Tag zusammen,
hier meine Erfahrungen mit dem Dell 2408WFP.
Die Anforderungen:
- Arbeit (vor allem in xterms unter GNU/Linux)
- Foto-Nachbearbeitung (GIMP, PS unter XP)
- Spiele (auch unter XP, es müssen also 2 Rechner angekoppelt werden)
Die Geräte, die ersetzt werden sollten:
1. Samsung 213T, 1600x1200 PVA
Alter 21" ohne Overdrive (40 ms Reaktionszeit, Spielen damit unmöglich). Straßenpreis vor 3-4j zwischen 1300 und 1700. Interne 8-Bit-Verarbeitung, keine Hardwarekalibrierung, nur ein Digitaleingang.
Meine Erwartung: aktuelle Geräte müssten rundum besser sein, auch für die Hälfte die Preises.
2. Eizo T662-T, 20" CRT
40-kg-Brocken von 1996. Läuft für gewöhnlich bei 1280x960 in 80 Hz.
Vorab etwas zu meinen Ansprüchen: die können schon sehr hoch sein. Ich bin selbst ITler und sehe das technisch machbare, Wirtschaftlichkeit oder Markttechnik interessieren mich weniger. Klar ist natürlich, dass die letzten beiden Punkte nur bei High End in den Hintergrund treten können.
Außerdem sei noch bemerkt, dass ich den Schirm inzwischen nicht mehr habe, das also aus dem Gedächtnis aufschreibe.
Gehäuse und Verarbeitung, Bedienung
Ordentlich und funktional. Mir eigentlich auch egal, solange man nicht gerade Kabel rausragen sieht oder das Teil beim Anfassen in 2 Teile bricht.
Das OSD-Menü ist einfach zu bedienen und zweckmäßig. Skaliert werden kann seitenrichtig, zum Vollbild oder gar nicht (1:1).
Bildeindruck
Subjektiv zunächst sehr gut. Die Pixelstruktur kommt dem 213T sehr nahe, das ist bei vielen aktuellen Panels nicht der Fall. Das 21.5" des Samsung 215TW z.B. wirkt gröber und weniger augenfreundlich. Hier kann der 2408 klar punkten.
Ausleuchtung: das Bild ist links deutlich sichtbar heller als rechts. Ich glaube es gab auch helle Ränder zu sehen. Ansonsten ist die Homogenität gut; in der Beziehung habe ich auch keinen so hohen Anspruch ("natürlich" wirkende Bildveränderungen stören mich weniger).
Schwarzwert:
Sehr gut.
Blickwinkel/Durchzeichnung:
Das typische Problem aktueller VA-Panels: direkt von vorn betrachtet gehen dunkle Farbtöne verloren. Überall wird so getan, als sei das eben so, aber: das 213T-Panel hatte das Problem überhaupt nicht! Heute muss man wohl zu einem IPS-Panel greifen, wenn man diese Leistung wiederhaben will. Ich habe mir einen Eizo HD2431 angeschaut, war keinen Deut besser.
Eine sehr enttäuschende Eigenschaft aktueller VAs.
Farben:
Hier gehen die Probleme los. Das Bild ist wegen des erweiterten Farbraums bei Programmen ohne Farbmanagement stark übersättigt. Das sRGB-Preset taugt überhaupt nichts und stellt die Farben viel zu flau dar - die Firmware aktueller LCD-Videoprojektoren (siehe Profil links) und auch Software mit Farbmanagement beweist, dass das nicht so sein muss.
Mancherorts berichten Leute von Problemen, den Schirm auch im AdobeRGB-Farbraum zu kalibrieren, vor allem in Bezug auf Rottöne. Das kann ich nicht kommentieren; dass der Schirm keine Hardwarekalibrierung hat, ist aber sicher nicht hilfreich.
Unter GNU/Linux, wo Farbmanagement noch weniger verbreitet ist als unter Windows und man auch nicht mal eben einfach im Treiber die Desktopfarben umstellen kann, ist das Problem noch größer. Ein vernünftiges systemweites Farbmanagement bietet derzeit nur der Mac.
Regenbogeneffekt:
Bei Abregelung der Hintergrundbeleuchtung fängt diese an, mit einer grünen Grundfarbe zu pulsieren (gut sichtbar auf Fotos mit kurzen Belichtungszeiten). Wer auch für den DLP-Regenbogeneffekt anfällig ist, wird dies sehr deutlich sehen bei Augenbewegungen über Bildstellen mit starkem Kontrast - z.B. von einem Rand eines DOS-Fensters zum anderen bei schwarzem Hintergrund.
Leider ist unter Unix mit den schwarz-grauen xterms genau diese Situation verbreitet, das Bild ging mir deshalb schon nach kurzer Zeit erheblich auf die Nerven. Übrigens hat auch der LG245WP das Problem (Bericht mit Vergleich poste ich noch), bei dem ist es aber ein Übergang über Blau nach Orange, was deutlich weniger auffällt und noch tolerabel ist. Der Dell dagegen "regenbogt" im fettesten Wide-Gamut-Grün; ausgerechnet in der Farbe, für die unser Auge am empfindlichsten ist.
Wichtig ist dazu zu bemerken, dass viele Menschen diesen Effekt gar nicht oder nur sehr schwach wahrnehmen. Mit dem LG habe ich das mal mit Besuch am Sonntag getestet. Die eine Person sah es sofort, der anderen fiel überaupt nichts auf. Wenn ich selbst müde genug bin, sehe ich es auch kaum noch.
Eingänge:
DVI, HDMI, Displayport, analog.. einfach alles, was man gebrauchen kann. Keine Spur von der unsäglichen Praxis vieler Hersteller, nur einen einzigen Digitaleingang zu verbauen - wer hat eigentlich nur einen PC? Selbst wenn es auf einmal Photoshop und alle Spiele für Linux gäbe, würde ich bestimmt nicht meinen stabilen Arbeits-PC durch direkten Hardwarezugriff von Spielen zum Absturzkandidaten machen.
Hier herrscht jedenfalls kein Mangel an Eingängen: dazu noch ein Mac und eine Spielkonsole - kein Problem mit dem Dell.
Spieletauglichkeit
Bei schnellen Bewegungen ist deutlich eine Farbverschiebung nach Grün zu erkennen, die aber nicht weiter stört.
Schlimmer ist, dass der Schirm mindestens 3 Einzelbilder hinter einem CRT liegt (oft 50 bis über 60 ms). Im Clone-Betrieb ist das bei Spielen bei Schwenks deutlich sichtbar, auch mit dem Mauspfeil auf dem Desktop erkennt man es, wenn man genau drauf achtet.
Der Meinung, dass dies nur für "Hardcorespieler" interessant sei, muss ich klar widersprechen - ich habe oft wochenlang überhaupt keine Zeit zum Spielen und bin absoluter Gelegenheitszocker. Aber wenn ich ein Spiel anmache, kann ich kein Hinterherhinken um 60 ms gebrauchen. Die Ergebnisse bei BF2 waren erstmal grottenschlecht, was natürlich auch an der Umgewöhnung vom CRT liegt (hatte es am 2. Tag noch mal probiert und da ging es besser). Aber bei den berüchtigten "schnell hinwerfen, Korn/Kimme anlegen und draufhalten"-Duellen von BF2 verliert man laufend wegen der Verzögerung, daran gibts keinen Zweifel.
Dafür ist es übrigens auch völlig egal, ob man den Lag wahrnimmt oder nicht. Es kommt darauf an, wer zuerst den Gegner sieht und den Bewegungsablauf einleitet. Dabei zählt jede Millisekunde, auch eine einzige (nur statistisch gesehen immer weniger, je kürzer der Zeitraum ist). Allerdings sorgt die Schärfe von TFTs für mehr Übersicht und schnelleres Erfassen im Vergleich zum CRT.
Während aber 20 oder 30 ms durchaus noch vernachlässigbar sind, sind 60 klar zu viel. Und das sage ich als jemand, der auch schon mal mit 150 ms Netzwerklag spielt - für sowas kompensiert nämlich teilweise der Netzwerkcode der Spiele (Ereignisse werden gepuffert und innerhalb gewisser Grenzen "vorverlegt"), aber nicht für Verzögerung am eigenen Gerät. Für Spiele muss ich deutlich abraten vom 2408WFP.
Fazit:
Das Gerät ist nett, aber nichts halbes und nichts ganzes. Der Zwang zum Farbmanagement passt meiner Ansicht nach nur zu einem Spezialgerät zur Bildbearbeitung, hier gibt es aber für etwas mehr Geld passendere Geräte (Hardwarekalibrierung, 10- oder 12-Bit-LUT usw).
Der normale Desktopuser darf mit Bonbonfarben vorlieb nehmen, der Zocker beschränkt sich besser auf Strategiespiele (obwohl das Overdrive gut arbeitet) und der Unix-Admin bekommt farbenfrohe Einlagen in seinen Terminalfenstern präsentiert. So kann das Gerät von allem etwas, aber eigentlich nichts richtig.
Dennoch kann man mit dem 2408 zufrieden sein, wenn man andere Anforderungen hat. In dem Fall bekommt man ein hochwertiges Panel und einen Großteil der Leistung eines PVA-Eizos für einen deutlich geringeren Preis.
Für mich war das Gerät aber nichts. Danke an Tiefflieger für die schnelle Lieferung und zeitnahe Rückabwicklung!
NACHTRAG: ein Problem gibts doch noch beim Bildeindruck. Es wirkt etwas überschärft (Kantenaufsteilung). In der Voreinstellung (50) scheint der Bildschirm tatsächlich geringfügiges "Edge Enhancement" zu machen. Es fällt nicht sehr auf, aber eine neutrale Einstellung wäre hier mehr als wünschenswert. Die nächst niedrigere Einstellung, 25, ist ebenfalls nicht neutral sondern schwächt Kanten leicht ab.
Nachtrag 2: Was ich noch vergessen hatte, der VGA-Eingang ist hervorragend und die Bildqualität damit fast nicht zu unterscheiden von DVI, auch wenn der Ausgang der Grafikkarte nicht so hochwertig ist. Mein alter Monitor konnte das nur mit einem guten Signal, auch beim LG 245 sieht man einen deutlichen Unterschied.