Vorgeschichte
Ich war bisher stets Nutzer eines CRT-Monitors und damit eigentlich auch immer sehr zufrieden. Bis auf drei Tatsachen: der Monitor scheint den Höhepunkt seiner Laufbahn schon überschritten zu haben. Ich habe ihn zwar kalibriert benutzt, aber wenn man mal zum unkalibrierten Zustand wechselte, dann sahen die Farben doch schon arg warm aus. Helligkeit und Kontrast mussten schon auf 100% gestellt werden.
Dann ist so ein Monitor doch ziemlich klobig, der Platz auf meinem Schreibtisch wurde von meinem Samsung Snymaster 959 NF doch ziemlich dezimiert.
Und zu guter letzt die Größe: ich schaue recht häufig Filme auf meinem PC und die sind numal Widescreen. Ein 4:3 Display mit 19'' ist da doch ziemlich klein, vor allem wenn man mal gemütlich vom Bett aus gucken will.
Also sollte etwas neues her, ein TFT im Widescreen-Format. Er sollte schön groß sein, und für die Bildbearbeitung tauglich. Blickwinkelabhängigkeit sollte minimal sein, einmal für die Farbtreue beim direkten Arbeiten, und dann natürlich auch für das Fernsehen vom Bett aus.
Ein TN-Panel kam also nicht in Frage.
Nach einigem hin und her bin ich dann auf den Eizo S2431W gestoßen und habe ihn dann, nachdem ich ein relativ günstiges Angebot von 750€ gefunden hatte, auch bestellt.
Jetzt steht er also seit etwas über einer Woche vor mir und ich muss dazu doch einiges loswerden.
Technisches
Er hat erwartungsgemäß keine Pixelfehler und die Ausleuchtung ist subjektiv tadellos. Auf weißen Flächen sind keine Schattierungen erkennbar und schwarz sieht gleichmäßig schwarz aus. Ich kann da auch keine Aufhellungen erkennen (auch nicht in den Ecken). Dabei ist wohl anzumerken, dass der Monitor bei mir auf einer Helligkeit von 20% läuft, alles andere ist da schon viel zu hell (140cd/m² war mein Ziel). Das Bild ist sehr scharf und auch sehr groß, die Arbeitsfläche ist ein Traum. Ein größerer Bildschirm wäre für meinen Geschmack fast schon zu viel des Guten, jedenfalls bei normalem Sitzabstand. Für den Office-Betrieb ist dieser Monitor eine Offenbarung.
Multimediafähigkeit
Die kann man dem Monitor wohl schon wegen des fehlenden HDMI-Eingangs, keiner Unterstützung für 1080p und einer Bildwiederholrate von 60Hz nur bedingt zusprechen, letzteres ist aber für Quellmaterial auf dem PC kein Problem, ReClock oder ähnliche Programme können Abhilfe schaffen.
Was mich persönlich dann aber doch irritiert, ist dieser leichte Kristall-Effekt der Bildschirmoberfläche. Wenn größtenteils sehr dunkle Bilder dargestellt werden, und eine andere Lichtquelle im Zimmer vorhanden ist, die auf dem Bildschirm reflektiert wird, dann haben meine Augen damit ziemlich zu kämpfen. Es sieht irgendwie irritierend aus, anstrengend für die Augen so als ob man versuchen würde, eine Neonlampe zu fokussieren (in abgeschwächter Form). Mag sein, dass ich da ziemlich empfindlich bin, aber bei mir hilft da nur abschalten aller anderer Lichtquellen (was aber meist nicht geht).
Reaktionsverhalten
Schlieren kann ich eigentlich keine erkennen, wenn dann müsste man schon aus bösem Willen danach suchen. Ghosting ist da so eine Sache, ich bin mir nicht zu 100% sicher. Wenn, dann aber nur unter Extrembedingungen (spielt mal das Spiel AudioSurf mit einem TFT!) erahnbar.
Nun zu einem wohl doch etwas religiösem Thema: dem Inputlag. Ich kann nicht verstehen, wieso in manchen Tests von einem nicht feststellbarem Lag geschrieben wird. Das kann man eigentlich nur behaupten, wenn man auch sonst an einem TFT sitzt und sozusagen das kleinere mit dem größeren Übel vergleichen will.
Ich merke selbst auf der Windowsoberfläche eine kleine Trägheit bei Mausbewegungen und in Shootern wie Counter-Strike ist es schon ein ziemlicher Unterschied. Spielt man gerne Rollenspiele ist es aber wiederum vollkommen in Ordnung. Bei "The Witcher" ist es mir zu keiner Sekunde störend aufgefallen. Meine jahrelange CRT-Erfahrung hat mich da wohl empfindlich gemacht und ich würde mich generell zu den sehr anspruchsvollen Nutzern zählen.
Fazit
Das alles lässt mich eigentlich ziemlich unschlüssig, ob ich den Monitor behalten will. Wenn ich mich in Zukunft nur auf Office-Anwendungen, ab und an mal einen Film und eine begrenztere Spieleauswahl beschränken würde, dann wäre ich wohl vollends zufrieden.
Auf der anderen Seite möchte ich aber ungern soviel Geld für etwas ausgeben, was mich dann doch nicht komplett glücklich macht. Die kommende Woche wird wohl ein Duell zwischen meinem breiten Grinsen über diesen eigentlich tollen Monitor und dem Spielverderber in mir, der sich von Nebenerscheinungen der Paneltechnologie provozieren lässt.