Test ASUS PA32UCXR: Mini-LED-Monitor mit DisplayHDR 1400
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Messsonde

Sonde eingeklappt
Sonde eingeklappt
Sonde fährt motorisiert aus
Sonde fährt motorisiert aus

Nach Ablauf des Timers muss man ein weiteres Mal auf „Start“ klicken. Dann fährt die eingebaute Sonde motorisiert aus. Das dabei erzeugte Geräusch ist schon recht auffällig.

Sonde im Messmodus
Sonde im Messmodus

Im folgenden Messmodus gibt es dann eine Art Hilfestellung, um die Sonde an der richtigen Stelle – nämlich auf das Messfeld – zu platzieren. Was bei der Verwendung externer Sonden Sinn ergibt, ist bei der Nutzung der eingebauten Sonde doch recht irritierend. Statt einfach loszulegen, passiert erst mal gar nichts – bis man einmal mehr auf „Start“ geklickt hat.

ProArt Calibration: Start der Messung
ProArt Calibration: Start der Messung

Danach braucht man einiges an Geduld. Es vergehen ca. 12 Minuten, bis ein Ergebnis angezeigt wird. Das kann man in Form eines PDF-Dokuments auch später noch in Ruhe anschauen. Offensichtlich wurde also zu diesem Zeitpunkt neben der eigentlichen Kalibrierung bereits eine Validierung durchgeführt. Umso unverständlicher ist dann, dass anschließend noch mal mehrere Minuten vergehen, bis das Ergebnis endlich abgespeichert ist. In Summe dauert ein Kalibrierungsvorgang also mindestens 15 Minuten, bis man wieder mit dem Monitor arbeiten kann.

Wenn man beim Nachkalibrieren der ProArt-Presets mehrere Presets auf einmal auswählt, multipliziert sich diese Wartezeit in etwa mit der Anzahl der Presets. Zum Vergleich: Nicht nur die Presets, sondern alles, was man hier unter „Benutzerdefiniert“ einstellen kann, fällt beim ColorNavigator von EIZO noch unter eine Standardkalibrierung. Innerhalb weniger Minuten werden hier sämtliche Kalibrierungen auf einen Schlag durchgeführt.

Die Kalibrierung der Benutzermodi erfolgt beim ASUS PA32UCXR zwar auf definierte Zielvorgaben hinsichtlich Helligkeit, Farbtemperatur und Gamma, außer der Farbtemperatur und dem Gamma kann aber im OSD danach immer noch alles geändert werden. Das gilt auch für den RGB-Gain-Regler, womit die Farbtemperatur ebenfalls geändert werden kann. Aus unserer Sicht sollte dies gesperrt sein.

Die Hardware-Kalibrierung hätten wir beim ASUS PA32UCXR gern wie üblich auf den nativen Farbraum durchgeführt. In der als „Farbskala“ bezeichneten Dropdown-Auswahl für den Zielfarbraum steht „nativ“ aber nicht zur Verfügung. Am Ende des ersten Durchlaufs zeigt sich auch der Grund.

Die ASUS-Software ProArt Calibration erstellt auch nach weiteren fünf Jahren Entwicklungszeit keine gerätespezifischen ICC-Profile, die für das Arbeiten in Farbmanagement-fähigen Anwendungen zwingend erforderlich sind. Trotz der integrierten Sonde handelt es sich damit nach wie vor nicht um eine vollwertige Hardware-Kalibrierung, sondern eher um Farbraum-Emulationen, die dann aber auch außerhalb von CMM-fähigen Anwendungen funktionieren.

Farbraum-Emulationen

Farbraum-Emulationen dienen dazu, den Farbraum des Monitors auf einen gewünschten Zielfarbraum zu begrenzen. Das ist immer dann notwendig, wenn eine genaue Farbwiedergabe gefordert ist, aber die verwendeten Anwendungen bzw. Signalquellen kein Farbmanagement unterstützen – das wären zum Beispiel Office-Anwendungen, die meisten Internetbrowser oder externe Signalquellen wie BD-Player.

Mit seinen ProArt-Presets bringt der ASUS PA32UCXR gleich eine ganze Reihe an Farbraum-Emulationen ab Werk mit. Wir haben im Folgenden für sRGB, Adobe RGB und DCI-P3 getestet, ob sich für diese Presets mithilfe von ProArt Calibration noch mal Verbesserungen erzielen lassen. Dazu haben wir jeweils eine benutzerdefinierte Kalibrierung durchgeführt – mit der Zielhelligkeit 140 cd/m² und den jeweiligen Standardvorgaben dieser Farbräume (Gamma: 2,2, Farbtemperatur: D65).

Um auch Hinweise auf die Qualität der integrierten Sonde zu bekommen, wurde ferner jede Kalibrierung zweimal durchgeführt: einmal mit der integrierten Sonde und einmal mit dem i1Display Pro von X-Rite. Gegengemessen wurde immer mit letzterem.

In ihren Kalibrierungsberichten bescheinigt sich die Software ProArt Calibration dann in allen Fällen sehr gute Ergebnisse mit einem Delta E < 1. Das passt genau zum Herstellerversprechen auf der Website. Auffällig ist lediglich das geringe Kontrastverhältnis bei Verwendung der integrierten Sonde. Bei der sRGB-Emulation sind es beispielsweise nur 641:1 (unsere Messung zur Überprüfung: 1053:1).

Bei Verwendung der X-Rite-Sonde ermittelt die Software den Kontrast dagegen mit 1047:1 (unsere Messung zur Überprüfung: 1148:1). Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass die integrierte Sonde in den Tiefen nicht gut messen kann. Darauf kommen wir später noch mal zurück.

Beim tatsächlichen Ergebnis lohnt es sich nicht, für jeden Zielfarbraum ins Detail zu gehen. Die erzielten Resultate sind schlicht katastrophal – von den Farbwerten bis hin zum mäßigen Gamma-Verlauf. Das ist bereits in den Grafiken unübersehbar. Zumindest die Graubalance geht durchgängig noch als gut durch.

Außer bei sRGB kann der Blick auf das Delta E94 im Durchschnitt die tatsächliche Situation noch verschleiern. Die Maximalabweichungen liegen aber in einem Bereich, der für einen Grafikmonitor einfach nicht mehr akzeptabel ist.

Vergleich der sRGB-Emulation mit sRGB

Diagramm: Vergleich der sRGB-Emulation mit sRGB
Vergleich der sRGB-Emulation mit sRGB

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Zum Vergleich der Calibration-Report der ASUS-Software.

Vergleich der Adobe-RGB-Emulation mit Adobe RGB

Diagramm: Vergleich der Adobe-RGB-Emulation mit Adobe RGB
Vergleich der Adobe-RGB-Emulation mit Adobe RGB

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Zum Vergleich der Calibration-Report der ASUS-Software.

Vergleich der DCI-P3-Emulation mit DCI-P3

Diagramm: Vergleich der DCI-P3-Emulation mit DCI-P3
Vergleich der DCI-P3-Emulation mit DCI-P3

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Zum Vergleich der Calibration-Report der ASUS-Software.

Welche Norm die ASUS-Software für ihren Calibration-Report verwendet, ist nicht ersichtlich. Vergleichbar mit unserer Überprüfung sind aber auf jeden Fall die Farbraumgrenzen. Bei Grün (RGB: 0, 255, 0) bescheinigt sich die Anwendung ein Delta E von nur 0,48. Unsere Überprüfung ermittelt dagegen an gleicher Stelle ein Delta E94 von 11,83 (Beispiel aus der sRGB-Emulation).

Durch die Verwendung des X-Rite-Kolorimeters zur Kalibrierung anstelle der integrierten Sonde kann man zwar die Graubalance auf ein sehr gutes Niveau bringen, die Farbabweichungen verbessern sich aber nur minimal. Ein Blick auf die Farbraumgrafiken zeigt dann auch schnell die Ursache: Bei keiner der Farbraum-Emulationen wird der native Farbraum tatsächlich korrekt beschnitten. Daher sind die Abweichungen bei sRGB auch am größten.

Abdeckung des sRGB-Farbraums nach Farbraum-Emulation, 3D-Schnitt 1
Abdeckung des sRGB-Farbraums nach Farbraum-Emulation, 3D-Schnitt 1
Abdeckung des sRGB-Farbraums nach Farbraum-Emulation, 3D-Schnitt 2
Abdeckung des sRGB-Farbraums nach Farbraum-Emulation, 3D-Schnitt 2
Abdeckung des Adobe-RGB-Farbraums nach Farbraum-Emulation, 3D-Schnitt 1
Abdeckung des Adobe-RGB-Farbraums nach Farbraum-Emulation, 3D-Schnitt 1
Abdeckung des Adobe-RGB-Farbraums nach Farbraum-Emulation, 3D-Schnitt 2
Abdeckung des Adobe-RGB-Farbraums nach Farbraum-Emulation, 3D-Schnitt 2
Abdeckung des DCI-P3-Farbraums nach Farbraum-Emulation, 3D-Schnitt 1
Abdeckung des DCI-P3-Farbraums nach Farbraum-Emulation, 3D-Schnitt 1
Abdeckung des DCI-P3-Farbraums nach Farbraum-Emulation, 3D-Schnitt 2
Abdeckung des DCI-P3-Farbraums nach Farbraum-Emulation, 3D-Schnitt 2

Ferner ist uns nach den benutzerdefinierten Kalibrierungen ein ca. 1 cm breiter „Regenbogenrand“ am rechten Bildschirmrand aufgefallen. Bei einem dunklen Desktop-Hintergrund fällt das nicht sofort auf. Bei hellen Bildschirminhalten ist es aber nicht zu übersehen. Bei Verwendung der benutzerdefinierten Kalibrierung konnten wir diesen Effekt mehrfach reproduzieren. Bei der Nachkalibrierung der ProArt-Presets ist er dagegen nie aufgetreten.

Kalibrierungsartefakte am rechten Bildschirmrand
Kalibrierungsartefakte am rechten Bildschirmrand

Angesichts der schlechten Ergebnisse erscheint das schon fast nebensächlich. Auf dem derzeitigen Entwicklungsstand der ProArt-Calibration-Software ist die benutzerdefinierte Kalibrierung so oder so nicht sinnvoll verwendbar. Was bleibt, ist die Nachjustierung der vorhandenen ProArt-Presets.

Nachjustieren der ProArt-Presets

Das Nachjustieren der ProArt-Presets ist inhaltlich das Gleiche wie die Farbraum-Emulationen mittels einer benutzerdefinierten Kalibrierung mit exakt den gleichen Zieleinstellungen, wie sie in den Presets verwendet werden. Auch das haben wir wieder in zwei Durchgängen gemacht und zur Kalibrierung einmal die integrierte Sonde und einmal das i1Display Pro von X-Rite verwendet.

Auch hier bescheinigt sich die ASUS-Software in ihren Kalibrierungsberichten in allen Fällen sehr gute Ergebnisse mit einem Delta E <1. Das Kontrastverhältnis wird dagegen bei Verwendung der integrierten Sonde jetzt tendenziell überschätzt. Am krassesten ist das bei DCI-P3 der Fall: 9098:1 gegen 1185:1 nach unserer Überprüfung.

Bei Verwendung der X-Rite-Sonde ermittelt die ASUS-Software den Kontrast dagegen mit 1233:1. Das liegt sehr nahe am Ergebnis unserer Überprüfung (1198:1). Ob das ein Software-Fehler oder ein Hardware-Problem der Sonde ist, können wir nicht zweifelsfrei beurteilen. Es sieht allerdings so aus, als ob bei Verwendung der integrierten Sonde die Messungen in den Tiefen nicht ermittelt werden können und somit nicht aussagekräftig sind.

Davon abgesehen ist das tatsächliche Ergebnis jetzt in jedem Fall deutlich besser als bei Verwendung der benutzerdefinierten Kalibrierung. Auch die Farbräume wurden passend zurechtgestutzt. Das ist schon erstaunlich, denn bei den Farbraum-Emulationen zuvor hatten wir im Vergleich zum ProArt-Preset lediglich die Zielhelligkeit sinnvoll angepasst. Alles andere ist gleich.

Vergleich des nachkalibrierten sRGB-Presets mit sRGB

Diagramm: Vergleich des nachkalibrierten sRGB-Presets mit sRGB
Vergleich des nachkalibrierten sRGB-Presets mit sRGB

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Zum Vergleich der Calibration-Report der ASUS-Software.

Vergleich des nachkalibrierten Adobe-RGB-Presets mit Adobe RGB

Diagramm: Vergleich des nachkalibrierten Adobe-RGB-Presets mit Adobe RGB
Vergleich des nachkalibrierten Adobe-RGB-Presets mit Adobe RGB

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Zum Vergleich der Calibration-Report der ASUS-Software.

Vergleich des nachkalibrierten DCI-P3-Presets mit DCI-P3

Diagramm: Vergleich des nachkalibrierten DCI-P3-Presets mit DCI-P3
Vergleich des nachkalibrierten DCI-P3-Presets mit DCI-P3

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Zum Vergleich der Calibration-Report der ASUS-Software.

Die Abbildungen zeigen die Ergebnisse bei Verwendung der integrierten Sonde. Die Abweichungen bei den Grau- und Farbwerten sind zwar gut, aber wertungsrelevant schlechter als ohne Nachkalibrierung ab Werk. Bei Verwendung der X-Rite-Sonde fallen die Abweichungen zwar signifikant geringer (besser) aus als mit der integrierten Sonde. Im Vergleich zum Auslieferungszustand wird allerdings auch hier die Graubalance noch wertungsrelevant verschlechtert.

Manuel Findeis

... beschäftigt sich beruflich wie privat seit über 20 Jahren intensiv mit den Themen und Entwicklungen in der IT-Branche. Als freiberuflicher Autor, Testredakteur und Fotograf, kennt er die Anforderungen an ein gutes Display. Für PRAD ist er seit 2013 tätig.

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