Das Internet zieht ins Wohnzimmer ein, ein Trend welcher sich wohl nicht aufhalten lassen wird. Dennoch bleibt die Zukunft der multimedialen TVs vorerst noch unklar: Zu viele verschiedene Konzepte und Standards buhlen um die Gunst des Kunden, was die zukünftigen Entwicklungen auf diesem Markt für Hersteller wie Nutzer ungewiss macht.
Laut einer Prognose des Marktforschungsunternehmens ABI Research finden sich aktuell bereits in rund 19 Prozent aller verkauften TV-Geräte internetfähige Netzwerkanschlüsse vor. Bis 2013 dürfte dieser Anteil sogar auf bis zu 46 Prozent anwachsen und internetbasierenden Inhalten somit zu einer zunehmenden Tragkraft im heimischen Wohnzimmer verhelfen.
Ob simple Videostreams, das Surfen auf Websites oder die Nutzung als Kommunikationscenter via Videokonferenzen, die Möglichkeiten erscheinen ungemein vielfältig. Vor allem interaktive Programmzeitschriften gelten hierbei den Analysten als eine der besonders lohnenswerten Funktionen in modernen Wohnzimmern, mit welchen die TV-Geräte der Zukunft aufwarten werden.
Auch die TV-Hersteller sind zunehmend daran interessiert ihre Geräte mit einer Vielzahl an Funktionen auszustatten anstatt bloß simple TV-Geräte herzustellen, welche lediglich bewegte Bilder darstellen können. Diese Entwicklung bietet auch die Möglichkeit auf Mehreinnahmen für die Produzenten, welche durch gezielte Steuerung der Werbung auf ihren Geräten zusätzliche Einnahmequellen erschließen könnten. Hierzu müsste es den Herstellern allerdings gelingen eine einheitliche Hardware- und Software-Basis zu entwickeln, woran es momentan noch hapert. Viele Hersteller versuchen stattdessen eigene Wege zu gehen und ihr Standards auf dem Markt zu etablieren. Dies stört allerdings die Softwareentwicklung von Drittanbietern, welche oftmals durch den hohen Entwicklungsaufwand und die damit verbundenen Kosten abgeschreckt werden. So fehlt beispielsweise ein einheitliches Betriebssystem für TV-Geräte wie wir es aus der Welt der Handys von Googles Android OS kennen.
Dennoch sind durchaus Bemühungen zur Standardisierung zu erkennen: Bei der Netzwerkanbindung führt der gewohnte Ethernet-Anschluss zwar aufgrund seiner Bewährtheit fast schon konkurrenzlos das Feld der internetfähigen TVs an, doch ein Wechsel könnte sich schon bald abzeichnen: Mit G.hn, HomePNA, MoCA, und Powerline ist eine Fülle an verschiedenen Netzwerkstandards in Arbeit, welche gezielt auf den Einsatz im Wohnzimmer zugeschnitten sind. Ob sich diese jedoch auch letztendlich durchsetzen werden, bleibt abzuwarten.
Funknetzwerke bilden darüber hinaus wohl die weitaus komfortabelste Möglichkeit einen Fernseher an das Internet anzubinden. Aufgrund der Unzuverlässigkeit bei der Verbindungsqualität und den Bandbreitenproblemen bei HD-Material, stellen diese bisher allerdings nur eine bedingte Alternative zu den störungsunanfälligeren kabelgebundenen Netzwerkanschlüssen dar.
ABIs Analyst Michael Inouye drückt die herrschende Marktlage so aus: „Die Entwicklungen dieses Marktes sind ständig in Bewegung und von daher nur schwer einzuschätzen, und mit so vielen verschiedenen Parteien, welche sich ein Stück vom Kuchen abschneiden wollen, könnte dieser Zustand über Jahre hinweg noch anhalten.“