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Das mit dem delta-e habe ich falsch verstanden.
DelteE gibt den Farbabstand zweier Farbproben an. Im Falle der originären CIELAB-Formel von 1976 (nutzt HCFR, wird aber z.B. auch im "Ugra-Test", d.h. dem UDACT verwendet) ist das einfach der Betrag des Abstandsvektors zwischen zwei Farbproben im Lab-Farbraum (Link). Mit der Definition von 1994 wurden Korrekturfaktoren eingeführt, die die Sättigung berücksichtigen, denn die originäre Formel ist keinesfalls gleichabständig* (Link). Für neutralgraue Farbproben liefern beide Formeln ein identisches Ergebnis. Je gesättigter die Farbproben sind, umso geringer fällt der Farbstand in DeltaE 94 gegenüber der ersten Definition aus. Die vollständige Gleichabständigkeit wird aber auch mit der neueren Formel nicht erreicht.
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Ich wähle ein grün, lasse es auf dem Bildschirm anzeigen und der Sensor misst dann den Unterschied zum grün wie es aussehen sollte.
Der Sensor liefert der Software erstmal nur die Meßwerte der aktuellen Farbprobe. Damit wird dann "ein wenig gerechnet" (chromatische Adaption, Transformation nach Lab) und mit einer Referenz verglichen. Die wirst du ja in CalMAN vorgeben können (z.B. sRGB).
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Ich dachte wenn ich mir ein Foto mit einem durchschnittsdelta-e von 1 ansehe ist das Bild wie ich es am Aufnahmeort mit eigenen Augen sehen würde.
Da stimmt die Ausgangssituation schon nicht. Bereits in der Aufnahme und Entwicklung des Fotos (z.B. aus einer RAW-Datei "nach" AdobeRGB - und erst recht nach sRGB; es hängt natürlich auch vom Motiv ab) schränkst du gegenüber dem Auge ein (vom Dynamikumfang mal ganz abgesehen). Wie gesagt, das DeltaE ist einfach das Abstandmaß zweier Farbproben im Lab-Farbraum.
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Welche Werte muss ich beachten damit ich ein realitätsgetreues Bild bekomme?
Zunächst ist, wie angedeutet, auch die neuere 94er Definition nicht vollständig gleichabständig. Insofern sind generelle Empfehlungen schon einmal schwierig. Auch befürchte ich (das ist jetzt nicht böse gemeint), dass da noch einige Unklarheiten bestehen und ich deswegen Schwierigkeiten habe, den richtigen Ansatzpunkt für eine Erklärung zu finden. Deswegen versuche ich jetzt einmal kurz, den gemanagten Workflow zu erläutern:
Im Rahmen der Kalibrierung wird der Bildschirm in Bezug auf deine gewünschten Parameter gebracht und "neutralisiert". In der Profilierung wird er farbmetrisch erfaßt. Im einfachen Fall eines Matrix-Profils in erster Linie über die XYZ-Normfarbwerte (sind, genau wie Lab-Werte, geräteunabhängig) der Primärfarben und die Gradation (das Gamma) für jeden Farbkanal. Der Farbrechner in farbmanagementfähiger Software baut damit eine Matrix, durch die er Farbwerte schleusen kann. Konkretes (rein fiktives) Beispiel:
RGB-Wert Datei (255/50/98 ) => Dateiprofil (z.B. AdobeRGB) => PCS (Profile Connection Space - bei Photoshop Lab (D50): Lab (65/87/34) => Bildschirmprofil => RGB-Wert Monitor (240/57/75)
Die Transformation wird dann sehr genau sein, wenn das Monitorprofil den Bildschirmzustand korrekt wiederspiegelt (im Falle eines Matrix-Profils muß der Bildschirm sich also auch entsprechend linear verhalten) und der Monitorfarbraum den Quellfarbraum möglichst komplett abdeckt.
Im ungemanagten Workflow funktioniert das natürlich nicht. Hier versucht man (wie du im Moment) den Monitorfarbraum nach außen hin einzuschränken. Im Falle des 2410 würde ich für sRGB Inhalte einfach das sRGB-Preset nutzen. Hier einmal das Ergebnis der Farbraumemulation des CG243W in DeltaE 94 im Vergleich zu sRGB:
"Komplett" ist das Bild natürlich nicht. Hier sind lediglich ein paar Grautöne und Primär- und Sekundärfarben vermessen. Da man Linearität unterstellen kann, wird der Bildschirm so in jedem Fall ein sehr brauchbares Bild liefern, das entsprechende Inhalte korrekt wiedergibt. Dies bedeutet nicht, dass die Wiese genauso grün ist, wie in der Realität, weil der entsprechende Quellfarbraum eventuell einfach zu klein war. AdobeRGB enthält etwa 50 Prozent der sichtbaren Farben, sRGB etwa 35 Prozent. Größere Arbeitsfarbräume machen bei 8-Bit pro Kanal wenig Sinn.
Gruß
Denis
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Bspl.: In Grautönen wirst du ein DeltaE von 1 wahrnehmen können, in gesättigten Farben dagegen nicht