Palette Master
Hardwarekalibration
Palette Master lag zum Testzeitpunkt in der Version 1.2.0 vor und unterstützt Windows und Mac OS. BenQ lizensiert die Kalibrationslösung von X-Rite – erweitert um die Fähigkeit zur Hardwarekalibration von Monitoren aus der eigenen Pro-Graphic-Serie. Aufbau und Optik stimmen daher nicht von ungefähr mit dem von X-Rite vertriebenen i1 Profiler überein. Auch DELL beschreitet mit Color Calibration Solution diesen Weg für bestimmte Monitore aus seiner UltraSharp-Serie.
Die Messgeräteunterstützung beschränkt sich auf das Colorimeter i1 Display Pro sowie die Spektralfotometer i1 Pro und i1 Pro 2 von X-Rite. Im Gegensatz zu Color Calibration Solution werden weitere Programmbestandteile – beispielsweise die Druckerprofilierung – bei Vorhandensein einer an das Messgerät gebundenen Lizenz nicht freigeschaltet.
Das Kalibrationsziel kann im erweiterten Modus nach einem Klick auf Profilieren angepasst werden. In einer farbmanagementfähigen Umgebung wird man in der Regel den nativen Bildschirmfarbraum nutzen. Das maximiert die Flexibilität und ist im Unterschied zu DELLs Color Calibration Solution auch nicht mit empfindlichen Einschränkungen – hier verbleibt als Einstellung nur noch die gewünschte Leuchtdichte – hinsichtlich der weiteren Kalibrationsparameter verbunden. Alternativ können die farbmetrischen Daten der Primärfarben durch Voreinstellungen oder Eingabe ihrer xy-Normfarbwertanteile definiert werden. Anschließend muss der Benutzer nur noch Weißpunkt, Leuchtdichte und Tonwertkurve (Gamma-Gradationen sowie die im OSD fehlende sRGB-Charakteristik) festlegen.
Nach den Zielvorgaben werden wichtige Profilparameter spezifiziert. Color Calibration Solution kann Matrix- und LUT-Profile in den Versionen v2 und v4 erzeugen. Für die Anpassung der Messwerte nach D50 – das Bezugsweiß des PCS – sind unterschiedliche Adaptionsmechanismen verfügbar.
Die Kalibrationsdauer ist abhängig von der gewählten RGB-Testform und der verwendeten Sonde. Aber selbst mit kleinem Messfeldsatz sollte man rund 15 Minuten für Kalibration und anschließende Profilierung einplanen.
Profilvalidierung / Qualitätskontrolle
Nach Abschluss von Kalibration und Profilierung kann eine Qualitätskontrolle durchgeführt werden. Palette Master geht dabei über eine einfache Profilvalidierung hinaus und legt den Fokus auf eine Überprüfung der Präzision von Proofsimulationen. Zu diesem Zweck stehen verschiedene CMYK-Testformen zur Verfügung, denen unterschiedliche Druckbedingungen zugeordnet werden können. Die geräteunabhängigen Sollwerte werden dann durch eine absolut farbmetrische Transformation ermittelt.
Farbraumemulation
Im Rahmen der Zieldefinition kann der zu simulierende Farbumfang über die xy-Normfarbwertanteile der Primärfarben festgelegt werden. Die notwendige Farbraumtransformation wird durch die Bildschirmlogik berechnet. Ein definiertes Gamut-Mapping findet nicht statt. Bei der Emulation von Farbräumen, die außerhalb des Bildschirmfarbraums liegen, kommt es also zu erhöhten Abweichungen auch von In-Gamut-Farben. Weißpunkt, Graubalance und Gradation werden durch die anschließende Kalibration optimiert.
Nachfolgend haben wir die Farbraumemulation aus Palette Master heraus für die Simulation von sRGB und AdobeRGB genutzt. Die Messungen gegen den jeweiligen Arbeitsfarbraum werden ohne Farbmanagement durchgeführt. Ein CMM kommt also nicht zum Einsatz.
Vergleich der sRGB-Emulation mit sRGB
Vergleich der AdobeRGB-Emulation mit AdobeRGB
Die Farbraumtransformationen werden präzise umgesetzt. Das ermöglicht eine definierte Darstellung auch abseits von Abläufen auf Basis von ICC-Profilen, sofern der gewünschte Farbumfang vom Bildschirm abgedeckt wird. Die Graubalance ist einwandfrei und erfüllt hohe Ansprüche. Im Gegensatz zur Voreinstellung über das OSD wird durch die entsprechende Auswahlmöglichkeit in Palette Master nun auch die sRGB-Tonwertkurve nachgestellt.
Korrektur für Colorimeter
Colorimeter sollten aufgrund ihrer Eigenschaften – die Spektralwertkurven des Normalbeobachters werden über die Kombination aus realen Filtern und Empfänger(n) nur in Annäherung nachgestellt – im Hinblick auf das vom konkreten Bildschirm emittierte Spektrum korrigiert werden.
Color Calibration Solution greift für das i1 Display Pro auf die spektralen Bildschirm-Charakterisierungen (EDR) von X-Rite zurück. Im Falle des BenQ PG2401PTwird der Datensatz für Bildschirme mit GB-r-LED-Hintergrundbeleuchtung gewählt.
Die Weißpunkt-Abweichung in Bezug auf das von uns eingesetzte i1 Pro liegt bei dE = 3.8. In Anbetracht der Tatsachen, dass auch diese Sonde keine ideale absolute Referenz ist und dass die Charakterisierungsdaten generischer Natur sind, liegt das durchaus im Rahmen.