Einleitung
Immer wieder wird unserer Redaktion die Frage gestellt: Kann man nicht einen Fernseher als Monitor nutzen? Und wie funktioniert das? Grundsätzlich stellt es kein Problem dar, ein TV-Gerät mit einem Notebook oder PC zu verbinden, solange die notwendigen Ein- und Ausgänge vorhanden sind. Dennoch sollte man sich die Frage stellen: Selbst wenn es geht, warum sollte man das tun?
Ein Fernseher ist in erster Linie für die Darstellung von bewegtem Bildmaterial per Receiver (Satellit, Kabel oder terrestrisch) konzipiert worden. Das Bild betrachtet man aus einer gewissen Entfernung, in der Regel 2 bis 3 m und mehr. Ein Monitor steht normalerweise auf dem Schreibtisch und kann für die verschiedensten Anwendungen wie Office, Gaming, Bildbearbeitung oder CAD/CAM genutzt werden. Der Abstand zum Bildschirm beträgt etwa 50 bis 80 cm.
Eigentlich ein klarer Fall: Ein Monitor ist für den Betrieb an einem PC oder Notebook auf dem Schreibtisch vorgesehen. An einem Fernseher schaut man sich das TV-Programm oder die neuesten Filme der Streaming-Anbieter an.
Für PC- und Konsolen-Gamer kann es aber durchaus Gründe geben, zu einem Fernseher zu greifen. Welche das sind und ob auch andere Anwendungen mit dem TV-Gerät nutzbar sind, wollen wir in diesem Artikel klären.
Gründe für einen Fernseher als Monitor
Die Hintergründe, warum ein Fernseher als TV-Gerät genutzt werden soll, sind vielfältig. In erster Linie geht es aber darum, anstelle von zwei Geräten nur noch eines zu verwenden und damit Platz als auch Geld zu sparen. Insbesondere wegen der Tatsache, dass ein 43-Zoll-TV unter 300 Euro kostet, während für das Pendant als Monitor im Schnitt 1.000 Euro und mehr fällig werden können, sind die Überlegungen der Konsumenten aus wirtschaftlicher Sicht sicherlich nachvollziehbar. Außerdem sind Fernseher in viel größeren Bilddiagonalen verfügbar als Monitore. Auch ist die Auswahl an Monitoren mit OLED-Technologie noch rar, bei TV-Geräten hingegen bedeutend größer.
Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht. Es gibt schon Gründe, warum der obige Vergleich hinkt. Neben der Größe ist auch die Ausstattung ein wichtiger Faktor, und wenn ein Fernseher eine Bildwiederholfrequenz von 120 oder gar 144 Hz besitzt, inklusive FreeSync oder G-Sync, ALLM (Auto Low Latency Mode) und VRR (variable Bildwiederholfrequenz), schmelzen die Preisunterschiede schnell dahin. Doch darauf kommen wir später zurück.
Office und Bildbearbeitung auf einem Fernseher?
Aus ergonomischer Sicht ergibt das Arbeiten mit Word, Excel oder Outlook an einem Fernseher, zumindest aus unserer Erfahrung, keinen Sinn. Es mag durchaus Anwender geben, die mit einem gewissen Abstand an einem großen TV-Gerät arbeiten, dennoch dürfte diese Nutzergruppe verschwindend gering sein.
Gleiches gilt für die Bildbearbeitung unter Photoshop oder Illustrator. Hier kommt es auf eine exakte Darstellung des Bildes an, auch was die Farbgenauigkeit angeht. So etwas ist aus einem Abstand von 2 m und mehr kaum möglich.
Gaming: Einsatzzweck und Größe
Insbesondere Gamer wünschen sich mehr darstellbare Fläche. Aber auch hier gibt es signifikante Unterschiede. Profi-Gamer, die im E-Sport-Bereich aktiv sind, wollen alles im Blick haben und setzen deshalb auf Monitore mit 24 oder 27 Zoll. Denn wer an einem großen Display spielt, muss auch einen größeren Abstand einnehmen. Während letzterer bei einem 24- oder 27-Zoll-Exemplar zwischen 50 und 80 cm liegt, beträgt der Mindestabstand bei einem 55-Zoll-TV mindestens 2 bis 3 m.
Bei der Wahl des richtigen Anzeigegeräts spielen sowohl das Spielgenre (Rennspiel, Flugsimulatoren, Ego-Shooter, Sport, …) als auch die Plattform (PC oder Konsole) eine Rolle. Konsolenspieler profitieren von den Fernsehern am meisten, denn in der Regel sitzt man in einem Sessel vor dem TV. PC-Gamer auf dem Sofa, die ihre Tastatur auf den Oberschenkeln positionieren, sind eher selten anzufinden.
Wenn die Darstellung auf dem Fernseher nicht so scharf ist wie erwartet
In Bezug auf die Technologie gibt es oft bedeutende Unterschiede zwischen einem Fernseher und einem Monitor – zumindest, wenn es sich um ein älteres und/oder günstigeres Modell handelt. Wenn Sie bereits versucht haben, ein TV-Gerät an Ihren PC anzuschließen, haben Sie möglicherweise bemerkt, dass Texte und Schriften in Spielen unscharf und unsauber aussehen, obwohl die Auflösung korrekt eingestellt ist. Die Antwort auf dieses Problem liegt in der sogenannten Farbunterabtastung – oder Chroma-Subsampling, wie es auf Englisch genannt wird. Es handelt sich dabei um den Effekt, dass Schrift nicht sonderlich scharf lesbar ist. Dieser Umstand wird auch als „Fringing“ bezeichnet.
Farbunterabtastung ist ein Verfahren, das physiologische Eigenschaften des menschlichen Auges ausnutzt, um Daten zu reduzieren. Unsere Augen können Helligkeitsinformationen besser wahrnehmen als Farbinformationen, daher ist die Helligkeit wichtiger als die Farbe. Trotz des Fehlens von Farbinformationen in einem auf diese Weise komprimierten Bild ist der Unterschied für das menschliche Auge nicht erkennbar.
Farbunterabtastung wird durch Bezeichnungen wie „4:2:2“ oder „4:2:0“ abgebildet, wobei die erste Ziffer die Abtastrate der Helligkeitsinformationen angibt und immer eine 4 ist. Vier Pixel bilden so eine Reihe von Graustufen. Die zweite und dritte Ziffer beziehen sich auf die Abtastrate der zugeordneten Farben aus der zweiten und dritten Pixelreihe im Verhältnis zur Helligkeitsinformation. Eine Abtastrate von 4:2:0 bedeutet, dass nur zwei Farben aus der zweiten Reihe den vier Graustufen zugeordnet werden. Wird an der dritten Stelle eine Null ausgewiesen, wird sie mit den Farbinformationen der zweiten Reihe aufgefüllt. Dadurch wird die Datenmenge gegenüber dem nicht komprimierten 4:4:4 halbiert.
Die Komprimierung der Daten liegt darin begründet, dass die Übertragung der Videosignale eine hohe Bandbreite voraussetzt. Bei Serien und Filmen sieht das menschliche Auge ohnehin kaum einen Unterschied. Aus diesem Grund sind viele günstige Fernseher nicht in der Lage, 4:4:4 und somit die volle Abtastrate über alle Farbkanäle bereitzustellen. Ein PC hat diese Problematik nicht.
Neuere Fernseher unterstützen in der Regel 4:4:4 und besitzen einen PC-Modus – oder wie bei LG-TVs die Funktion „HDMI Ultra Deep Color“.
Fernseher und Monitor: Beim Gaming verwischt der Einsatzbereich
Wer viel Bildfläche zum Spielen haben möchte, hat die Qual der Wahl. Die Hersteller von TV-Geräten und Monitoren haben Gamer im Fokus und preisen großformatige Anzeigegeräte an. Die Spezifikationen verwischen, und die neuen Fernseher, die für Spieler konzipiert wurden, bieten ähnliche Funktionalität und Technologien wie Monitore. Sie setzen schlicht auf TV-Panels, um den Markt mit größeren Bildschirmdiagonalen zu versorgen. Eines haben die großformatigen Monitore aber nicht: einen Receiver zum TV-Empfang.
Welche Vorteile ein Gaming-Fernseher oder großformatiger Monitor bieten kann, hängt von der Konsole ab. Wer eine Xbox One X nutzt, kann von nativem 4K profitieren. Die PS4 Pro hingegen kann von niedrigeren Auflösungen aufwärts skalieren. Die PS5 und die Xbox Series X ermöglichen nicht nur eine native 4K-Auflösung, sondern können auch Bildraten von bis zu 120 fps erreichen. Dafür benötigt man jedoch einen Fernseher mit HDMI 2.1 und einer nativen Bildfrequenz von 120 Hz oder mehr.
In den gängigen Preissuchmaschinen stehen Stand 25. April 2023 etwa 500 Modelle mit 120 Hz und 20 Exemplar sogar mit 144 Hz zur Verfügung. Circa 200 dieser Fernseher setzten auf OLED-Technologie, der Rest besitzt eine LED-Hintergrundbeleuchtung. OLEDs sind für das Gaming besonders gut geeignet, weil sie extrem schnelle Bildaufbauzeiten aufweisen und in Kombination mit einer hohen Bildfrequenz sowie einem perfekten Kontrast ein klasse Bild liefern. Und wer jetzt noch darauf achtet, dass VRR, FreeSync oder G-Sync mit an Bord ist, kann sicher sein, einen TV zu erwerben, der tatsächlich spieletauglich ist.
Eine höhere Bildfrequenz sagt aber grundsätzlich noch nichts über einen eventuellen Input-Lag aus. Als Input-Lag wird die zeitliche Differenz aufgefasst, die zwischen der Signalzuspielung zum Fernseher vergeht, bis der entsprechende Bildschirminhalt ausgegeben wird. Um dieses Problem zu lösen und die Verzögerung zu reduzieren, können Gamer einen Spielemodus nutzen, der bei vielen aktuellen Geräten standardmäßig vorinstalliert ist.
Bei den Monitoren ist die Auswahl mit entsprechend großer Bilddiagonale deutlich kleiner. Ausgenommen sind natürlich LFDs (Large-Format-Displays), die im gewerblichen oder Business-Umfeld zum Einsatz kommen. Ab 42 Zoll sind Stand 25. April 2023 gerade mal 27 Modelle mit einer 4K-Auflösung verfügbar, und bei einer Bilddiagonalen ab 46 Zoll verringert sich die Menge auf 9 Exemplare. Davon sind sieben Stück OLED-Monitore. Diese Displays sind klar für den Gaming-Einsatz konzipiert, aber in der Regel stellt man sich einen so großen Bildschirm nicht auf den Schreibtisch, denn die Bildfläche ist bei einem Abstand von 50 bis 80 cm schlicht zu groß, und der Nutzer würde innerhalb kürzester Zeit Nackenschmerzen bekommen, weil er das Bild nie komplett im Blickfeld hat.
Auf die richtigen Signaleingänge kommt es an
Damit ein Fernseher 4K-Bilder mit 120 Hz anzeigen kann, muss er unbedingt mit einem HDMI-2.1-Anschluss ausgestattet sein, nur dann steht auch die notwendige Datenrate zur Verfügung. HDMI 2.1 ist spezifiziert für die maximale Auflösung von 3840 × 2160 bei 120 Hz. Der DisplayPort, der ebenfalls eine Übertragung hoher Datenraten ermöglicht, spielt im TV-Bereich keine Rolle. Diese Anschlussform ist ausschließlich bei Monitoren im Einsatz.
Fazit
Es mag durchaus Anwender geben, für die ein entsprechend ausgestatteter Fernseher einen Monitor ersetzen kann. Für die breite Masse gilt das aber ganz sicher nicht. Die Idee, einen Fernseher auf den heimischen Schreibtisch zu stellen und dort Office, Bildbearbeitung, Video sowie Gaming zu kombinieren, ist aus unserer Sicht keine gute. Aus ergonomischen Gesichtspunkten sind diese Lösungen ein Totalausfall. Einerseits kann es zu Nackenschmerzen führen, weil das Blickfeld schlicht zu groß ist, auch die Augen werden übermäßig strapaziert. Andererseits bieten solch große Bildschirme keinerlei ergonomische Funktionen wie ein Verstellen der Höhe oder des Neigungswinkels.
Für Gamer, insbesondere Konsolenspieler, kann der Einsatz eines Fernsehers durchaus Sinn ergeben – dann aber nicht auf dem Schreibtisch positioniert. Zudem sollte die richtige Ausstattung (120 Hz, VRR, FreeSync, G-Sync, HDMI 2.1 und mehr) vorhanden sein.
Wer nach dem Motto „Aus zwei mach eins“ Geld sparen will, wird sicherlich nicht glücklich werden. Sowohl der Fernseher als auch der Monitor sind für den jeweiligen Zweck entwickelt worden und sollten im Idealfall so zum Einsatz kommen. Und wer als Gamer auch seinen Fernseher nutzen möchte, muss für die Extra-Ausstattung sogar etwas tiefer in die Tasche greifen.
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Es geht auch anders herum: Ich bin genervt davon, dass alle aktuellen TVs ziemlich stark spiegelnd sind; was hilft mir das coolste OLED-Bild, wenn ich insbesondere bei dunklen Szenen mich selbst und meine Wohnungseinrichtung sehe. Das TV-Publikum hat sich daran augenscheinlich gewöhnt, die meisten scheint das nicht zu stören, sodass ich keine positiven Entwicklungen in der nächsten Zeit bei dem Thema erwarte. Deshalb kaufe ich schon länger Monitore als TV; zuletzt den G70C von Samsung, dessen Pannel wahrscheinlich dem des neuen QN90C von Samsung entsprechen dürfte, nur mit 144hz und eine sehr gelungen Entspiegelung. Der Schirm bringt sogar ein HDMI-Arc mit, sodass ich ohne Probleme meine Soundbar anschließen kann. Zwar hat er kein TV-Modul, aber da ich eh kein lineares Fernsehen mehr schaue, sondern ggf. die Sachen aus dem Programmangebot streame, die mich interessieren, so wie alles andere auch (Prime und Co.), ist das für mich aber kein Problem. Und da ich ein kleines Wohnzimmer habe, ist die Größe von 43 perfekt. Bin mit diesem Aufbau gerade sehr zufrieden 🙂 Der Schirm bietet ein sehr ordentliches Bild.
Der Beitrag ist nicht zuende gedacht und das Fazit völliger Käse.
Ergonomie:
Erstens braucht man in Zeiten von höhenverstellbaren Schreibtischen und Stühlen keinen höhenverstellbaren Monitor mehr. Zweitens steht bei den meisten Usern der Schreibtisch an der Wand und was erschließt sich daraus? Richtig, der TV kann in einer beliebigen Höhe an der Wand befestigt werden, sogar mit einer in der Höhe und Neigung verstellbaren Wandhalterung.
Usability:
Ich habe seit letzten Jahr einen Philips OLED 837 auf meinen Schreibtisch und besser geht es einfach nicht. Entfernung zu mir sind knapp 1m. Das Bild ist genial und gestochen scharf, arbeiten mit 3 bis 4 Fenstern parallel ein Gedicht. Das Gaming ist auch erste Sahne, sofern man eine potente Grafikkarte für 4K im Rechner hat.
Vor 4 Jahren hätte ich dem Artikel noch zugestimmt, aber seit LG mit dem ersten 48er Gaming OLED raus kam ist dieser Artikel totaler Quatsch.
Ich kann mir ehrlicherweise nicht vorstellen, auf einem großen TV zu arbeiten. Da möchte ich Filme und Serien drauf schauen und vielleicht noch Mario Kart zocken. Für die Arbeit, Internet und sonstige Sachen reicht ein normaler Monitor aus. Klar, da gibt es auch tolle 34 Zoll Geschichten, aber das brauche ich einfach nicht.