Wieviel Memoryeffekt muss man ertragen

  • Ich wollte mal wieder das Thema Memoryeffekt aufwerfen, da dieser langsam zu größeren Problem bei mir wird.


    Vor einem halben Jahr habe ich mir den Viewsonic VP191s geleistet, mein Testbericht von damals ist ja noch online. Eigentlich müsst ich nun einige Testergebnisse revidieren. Das erste Mal ist mir der Monitor negativ aufgefallen, als ich während des Schreibens längere Zeit die Arbeit unterbrochen habe, genau 5 Stunden, wodurch sich der gesamte Desktop, ein Sternenhimmel, mitsamt jedem Stern, jedem Symbol und jedem Schriftzug auf dem Panel verewigt hatte. Nunja, kein Problem dachte ich, stell' halt zukünftig einen Bildschirmschoner ein und die trägen Pixel werden sich schon mit der Zeit reaktivieren.
    Stimmt leider nicht.


    Erstens: Ein Bildschirmschoner hilft zwar vor irreversiblen Einbrennen, nicht aber vor zeitweiser Pixelträgheit. Schon zwanzig Minuten reichen, damit sich Symbolleisten und Text für mehrere Stunden "memorisieren", d.h. eine DVD brennen und man kann das Nero-Menü eine halben Tag lang sehen.


    Zweitens: Das gilt nicht nur für stehende Bildinhalte wie Menüleisten, sondern auch für Strukturen wie Text. Wenn ich 4 Stunden im Internet surfe, verändert sich natürlich ständig der dargestellte Text, die Zeilenstruktur brennt sich aber ein. Dasselbe gilt für unterschiedliche Programme. Wenn ich beispielsweise 10 Minuten surfe, dann 10 Minuten News lese, dann 10 Minuten ein Dokument bearbeite, und das im Wechsel mehrere Stunden, brennt sich die generell gleiche Menüstruktur und die Textstruktur für längere Zeit ein. Man kann dann zwar den Text nicht erkennen, aber es sieht aus wie mehrere übereinandergelegte Folien. Es hilft also gar nichts, den Bildinhalt kurzfristig zu wechseln bzw. kurz den Bildschirmschoner anzuschalten, man müsste schon ein völlig andersartigen Bildinhalt längere Zeit anzeigen, um das zu verhindern. Also etwa 20 Minuten eine Text und Menüstruktur, dann 20 Minuten spielen oder Bilder ansehen, dann geht es. Was eben wirklich nicht funktioniert sind kurzzeitige Änderungen, etwa wenn beim Surfen alle zehn Minuten ein Bild für ein paar Sekunden angeguckt wird, brennt sich der Text trotzdem ein.


    Drittens: Diese beim normalen Arbeiten entstehenden Memoryeffekte sind reversibel, d.h. sie verschwinden nach ein paar Tagen. Zudem sind sie nur bei bestimmten Farben sichtbar, etwa dunkles, mattes Blau wie der Hintergrund dieser Seite oder dunkles Grau. Am deutlichsten sieht man's bei der dunklen Graustufe des Farbreinheitstests von C't, hier noch mal der Link . Da ich dieses Tool benutzt habe, um den Monitor nach dem Kauf zu kalibrieren, habe ich einen ganz guten Vergleich, wie der Monitor damals ausah und wie heute. Dazu gleich mehr. Jedenfalls sind diese vorrübergehenden Memoryeffekte nicht das Problem, da man sie beim Arbeiten oder Spielen nicht bemerkt; ich habs nur bemerkt, weil ich einen mattblauen Lockout Screen benutze, wenn ich mal Pause mache.


    Viertens: Alle längeren Einbrennungen sind irreversibel sofern sie hell sind, d.h. alle gelben und weißen Farben. In meinem Fall eine Reihe von Textdateisymbolen, die auch nach Monaten eine häßliche, dunkle Linie bilden, sowie ein paar Galaxieausläufer meines Hintergrundbildes. Die genauen Formen verbassen zwar, verwandeln sich aber in dunkle Schatten. Und das ist das Üble an der Sache, denn diese dunklen Schatten sind auf ziemlich allen matten Farben deutlich sichtbar, sei es blau, grün, grau, beige. Man sieht sie so ziemlich bei allen Internetseiten, bei allen Filmen, etwa bei Hautfarben, bei allen Spielen in der Skybox usw. Das ist immens störend, auch aus drei Meter Entfernung beim DVD schauen. Noch schlimmer, ich habe das Gefühl, das diese Schatten sich ausbreiten und im Zentrum immer dunkler werden. Vor zwei Monaten war es noch erträglich, mittlerweile kann ich das kaum noch ignorieren.


    Fünftens: Die Rezepte gegen den Memoryeffekt erscheinen mir unlogisch. Ein weißes Bild halte ich bei einem PVA Panel für fragwürdig, zumal es die weißen Strukturen sind, die eingebrannt schwarze Flecken erzeugen. Ich habe es darum bisher nur mit einem Schwarz-weißen Pumpbild probiert, nach 8 Stunden sind dann zwar Menü- und Textstrukturen weg, auf die eingebrannten hellen Flecken und ihre schattigen Nachfolger hat das aber keinerlei Effekt.
    Hat irgendeiner einer Ahnung, warum ausgerechnet helle Inhalte einen dunklen Trägheitseffekt auslösen und was eventuell tatsächlich dagegen helfen könnte?


    Sechstens: Insgesamt scheinen sich die Memoryeffekte zu summieren. Die erwähnte dunkle Graustufe des Testprogramms weist nach einem halben Jahr nicht nur jene störenden Schatten auf, sondern sieht ehrlich gesagt aus wie ein geprügelter Elefant. Statt reinem Grau sehe ich eine scheckige Vielfalt aus mehreren Grau-, Gelb- und dunklen Grüntönen, von denen ich fast schwören würde, dass sie früher nicht da waren. Es scheint, als wenn der Monitor gerade bei diesem Grau seine Farbreinheit verloren hätte und alle möglichen Schattierungen anzeigt. Fotobearbeitung kann man nun wohl endgültig vergessen. Könnten sich summierte Memmoryeffekte nach und nach auf die Farbreinheit auswirken? Ist so ein Verlust nach so kurzer Betriebsdauer normal?


    Schließlich: Meint Ihr, das die geschilderten Vorgänge Panelabhängig sind, d.h. einige Monitore davon weniger betroffen sind als andere? Dann sollte das dringend in die Tests miteinbezogen werden, denn für mich ist das das absolute K.O. Kriterium. Was nützt mir der schönste Monitor, wenn man darauf nicht längere Zeit arbeiten kann und er schon bald aussieht wie anno dazumal die Kinder in katholischen Erziehungsheimen? Da sind Schlieren ja das reinste Paradies gegen.


    Und endlich: Ist es gerechtfertigt, einen Monitor deshalb umzutauschen? Es sind ja eigentlich Gebrauchs- und Abnutzungserscheinungen, aber in einem Maß, das ich nicht in Ordnung finde. Es ist doch normal, dass ein Monitor über mehrere Stunden das gleiche Bild anzeigt, ohne Bildschirmschonerunterbrechung, ich erinnere mich nur an meine Magisterarbeit, die ich kurz vor diesem Monitor fertig hatte- da saß ich manchmal 8 Stunden vor derselben Seite des selben Dokumentes und wartete auf eine Inspiration :tongue: Wenn danach der Monitor Schrott ist, gilt das dann als Anwenderfehler und natürliche Abnutzung oder darf ich auf Garantie setzen?


    In Erwartung kompetenter Antworten, Euer enttäuschtes Muttchen ;(


    PS: Ich muss wohl nicht erst betonen, dass sich während dieser Schreibstunde die gelben Smilies tief in das Panel gefressen haben, die werden mich wohl noch eine ganze Weile dumm angrinsen...

  • Zitat

    Original von Mutte
    Schließlich: Meint Ihr, das die geschilderten Vorgänge Panelabhängig sind, d.h. einige Monitore davon weniger betroffen sind als andere?


    Auf jeden Fall. Das Bild hier ist von einem Fujitsu-Siemens P20-2:


    Derjenige hat jetzt einen NEC und da ist ihm so was nie wieder untergekommen.



    Zitat

    Und endlich: Ist es gerechtfertigt, einen Monitor deshalb umzutauschen?


    Ja sicher! Am Besten innerhalb der ersten 14 Tage natürlich. Aber es kann sicherlich auch nicht schaden, direkt mal bei Viewsonic anzurufen. Das kann ja nicht angehen, dass sich da was einbrennt wie früher in der Spielhölle.


    Bei Viewsonic gibt's darüber hinaus noch das Problem, dass die ständig neue Panels verbauen, aber die Modellnummer gleich lassen. Es gibt z.B. jetzt schon einen VP191 mit Overdrive und 8 ms. Aber die werden dich am Telefon sicher nach der Seriennummer fragen.

    2 Mal editiert, zuletzt von CiTay ()

  • Autsch, das Bild sieht wirklich übel aus, das ist ja wie ein Photo eigebrannt, und dann noch auf weißem Hintergrund. So schlimm ist es bei mir definitiv nicht, bei weiß und allen leuchtenden Farben ist gar nichts zu sehen. Nur bei matten Farben sind werden Umrisse und Schatten sichtbar. Ich versuch' mal eine Digitalkamera zu organisieren um das festzuhalten, kann ein paar Tage dauern.
    Mein Viewsonic ist übrigens der neuste, d.h. die 8ms Version und ein halbes Jahr alt. Im Falle des Falles, muss ich dann über den Händler gehen oder direkt über Viewsonic?

  • Wisst ihr ob dieses "Einbrennen" usw. (die Effekte die hier beschrieben wurden) auch bei dem Fujitsu-Siemens P19-2 passieren (können)? Denn dann wäre der Monitor für mich ehrlich gesagt gestorben.

  • Zitat

    Original von Alexander
    Wisst ihr ob dieses "Einbrennen" usw. (die Effekte die hier beschrieben wurden) auch bei dem Fujitsu-Siemens P19-2 passieren (können)? Denn dann wäre der Monitor für mich ehrlich gesagt gestorben.


    Der P19-2 benutzt AFAIK ein ganz anderes Panel als der P20-2. Das sah man auch an den Bewertungen in der c't, der P19-2 kam gut weg und der P20-2 wurde wegen Schlieren etc. bemängelt.

  • Ich kann mal von meinen Erfahrungen mit dem Samsung 181T berichten.
    Älteres Modell, lag aber damals im vierstelligen Preisbereich.


    Es kam nach ca. 1,5 Jahren Betrieb zu diversen Einbrenneffekten.
    Das Hintergrundbild hatte sich fest eingebrannt, aber auch normale "Fenster" hinterliessen ihren Eindruck.


    Weisses Bild liess die Einbrennungen teilweise verschwinden, teilweise wurden sie nur abgeschwächt.


    Ein Anruf bei Teleplan, und der TFT wurde anstandslos getauscht.
    Das neue Modell hat bisher keinerlei Einbrenneffekte, wobei ich seitdem als Bildschirmschoner ein weisses Bild habe, womit ich hoffe die Einbrenneffekte zu vermeiden.


    Wenn also noch Garantie drauf ist => tauschen.
    Ansonsten A-Karte gezogen.

  • Ich habe bisher noch keinen TFT mit solch einem Effekt gesehen und vermute, dass es sich ganz einfach um einen technischen Defekt und um Einzelfälle handelt. Es sollte kein Problem sein, dafür die Garantie in Anspruch zu nehmen.


    Da es sich meiner Erfahrung nach nicht um ganze Modellreihen mit solchen Problemem handelt können wir in unseren Tests darauf nicht eingehen, zumal wenn solch ein Effekt erst nacxh einigen Montaten auftritt. Solange testen wir die Geräte ja gar nicht, das ist also so oder so nicht machbar.


    Mutte: Memory-Effekt ist für mich ein Austauschgrund wegen Gerätedefekts. Fertig. Da würde ich gar nicht lange fackeln ;)


    Ich habe selber auch ein gut 2 Jahre altes Display, das ganz normal funktioniert und ich schätze das ist auch die Regel.



    Gruß Rinaldo

    _.+*" Mind Expanding Species "*+._.+*" Estar De Viaje "*+._


    "Begegnungen, die die Seele berühren, hinterlassen Spuren, die nie ganz verwehen."

  • schöne Signatur, passend zum Thema ;)
    Der Austausch dürfte ja mal wieder kompliziert werden, da es die Modelreihe nicht mehr gibt. Und der Nachfolger ist ja nicht gerade besser. Da werd' ich wohl mal wieder die Kaufberatung bemühen müssen.


    Aber testen könntet Ihr das schon, zwei, drei Stunden reichen aus, um tendenzielle Effekte zu sehen. Einfach mal während der Test ein Käffchen trinken oder mit einer hübschen Kollegin die Besenkammer besichtigen. =)

  • Wir haben die Monitore meist 2-4 Wochen hier und arbeiten ganz normal damit, also mehrere Stunden am Tag. Soetwas ist mir aber noch nie aufgefallen. Daher glaube ich eben, dass es sich um einzelne Geräte handelt, die einfach einen technischen Defekt haben.


    Ich wünsche Dir viel Erfolg beim Austausch!

    _.+*" Mind Expanding Species "*+._.+*" Estar De Viaje "*+._


    "Begegnungen, die die Seele berühren, hinterlassen Spuren, die nie ganz verwehen."

  • Zitat

    Daher glaube ich eben, dass es sich um einzelne Geräte handelt, die einfach einen technischen Defekt haben.


    Zumindest bei den größeren S-IPS Geräten ist es weniger ein Einzeldefekt, als ein generelles Problem. Ich kann hier für die >=23" Geräte sprechen. Da habe ich bislang eigentlich kein (!) Gerät gesehen, was das Burn-In Problem nicht gehabt hätte. Die Ausprägung war allerdings immer unteschiedlich. I.d.R. verschwinden die Effekte bereits nach wenigen Minuten wieder und sind vor allem in der Aufwärmphase sichtbar. Mit ein Grund, warum ich VA Geräte defintiv bevorzuge. Hier habe ich diese Effekte noch nie beobachtet.
    Wobei ich hier wie gesagt untescheide: Einmal diese temporären Burn-Ins, die schnell kommen und auch wieder verschwinden, und diejenigen, die auch bei TFTs nach "exzessivem Standbild" über Wochen hinweg auftreten können und die schon etwas mehr Einsatz zur Beseitigung erfordern.


    Zitat

    Mutte: Memory-Effekt ist für mich ein Austauschgrund wegen Gerätedefekts. Fertig. Da würde ich gar nicht lange fackeln Augenzwinkern


    Bei Apple kann ich sagen, dass das *nicht* als Defekt anerkannt wird. Sogar mit Photobeweis. Auf der amerikanischen Seite gibts irgendwo sogar einen Hinweis dazu.


    Gruß


    Denis

    Gruß


    Denis

    6 Mal editiert, zuletzt von Sailor Moon ()