Graustufen und Helligkeitsverteilung
Wir untersuchen die Helligkeitsverteilung und die farbliche Homogenität mit einem 100 %-Weißbild, das an neun Punkten vermessen wird. Daraus berechnen wir zunächst die Helligkeitsabweichungen von der Mitte. Die Wahrnehmungsschwelle für Helligkeitsunterschiede liegt bei etwa 10 %.
-3 % | -1 % | -13 % |
-2 % | 0 % | -3 % |
-3 % | -6 % | -3 % |
Ungewichtete mittlere Helligkeitsverteilung: 96 %
Die ungewichtete mittlere Helligkeit liegt bei guten 96 %. Die Abweichungen bleiben in Summe unterhalb der Wahrnehmungsschwelle. Schwankungen der Farbtemperatur sind ebenso wenig auszumachen wie minimale Abschattungen an der rechten Seite. Das verdient höchste Anerkennung.
Alle 256 Graustufen eines JPG-Testbildes werden dargestellt. Der für HDTV-Filme relevante Wertebereich 16 (Schwarz) bis 235 (Weiß) wird von unserem Testgerät vollständig dargestellt. Es laufen keine Inhalte im Schwarz zu, und es überstrahlt nichts ins Weiß.
Die Farbtemperatur macht mit 6504 K nach der Kalibrierung eine Punktlandung. Da der Verlauf über alle Helligkeitsabstufungen vergleichbar ist, sind keine Verfärbungen in Schwarz-Weiß-Bildern ersichtlich.
Empfohlene Bildeinstellungen
Für ein stimmiges Grund-Setup haben wir folgende Einstellungsempfehlungen für Sie. Diese sind eine gute Grundlage, um eine Kalibrierung darauf aufzubauen.
HDTV
Bildmodus | Benutzer |
Kontrast | 52 |
Helligkeit | 50 |
Farbton | 0 |
Schärfe | 5 |
Adaptive Luma-Steuerung | Stark |
Lokaler Kontrast | Mittel |
MEMC | Niedrig |
Helligkeitsmodus | Dynamisch |
HDR
Bildmodus | Benutzer |
Kontrast | 57 |
Helligkeit | 50 |
Farbton | 0 |
Schärfe | 5 |
Adaptive Luma-Steuerung | Stark |
Lokaler Kontrast | Mittel |
MEMC | Niedrig |
Helligkeitsmodus | Dynamisch |
Subjektive Beurteilung
Die Hautfarben der Damen sehen realistisch aus und unterscheiden sich praktisch nicht zwischen Original und Projektion. Grau ist ebenso vergleichbar wie der Verlauf von Schwarz zu Weiß. Die Farbabstufungen nähern sich an, lediglich Cyan ist eine Spur gesättigter im Original. Moiré-Effekte an feinen Linien treten nicht auf, gleichfalls sind Aliasing-Effekte nicht vorhanden.
Das Rapsfeld wird sehr gut reproduziert, das trifft vor allem auf die gelben Blüten zu. Das Grün ist im Original eine Spur satter. Die Wolken besitzen eine ähnliche Zeichnung, den blauen Himmel stellt der BenQ GP520 allerdings mit etwas höherer Sättigung dar.
Die leichten Abweichungen in den Gesichtern der Models im Screenshot sind der Fotoaufnahme zuzuschreiben und so in der Projektion nicht vorhanden.
Gaming
Der BenQ GP520 besitzt einen relativ kurzen Input-Lag für einen Projektor. Mit 17,9 ms liegt er aber über dem Wert des X3100 aus selbem Haus, der hervorragende 4,6 ms bei 1080p-Zuspielung mit 240 Hz erzielt. Wer dem Beamer Signale mit 4K60 zuspielt, erhält einen Input-Lag von 17,9 ms. Hier unterscheiden sich die beiden BenQ-Projektoren kaum voneinander. Die Zeiten sind so gut, dass Formel 1 via PlayStation richtig viel Spaß auf der Leinwand macht.
Die Navigation durch die engen Straßen von Monaco hat es in sich. Wir können einzelne Zuschauer auf den Tribünen erkennen, so gut ist die Schärfe des BenQ GP520. Die rot-weiße Streckenbegrenzung ist sauber differenziert und hebt sich klar vom grauen Asphalt ab. Unser Renner reagiert auf Lenkbewegungen sofort. Am Ausgang des Tunnels rutschen wir leicht auf der Strecke, können das Fahrzeug aber abfangen, da Gas und Bremse unverzüglich reagieren.
SDR
Aus der sehr guten Farbdarstellung können Fotografen und Cineasten gleichermaßen ihren Nutzen ziehen. Bereits in der Werkseinstellung des Bildmodus „Benutzer“ werden konsistente Farben erzeugt. Bildwerke in Rec. 709 und sRGB werden realistisch projiziert. Schwarz-Weiß-Filme und -Fotos gefallen ob ihrer Neutralität. Verfärbungen glänzen mit Abwesenheit. Die gemessenen Helligkeitsabweichungen zum Rand sind nicht relevant, da sie in der Praxis nicht zu sehen sind. Lediglich auf Testbildern können wir erahnen, dass in der Ecke am oberen Rand eine minimale Abschattung existiert.
In der Panorama-Aufnahme von Hamburg, die der Autor dieser Zeilen aus der 21. Etage des Hanseatic Trade Centers geschossen hat, fallen uns gleich mehrere Aspekte auf. Die rote Farbe des Doppeldeckers mit der gelben Aufschrift „Stadtrundfahrt“ wird sehr gut vom BenQ GP520 projiziert. Der Asphalt ist farbneutral, und die vertikalen Streben an der Brücke im Vordergrund werden vollständig dargestellt. Die Treppenstufen im Vordergrund sind allesamt vorhanden. Hier überstrahlt nichts ins Weiß. Unter der Brücke ist noch Zeichnung vorhanden, sodass keine Inhalte im Schwarz zulaufen. Die Barke offenbart gut abgegrenzt die weißen und roten Quadrate. Letztlich sind sogar die Mauersteine vollzählig vorhanden.
Serien, Live-Fußball und Spielfilme werden allesamt in 60 Hz gewandelt, weil der 0,47-Zoll-Chip von Texas Instruments keine 24 und 50 Hz unterstützt. Das daraus resultierende 3:2-Pulldown-Ruckeln lässt sich mithilfe der Zwischenbildberechnung beseitigen, sodass natürliche Bewegungen von 2D-Inhalten erzeugt werden. Hierfür sollte MEMC auf „Niedrig“ gestellt werden. Dank der schnellen Schaltzeiten der LEDs ist ein Regenbogen-Effekt für uns nicht zu sehen. Selbst in kontrastreichen Szenen nehmen wir kein Farbblitzen wahr. Schärfe und Detaildarstellungen sind herausragend und stehen Projektoren in deutlich teureren Gefilden nicht nach.
Die Fotoaufnahme von der Außenalster in Hamburg, mit Dampfer, Tretbooten und dem Hotel „Atlantic“ im Hintergrund, weist zahllose kleine Details auf. Der Schriftzug des Hotels ist klar und deutlich zu lesen. Sogar einzelne Blätter der Bäume sind auf der Leinwand auszumachen.
Der Spielfilm Avatar: The Way of Water bietet zahllose Schauwerte in Full-HD-Auflösung, angefangen mit den prächtigen Farben. Als Sully das Netz auswirft, um ein paar Fische zu fangen, geht die Sonne langsam unter. Der blaue Himmel hebt sich prachtvoll von dem goldenen Licht der untergehenden Sonne ab. Wenn er das Netz auswirft, fliegt es ruckelfrei durch die Luft.
Hallo und vielen Dank für den ausführlichen test!
Zu der Latenz: Ist die nur im Gaming-Modus so niedrig, oder generell?
Und hat man im gaming Modus vollen Zugriff auf die Farbenstellungen?
Ich habe momentan den Xgimi Horizon S Pro da, da kann man im Gaming-Modus/low-latency Modus nichts mehr einstellen, was im Grunde ein Deal-breaker ist, da die Latenz ohne einfach zu hoch ist.
Hallo Emanuel,
im Gaming-Modus ist die Latenz niedriger, weil „zeitintensive“ Features nicht angewendet werden, wie zum Beispiel die dynamische Helligkeitsregelung.
Die Latenz in den übrigen Bildmodi ist etwas größer, weil diese zum Beispiel das volle Farbmanagement unterstützen und die dynamische Helligkeitsregelung. Für das Betrachten von Spielfilmen, Sportübertragungen oder TV-Serien ist der Input Lag auch weniger wichtig, weil im Gegensatz zum Zocken hier keine „Echtzeitreaktionen“ der Nutzer benötigt werden und es eher auf eine präzise Farbdarstellung ankommt.
Beim Gaming werden überdies von vielen Profi-Spielern die Einstellungen häufig so verändert, dass zum Beispiel dunkle Bereiche aufgehellt werden, um Gegner darin besser und vor allem schneller detektieren zu können. Präzise Farben oder eine Reproduktion nach Industriestandard von Gamma/Graustufenverlauf ist dann eher sekundär.
Ich kenne den Xgimi Horizon S Pro nicht. Aber es ist bei vielen Projektoren üblich, dass im Gaming-Modus mit kurzem Input Lag Farbeinstellungen, Zwischenbildberechnung und dynamische Helligkeits/Kontrastregelungen nicht angewendet werden, weil diese die Latenzzeiten erhöhen würden.
Viele Grüße
Michael
Hallo Michael,
vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort!
Mir geht es darum, dass ich mit dem Beamer zocken möchte, aber trotzdem Zugriff auf die diversen Einstellungsmöglichkeiten, vor allem was Sättigung und Kontrast angeht, haben möchte (sowas wie dynamische Helligkeit oder automatische Trapezkorrektur brauch ich nicht unbedingt). Deswegen würde mich vor allem der Input lag im nicht-gaming Modus interessieren. Hast du dafür werte oder eine Einschätzung?
Da ich keine Shooter spiele und eher Hobbyspieler bin, reicht wenn der Input lag nicht übermäßig hoch ist, vlt 20-30ms wären akzeptabel.
Viele Grüße,
Emanuel
Also ich bin jetzt davon ausgegangen dass die 17,9ms für den Gaming-Modus gelten. Wenn sie generell gelten wäre das natürlich super 🙂
Ich zocke auch mal ganz gerne, nicht nur im Rahmen der Testprozedere. Für F1 und FIFA habe ich sowohl den Gaming-Modus als auch den kalibrierten Modus verwendet beim BenQ. Die Unterschiede fand ich jetzt nicht erwähnenswert. Von daher kann ich auch den kalibrierten Modus empfehlen.
Profis sehen das eventuell anders…
Alles klar, das hört sich doch sehr gut an, danke 🙂
Der Vollständigkeit halber und auch falls jemand so wie ich zwischen Benq gp520 und Xgimi Horizon S überlegt: Bei Xgimi ist der Input lag im normalen Modus so groß dass es selbst stört wenn man nicht zockt, zb beim normalen surfen unter Windows. Im gaming Modus reicht es grade für’s Zocken, aber man hat wie gesagt keinen Zugriff mehr auf Bildeinstellungen und das Bild ist dann schon sehr übersättigt. Kann ihn deswegen zum Zocken nicht empfehlen.