Neue OLEDs nicht mehr mit handelsüblichen Colorimetern kalibrierbar?

  • Nach diesem Thread bei Stereonet sollen übliche Colorimeter bei neuen LG OLEDs und Samsungs QD-OLEDs nicht mehr vernünftig mit den beliebten Colorimetern wie Datacolor Spyder oder X-Rite i1 zu kalibrieren sein. Es gibt noch viele weitere Threads, aber da geht es nur nebenbei um dieses spezielle Thema.

    Hattet ihr bereits das Problem? Wie ist eure Einschätzung?

  • Naja bei echten Oled Displays besteht das aus vielen individuellen Punkten, einheiten die kannst du zwar im groben Kalibrieren aber wenn sagenwirmal ein Oled hervorsticht hast du halt die A Karte gezogen. Theoretisch müsstest du Pixel für Pixel (Led für Led) Kalibrieren.

  • Nein, das hat nichts mit dem Problem zu tun. Generell ist die Homogenität bei OLEDs eher besser als von hintergrundbeleuchteten Panels gewohnt und der Messkopf erfasst eine ganze Reihe an Pixeln, was kleine Abweichungen ausmittelt. QD-OLED ist sogar außergewöhnlich gleichförmig in der Wiedergabe.


    Die Schwierigkeit sind die schmalen Peaks bei den Farben, die auch dafür verantwortlich sind, dass das Display einen so großen Farbraum abdecken kann. Dies kann man nicht mehr sauber auflösen mit den relativ günstigen Geräten. Ein entsprechendes Spektrometer liegt jedoch mindestens bei mehreren tausend Euros, ich habe auch bereits von 11.000,-€ gelesen für passende Modelle.

  • mmooommmmment!

    Ich denke wir sprechen von unterschiedlichen Techniken.

    Wenn Ich von einen Oled Display spreche dann ist es diese Technik:
    https://encrypted-tbn0.gstatic…PYotI34z9Z3mOBCQ&usqp=CAU

    halt nur in Oled Form. Da hast du einzelne Pixel die einzeln und individuell Leuchten.

    Wie gesagt es kommt darauf an wie gut, zuverlässig,... der Hersteller arbeitet es kann aber immer mal wieder vorkommen das eines der Pixel mal heller und ein anderes mal dunkler ist.

    Hier ein Beispiel:
    https://www.displaydaily.com/i…_QDCC_vs_Color_Filter.jpg

  • Hallo zusammen,


    die generelle Problematik ist gar nicht neu und besteht so spätestens seit WCG-CCFL- und RGB-LED Hintergrundbeleuchtungen. Aber vielleicht einmal vorweg:


    "Messen wir man sieht" ist ein Weg aber leider kein erreichbares Ziel. Das wird beim Kampf um das letzte bisschen Präzision oft nur wenig berücksichtigt. Gerade eben mit den schmalbandigen Emissionsspektren von Monitoren mit großem Farbraum nimmt sich die Beobachtermetamerie immer stärker aus. Hier reden wir nicht von Nuancen. Bei der Abstimmung von Softproofsystemen im Drucksaal unter Normlicht habe ich beispielsweise immer einen Kompromiss mit der Belegschaft im Hinblick auf die Papierweißsimulation eingehen müssen. Noch schlimmer wird es mit zwei Monitoren im Parallelbetrieb. Selbst mit hochpräzisem Spektralradiometer und 1nm Sampling ist eine messtechnische Übereinstimmung hier kein Garant für eine visuelle Übereinstimmung (und schon gar nicht unter verschiedenen Betrachtern). Nach entsprechender visueller Abstimmung ergibt sich für den Weißpunkt gerne ein dE > 10.


    Das bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass Messungen obsolet werden oder man dort gar keine Sorgfalt walten lassen sollte. Es schadet aber nicht, das im Hinterkopf zu haben. Ein Colorimeter mit perfekt auf den Normalbeobachter abgestimmten Filtern würde jeden Monitor messtechnisch fehlerfrei vermessen. Da sich mit realen Filtern (gerade für die X-CMF mit zwei Maxima) das nur in Annäherung erreichen lässt, resultieren Messfehler. Ausgleichsrechnungen können diesen Fehler dann minimieren (direkt per 3x3 Matrix oder über eine spektrale Charakterisierung, wenn die Filtercharakteristik des Colorimeters bekannt ist). Dafür ist eine Referenzmessung mit geeignetem Messgerät notwendig.


    Mit 10 nm optischem Bandpass bei den üblichen Spektralfotometern schwingt natürlich immer die Angst mit, Spikes nicht vollständig korrekt zu erfassen. Auch das ist nicht neu. Die ISO 3664:2009 erfordert Geräte mit 5 nm Bandpass zur Erfassung von Normlichtquellen. Grundsätzlich kann ich für die Monitormessung aber bislang Entwarnung geben. Größere Fehler werden da eher gerne in der Auswertung und dem Datenhandling gemacht (indem z.B. oft ein visuell nicht auf den konkreten Monitorweißpunkt adaptierter Betrachter unterstellt wird). Bei Messung mit einem Colorimeter hängt es vom konkreten Szenario ab und wieweit mögliche Korrekturen von der aktuellen Messsituation abweichen.

  • Hi zusammen,


    prinzipiell ist von Solon und Denis alles gesagt. Ich gebe noch ein paar konkrete Tipps für experimentierfreudige.


    Was das Problem mit der Spektralverteilung unterschiedlicher Hintergrundbeleuchtungstypen angeht, so wurde ja bereits der Hinweis auf spektrale Charakterisierung von Monitoren und Korrekturmatrizen für Colorimeter gegeben. Hierzu ist die freie Software argyllCMS bzw. DisplayCAL (ein GUI für argyllCMS) Gold wert. In DisplayCAL findet sich eine Datenbank mit solchen Colorimeter-Korrekturdateien für verschiedene Monitortypen. Mit etwas Glück auch für das eigene Monitormodell. Besitzt man ein Spektralphotometer, kann man solche Korrekturen selbst erstellen und diese in die Datenbank hochladen. Bei Interesse kann ich später genauer darauf eingehen.


    Das andere und deutlich unangenehmere Problem (weil auch mit teuren Spektralphotometern mit 1nm Abtastung nicht in den Griff zu bekommen) ist die von Denis angesprochene Beobachtermetamerie.

    Wenn man so will, basiert das gesamte Farbmanagement zurzeit auf gemittelten Ergebnissen zweier Experimente mit geringer Teilnehmerzahl (zusammen < 20 Personen), welche in den 1920er/1930er Jahren durchgeführt wurden. Die Untersuchungen mündeten im heute noch überwiegend verwendeten CIE 1931 Standardbeobachter, einer gemittelten Beschreibung der Farbwahrnehmung dieser Versuchspersonen. Abgesehen davon, dass die Versuchsergebnisse in ihrer Genauigkeit nicht perfekt sind (es mit den damaligen Mitteln und der begrenzten Teilnehmerzahl wohl auch nicht sein konnten), unterscheidet sich die Farbwahrnehmung ein wenig von Person zu Person. Jedes noch so präzise ausgeführte Experiment kann daher nur eine Annäherung an die eigene, individuelle Wahrnehmung sein. Das ganze resultiert z.B. in der Wahrnehmung zweier unterschiedlicher Weißpunkte an zwei nebeneinander stehenden Monitoren verschiedenen Typs, auch wenn diese noch so gut kalibriert sein mögen.


    Auch hier bietet DisplayCAL einen messtechnischen und einen visuellen Lösungsansatz.

    Der messtechnische Ansatz basiert auf neueren Varianten des Standardbeobachters, die man für die Monitorkalibrierung (aber nicht Profilierung, da CIE1931 im ICC Profil v2 / v4 vorausgesetzt wird) nutzen kann. Hier wäre z.B. der CIE 2012 Standardbeobachter eine Option, die die visuelle Weißpunktübereinstimmung in meinem Fall verbessert hat. Aber auch das kann je nach Hintergrundbeleuchtungstyp und individueller Farbwahrnehmung mal besser und mal weniger gut funktionieren.


    Das ist der Punkt an dem der visuelle Lösungsansatz ins Spiel kommt. Hier bietet DisplayCAL eine Hilfe zum visuellen Weißpunktabgleich zweier Monitore. Was bis heute bedauerlicherweise letztlich die einzige Methode ist unterschiedliche Paneltypen im WP aneinander anzugleichen.


    Gruß

    Egor