sich auf in Helligkeit, Farbtemperatur, Gamma, Sättigung, Farbton, Gain-Einstellung und 6 Farben. Alle Parameter lassen sich hier in kleinen Schritten und mit Zahlenwert justieren.
Die Möglichkeit, den Weißpunkt einstellen zu können, finde ich nicht nur für den Mehrmonitorbetrieb ein echtes Highlight.
Über die Mode-Taste kann man ein kleines separates Menü öffnen. Hier können ohne Umweg fest voreingestellte Kontrastwerte für Bild, Film, Text, sRGB, ScreenManager abgerufen werden. Der Custom-Menüpunkt ermöglicht es, individuelle Justierungen für Gamma, Farbtemperatur und Helligkeit vorzunehmen und zu speichern.
Das Interpolationsverhalten sowie die Pivotausrichtung können ebenfalls über das OSD-Menü angesteuert werden.
Und sollte einen gar das dezente blaue Lämpchen am Display stören – selbst das kann man deaktivieren.
Ach ja, das öfter schon erwähnte Eizo-Brummen bei herabregulierter Helligkeit: ich kann es nicht hören, selbst wenn ich das Ohr nah ans Display halte. Falls da überhaupt ein Brummen wahrnehmbar sein sollte, wird das jedenfalls von meinem Rechner übertönt und ist so auch keine Störquelle.
Bildqualität =)
Die Bildqualität ist überragend. Die Farben sind brillant, ohne irgendwie überzeichnet oder gar überstrahlt zu wirken. Im Vergleich zu den hochkontrastigen MVA-Panels, die ich mir bislang ansehen konnte, wirken die Farben weich und sehr natürlich.
Das Rot ist ein wirklich sattes Rot, das Grün ist frei von Gelbstichen und auch die Blautöne werden sehr facettenreich und schön dargestellt.
Auch braune, blaue und blau-schwarze Farbverläufe sind fein differenziert.
Beeindruckend finde ich die Grauabstufungen in einem 33-stufigen Graukeil. Der Grauverlauf ist sehr gleichmäßig, unbunt und selbst die schwärzesten Abstufungen bleiben voneinander abgesetzt.
Ein Link zu dem von mir verwendeten Graukeil:
http://mypage</a> .bluewin.ch/chesi/grafik/gr_0175.htm
(Testeinstellung des Displays: Helligkeit 75%, Temp. 6500 K, Gamma 2.2)
Die Schwarzdarstellung hat eine andere Charakteristik als bei den neueren MVA-Panels:
Während dort das Schwarz wirklich pechrabenschwarz rüberkommt, wirkt dies beim IPS-Panel des Eizo L797 durchlichtet. Es ist schon ein deutliches Schwarz und nicht etwa ein dunkler Grauwert, aber eben durch die Displayerleuchtung etwas erhellt.
Für ein IPS-Panel finde ich die Schwarztiefe beachtlich gut.
Die Ausleuchtung des Displays ist sehr gut, gleichmäßig und ohne Wolken im Weiß.
Unmittelbar den Rändern scheint es bei vollständigem Schwarzbild oder Weißbild geringfügig heller zu sein. Aber das ist so minimal, das es sich fast der Wahrnehmung entzieht.
Einen Kristalleffekt oder ein leichtes Flirren des Bildes, wie ich es von einem Iiyama IPS-Display kenne, kann ich beim Eizo nicht erkennen.
Pixel- oder Subpixelfehler hat das mir gelieferte Display nicht.
Kalibrierung
Es gibt alle Einstellungsmöglichkeiten, die man sich nur wünschen kann. Kein Parameter muss durch eine Farbraum beschränkende Justierung der Grafikkarte vorgenommen werden. Schon nach Installation des mitgelieferten ICC-Displayprofiles und einem Herunterregeln der Helligkeit auf 70-75 % oder der Wahl der voreingestellten Modi habe ich ein für meine Zwecke sehr brauchbares Ergebnis vorgefunden.
Filmbetrachtung
Die Bilder meiner Nexus-TV-Karte werden sehr schön dargestellt. Das Bild bei der Wiedergabe von DVDs ist exzellent.
Durch die durchweg feinen Farbverläufe beim Eizo L797 sind die Bilder brillant und natürlich. Das breite Spektrum der braunen Farbverläufe verleiht den Hauttönen Plastizität, im Blaubereich überzeugt die farbliche Darstellung von Meer und Himmel.
Nachzieheffekte sind weder bei schnellen noch bei dunklen Filmscenen zu erkennen.
Spiele
Da die Eizo-Displays ja als nicht sonderlich spieletauglich gelten war ich hier wirklich gespannt. Getestet habe ich Doom3 sowie HalfLife 2.
Schlieren… Nachzieheffekte… ? Kein Thema für den Eizo L797. Ich habe jedenfalls keine sehen können. Bei schnellen Bewegungen kann man, wenn man darauf achtet, eine gewisse Bewegungsunschärfe wahrnehmen. Aber ich finde, die entspricht der natürlichen Weise des Sehens und ist keinesfalls störend.
Bei beiden Spielen kommen die Farben, Details und Effekte sehr schön zur Geltung.
Die Landschaften in HalfLife 2 wirken lebensecht.
Bei Doom3 fielen mir Details auf, die ich zuvor noch nicht bemerkt hatte – wie etwa durchs Laufen aufgewirbelter Staub, der sich im Licht der Taschenlampe spiegelt. Die Faszination von den Farben und Lichteffekten auf dem Eizo verkürzte meine Überlebensdauer im Spiel allerdings beträchtlich. =)
PixPerAn-Ergebniss:
Grafikmodus: 1280x1024 @ 32 bpp
Frame Rate: 60.0 Hz
Gamma Faktor: 2.2
Flaggen-Test: s->w: 94.0%, w->s: 76.0%, s->g: 78.0%, w->g: 78.0%
Verfolgungs-Test: 11(22.9ms), 11(22.9ms), 12(28.6ms)
Lesbarkeit: Tempo 9
Fazit
Der ausgewogenen Darstellung halber hätte ich gerne auch einige negative Punkte angeführt. Ich habe keine gefunden – und das ist mir bislang noch bei keinem Display passiert.
Der einzige Nachteil ist vielleicht der sündhaft hohe Preis von mehr als 1000 Euro.
Jedoch ist der Eizo L797 meiner Meinung nach in jeder Hinsicht diese Sünde wert.