Bildschärfe und Konvergenz
Ein großer Vorteil der Ein-Chip-DLP-Technologie gegenüber Drei-Chip-Lichtwerfern ist, dass Ein-Chip-Beamer keine Konvergenzfehler erzeugen. Hintergrund: Es müssen nicht drei Chips deckungsgleich aufeinander abgestimmt werden. Selbst bei genauer Betrachtung sind keine farbigen Säume bei unserem Testgerät auszumachen. Es werden vom BenQ GP520 weder Säume noch chromatische Aberrationen erzeugt.
Der BenQ GP520 liefert bereits in der Mitte ein gestochen scharfes Bild mit allen Details. Einzelne Zeilen in Pixelauflösung werden exzellent dargestellt und bieten dabei einen sehr guten In-Bild-Kontrast. Selbst die ganz feinen Pixellinien kann der Proband vollständig voneinander trennen.
Dieser positive Eindruck setzt sich fort über das gesamte Bild. Oben links und rechts verzeichnen wir eine herausragende Schärfe. Farbsäume sind nicht zu sehen. Direkt vor der Leinwand sind einzelne schwarz-weiße Zeilen hervorragend differenziert, ohne dabei allerdings ganz die Perfektion in der Bildmitte zu erreichen.
Am unteren Bildrand bleibt die Schärfe nahezu unverändert zur Bildmitte, sodass dort alle Linien in Pixelauflösung zu erkennen sind. Links und rechts bleibt das hohe Niveau gleichermaßen erhalten.
Farbwiedergabe
Als Lichtquelle setzt BenQ erneut auf die 4LED-Technologie. In der Werkseinstellung ist der Bildmodus „Auto Kino“ aktiv, der eine nicht besonders präzise Farbdarstellung besitzt. Insgesamt ist das Bild zu dunkel und gleichzeitig zu bunt. Daher schalten wir in den Bildmodus „Benutzer“. Schlagartig wird das Bild heller. Dank CinematicColor beträgt die Farbtemperatur hier bereits out of the box 6600 K und verpasst nur geringfügig das Ziel von 6504 K, das wir im Rahmen der Kalibrierung punktgenau treffen. Die Farbraumabdeckung beziffert BenQ auf 98 %. Das ist eine überaus ehrliche Angabe, die unsere Messungen exakt bestätigen. Primär- und Sekundärfarben machen fast Punktlandungen. Das ist insofern hilfreich, weil der BenQ GP520 keine Anpassungsmöglichkeiten für den Farbraum aufweist.
Der UHD-Farbraum DCI-P3 soll laut Hersteller eine Abdeckung von 81 % besitzen. Unsere Messungen zeigen, dass BenQ ein wenig tiefgestapelt hat. Wir ermitteln 87 % mit perfektem Weißpunkt.
Bemerkenswert ist, dass durch die Farbtemperaturanpassung via RGB-Gain-Regler auch die Sekundärfarben ihren Zielkoordinaten näherkommen. So sind lediglich Grün und Cyan noch untersättigt.
Der Graustufenverlauf fällt in der Werkseinstellung eine Spur zu kühl aus, aber das ist selbst im A/B-Vergleich mit dem kalibrierten Modus nicht mehr sichtbar. Schwarz-Weiß-Fotos und Farbfilme sind bereits in der Werkseinstellung frei von Verfärbungen in Teilbereichen. Im Rahmen der Kalibrierung erzielen wir ein mustergültiges Ergebnis.
Die Delta-E-Werte gehen erwartungsgemäß mit den vorherigen Messungen einher. Der Graustufenverlauf erreicht in der Werkseinstellung ein durchschnittliches Delta E von 2,4 und einen Maximalwert von 5,3. Diese Farbabweichungen sind so niedrig, dass sie im realen Filmbild nicht relevant sind. Nach der Kalibrierung erreichen die Delta-E-Ergebnisse Referenzstatus mit durchschnittlich 1,0 und 1,9 im Maximum.
Die Primär- und Sekundärfarben weisen im Bildmodus „Benutzer“ ab Werk ein Delta E von durchschnittlich 3,1 und in der Spitze 5,7 aus. Diese Farbabweichungen sind so niedrig, dass wir sie in der Praxis mit realen Filmbildern nicht wahrnehmen. Durch die Kalibrierung des Weißpunktes verbessern sich die Ergebnisse ein wenig. So kommen wir auf ein durchschnittliches Delta E von 2,3 und 3,9 in der Spitze. Eine weitere Verbesserung der Werte ist leider nicht möglich, weil der Projektor kein 6-Achsen-Farbmanagement implementiert hat.
Das Gamma verläuft bereits in der Werkseinstellung sehr gut um die Vorgabe 2,2 herum. Das Ergebnis führt zu einer richtig guten Durchzeichnung von hellen und dunklen Inhalten. Infolge der Kalibrierung nähert sich das Gamma 2,2 weiter an. Der kleine Dip bei 90 % ist nicht praxisrelevant.
Helligkeit, Schwarzwert und Kontrast
Die 4LED-Lichtquelle besteht aus roten, blauen und grünen Dioden, die eine Maximalhelligkeit von 2600 Lumen erreichen sollen. Diesen Wert erzielt unser Testgerät nicht ganz. Im Modus „Hell“ kommt es auf 2400 Lumen und liegt damit knapp 8 % unter der Herstellerangabe. Erwartungsgemäß wird dieser Wert mit zu kühler Farbtemperatur erreicht, der den Inhalten einen unschönen Grünfarbstich verleiht.
Kalibriert im Bildmodus „Benutzer“ ermitteln wir 1520 Lumen in SDR und HDR. Das reicht aus, um Bildbreiten bis zu 4,00 m mit 16 Footlambert (SDR) oder 2,80 m mit 32 Footlambert (HDR) zu beleuchten.
Der statische Kontrast ist mit 510:1 (On/Off) und 205:1 (ANSI) steigerungsfähig. Dynamisch lässt sich der On/Off-Kontrast bis 1510:1 verbessern und liegt damit weit unter der Herstellerangabe von 200 000:1. Die dynamische Regelung ist angenehm unauffällig. Typisches Helligkeitspumpen tritt nicht auf. Der Schwarzwert ist mit 1,07 Lumen (dynamisch) und 2,98 Lumen (statisch) aber ausbaufähig.
Bildmodus | Lumen |
Benutzer (D65-kalibriert) | 1520 Lumen |
HDR Benutzer (D65-kalibriert) | 1520 Lumen (ohne Cinema-Filter) |
Hell | 2400 Lumen |
Kino | 1400 Lumen |
Auto Kino | 1400 Lumen |
Spiel | 1530 Lumen |
Sport | 1890 Lumen |
Benutzer | 1530 Lumen |
Hallo und vielen Dank für den ausführlichen test!
Zu der Latenz: Ist die nur im Gaming-Modus so niedrig, oder generell?
Und hat man im gaming Modus vollen Zugriff auf die Farbenstellungen?
Ich habe momentan den Xgimi Horizon S Pro da, da kann man im Gaming-Modus/low-latency Modus nichts mehr einstellen, was im Grunde ein Deal-breaker ist, da die Latenz ohne einfach zu hoch ist.
Hallo Emanuel,
im Gaming-Modus ist die Latenz niedriger, weil „zeitintensive“ Features nicht angewendet werden, wie zum Beispiel die dynamische Helligkeitsregelung.
Die Latenz in den übrigen Bildmodi ist etwas größer, weil diese zum Beispiel das volle Farbmanagement unterstützen und die dynamische Helligkeitsregelung. Für das Betrachten von Spielfilmen, Sportübertragungen oder TV-Serien ist der Input Lag auch weniger wichtig, weil im Gegensatz zum Zocken hier keine „Echtzeitreaktionen“ der Nutzer benötigt werden und es eher auf eine präzise Farbdarstellung ankommt.
Beim Gaming werden überdies von vielen Profi-Spielern die Einstellungen häufig so verändert, dass zum Beispiel dunkle Bereiche aufgehellt werden, um Gegner darin besser und vor allem schneller detektieren zu können. Präzise Farben oder eine Reproduktion nach Industriestandard von Gamma/Graustufenverlauf ist dann eher sekundär.
Ich kenne den Xgimi Horizon S Pro nicht. Aber es ist bei vielen Projektoren üblich, dass im Gaming-Modus mit kurzem Input Lag Farbeinstellungen, Zwischenbildberechnung und dynamische Helligkeits/Kontrastregelungen nicht angewendet werden, weil diese die Latenzzeiten erhöhen würden.
Viele Grüße
Michael
Hallo Michael,
vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort!
Mir geht es darum, dass ich mit dem Beamer zocken möchte, aber trotzdem Zugriff auf die diversen Einstellungsmöglichkeiten, vor allem was Sättigung und Kontrast angeht, haben möchte (sowas wie dynamische Helligkeit oder automatische Trapezkorrektur brauch ich nicht unbedingt). Deswegen würde mich vor allem der Input lag im nicht-gaming Modus interessieren. Hast du dafür werte oder eine Einschätzung?
Da ich keine Shooter spiele und eher Hobbyspieler bin, reicht wenn der Input lag nicht übermäßig hoch ist, vlt 20-30ms wären akzeptabel.
Viele Grüße,
Emanuel
Also ich bin jetzt davon ausgegangen dass die 17,9ms für den Gaming-Modus gelten. Wenn sie generell gelten wäre das natürlich super 🙂
Ich zocke auch mal ganz gerne, nicht nur im Rahmen der Testprozedere. Für F1 und FIFA habe ich sowohl den Gaming-Modus als auch den kalibrierten Modus verwendet beim BenQ. Die Unterschiede fand ich jetzt nicht erwähnenswert. Von daher kann ich auch den kalibrierten Modus empfehlen.
Profis sehen das eventuell anders…
Alles klar, das hört sich doch sehr gut an, danke 🙂
Der Vollständigkeit halber und auch falls jemand so wie ich zwischen Benq gp520 und Xgimi Horizon S überlegt: Bei Xgimi ist der Input lag im normalen Modus so groß dass es selbst stört wenn man nicht zockt, zb beim normalen surfen unter Windows. Im gaming Modus reicht es grade für’s Zocken, aber man hat wie gesagt keinen Zugriff mehr auf Bildeinstellungen und das Bild ist dann schon sehr übersättigt. Kann ihn deswegen zum Zocken nicht empfehlen.