Test LG CineBeam Q HU710PB: Mobiler 4K-Beamer
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SDR

Fotografen, Sportfreunde und Cineasten profitieren gleichermaßen von der guten Farbdarstellung, die der Beamer bereits in der Werkseinstellung des Bildmodus „Experte Hell“ bietet. Sobald die Farbtemperatur auf „Warm“ umgestellt wird, erscheinen Bildwerke in sRGB und Rec. 709 natürlich. Filme und Fotos beeindrucken mit ihrer Neutralität und guten Zeichnung von feinen Details. Die messbaren Helligkeitsabweichungen zu den Rändern sind in der Praxis nicht mehr relevant, da sie mit bloßem Auge schlichtweg nicht sichtbar sind. Selbst auf Testbildern können wir keine Abschattungen oder Verfärbungen ausmachen. Darüber hinaus ist der Regenbogen-Effekt so gering ausgeprägt, dass wir selbst mit kontrastreichen Schwarz-Weiß-Bildern kein Farbblitzen erhaschen. Das Schwarz ist herrlich dunkel. Leider trifft das auch auf die Maximalhelligkeit zu, die mit 420 Lumen nach der Kalibrierung weit hinter dem liegt, was wir uns für das Heimkino wünschen. Doch genau dafür ist der LG CineBeam vorrangig nicht geschaffen. Sein primärer Einsatzort ist unterwegs in dunkler Umgebung, wo er auf 2 m Bildbreite ein begeisterndes Bild erzeugt. Viel größer sollte die Leinwand nach Möglichkeit nicht sein.

Die Panorama-Aufnahme von Hamburg hat der Autor dieser Zeilen aus der 21. Etage des Hanseatic Trade Center geschossen. Sofort fallen uns mehrere Aspekte auf. Die rote Farbe des Doppeldeckers mit der gelben Aufschrift STADTRUNDFAHRT wird fast originalgetreu vom LG CineBeam Q auf der Leinwand dargestellt. Die feinen vertikalen Streben des Geländers vor dem Bus sind klar herausgeschält. Sogar das Wappen von Hamburg wird vollständig auf dem Doppeldecker reproduziert. Einzelne Fahrgäste sind gut zu erkennen.

Laser-Speckle-Effekte sind ein großes Thema bei Projektoren mit RGB-Laserlichtquellen. In unserem Heimkino treten sie nicht auf, da es sich bei unserer Leinwand um ein schalldurchlässiges Gewebetuch handelt. Auf Vinyl-Folien kann es zu Grießeln in Gesichtern und einfarbigen Flächen kommen, deren Ursache die RGB-Laserlichtquelle ist.

Original-Datei vom Hamburg Panorama
Originaldatei vom Hamburg-Panorama
Detailausschnitt
Detailausschnitt

Spielfilme, Serien und Live-Sport werden mit 24, 50 und 60 Hz originalgetreu projiziert. Dem CineBeam Q ist Pulldown-Ruckeln fremd. Mithilfe der Zwischenbildberechnung, die LG „TruMotion“ nennt, kann die Bewegungsschärfe noch weiter gesteigert werden. Davon profitieren Filme und Sport-Übertragungen gleichermaßen, weil die Detaildarstellung sichtbar zunimmt. Kameraschwenks im Fußballstadion gelingen ruckelfrei. Nach Geschmack kann der Effekt noch gesteigert werden. Bis „Nutzerwahl 4“ stellt sich kein Seifenoper-Effekt ein. Erst danach wird diese Eigenheit sichtbar, und typische FI-Fehler nehmen zu. Das sind beispielsweise ausreißende Strukturen vor feinen Hintergründen wie Wäldern.

In West Side Story sehen die Kittel der Reinigungskräfte natürlich aus. Die Haare schält der Projektor sehr fein aufgelöst heraus. Als Maria singend und tanzend durch das Kaufhaus fegt, gehen keine Details verloren. Das Bild ist jederzeit scharf und überzeugt mit natürlichen Farben. Doch auch die Hunde in Dogman weisen in SDR ein natürliches Fell auf.

Screenshot: Bildmodus „Experte Hell“
Screenshot: Bildmodus „Experte Hell“
Screenshot: Bildmodus „Experte Hell“
Screenshot: Bildmodus „Experte Hell“

Für unsere 3,20 m breite Cinemascope-Leinwand reicht die Lichtleistung des CineBeam Q nicht aus. Daher reduzieren wir die Bildgröße auf 100″ in der Diagonalen. Hierfür ist der Proband nun hell genug, um eine ansprechende Plastizität zu erzeugen. Auf Nachtaufnahmen liegt kein Grauschleier, da das Schwarz herrlich dunkel ist.

HDR

Mit „High Dynamic Range“ (HDR) läuft der LG CineBeam Q HU710PB zur Top-Performance auf. Spielfilme in HDR werden mit der vollen Signalbandbreite von 0,0 bis 10 000 cd/m² im Rahmen des Tonemappings projiziert. Obschon seine Maximalhelligkeit gering ausfällt, überzeugt das Tonemapping für HDR10-Signale. Selbst auf 2,20 m Bildbreite erscheint West Side Story daher ansprechend hell. Nachtaufnahmen bieten viel Zeichnung. Die Schärfe ist bis zu den Rändern sehr gut, überdies sorgt der „Automatische Dynamische Kontrast“ für eine exzellente Detaildarstellung. In der Nachtaufnahme vor dem „Gimbels“ ist rechts das „Frankfurters“ klar und deutlich zu lesen. Zudem sind die Fenster darüber noch gut differenziert. Das Highlight ist aber der erweiterte Farbraum Rec. 2020. Wie er Rot- und Blaufarbtöne auf die Leinwand brennt, ist schlicht und ergreifend umwerfend.

Ein echter Prüfstein ist der Film Sully von der UHD-Blu-ray. Die HDR-Version weist Bildsignale von bis zu 10 000 cd/m² auf. Der LG CineBeam Q zeigt alle Inhalte im Rahmen seines Tonemappings. Als Captain Sully nachts über den Times Square joggt, ist auf den Displays alles zu sehen. Während andere Beamer in diesem Preissegment in dieser Szene schwächeln, weil sie teilweise nur weiße Displays abbilden, unterschlägt der aktuelle Proband hier nichts.

HDR: West Side Story ohne Metadaten
HDR: West Side Story ohne Metadaten
HDR: Sully mit Metadaten
HDR: Sully mit Metadaten

Der erweiterte Farbraum bietet ein so viel größeres Spektrum, dass Filme mit dem HDTV-Farbraum Rec. 709 im direkten Vergleich blass und farblos erscheinen. Dafür haben wir uns Dogman näher betrachtet – in SDR und HDR. Während die Full-HD-Version bereits eine exzellente Auflösung und natürliche Farben bietet, ist die UHD-Fassung viel heller. Spitzlichter leuchten fantastisch. Die Kombination aus viermal so hoher Auflösung und extrem großem Farbspektrum lassen die roten Applikationen auf der Bühne fast schon glühen, als der Hundebesitzer seinen Auftritt als Marlene Dietrich hat.

Film mit Farbraum Rec.709
Film mit Farbraum Rec.709
Filme mit Farbraum Rec.2020
Filme mit Farbraum Rec.2020

Sound

Der 3-W-Lautsprecher bietet genug Pegel, um Räume bis zu 20 m² weit über Zimmerlautstärke zu beschallen. Während Hochton und Mitteltöne klar und deutlich reproduziert werden, fehlt es dem CineBeam Q komplett an Bass und Grundton. Stimmen sind zwar gut verständlich, aber Actionspektakel in Spielfilmen tönen sehr flach, dünn und drucklos. Das Soundniveau entspricht eher dem von mittelmäßigen Computermonitoren als dem von günstigen Fernsehern. Wer die Möglichkeit hat, sollte via Bluetooth eine Boom-Box, eine Soundbar oder Computerlautsprecher verbinden. Diese tönen allesamt viel authentischer zum großen Bild.

Screenshot: Lautstärkeregelung
Screenshot: Lautstärkeregelung

Michael B. Rehders

… arbeitet seit 1996 als freiberuflicher Journalist, Fotograf und Autor mit Schwerpunkt Projektoren. Als Color-Management-Experte hält er Vorträge auf Hochschulen, Universitäten, Messen und schult Grafiker sowie Fotografen im Umgang mit Messequipment und Farbmanagement. Für PRAD ist er seit 2023 tätig.

Interessante Themen

1 Gedanke zu „Test LG CineBeam Q HU710PB: Mobiler 4K-Beamer“

  1. Die Lautstärke des Lüfters kommt in anderen User-Tests leider nicht so gut weg. Soll wohl doch eher lauter Richtung 40db nach einer gewissen Laufzeit sein.

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