Test BenQ X3100i: 4K-Gaming-Beamer für Cineasten
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SDR

Fotografen und Cineasten profitieren hingegen von der exzellenten Farbdarstellung, die der Beamer bereits in der Werkseinstellung bietet. Bildwerke in sRGB und Rec. 709 werden natürlich reproduziert. Schwarz-Weiß-Filme und Fotos beeindrucken mit ihrer Neutralität. Die messbaren Helligkeitsabweichungen zu den Rändern sind in der Praxis nicht relevant, da sie mit bloßem Auge nicht sichtbar sind. Einzig auf Testbildern können wir erahnen, dass in den Ecken am oberen Bildrand eine leichte Abschattung vorhanden ist. Darüber hinaus besitzt unser Testgerät einen leichten tropfenförmigen Lichthof ums Bild, der allerdings nur bei genauer Betrachtung sichtbar wird. Dieser ist noch dunkler als das Schwarz des Beamers, um das mal ins richtige Verhältnis zu setzen. In unserem Screening-Room stört er nicht, da er von der schwarzen Kaschierung ums Bild aufgenommen wird.

In der Panorama-Aufnahme von Hamburg aus der 21. Etage des Hanseatic Trade Centers fallen uns gleich mehrere Aspekte auf. Die rote Farbe des Doppeldeckers mit der gelben Aufschrift „STADTRUNDFAHRT“ wird exzellent vom BenQ X3100i auf der Leinwand dargestellt. Einzelne vertikale Streben an der Brücke im Vordergrund werden originalgetreu reproduziert. Die Personen im Bus sind gut auszumachen, sogar die Applikationen am Bus werden klar und deutlich herausgeschält. Diese Aufnahme können lediglich Projektoren mit nativer 4K-Auflösung noch feiner abbilden.

Original-Datei vom Hamburger Panorama
Original-Datei vom Hamburger Panorama
Detailausschnitt
Detailausschnitt

Spielfilme, Serien und Live-Sport mit 24, 50 und 60 Hz werden originalgetreu projiziert. Dem BenQ X3100i ist Pulldown-Ruckeln fremd. Eine Zwischenbildberechnung (FI) ist allerdings nicht vorhanden. Der Regenbogen-Effekt ist dank der extrem schnell schaltenden LEDs für uns nicht mehr sichtbar. Games, Filme und Live-Sport profitieren gleichermaßen von der hervorragenden Schärfe und Detaildarstellung.

In Gran Turismo sehen Hautfarben natürlich aus. Als Danny Moore das Headquarter von Nissan verlassen will, beeindrucken die Farben der Fahrzeuge in der Ausstellung. Das knallige Rot, das glänzende Silber und das satte Blau machen richtig was her. Während der zahlreichen Rennsequenzen stellt der BenQ X3100i die korrekt fokussierten Aufnahmen messerscharf dar. Als Jann seinen Gegner überholen möchte, erscheinen rote und gelbe gestrichelte Linien, welche die Ideallinien der Fahrer darstellen.Der Asphalt, diese Linien und die grüne Vegetation drum herum versprühen viel Live-Feeling.

Screenshot: Bildmodus „RPG“
Screenshot: Bildmodus „RPG“
Screenshot: Bildmodus „RPG“
Screenshot: Bildmodus „RPG“

Die 4LED-Lichtquelle schaltet so schnell, dass der Regenbogen-Effekt fast komplett unterdrückt wird. Selbst wenn wir uns bemühen, können wir das Farbblitzen lediglich an kontrastreichen Kanten provozieren. Das ist beispielsweise im Abspann der Fall: mit weißer Laufschrift auf schwarzen Hintergrund. Im Film oder bei Sportübertragungen können wir ihn nicht mehr ausmachen.

Auf unserer 3,20 m breiten Cinemascope-Leinwand sehen Tageslichtaufnahmen dank des guten Kontrastumfangs hervorragend aus. Der Beamer ist sogar hell genug, um sich gegen kontrolliertes Umgebungslicht zu behaupten. Lediglich der verbesserungswürdige Schwarzwert ist in Nachtaufnahmen allgegenwärtig. Kommen helle Elemente hinzu, läuft der BenQ X3100i zunehmend zur Hochform auf.

HDR

Nachtaufnahmen und Letterbox-Balken haben wir auch in „High Dynamic Range“ schon mit besserem Schwarz gesehen. Obwohl diese Bereiche hervorragend durchgezeichnet sind, nehmen wir einen leichten Grauschleier wahr, der auf diesen Szenen liegt. Sobald helle Inhalte dazukommen, ändert sich dieser Eindruck ähnlich wie bei SDR. Der Grauschleier lichtet sich sofort. Als Maria in West Side Story mit ihren Freundinnen durch New York geht, um abends das Gimbels zu reinigen, leuchtet die rote Neonreklame strahlend hell. Auch die Lens-Flare-Effekte der Straßenlaternen erscheinen realistisch. Überdies sind im Frankfurters sowohl die Fensterfront als auch die Werbetafeln klar zu erkennen.

Um dem Bild mehr Plastizität zu verleihen, hat BenQ dem X3100i einen Regler für die HDR-Helligkeit spendiert. Hierbei handelt es sich um eine Technologie, welche die EOTF-Kurve entsprechend verändert – quasi das „HDR-Gamma“, um zwischen Schwarz und Weiß die Leuchtstärke zu erhöhen. Gerade bei dunkel gemasterten Filmen wie West Side Story kann damit das Erlebnis sichtbar gesteigert werden. In Verbindung mit „SSI Dynamic Black“ können Durchzeichnung und Lichtintensität deutlich gesteigert werden. Ein schöner Nebeneffekt ist, dass der zuvor bekrittelte Grauschleier damit früher gelichtet wird, wie auf den beiden unteren Screenshots gut zu sehen ist.

HDR-Helligkeit: 0
HDR-Helligkeit: 0
HDR-Helligkeit: 2
HDR-Helligkeit: 2

Spielfilme in HDR von der 4K-UHD-Blu-ray werden mit der vollen Signalbandbreite von 0,0 bis 1000 cd/m² im Rahmen des Tonemappings projiziert. Da das Tonemapping statisch regelt, werden einzelne Sequenzen nicht Frame für Frame analysiert und angepasst, sondern einmalig rudimentär eingestellt. Das führt in Filmen wie Sully zum Überstrahlen (Clipping). Als Captain Sully über den Broadway joggt, sind im Quellmaterial vorhandene Inhalte auf den Displays teilweise nicht mehr zu sehen. Demgegenüber ist die Durchzeichnung in West Side Story exzellent, weil die Quellsignale hier unter 1000 cd/m² haben und somit vollständig abgebildet werden können.

Filme mit Inhalten über 4000 cd/m²
Filme mit Inhalten über 4000 cd/m²
Filme mit Inhalten bis 1000 cd/m²
Filme mit Inhalten bis 1000 cd/m²

Im BenQ X3100i kann ein Cinema-Filter hinzugeschaltet werden, der das Farbspektrum deutlich sichtbar vergrößert. Der Farbraum DCI-P3 wird damit zu 100 % abgedeckt – leider zum Preis von deutlichen Lichteinbußen. Am Ende entscheidet hier der persönliche Geschmack, was einem besser gefällt: gesättigte Farben oder eine höhere Lichtausbeute. Bis zu einer Bildbreite von 2,70 m gefällt uns das Bild mit Farbfilter besser, bei Bildbreiten darüber ohne Filter.

Screenshot: HDR mit Cinema-Filter
Screenshot: HDR mit Cinema-Filter
Screenshot: HDR ohne Cinema-Filter
Screenshot: HDR ohne Cinema-Filter
Michael B. Rehders

… arbeitet seit 1996 als freiberuflicher Journalist, Fotograf und Autor mit Schwerpunkt Projektoren. Als Color-Management-Experte hält er Vorträge auf Hochschulen, Universitäten, Messen und schult Grafiker sowie Fotografen im Umgang mit Messequipment und Farbmanagement. Für PRAD ist er seit 2023 tätig.

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