Wie diversen Medienberichten zu entnehmen ist, müssen Arbeiter des Elektronikkonzerns Foxconn (Hon Hai Precision Industry) sich ab sofort vertraglich verpflichten, keinen Selbstmord zu verüben. Seit Jahresbeginn macht das Unternehmen wiederholt durch eine Selbstmordserie unter seinen Angestellten von sich reden, die in zehn von mittlerweile 13 Fällen mit dem Tod endete. Laut der britischen Zeitung Telegraph ist das nur die Spitze des Eisbergs: Offenbar konnte Foxconn den Selbstmord von 30 weiteren Mitarbeitern verhindern – in weniger als einem Monat.

Die chinesische Tageszeitung Southern Metropolis Daily druckte ein Schreiben der Geschäftsleitung ab, in dem es heißt, dass sich Beschäftigte unter anderem verpflichten, „mich oder andere niemals in einer extremen Form zu verletzen“. Sollten auffällige körperliche oder geistige Zustände bei den Arbeitern festgestellt werden, darf das Unternehmen diese an eine psychiatrische Einrichtung verweisen. Außerdem wurden Foxconn-Gebäude mit Netzen verhängt, um die hauptsächlich durch Stürze begangenen Suizide künftig zu vermeiden.
Die South China Morning Post hatte einen Bericht über die Arbeitsbedingungen veröffentlicht. Die darin zitierte Arbeiterin müsse an sechs Tagen die Woche jeweils zwölf Stunden arbeiten, der Druck sei enorm hoch. Ihr Monatslohn belaufe sich auf rund 240 Euro. Es herrsche Sprechverbot unter den Arbeitern und die Stimmung im Werk sei extrem gedrückt. Die WELT berichtete in ihrer Online-Ausgabe davon, dass sich die chinesische Regierung über den als militärisch beschriebenen Managementstil besorgt zeige.
Prompt reagierte Foxconn und erhöhte die Löhne um 20 Prozent. Einem Sprecher der taiwanischen Foxconn-Mutter Hon Hai Precision Industry zufolge sei die Lohnerhöhung seit Längerem geplant. Laut Citigroup-Analysten könnten Foxconns Lohnkosten im Quartal um etwa 68 Millionen Euro steigen. Das entspricht einem monatlichen Mehrverdienst von knapp 54 Euro je Mitarbeiter.
Zuvor versuchte Foxconn selbst mit ungewöhnlichen Praktiken, die Situation zu kontrollieren: So engagierte die Firma angeblich buddhistische Mönche, um Mitarbeiter emotional zu stabilisieren. Zudem wurde eine Prämie für Angestellte ausgelobt, die selbstmordgefährdete Kollegen melden. Foxconn ist der weltweit größte IT-/Elektronikhersteller. Zu den Auftraggebern zählen unter anderem Dell, Apple, Asus und Hewlett-Packard. Neben Foxconn haben auch die ersten Auftraggeber, namentlich Apple und Dell angekündigt, Untersuchungen anzustellen.