Perfekter Bildgenuss: Auf die Bildfrequenz kommt es an!
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Rucklern den Garaus gemacht

Umgehen kann man das vergleichsweise unkompliziert, sofern die neuen HD-Medien und besagte „1080p24-Kette“ zum Einsatz kommen. Allerdings entpuppt sich die Implementierung bei vielen TV-Geräten als Papiertiger. So kommt es leider immer wieder vor, dass zwar ein 24Hz-Signal entgegengenommen werden kann, dieses intern aber wieder auf eine ungeeignete Frequenz umgerechnet wird.

Das passiert, wenn das verwendete Panel beispielsweise nur 50Hz und 60Hz unterstützt. In diesem Fall gibt es keinen Zugewinn, das Feature erweist sich als wertlos! Methoden, die korrekte Unterstützung einer Eingangsfrequenz zu überprüfen, werden am Ende des Artikels noch genannt.

Es gibt verschiedene Lösungsansätze, um zusätzlich eingebrachte Ruckler, auch bei ungünstigen Signalfrequenzen oder Einschränkungen im Videoprocessing des LCD- oder Plasma-TVs zu vermeiden.

Externes Videoprocessing mittels HTPC:

Mit dem heimischen PC als Zuspieler tun sich einige Verarbeitungsoptionen auf, die wir im Folgenden nur anreißen können. Die konkrete Konfiguration bzw. Umsetzung würde den Rahmen des Artikels deutlich sprengen.

Mit Hilfe des Computers ist es kein Problem, die Frames der ursprünglichen Vollbildquelle wieder herzustellen. Im Ergebnis stehen also besagte 24fps bzw. 25fps. Stellt man nun die korrekte Bildwiederholfrequenz ein, z.B. 48Hz bzw. 50Hz, wird das Material störungsfrei wiedergegeben.

Voraussetzung ist natürlich, dass das Display diese Frequenz bei Ansteuerung durch den Computer auch unterstützt. Damit ist man fast am Ziel – problematisch ist die Synchronisation zwischen Bild und Ton. Durch unterschiedliche Quarze (Taktgeber in elektronischen Schaltungen) sind minimale Differenzen unvermeidlich.

Die Konsequenz sind mehr oder weniger regelmäßige „Resync“-Ruckler des Tons, die speziell bei passender Bildwiederholfrequenz sehr störend auffallen, weil es ja nun keine Bildruckler mehr gibt. Die Lösung besteht in dem Tool „Reclock“ , das für eine Synchronisation sorgt und somit die Resync-Ruckler verhindert.

Auch ist es möglich einen Speedup durchzuführen. Denkbar wäre also eine Beschleunigung von 24fps auf 25fps, falls das Display Vielfache von 25Hz, aber nicht 24Hz, unterstützt. Natürlich kann der PC auch das Deinterlacing von echtem Videomaterial übernehmen. Das führt zu den in den vorigen Abschnitten erwähnten 50 bzw. 60fps. Die Frequenz ist entsprechend zu wählen.

Externes Videoprocessing mittels Videoprozessor:

Ein Videoprozessor wird zwischen Zuspielgerät und TV geschaltet und übernimmt, je nach Ausführung, einen Großteil der Videoverarbeitung. Mit geeigneten Geräten ist es beispielweise kein Problem, aus einem 60Hz-Signal mit 3:2-Kadenz die 24fps zurückzugewinnen.

Variable Ausgabeoptionen ermöglichen dann eine Zuspielung zum TV mit passender Bildwiederholfrequenz, also z.B. 24Hz oder 48Hz. Auch hier muss das Display diese Frequenz natürlich unterstützen. Generell bieten aktuelle Videoprozessoren eine erhebliche Mehrleistung gegenüber der Elektronik eines TVs.

Diese erstreckt sich bei weitem nicht nur auf besseres und stabileres Deinterlacing, sowie die sehr variablen Ausgangsfrequenzen. Tiefergehende Informationen werden aber Teil eines eigenen Artikels sein.

Auswahl der Framerate bei einem Videoprozessor (hier: iScan VP50)
Auswahl der Framerate bei einem Videoprozessor (hier: iScan VP50)

Der größte Nachteil eines Videoprozessors soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden: Der Preis für aktuelle Geräte ist recht hoch, besonders wenn auch noch umfangreiche Leistungen im HD-Bereich gefordert sind.

Außerdem: Unterstützt der LCD- oder Plasma-TV die geeigneten Bildwiederholfrequenzen nicht, kann auch ein Videoprozessor nicht zaubern. Allerdings gibt es immerhin Möglichkeiten, die Ruckler zumindest so gering wie nur möglich zu halten.

Der Juddertest

Die bloße Unterstützung einer bestimmten Bildwiederholfrequenz verspricht noch kein optimales Ergebnis. Während im TV-Bereich zumindest 50/60Hz immer korrekt unterstützt und umgesetzt werden, ist dies bei 24Hz-Signalen nachwievor eher selten der Fall. Noch undurchsichtiger wird es bei Desktop-TFTs.

Nicht selten ist hier im Datenblatt von einer Unterstützung von Frequenzen bis zu 75Hz die Rede, die dann aber intern doch wieder alle auf eine fixe Frequenz, in der Regel 60Hz, umgerechnet werden.

Ein sogenannter Juddertest ist ein einfaches Mittel, um einem solchen „Etikettenschwindel“ schnell auf die Spur zu kommen. Das Programm besteht dabei oft einfach aus einem Balken, der sich horizontal durchs Bild bewegt. Bleibt der Bewegungsablauf flüssig, wird die anliegende Bildwiederholfrequenz intern nicht auf eine unpassende Frequenz umgerechnet.

Bei 50Hz und 60Hz ist das auch von ungeübten Nutzern problemlos feststellbar. Schwieriger wird es bei deutlich geringeren Frequenzen (24Hz), weil für eine flüssige Bewegung die Aktualisierungsrate einfach zu niedrig ist. Wichtig ist hierbei, auf eine gleichmäßige Bewegung zu achten.

Alles richtig gemacht – und trotzdem noch Ruckler?

Film mit seinen 24fps kann nicht in jeder Situation einen völlig flüssigen Seheindruck garantieren. Nicht umsonst werden Sportveranstaltungen auch mit 50 bzw. 60 fields/s, oder im Idealfall mit 50 bzw. 60fps aufgezeichnet. Die zeitliche Auflösung von Filmmaterial ist also unter Umständen zu gering.

So kann es beispielsweise bei Kameraschwenks auch bei korrekter Ausgabe und Bildwiederholfrequenz zu Rucklern kommen. Das ist allerdings keine neue Situation und war bei Film schon immer so, egal ob im Kino oder vor dem heimischen Röhrenfernseher. Der hierzulande übliche PAL-Speedup ändert daran nichts.

Wer also Film mit dem Bewegungseindruck sehen möchte, den er aus dem Kino gewöhnt ist, findet in der Ansteuerung und Wiedergabe mit korrekter Bildwiederholfrequenz das geeignete Mittel. Es kommen keine zusätzlichen, oft unregelmäßigen, Ruckler hinzu. Das Material wird so wiedergegeben, wie es auch wirklich vorliegt.

Oder salopp formuliert: Wenn bei korrekter Ausgabe und Ansteuerung noch Ruckler zu sehen sind, waren sie schon im Material.

Noch flüssiger, noch schärfer – 100Hz und Zwischenbilder

Methoden, um „langsames“ 24p-Filmmaterial noch flüssiger wiederzugeben, finden immer weitere Verbreitung. Hierbei werden auf Basis des Eingangssignals künstliche Zwischenbilder erzeugt. Dabei gibt es von den jeweiligen Herstellern ganz unterschiedliche Marketing-Bezeichnungen und auch die Implementierungen bzw. Einsatzbereiche unterscheiden sich.

Häufig wird mit „100Hz/ 120Hz“ geworben, was insofern etwas missverständlich sein kann, weil es nichts mit der Technik von 100Hz-Röhrenfernsehern zu tun hat. Je nach Umsetzung werden nur bestimmte Eingangssignale unterstützt. Auch eine Intensitätswahl ist inzwischen in einigen Fällen möglich.

Im Ergebnis steht in jedem Fall ein flüssigerer Bewegungsablauf, auch Ruckler durch den 3:2-Pulldown können kaschiert werden. Ein weiterer Effekt der Zwischenbildberechnungen ist eine Verringerung der Bewegungsunschärfe, von den Herstellern immer wieder gerne per Splitscreen-Vergleich auf diversen Elektronikmessen vorgeführt.

50Hz-Interlacedsignal und mögliche Verarbeitungsschritte
50Hz-Interlacedsignal und mögliche Verarbeitungsschritte

Allerdings gibt es wie sooft einen Haken: Filmmaterial verliert sein typisches „Kino“-Aussehen und kommt nun wie Videomaterial daher. Das Ergebnis ist somit Geschmackssache; entweder man liebt es oder man hasst es, hier scheiden sich die Geister in absolute Befürworter und Gegner der Technologie. Zum Glück sind entsprechende Implementierungen immer optional, d.h. in jedem Fall deaktivierbar. So kann jeder selbst entscheiden.

Fazit

Auch bei Hold-Type-Geräten, wie eben LCD-TVs, ist die Wahl der zum Bildmaterial passenden Bildwiederholfrequenz entscheidend für das Seherlebnis. Nicht immer ist die Umsetzung dabei ganz simpel, gerade wenn die Frequenz des Übertragungssignals nicht zum transportierten Material passt.

Als Quintessenz des Artikels folgt in tabellarischer Form eine Auflistung von möglichen Signalen bzw. Materialien und die hierzu passenden Bildwiederholfrequenzen. Für Rückfragen bzw. Hinweise ist ein Thread in unserem Forum eingerichtet.

Signal-/ Materialeigenschaften und passende Bildwiederholfrequenz:

Tabelle PAL
Tabelle PAL
Tabelle NTSC
Tabelle NTSC

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Denis Freund

... ist seit 2008 dabei und hat Medieninformatik sowie Druck-/ Medientechnik studiert. Es ist für die Bereiche Farbmesstechnik, -metrik und -management zuständig und entwickelte die PRAD-Test-Software. Nach wie vor verfasst er Testberichte über Grafik-Monitore.

Interessante Themen

1 Gedanke zu „Perfekter Bildgenuss: Auf die Bildfrequenz kommt es an!“

  1. Im Falle eines Bluray-Signals von 24p bei einem LCD-TV ist die optimale Bildfrequenz ein Vielfaches von 24. Ist jetzt 96 besser als 24? Da der LCD-TV ein Hold-Type-Gerät ist, sollte es doch keinen Unterschied geben, oder? Ergo kann ich mir ein LCD-TV kaufen mit 60Hz und nativer 24p Ausgabe und brauche nicht mehr Geld ausgeben für ein 100Hz TV, da ein 4:4 Pulldown keinerlei Vorteile bietet. (Außer Acht gelassen, dass der 100Hz TV an sich ein besseres Panel besitzt).

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