Beiträge von Denis

    Hallo zusammen,


    die generelle Problematik ist gar nicht neu und besteht so spätestens seit WCG-CCFL- und RGB-LED Hintergrundbeleuchtungen. Aber vielleicht einmal vorweg:


    "Messen wir man sieht" ist ein Weg aber leider kein erreichbares Ziel. Das wird beim Kampf um das letzte bisschen Präzision oft nur wenig berücksichtigt. Gerade eben mit den schmalbandigen Emissionsspektren von Monitoren mit großem Farbraum nimmt sich die Beobachtermetamerie immer stärker aus. Hier reden wir nicht von Nuancen. Bei der Abstimmung von Softproofsystemen im Drucksaal unter Normlicht habe ich beispielsweise immer einen Kompromiss mit der Belegschaft im Hinblick auf die Papierweißsimulation eingehen müssen. Noch schlimmer wird es mit zwei Monitoren im Parallelbetrieb. Selbst mit hochpräzisem Spektralradiometer und 1nm Sampling ist eine messtechnische Übereinstimmung hier kein Garant für eine visuelle Übereinstimmung (und schon gar nicht unter verschiedenen Betrachtern). Nach entsprechender visueller Abstimmung ergibt sich für den Weißpunkt gerne ein dE > 10.


    Das bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass Messungen obsolet werden oder man dort gar keine Sorgfalt walten lassen sollte. Es schadet aber nicht, das im Hinterkopf zu haben. Ein Colorimeter mit perfekt auf den Normalbeobachter abgestimmten Filtern würde jeden Monitor messtechnisch fehlerfrei vermessen. Da sich mit realen Filtern (gerade für die X-CMF mit zwei Maxima) das nur in Annäherung erreichen lässt, resultieren Messfehler. Ausgleichsrechnungen können diesen Fehler dann minimieren (direkt per 3x3 Matrix oder über eine spektrale Charakterisierung, wenn die Filtercharakteristik des Colorimeters bekannt ist). Dafür ist eine Referenzmessung mit geeignetem Messgerät notwendig.


    Mit 10 nm optischem Bandpass bei den üblichen Spektralfotometern schwingt natürlich immer die Angst mit, Spikes nicht vollständig korrekt zu erfassen. Auch das ist nicht neu. Die ISO 3664:2009 erfordert Geräte mit 5 nm Bandpass zur Erfassung von Normlichtquellen. Grundsätzlich kann ich für die Monitormessung aber bislang Entwarnung geben. Größere Fehler werden da eher gerne in der Auswertung und dem Datenhandling gemacht (indem z.B. oft ein visuell nicht auf den konkreten Monitorweißpunkt adaptierter Betrachter unterstellt wird). Bei Messung mit einem Colorimeter hängt es vom konkreten Szenario ab und wieweit mögliche Korrekturen von der aktuellen Messsituation abweichen.

    Nach der Kalibration (die einen definierten, gewünschten Grundzustand* herstellt) wird die Monitorcharakteristik vermessen und in einem Farbprofil festgehalten - sowohl bei Hard- als auch Softwarekalibration. Damit kann ein Farbrechner in farbmanagementfähiger Software bestmöglich in Monitor-RGB transformieren. Grundkonzept dieses ICC-Workflows ist ein geräteunabhängiger Verbindungsfarbraum (PCS). Die im Workflow beteiligten Profile liefern die Übersetzungsvorschrift hinein und hinaus.


    Der zweite, vermessende Charakterisierungsschritt unterscheidet sich also nicht. Bei einer Softwarekalibration werden die Korrekturdaten für den ersten Schritt (eine eindimensionale LUT pro Farbkanal) noch zusätzlich im Profil (in einem speziellen, vom ICC nicht definierten Tag => vcgt) abgelegt und von dort beim Systemstart in die LUT der Grafikkarte geladen.


    Heute gibt es i.d.R. auch noch Emulationsmechnismen auf Seiten der Monitorelektronik, die zum Zuge kommen können, wenn eine definierte Darstellung für fixe (RGB-)Inhalte abseits des genannten ICC-Profil-Workflows gewünscht ist. Das wäre im einfachsten Fall ein im OSD auswählbarer sRGB-Modus, mit dem man für sRGB-Inhalte dann bei guter Umsetzung hinreichende Ergebnisse erzielt. Bei hochwertigen, hardwarekalibrierbaren Monitoren ist soetwas in die Kalibration integriert. Hier kann man explizit auswählen, ob man den vollen Farbumfang nutzen oder definiert einschränken möchte.


    Zitat

    Bzw. welche Informationen sind im Farbprofil enthalten?

    Sie liefern die Grundlage für die Transformation aus dem o.g. PCS in Monitor-RGB, beschreiben also das "Farbverhalten". Beispiel:


    Bild-RGB => sRGB-Profil => PCS => Monitor-Profil => Monitor-RGB


    Das Monitorprofil wird dem Monitor auf Windows-Ebene zugewiesen (taucht nicht in Photoshop auf). Farbmanagementfähige Software greift dann darauf zurück (in ganz seltenen Ausnahmen gibt es Anwendungen, in deren Konfiguration man das Monitorprofil explizit hinterlegen muss).


    http://www.color.org/slidepres2003.pdf

    http://www.color.org/ICC_white…_role_of_ICC_profiles.pdf


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    * Insbesondere: Weißpunkt und Tonwertkurve (Gamma). Das stellt aber noch keine farbechte Reproduktion sicher! Dies ist mit drei eindimensionalen Tabellen auch gar nicht möglich, selbst wenn Quelle und Ziel vorab bekannt wären.

    Zitat

    1. Ist es ein Nachteil, wenn es keine genauen 60Hz sind?

    Nein, das führt zu keinem negativen Effekt. Der Eizo synchronisiert ja ohnehin sehr flexibel.


    Zitat

    Wenn dann nur 8-bit ankommen, wozu dann ein 10-bit panel?

    Im Scaler wird das Signal sogar mit 16bit pro Farbkanal verarbeitet. Das erhöht die Präzision und vermeidet Tonwertverluste - und ist entsprechend auch bei Zuspielung in 8bit pro Farbkanal sinnvoll. Panelseitig wird dann wieder reduziert. Dieser Schritt soll natürlich visuell verlustfrei sein, d.h. hier kommt noch eine FRC-Dithering-Stufe zum Einsatz (scalerseitig/ panelintern). Ob dann am Ende ein echtes 10bit Panel angebunden ist oder nicht, spielt fast keine Rolle - auch bei Zuspielung in 10bit pro Farbkanal.

    Du zäumst das Pferd an dieser Stelle von der falschen Seite auf. Die 120% liegen ja monitorseitig vor. Du bearbeitest im konkreten Fall eine sRGB-Datei. Das Mapping für die Darstellung am Monitor ist also umgekehrt (kleinerer Quell- zu größerem Zielfarbraum).


    Natürlich kann es sein, dass der Monitor größere RGB-Arbeitsfarbräume (z.B. AdobeRGB oder ECI-RGB) nicht hinreichend abdeckt. Dann verlierst du mit entsprechenden Dateien in out-of-Gamut Farbwerten Präzision und Zeichnung in der Live-Darstellung (=> wichtiges Detail, denn du konvertierst ja nicht in Monitor-RGB).


    Kurz: Bigger is better.


    Der ICC-Workflow sieht übrigens auch für solche Szenarien (großer Quell-, kleiner Zielfarbraum) alternative Rendering-Strategien vor, firmierend unter einer wahrnehmungsorientierten Transformation. Diese spielen aber für den von uns gerade besprochenen Ablauf keine Rolle (da geht es eher um Ausgabeprofile) und haben ihre eigenen Fallstricke.

    Ich hoffe doch alle :)


    "Damit kann ein Farbrechner in farbmanagementfähiger Software bestmöglich in Monitor-RGB transformieren."


    => In einem entsprechenden Umfeld (Photoshop und Co.) also keine Probleme durch hohe Farbumfänge solange das Monitorprofil korrekt ist. Im Gegenteil.

    Nach der Kalibration (die einen definierten, gewünschten Grundzustand herstellt) wird die Monitorcharakteristik vermessen und in einem Farbprofil festgehalten - sowohl bei Hard- als auch Softwarekalibration. Damit kann ein Farbrechner in farbmanagementfähiger Software bestmöglich in Monitor-RGB transformieren. Grundkonzept dieses ICC-Workflows ist ein geräteunabhängiger Verbindungsfarbraum (PCS). Die im Workflow beteiligten Profile liefern die Übersetzungsvorschrift hinein und hinaus.


    Beispiel:


    Bild-RGB => AdobeRGB-Profil => PCS => Monitor-Profil => Monitor-RGB


    http://www.color.org/slidepres2003.pdf

    http://www.color.org/ICC_white…_role_of_ICC_profiles.pdf


    Heute gibt es i.d.R. auch noch Emulationsmechnismen auf Seiten der Monitorelektronik, die zum Zuge kommen können, wenn eine definierte Darstellung abseits des genannten ICC-Profil-Workflows gewünscht ist.

    Ein paar Dinge zur Weißpunktwahl:


    Im Rahmen der Erstellung der Monitorprofils wird vollständige visuelle Adaption auf den jeweiligen Monitorweißpunkt unterstellt - und die Messdaten dann chromatisch nach D50 adaptiert. Sonst müsste man für einen gültigen Workflow den Bildschirm immer auf D50 kalibrieren. Bei der Wahl der Monitorweißpunktes ist man sehr flexibel - deutlich flexibler oft angenommen.


    Die Abstimmung auf das Papierweiß unter den konkreten Abmusterungsbedingungen ist allerdings nicht ganz trivial. Rein messteschnich müsste man hier tatsächlich auf D50 kalibrieren und den sauber konfigurierten Softproof dann mit dem Hardproof unter D50-Normlicht vergleichen. Selbst wenn man Fallstricke wie optische Aufheller hier außen vorlässt, wird das zwar messtechnisch - ohne Rückrechnungen - korrekte Ergebnisse erzielen. In den allerwenigsten Fällen aber eine hinreichende visuelle Übereinstimmung. Die schmalbandigen Spektren moderner Wide-Gamut Monitore wirken sich hier sehr ungünstig aus und vergrößern Abweichungen zwischen normativem und realem Beobachter.


    Der Monitorweißpunkt ist entsprechend so zu wählen, dass sich im Rahmen der konkreten Abmusterungsbedingungen eine hinreichende visuelle Übereinstimmung ergibt - das ideale Ergebnis kann von Person zu Person unterschiedlich ausfallen. Der ICC-Workflow ist hier (siehe meinen ersten Absatz) relativ robust.


    Zitat

    Zusätzlich: Wir haben die Bilder bei Tageslicht angefertigt, da ist der Weißabgleich der Kamera entweder auf das Papier oder den Monitor - da beide nicht den identischen Weißabgleich haben, ergeben sich hier auch wieder Verschiebungen.


    Die Kamera ist in diesem Zusammenhang ja auch ein weiteres Beobachter, der nicht exakt mit dem normativen Beobachter zusammenfällt. Es wird hier kein Abgleich auf Basis von Messwerten gelingen.

    "Messen wie man sieht" ist nicht vollumfänglich realisierbar: Du siehst nicht exakt wie der normierte Beobachter. Das ist gerade bei der Vermessung von Monitoren nicht zu unterschätzen, weil sich deren schmalbandige Emissionsspektren besonders ungünstig auf diesen Umstand auswirken. Selbst bei (mit Handmessgeräten überdies kaum möglicher) idealer Messung kann es zu starken visuellen Abweichungen gerade in den Neutraltönen kommen, wenn unterschiedliche Monitore vermessen werden.

    Lösung: Kalibriere einen Monitor wie gewünscht. Das Weißpunkt-Ziel für die Kalibration des zweiten Monitors passt du so an, dass eine für dich (=> das ist tatsächlich individuell) hinreichende Übereinstimmung erzielt wird - kein kruder Workaround, sondern gelebte Praxis.

    Zitat

    Die Monitore von Quato wurden ja zum Teil von NEC produziert und Quato hat nur sein Logo draufgepappt^^

    Nur 27" und 30", d.h. in der Spätphase. Nicht das Modell es OP. Da hatte Quato einen anderen langjährigen OEM (der ebenfalls noch existiert).


    Zitat

    Wie ist es aber mit dem Flächenabgleich? Wie wird dieser nach dem Austausch berücksichtigt oder muss dieser gar zurückgesetzt werden? Quato, hat als die Firma noch existierte eine Optimierung dieses Flächenabgleichs angeboten, um die Alterung des Backlights zu kompensieren.

    Versuchen kann man es. Allerdings sind die Vorbehalte von Mediafrost auch nicht so ganz aus der Luft gegriffen: Ein CS2410 kostet inzwischen unter 500 Euro.

    Alles gut. Das Matrix-Profil setzt Schwarz auf absolut Null und unterstellt perfekte Neutralität. Es gibt in Color Navigator die Möglichkeit, die Helligkeit des tatsächlichen Schwarzpunktes in den TRCs des Profils festzuhalten. Dann wäre die Abweichung im Rahmen der Validierung verringert:


    https://www.prad.de/wp-content…zo-cg2730-monitor-cn7.jpg

    (Reflect... Checkbox anhaken)


    ... aber nicht aus der Welt, weil die TRCs für jeden Kanal identisch sind und somit weiterhin perfekte Neutralität unterstellen. Um den maximalen Kontrastumfang sicherzustellen, wird der Schwarzpunkt nicht optimiert. Das kannst du mit der Priority-Option steuern:

    https://www.prad.de/wp-content…zo-cg2730-monitor-cn5.jpg


    => Gray Balance führt zu einem neutraleren Schwarz, aber der Kontrastumfang leidet zwangsläufig. In der Regel ist das nicht sinnvoll, zumal schon durch den DUE Einbußen hinzunehmen sind.


    Grundsätzlich: 80 cd/m² sind ziemlich dunkel, in den meisten Anwendungsfällen ist ein Bereich zwischen 120-160 cd/m² sinnvoll. Farbraum für das Arbeiten in farbmanagementfähiger Software auf "nativ".

    Zitat

    Kalibrierungsziel: Farbraum AdobeRGB, Farbtemperatur: 5000k, Leuchtdichte: 80cd/m2, Gamma 2,2


    Ich dachte, dass ich nach der Kalibrierung mit einem Colorimeter gleiche Bilder/Farben erhalte und prüfte es mit einem weißen Hintergrund.

    Wenn ich z.B. Notepad öffne und das Fenster über beide Bildschirme ziehe, sieht man deutliche Unterschiede.

    Hier spielen zwei Dinge hinein. Messfehler durch das Colorimeter und das, was man als "Beobachtermetamerie" bezeichnet. In deinem Fall wird beides hineinspielen. Der erste Punkt ist relativ selbsterklärend, daher kurz nur zum zweiten Aspekt: Ein normierter Beobachter kann die personenindividuelle Empfindlichkeit naturgemäß nicht exakt abbilden. Bei den schmalbandigen Monitorspektren und der Darstellung von Neutraltönen kommt es dann auch bei idealer Messung schnell zu erheblichen sichtbaren Abweichungen, die schon aus vergleichsweise geringen spektralen Unterschieden entstehen. Am Ende wirst du nicht umhin kommen, einen Monitor wie gewünscht zu kalibrieren und den Ziel-Weißpunkt des anderen Monitors so anzupassen, dass es zu einer visuellen Übereinstimmung kommt.


    Zitat

    Kalibrierungsziel: Farbraum AdobeRGB, Farbtemperatur: 5000k, Leuchtdichte: 80cd/m2, Gamma 2,2

    Dein Ansatzpunkt des visuellen Abgleichs mit dem Papierweiß unter der Ist-Beleuchtung ist schon einmal nicht schlecht, wenn das wirklich ein Einsatzgebiet ist. Mit 80 cd/m² stimmst du auf aber auf eine Beleuchtungsstärke von gerade einmal 250 Lux ab. ISO3664 definiert für die "praktische Abmusterung" 500 Lux (allerdings != Umgebungslicht), resultierend in etwa 160 cd/m² für den Monitor.