Erfahrungsbericht NEC 1860NX oder: Das Ende einer Odyssee
Meine Anforderungen an einen Monitor waren folgende:
- hohe Blickwinkelstabilität (ich will auch mal die Sitzposition ändern können, ohne den Monitor verstellen zu müssen)
- hoher Kontrast und Farbtreue und gute Möglichkeiten zur Farbeinstellung, da ich den PC oft zur Nachbearbeitung meiner DigiCam-Bilder nutze
- mindestens 18“ weil mir 15“ zu wenig Platz bot und die 17-Zöller mir in der Schriftdarstellung zu klein waren (vor allem auf manchen Webseiten)
- DVI-Eingang
- Halbwegs gute Response-Time um auch mal zocken zu können
Und natürlich sollte er auch möglichst wenig kosten.
Das Einsatzgebiet teilt sich ungefähr zu je einem Drittel auf in:
- Office und Internet
- Bildbearbeitung
- Spiele
Die Vorgeschichte:
Nachdem die Bildqualität meines alten 17“ CRT immer weiter abbaute, entschloss ich: ein neuer muss her! Da ich meinen Augen nun mal was gutes gönnen wollte, wurde es ein Iiyama HM903DT, ein 19“ für 499€ (zunächst war ich der Meinung ein CRT sei am besten geeignet). Der Transport nach Hause erwies sich schon als erstes Problem, da ich keinen Lieferwagen sondern nur einen normalen PKW habe. Zuhause angekommen und ausgepackt kam auch gleich mein Schreibtisch an seine Belastungsgrenze. Egal, einschalten und siehe da: ein hervorragendes Bild – allerdings nur in der Bildschirmmitte. Der komplette Randbereich war unscharf und verschwommen. Der Umtausch gegen einen neuen folgte einen Tag darauf. Wieder zuhause das gleiche Spiel: auspacken, einschalten und..... die Unschärfen am Rand waren etwas geringer dafür waren jetzt wellenartige Verzerrungen zu sehen (die Bildqualität war so, als wär der Bildschirm vom Laster gefallen)! Auf eine Anfrage bei der Iiyama-Hotline teilte man mir lapidar mit, dass bei flachen Bildröhren immer mit Unschärfen am Rand und mit Verzerrungen zu rechnen ist. Hier beschloss ich, mir keinen CRT mehr zu kaufen und vor allem nicht von Iiyama!
Nachdem ich auch diesen Monitor wieder meinem Händler überreichte, bestellte ich bei ihm den damals noch hochgelobten AL732 von Acer. Einige Wochen später hatte ich den Acer bereits auf meinem Tisch stehen. Mit seinem „Pseudo-Alu-Gehäuse“ sah er zwar ganz schick aus, liess jedoch in anderen Punkten stark zu wünschen übrig: Gummifüsse, die auf der Tischoberfläche besser kleben wie am Monitorfuss. Oder etwa der lausige Blickwinkel, bei dem das Bild schon verschwindet, sobald man seinen Kopf auch nur 2cm aus der Ideallinie rausbewegt – nicht wirklich praxisgerecht! Beim Spielen stellte ich z.B. bei „Medal of Honor“ fest: bei Interpolation waren waagerechte Streifen zu sehen. Als dann auch noch das Pixelflimmern bei mir zuschlug, hiess es: Adieu Acer! Tagsdarauf übereichte ich auch diesen Bildschirm meinem inzwischen genervten Händler.
Bei meinem nächsten Versuch griff ich auf Bewährtes zurück: den L565 von Eizo, Sieger von zahlreichen Vergleichstests. Um eines gleich vorwegzunehmen: Unter den 17“-Displays ist das Eizo eines der Besten, die es momentan gibt! Dieser bringt eine Bildqualität auf den Schirm, die aussieht als sei sie gedruckt. Leider konnte ich mich mit der kleinen Schriftgrösse auch nach längerem Arbeiten nicht anfreunden. In einem Telefonat mit Herrn Barat vom TFTshop (wo ich den Eizo bestellt hatte) erfuhr ich, dass soeben der NEC 1860 im Preis reduziert wurde auf 569€. Nun entschloss ich mich, den Eizo zurückzuschicken und den 18“ NEC zu bestellen.
An dieser Stelle möchte ich noch kurz was zum TFTshop sagen. Dieser Shop setzt neue Maßstäbe was Service, Fachkompetenz und Kundenfreundlichkeit angeht, und zwar im positiven Sinn! Bei beiden Lieferungen war die Ware innerhalb zwei Tagen(!) bei mir, um nur ein Beispiel zu nennen!
Doch nun zum NEC:
Beim Auspacken stellte ich fest, dass kein DVI-Kabel dabei war. Macht nichts, ich hatte ja noch eines vom Eizo übrig, da bei diesem auch keines dabei war.
Verarbeitung:
Das Gehäuse macht einen ordentlichen Eindruck. Der Frontrahmen ist silberfarben lackiert (wie beim Acer ). Mitgeliefert wird ein Plastikteil, unter dem man die Anschlusskabel auf der Rückseite verschwinden lassen kann, sehr praktisch! Die Bedienbarkeit der Einstelltasten ist zwar nicht der Weisheit letzter Schluss aber was soll´s, schliesslich muss man ja nicht ständig ran wenn mal die optimale Einstellung gefunden ist. Am Gehäuse gibt´s auch noch einen echten Ausschalter, der die Kiste vom Netz trennt. Das Netzteil ist im Gehäuse integriert, was das Chaos auf dem Schreibtisch reduziert. Das Design lässt sich am ehesten mit „funktional“ beschreiben, will heissen: es gibt elegantere Displays. Egal, bei meinem Bildschirm will ich auf´s Panel schauen und nicht auf das Gehäuse. Letzteres ist im übrigen mit vielfältigen Einstellmöglichkeiten ausgestattet: Das Display lässt sich in der Neigung verstellen, in der Höhe und ist komplett drehbar, sehr gut!
Bildqualität:
Auch bei diesem Panel wie auch beim Eizo sind weder Pixel- noch Subpixelfehler zu bemerken. Es scheint, als hätten die Hersteller dieses Problem langsam im Griff. Bei der Darstellungsqualität hat der NEC im Vergleich zum Eizo das Nachsehen. Im Klartext: Die Kantenglättung der Schriften, auch Clear Type genannt funktionierte beim Eizo tadellos. Beim NEC sieht die Schrift mit Clear Type hingegen verwaschen und unscharf aus, nicht zu empfehlen! Irgendwo im Board habe ich mal gelesen, das die Pixelanordnung im Panel des NEC nicht für Clear Type geeignet sein soll, ich kann dies nur bestätigen! Macht aber nichts, bedingt durch die grössere Diagonale sind die Pixel grösser und auch die Lesbarkeit, selbst ohne Clear Type. Wie sieht´s sonst noch aus? Der Regelbereich von Kontrast und Helligkeit reicht von „verwaschen“ bzw. „zu dunkel“ bis „übersteuert“ bzw. „viel zu hell“. Das soll heissen: für jeden ist was dabei! Selbst ein manueller Schärfeabgleich lässt sich über´s OSD durchführen. Der einzige wirkliche Kritikpunkt am 1860 ist seine Helligkeitsverteilung. In der Mitte des Displays sieht man bei bestimmten Hintergrundfarben einen senkrechten ca. 5cm breiten Schleier der zum oberen und zum unteren Rand etwas breiter wird. Nicht störend, aber man sieht´s. Vor allem wenn man so penibel ist, wie ich.
Sonstige Ausstattung:
- man kann die vollflächige Interpolation ausschalten, d.h. bei 1024x768 sieht man einen schwarzen Rand um das Bild herum und die Zeichengrösse bleibt gleich wie bei 1280x1024.
- Der NEC besitzt eine 6Achsen-Farbkontrolle (Rot, Grün, Blau, Gelb, Magenta, Cyan), was sehr vorteilhaft ist bei der Bildbearbeitung. Ausserdem lassen sich Farbtemperatur und Farbsättigung einstellen.
- Die Standfussaufnahme an der Rückseite lässt sich versetzen (falls der Einstellbereich der Höhenverstellung nicht ausreicht), ebenso lässt sich anstatt des Standfusses eine VESA-Wandhalterung montieren.
Zum Spielen geeignet?
Um eines gleich vorwegzunehmen: Ich gehöre nicht zur „Hardcorezockerfraktion“. Denoch wollte ich einen Bildschirm, auf dem man problemlos spielen kann. Und zwar nicht nur die gemütlichen Strategiespielchen a la Command & Conquer, sondern auch Ego-Shooter neueren Datums wie z.B. Unreal 2 oder MoH-Spearhead. Erst neulich testete ich „Need for Speed – Hot Pursuit“ und „RTCW“. Bei letzterem bemerkte ich, dass Texturen, wenn man sich schnell an ihnen vorbeibewegt, etwas verwaschen wirken. Bei NfS wiederum konnte ich keinen Unterschied zum CRT feststellen. Bei „Comanche4“ sieht man eine gewisse Farbverfälschung der Geländetexturen, ist sonst aber ohne Einschränkungen spielbar.
Das Thema Schlieren wird meiner Meinung nach ein wenig überbewertet. Bei sog. Schlierentests sind zwar deutlich Schlieren erkennbar, aber selbst bei schnellen Spielen kann ich keine Schlieren wahrnehmen! Wobei dieser Eindruck sicherlich subjektiv ist.
Im Vergleich zu Acer AL732 muss sich der NEC sicher nicht verstecken, obwohl letzterer 30ms und der Acer angeblich nur 16ms Response-Time hat. Bedingt durch die bessere (weil fehlerfreie) Interpolation und die grössere Diagonale würde ich hier dem NEC klar den Vortritt lassen. Zudem haben sich ja die tech. Angaben der sog. „16ms-Displays“ als reiner Marketing-Gag erwiesen, wie neueste Tests belegen konnten!
Mein Urteil lautet: Der NEC gehört zu den spieletauglichen TFT´s! Das heisst aber auch, dass ich einem Extrem-Zocker trotzdem zu einem CRT raten würde.
Fazit:
Der NEC 1860 bietet für 569€ eine Austattung, die man bei anderen Displays vergeblich sucht:
- 18,1“ Diagonale
- DVI-D & D-Sub Schnittstelle
- Höhenverstellung
- 6-Achsen-Farbjustage
- IPS-Panel
Bleibt als kleiner Wehrmutstropfen die nicht ganz gleichmässige Ausleuchtung und vielleicht noch die fehlende Pivot-Funktion. Trotzdem hier mein Rat: kaufen!
Falls Ihr noch Fragen habt, nur zu!
Gruss
Toecutter