Test BenQ PD3226G: Monitor hinterlässt professionellen Eindruck
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Farbraum-Emulationen

Farbraum-Emulationen dienen dazu, den Farbraum des Monitors auf einen gewünschten Zielfarbraum zu begrenzen. Das ist immer dann notwendig, wenn eine genaue Farbwiedergabe gefordert ist, aber die verwendeten Anwendungen bzw. Signalquellen kein Farbmanagement unterstützen. Das wären zum Beispiel Office-Anwendungen, die meisten Internetbrowser oder externe Signalquellen wie BD-Player.

Richtig zuverlässig und auf beliebige Ziele ist das nur bei Monitoren mit Hardware-Kalibrierung möglich. Allerdings stellen die Werkspresets der Hersteller ebenfalls bereits eine Art Farbraum-Emulation dar – sofern sie gut umgesetzt sind.

Beim BenQ PD3226G stehen beispielsweise vorkonfigurierte Modi für sRGB und DCI-P3 bereit, die wir bereits weiter oben getestet haben. Im Folgenden möchten wir untersuchen, inwieweit sich diese Presets mithilfe von PMU weiter optimieren lassen – insbesondere im Hinblick auf eine mögliche Nachjustierung im Zuge altersbedingter Veränderungen des Displays.

Vergleich der sRGB-Emulation mit sRGB

Diagramm: Vergleich der sRGB-Emulation mit sRGB
Vergleich der sRGB-Emulation mit sRGB

Im Vergleich zum Werkspreset lässt sich so eine Punktlandung bei der Farbtemperatur erreichen, und auch alle anderen Messwerte von der Graubalance über die Farbabweichungen bis hin zur Farbraumabdeckung fallen noch einen Tick besser aus. Das Ergebnis ist durchweg ausgezeichnet.

Abdeckung des sRGB-Farbraums, 3D-Schnitt 1
Abdeckung des sRGB-Farbraums, 3D-Schnitt 1
Abdeckung des sRGB-Farbraums, 3D-Schnitt 2
Abdeckung des sRGB-Farbraums, 3D-Schnitt 2

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Vergleich der DCI-P3-Emulation mit DCI-P3

Diagramm: Vergleich der DCI-P3-Emulation mit DCI-P3
Vergleich der DCI-P3-Emulation mit DCI-P3

Die ausführlichen Testergebnisse können als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Abdeckung des DCI-P3-Farbraums, 3D-Schnitt 1
Abdeckung des DCI-P3-Farbraums, 3D-Schnitt 1
Abdeckung des DCI-P3-Farbraums, 3D-Schnitt 2
Abdeckung des DCI-P3-Farbraums, 3D-Schnitt 2

Besonders deutlich zeigt sich der Nutzen der Kalibrierung mit PMU im DCI-P3-Farbraum. Zum einen gelingt es damit, eine exakt passende Farbtemperatur zu erreichen. Vor allem jedoch überrascht die Kalibrierung mit einer deutlich verbesserten Farbraumabdeckung, die von zuvor 86 % auf beachtliche 93 % ansteigt. Auch die Graubalance wirkt nochmals harmonischer, und die gemessenen Farbabweichungen bewegen sich nun durchweg auf sehr gutem Niveau.

Die zugehörigen Farbraumgrafiken belegen in beiden Fällen, dass der jeweils emulierte Farbraum präzise an den nativen Farbraum des Monitors angepasst wurde – ohne relevante Überschneidungen oder überflüssige Spielräume. Umso mehr stellt sich die Frage, warum BenQ dieses Preset nicht bereits ab Werk sorgfältiger abgestimmt hat.

Display Pilot 2 und Display ColorTalk

Die Software Display ColorTalk dient der farblichen Angleichung mehrerer Bildschirme. Sie funktioniert allerdings ausschließlich mit BenQ-Monitoren, weshalb wir auf weiterführende Tests verzichtet haben.

Die bereits bekannte Software Display Pilot 2 bietet eine komfortable Alternative zur Monitorkontrolle mittels Maus und Tastatur und erweitert die Funktionen des herkömmlichen OSDs deutlich. Nach dem Start läuft sie unauffällig im Hintergrund und ermöglicht den Zugriff auf ihre vielfältigen Tools über ein Taskleisten-Symbol.

Die ansprechende Widget-basierte Oberfläche passt sich flexibel an: Je nach Modell, Serie, vorhandenen Eingängen und Voreinstellungen variiert das Funktionsangebot. Auch das Design, einschließlich der Farbgebung, wird automatisch an die Reihe der angeschlossenen BenQ-Monitore angepasst.

Zusätzlich hat man in den Einstellungen die Möglichkeit, die angezeigten Funktionen individuell über entsprechende Schalter nach den persönlichen Vorlieben zu konfigurieren.

Display Pilot 2: Widget-Orientierung und verbessertes ICC-Sync
Display Pilot 2: Widget-Orientierung und verbessertes ICC-Sync

Die Tasten des Hotkey Puck lassen sich nicht nur über das OSD, sondern noch komfortabler und intuitiver über Display Pilot 2 individuell konfigurieren.

Display Pilot 2: Anpassung der Hotkey-Puck-Tasten
Display Pilot 2: Anpassung der Hotkey-Puck-Tasten

Besonders interessant ist aber die Funktion „ICC Sync“: Sie ermöglicht es, beim Wechsel des Bildmodus automatisch auch das entsprechende ICC-Farbprofil in der Farbverwaltung des Betriebssystems anzupassen. In der Praxis gab es dabei bislang jedoch zwei Einschränkungen: Einerseits griff die Funktion ausschließlich auf die mitgelieferten Standardprofile zurück. Andererseits funktionierte der automatische Profilwechsel nur dann, wenn der Bildmodus über die Software geändert wurde – nicht jedoch bei einem Wechsel über das OSD oder den Hotkey Puck.

Beides sollte mit Einführung von Display Pilot 2 behoben sein. Anders als beim Test des BenQ PD3225U konnten wir die Software in der Version 1.6.5.0 jetzt problemlos installieren und testen.

Display Pilot 2: Funktionsaufruf über die Taskleiste und Verwendung eines eigenen Farbprofils (Bild: Display Pilot 2)
Display Pilot 2: Funktionsaufruf über die Taskleiste und Verwendung eines eigenen Farbprofils (Bild: Display Pilot 2)

Der Wechsel des Farbprofils im Farbmanagement des Betriebssystems beim Umschalten des Farbmodus am Monitor funktioniert inzwischen zuverlässig – unabhängig davon, ob dies über die Monitortasten, den Hotkey Puck oder die Software erfolgt. Auch benutzerdefinierte ICC-Profile, die mit Drittanbieter-Software erstellt wurden, ließen sich im Test problemlos zuordnen.

Die schnellste und stabilste Erkennung erfolgt allerdings über die Display-Pilot-2-Software. Daher empfehlen wir, für die Verwendung von ICC-Sync bevorzugt diesen Weg zu nutzen. Wird der Farbmodus hingegen über die physischen Tasten oder den Hotkey Puck geändert, zeigt Display Pilot 2 unter Umständen zunächst noch den vorherigen Farbmodus an. Die Aktualisierung kann bis zu zehn Sekunden dauern – was irritierend wirken kann.

Grundsätzlich arbeitet ICC-Sync zuverlässig. In unseren Tests traten allerdings wiederholt Situationen auf, in denen die Synchronisation unbemerkt unterbrochen wurde – ohne sichtbare Hinweise im System. Eine Wiederherstellung war nur durch einen Neustart möglich, teils zusätzlich verbunden mit dem manuellen Deaktivieren der Option „Eigene Einstellungen für das Gerät verwenden“ in der Windows-Farbverwaltung.

Windows-10-Farbverwaltung
Windows-10-Farbverwaltung
Windows-10-Farbverwaltung
Windows-10-Farbverwaltung

Die Ursache für diese Störung liegt vermutlich in der gleichzeitigen Nutzung von Palette Master Ultimate. In diesem Fall übernimmt PMU automatisch die Kontrolle über ICC-Sync – ohne dass dies in der Benutzeroberfläche direkt ersichtlich ist oder Konfigurationsmöglichkeiten geboten werden. Der in der Software integrierte Warnhinweis erscheint nur nach einem gezielten Klick auf die ICC-Sync-Schaltfläche – das Fehlen der typischen blauen Farbe kann leicht übersehen werden.

Display Pilot 2: ICC-Sync ohne PMU (Bild: Display Pilot 2)
Display Pilot 2: ICC-Sync ohne PMU (Bild: Display Pilot 2)
Display Pilot 2: ICC-Sync mit PMU (Bild: Display Pilot 2)
Display Pilot 2: ICC-Sync mit PMU (Bild: Display Pilot 2)

Zwar funktioniert ICC-Sync grundsätzlich auch über PMU – allerdings nur dann zuverlässig, wenn PMU als Hintergrundprozess mit aktivem Taskleistensymbol läuft. Nach einer Kalibrierung minimiert sich PMU jedoch nicht immer korrekt, sondern kann lediglich geschlossen werden. Teilweise verschwand dabei das Taskleistensymbol vollständig. Erst ein Neustart brachte die Icons beider Programme (Display Pilot 2 und PMU) zurück in die Taskleiste – und damit auch die ICC-Synchronisation.

PMU: Beenden nach der Kalibrierung (Bild: PMU)
PMU: Beenden nach der Kalibrierung (Bild: PMU)

Schwierigkeiten treten auch dann auf, wenn zur Kalibrierung Drittanbieter-Software verwendet und PMU gezielt beendet wird, um Konflikte mit dem Messgerät zu vermeiden. In solchen Fällen ist ein kompletter Neustart erforderlich, damit ICC-Sync wieder ordnungsgemäß funktioniert.

Wird hingegen ausschließlich die BenQ-Software genutzt, sollte das geschilderte Problem in der Regel nicht auftreten. Wünschenswert wäre dennoch, wenn BenQ künftig die derzeit drei separaten Software-Komponenten in einer einzigen integrierten Lösung bündeln würde – anstatt die essenzielle Funktion ICC-Sync auf zwei Programme zu verteilen. Das würde die Handhabung deutlich vereinfachen und potenzielle Fehlerquellen minimieren.

Positiv hervorzuheben ist noch, dass sich mit Display Pilot 2 und ICC-Sync sogar bestimmte Farbmodi automatisch mit einzelnen Anwendungen verknüpfen lassen. Im Test – etwa mit Adobe Photoshop – funktionierte der automatische Wechsel inklusive Anpassung des Farbprofils grundsätzlich zuverlässig.

Display Pilot 2: Verknüpfung von Farbmodi mit Anwendungen (Bild: Display Pilot 2)
Display Pilot 2: Verknüpfung von Farbmodi mit Anwendungen (Bild: Display Pilot 2)

Allerdings trat eine spürbare Verzögerung auf: Erst rund 30 Sekunden nach dem Start von Photoshop erfolgte der Wechsel. Auf einem modernen System hat man zu diesem Zeitpunkt oft schon mit der Bearbeitung begonnen – was den späten Profilwechsel problematisch macht. Für diesen konkreten Anwendungsfall erscheint die Funktion daher zum aktuellen Stand eher eingeschränkt empfehlenswert.

Manuel Findeis

... beschäftigt sich beruflich wie privat seit über 20 Jahren intensiv mit den Themen und Entwicklungen in der IT-Branche. Als freiberuflicher Autor, Testredakteur und Fotograf, kennt er die Anforderungen an ein gutes Display. Für PRAD ist er seit 2013 tätig.

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