Graustufen und Farbverläufe
Auf den ersten Blick sieht die Graubalance beim ASUS ProArt A1 ganz ordentlich aus. Das ändert sich aber schnell, wenn man die linke und die rechte Bildhälfte miteinander vergleicht. Die Unterschiede entspringen allerdings der oben geschilderten mangelhaften Bildhomogenität. Innerhalb der Bildhälften wirken die Graustufen – entsprechend ihrer Farbtemperatur – recht neutral.
Bei den hellsten Stufen ist nur die letzte kaum noch zu erkennen. Bei den dunkelsten Stufen ist die Differenzierung dagegen nur bis einschließlich Stufe 9 möglich. Für einen Projektor ist das aber nicht ungewöhnlich und hängt ferner auch von der Aufstellumgebung ab.
Die Darstellung von feinen Grau- und Farbverläufen gelingt dem ASUS ProArt A1 teilweise ganz ordentlich. Auffällig ist aber ein seltsames Abstufungsproblem leicht rechts von der Bildmitte, das auch beim Rotverlauf sehr gut zu erkennen ist. Abhängig von der verwendeten Grafik konnten wir in Grauverläufen teils auch Farbschimmer beobachten. Im Vergleich zum H1 stellt der A1 hier aber auf jeden Fall eine deutliche Verbesserung dar.
Farbwiedergabe
Die Darstellung eines erweiterten Farbraums geht LED-Projektoren technisch bedingt leichter von der Hand als Modellen mit herkömmlicher UHP-Lampe. Die beiden Abbildungen unten zeigen das Testbild von Burosch einmal im Standard- und einmal im Rec.-709-Modus. Während wir im Standardmodus besonders kräftige Primärfarben zu sehen bekommen, wirken umgekehrt die Hauttöne etwas arg neutral, um nicht zu sagen etwas farbarm und unterkühlt.
Im Rec.-709-Modus – sprich der HDTV-Norm – sieht das Rot bereits recht passgenau nach dem sRGB-Farbraum aus. Aber auch bei Grün und Blau sieht man eine deutliche Veränderung. Die Hauttöne wirken hier ebenfalls freundlicher und sehr natürlich.
Schwächen werden in den Farbstreifen aber hinsichtlich der Differenzierbarkeit sichtbar. Während die Abstufungen bei Blau noch sehr ordentlich aussehen, fallen bei Rot die letzten Stufen nahe der maximalen Sättigung bereits zusammen. Ungewöhnlich schlecht sieht es dann bei Grün aus. Hier geht die Differenzierung über einen sehr weiten Bereich verloren. Das ist in den eigentlich auf Farbgenauigkeit getrimmten Modi „sRGB“ und „Rec. 709“ noch stärker sichtbar als im Standardmodus.
Im Standardmodus ab Werk ist der Farbraum des ASUS ProArt A1 bereits deutlich größer als der sRGB-Farbraum. Seine maximale Farbpracht zeigt der Proband aber erst im Theater-Modus. Hier ist der Farbraum am größten, dicht gefolgt vom Spielemodus.
In den Bildmodi für sRGB und Rec. 709 wird der sehr große native Farbraum dagegen jetzt sehr passgenau auf den Zielfarbraum beschnitten. Dem Namen nach besitzt zwar auch der ASUS H1 Bildmodi für sRGB und Rec. 709. Von einem passenden Beschnitt auf den Zielfarbraum kann beim H1 aber nicht die Rede sein.
Trotz der meist großen Überdeckung kann aber auch der ASUS ProArt A1 den sRGB-Zielfarbraum in keinem Bildmodus vollständig abdecken. Eine leichte Unterdeckung bleibt auf der anderen Seite immer übrig.
Das schwarze Dreieck weist in allen Abbildungen den Zielfarbraum der HDTV-Norm (entspricht dem sRGB-Farbraum) aus. In den beiden Abbildungen oben zeigt das weiße Dreieck die jeweilige Farbraumabdeckung des ASUS ProArt A1. Zum Vergleich zeigen die weißen Dreiecke in den beiden Abbildungen unten den DCI-P3- bzw. Adobe-RGB-Farbraum.
Im unteren Bereich geht der native Farbraum des ASUS ProArt A1 sogar deutlich über den DCI-P3-Farbraum hinaus. Oben bei Grün fehlt es dagegen noch ganz erheblich – erst recht, wenn man mit dem Adobe-RGB-Farbraum vergleicht.
Die Überdeckung unten mag im Unterhaltungsbereich gefallen oder nicht, der beworbenen Zielgruppe der professionellen Content-Ersteller hilft sie dagegen herzlich wenig, da sie keinem gängigen Farbraum entspricht. Eine über den Uralt-sRGB-Standard hinausgehende vollständige Abdeckung des DCI-P3-Farbraums wäre dagegen für Profis aktuell schon wichtig. Das findet man beim ASUS ProArt A1 leider nicht, aber zumindest ist eine recht gute Beschränkung auf die HDTV-Norm möglich.
Auf die Größe des in den unterschiedlichen Bildmodi abgedeckten Farbraums hat die Lampenleistung lediglich einen geringfügigen Einfluss. Das Herunterschalten in den Sparmodus lässt den Farbraum nur leicht schrumpfen. Subjektiv ist vor allem eine verminderte Helligkeit feststellbar. Die wahrgenommene Farbabstimmung ändert sich dagegen kaum.
Für die farbgenaue Filmwiedergabe nach HDTV-Norm ist vor allem der Rec.-709-Modus relevant. Daher schauen wir uns nachfolgend diesen Modus noch etwas genauer an. Der Helligkeitsanstieg passt recht gut. Das Gamma ermitteln wir im Durchschnitt mit knapp 2,1, und auch der Gamma-Verlauf ist einigermaßen passabel an die Norm angepasst.
Die Farbtemperatur orientiert sich zwar ganz am Anfang noch an der D65-Norm, sackt dann aber ab und erreicht erst bei ca. 40 % Weiß einen einigermaßen konstanten Level von rund 5700 K. Das sieht man auch im Verlauf des RGB-Niveaus, wo die Farbkanäle zu Beginn noch nicht deckungsgleich verlaufen.
Die Vorkalibrierung ab Werk bescheinigt ASUS dem A1 mit dem beiliegenden Kalibrierungsbericht, der auch mit einer individuellen Seriennummer versehen ist. Soweit ersichtlich, bezieht er sich allerdings auf den sRGB-Modus. Hinsichtlich Farbgenauigkeit sollen die Abweichungen im Durchschnitt Delta E < 2 aufweisen und auch im Maximum unter einem Delta E von 4 bleiben. Beim uns vorliegenden Gerät weist der Report sogar ein Delta E von nur 1,009 im Durchschnitt und 1,941 im Maximum aus.
Da kommen wir mit unseren Messungen nicht ganz heran. Die im Bericht genannte Qualitäts-Range wird aber auch nach unseren Messungen eingehalten. Im ColorChecker-Vergleich ermitteln wir das Delta E im Durchschnitt mit 1,38 und im Maximum mit 3,41.
Im Rec.-709-Modus sieht es sogar noch besser aus. Das Delta E (CIE2000) ermitteln wir im Durchschnitt mit 1,13 und im Maximum mit 2,85.