ProArt-Calibration-Software
Mittels der mitgelieferten ProArt-Calibration-Software kann der ASUS PA32UCG kalibriert werden. Da dabei direkt auf den Scaler bzw. dessen LUTs zugegriffen wird, handelt es sich um eine sogenannte Hardware-Kalibration. Als Messgeräte können i1Display Pro und i1Display Pro Plus von X-Rite, Spyder 5 und SpyderX von Datacolor sowie das K10-A von Klein Instruments zum Einsatz kommen. Die Umsetzung ist leider gewohnt spartanisch.
Das größte Manko ist der Verzicht auf eine abschließende Charakterisierung des Monitors, die in Form eines ICC-Profils gespeichert würde. Auf dieser Basis könnten Farbmanagement-fähige Anwendungen geeignete Transformationen vornehmen.
Im Preset-Mode werden nur die bereits vorhandenen Farbmodi rekalibriert. Zwei benutzerdefinierte Modi können dagegen individuell angepasst werden. Zur Auswahl stehen für SDR diverse Gamut-Optionen und Tonwertkurven (sRGB, DICOM sowie Gamma-Gradationen). Die gewünschte Leuchtdichte kann darüber hinaus ebenso definiert werden wie der Weißpunkt – letzterer allerdings nur über die korrelierte Farbtemperatur. Eine Kalibration mit nativem Farbumfang ist nicht möglich. Eine nachträgliche Charakterisierung mit anderer Software (etwa Argyll) ist daher nicht sinnvoll. Es müsste vielmehr ein zu den Einstellungen korrelierendes RGB-Arbeitsfarbraumprofil auf Ebene des Betriebssystems hinterlegt werden.
Standardmäßig ist die Funktion zur Verbesserung der Flächenhomogenität deaktiviert. Möchte man sie aktivieren, ist eine recht langwierige Vermessung obligatorisch.
Für HDR-Workflows stehen ITU-R BT. 2020 und DCI-P3 RGB als Simulationsfarbräume zur Verfügung. Die Tonwertkurve folgt der PQ-Transferfunktion (gemäß SMPTE ST 2084) oder HLG („Hybrid Log Gamma“), während die maximale Leuchtdichte in Stufen von 300 bis zum Maximum (entsprechend gut 1700 cd/m²) angehoben werden kann.
Gut: ASUS hat eigene spektrale Charakterisierungsdaten für X-Rite i1Display Pro und i1Display Pro Plus hinterlegen lassen. Das steigert die Präzision zwar nicht erheblich, zeugt aber vom hohen Anspruch an das eigene Produkt. Dem hinkt die Software in der aktuellen Version (2.2.0) in Summe allerdings leider meilenweit hinterher. Abgesehen von den bereits angesprochenen Einschränkungen kam es immer wieder zu Abstürzen. Wir konnten letztlich nur eine sRGB-Preset-Kalibration erfolgreich durchführen. In allen anderen Szenarien ging die Verbindung zur Sonde im Laufe der Kalibration verloren. Das muss nicht zwangsläufig unter jeder Hard- und Software-Kombination auftreten. Allerdings wirkt auch die Oberfläche wie mit der heißen Nadel gestrickt: Inkonsistente Zustände durch Auswahl und Zurücksetzen verschiedener Optionen waren keine Seltenheit.
Hier muss ASUS dringend Hand anlegen und die Software dann bestenfalls auch gleich fit für Workflows in der grafischen Industrie (basierend auf ICC-Profilen) machen. Aktuell kann man hier nur zu einer Software-Kalibration mit Fremdanbieter-Software raten. Professionelle Nutzer im Videobereich werden ebenfalls eher auf CalMAN von Portrait Displays bzw. ColourSpace von Light Illusion zurückgreifen. Eine entsprechende Scaler-Schnittstelle ist vorhanden.
Die ProArt-Calibration-Software im Detail:
Local Dimming
Die Mini-LED-Hintergrundbeleuchtung durchstrahlt die Pixelmatrix flächig und wurde in 1152 individuell ansteuerbare Zonen unterteilt. Man spricht in diesem Zusammenhang von einem FALD – „Full Array Local Dimming“. Eine eindrucksvolle Zahl, die angesichts von über acht Millionen Pixeln allerdings auf ein Maß zusammenschrumpft, das inhärente Limitierungen erwarten lassen muss.
Die Ingenieure in Taipeh haben unzweifelhaft eine gute Abstimmungsarbeit geleistet – zaubern können sie indes nicht. Der Mauszeiger hellt die dunkle Photoshop-Oberfläche in seiner Umgebung sichtbar auf. Helligkeitssprünge können in den durchschrittenen Zonen gut nachverfolgt werden. Das Ansprechverhalten geht dabei in Ordnung, ist aber naturgemäß weit von „unverzüglich“ entfernt.
Für farbkritische Arbeiten wie Bildretuschen sollte man das lokale Dimming („Dynamic Dimming“ im OSD) unbedingt deaktivieren. Die Gradations-Charakteristik ändert sich sonst innerhalb des Bildes, und es besteht Gefahr, gegen Eigenschaften des Monitors zu korrigieren. Das ist für alle Einsatzgebiete im Bereich der grafischen Industrie unproblematisch. Hier reicht ein Kontrastumfang von über 1000:1 völlig aus.
Wir haben nachfolgend versucht, durch das lokale Dimming eingebrachte Dynamiken messtechnisch sichtbar zu machen. Zu diesem Zweck haben wir im Bildmodus „Standard“ bei voller Helligkeit Messungen von verschieden großen weißen und schwarzen Testfeldern durchgeführt und die Leuchtdichte ermittelt.
Hintergrund 50 % Grau, „Dynamic Dimming“: Medium
Messfeldgröße | Messfeldtyp | Leuchtdichte |
5 % | Schwarz | 0,23 cd/m² |
10 % | Schwarz | 0,19 cd/m² |
25 % | Schwarz | 0,06 cd/m² |
50 % | Schwarz | 0,02 cd/m² |
75 % | Schwarz | Nicht messbar |
100 % | Schwarz | Nicht messbar |
Hintergrund Schwarz, „Dynamic Dimming“: Medium
Messfeldgröße | Messfeldtyp | Leuchtdichte |
5 % | Weiß | 250,13 cd/m² |
10 % | Weiß | 354,82 cd/m² |
25 % | Weiß | 427,42 cd/m² |
50 % | Weiß | 457,48 cd/m² |
75 % | Weiß | 457,33 cd/m² |
100 % | Weiß | 457,89 cd/m² |
HDR-Workflows sind dagegen separat zu betrachten. Die DisplayHDR-1400-Zertifizierung ist für den ASUS PA32UCG untrennbar mit der Implementierung von lokalem Dimming verknüpft. Anders ließen sich die benötigten Kontrastumfänge nicht erzielen. Das Marketing von ASUS bleibt aber erfreulich realistisch und sieht einen Einsatzbereich in der Kontrolle bereits abgeschlossener Farbkorrekturen und -retuschen und nicht in deren Durchführung unter lokalem Dimming.
In der HDR-Wiedergabe mit Local Dimming kann der ASUS PA32UCG, trotz der genannten Einschränkungen, nämlich durchaus überzeugen, sofern die Ansprechverzögerung der Zonen nicht als störend empfunden wird. Gradationsveränderungen und Überstrahleffekte wirken sich hier weniger aus, es zählt der Gesamteindruck. Der ist bisweilen beeindruckend. Das gilt auch für den Spielebereich. Durch die Anhebung des Dimming-Schwarzpegels kann im Bedarfsfall noch weiter optimiert werden.