Hallo zusammen,
Die 2. Lesung im Europa-Parlament steht in 2 Tagen an. Es ist zu befürchten, daß die Softwarepatentbeführworter die Abstimmung gewinnen.
Viele werden jetzt denken: Und weiter? Muß mich das interessieren?
Ja, es muß! In Europa sollen nach dem Willen von Großkonzernen amerikanische Verhältnisse eingeführt werden. Das bedeutet: Schlechte Bedingungen für kleine und mittelständische Unternehmen in der Softwarebranche durch einen irrsinnigen Trivialpatente-Wahnsinn. Das Resultat ist in den USA zu bestaunen: Nur wenige kleine Softwareunternehmen können überleben.
Wer unvoreingenommen die Ratsposition liest, wird dies aus dem Juristenkauderwelsch definitiv nicht herausinterpretieren können. Aber daß in Europa mit gezinkten Karten gespielt wird ist ja nichts neues.
Das Kernproblem: Durch Unmengen völlig schwachsinniger Patente wird für kleine Unternehmen das Entwickeln eigener Produkte zum unkalkulierbaren Risiko, denn diese Patente sind so trivial, so breit angelegt, und so zahlreich, daß es de facto unmöglich ist, diese nicht zu verletzen. Wer's nicht glauben mag sollte sich das mal anschauen:
Man beachte: Diese Patente schützen nicht eine Implementierung, sondern besagen tatsächlich, daß der gegebene Anwendungsfall Monopolschutz für den Patentinhaber genießt(!) Sowas funktioniert nur mit Software, da hier die "Erfindung" genau genommen im Anwendungsfall liegt. Sprich: Man sollte beispielsweise nicht auf die Idee kommen, einen Shop zu programmieren, in dem Waren mit einem einzigen Klick gekauft werden können, sonst kann man von Amazon verklagt werden...
Informationen zum Thema gibt's noch u.a. hier:
Was mich immer wieder erschreckt, ist daß sehr viele Leute nichts von der Gefahr ahnen. Glücklicherweise scheinen inzwischen die Medien ein wenig aufgewacht zu sein, u.a. gab's heute Beiträge zum Thema in mehreren Zeitungen.
Wichtig ist m.E., daß möglichst viele KMU's (kleine mittelständische Unternehmen) aktiviert werden. Die allermeisten KMU's werden nur Nachteile von dieser Regelung haben. Je mehr KMU's offiziell Stellung nehmen (z.B. bei gibt's Listen für KMU's), desto besser sind die Chancen im Europaparlament doch noch das Ruder herumreissen zu können.
Wer also einen guten Draht zu einem KMU mit einer gewissen Beziehung zur Softwarewelt hat, sollte mal checken, ob die Entscheidungsträger dort über die Probleme, die vielleicht bald auf sie zukommen werden, Bescheid wissen.
Viele Grüße
Wilfried