4. Gradation und Graubalance:
Für die Kalibration stehen zunächst Gamma-Gradation (1.0 – 2.6) und die L*-Charakteristik zur Auswahl. Leider verzichtet Eizo auch in dieser Version auf eine Direktauswahl der sRGB-Gradationskurve. Individuelle Gradationskurven können aber durch die Vorgabe des entsprechenden Arbeitsfarbraumprofils unter 1) oder durch das Laden einer Textdatei (CSV) mit entsprechenden Zuordnungen definiert werden.
Die Auswahlmöglichkeiten unter „Priority“ wurden um eine interessante Einstellung erweitert. In früheren Versionen standen lediglich „Gray balance“ und „Contrast“ zur Verfügung. Bei der Auswahl „Contrast“ verändert Color Navigator die Grauachse während der Kalibration nicht. „Gray Balance“ führt zu einer Anpassung in Bezug auf den Weißpunkt und die von der Sonde zurückgelieferten Daten. Gleichzeitig wird der Schwarzpegel angehoben, was den Kontrast deutlich verringert. Die neue Einstellung „Standard“ optimiert Graubalance und Gradation, hebt den Schwarzpegel aber nicht an. Damit wurde einer der wenigen Kritikpunkte von Color Navigator beseitigt.
5. Targetname und -typ:
Abschließend wird der Name des Targets festgelegt. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, Einfluss auf das erstellte ICC-Profil zu nehmen. Zur Verfügung steht die Speicherung als v2- und v4-Typ. Außerdem ist es nun möglich, die Gradation auch bei Auswahl einer Gamma-Gradation als Tabelle mit zahlreichen Stützstellen zu speichern.
Das Target wird nun mit einem der zur Verfügung stehenden Messgeräte kalibriert und profiliert und auf Wunsch am Ende validiert.
Korrektur für Colorimeter
Bei Einsatz eines Colorimeters ist zu beachten, dass diese Geräte zwangsläufig nur auf bestimmte spektrale Normale korrigiert sind. In den „Preferences“ verbirgt sich unter dem Punkt „Measurement Device“ die von Eizo in Color Navigator hinterlegte Korrektur für die unterstützten Colorimeter.
Wir haben im Folgenden die Auswirkungen der Auswahl „Color Management“ gegenüber „No Compensation“ getestet. Zu diesem Zweck haben wir jeweils eine Kalibration mit dem X-Rite DTP94 durchgeführt und das Ergebnis mit dem X-Rite i1 Pro verifiziert.
Kalibrationsziel | DTP94* | DTP94 (Korrektur)* | |
Weißpunkt / CCT Kelvin | D65 (~6502K) | 7066 | 6260 |
Weißpunkt XYZ (normalisiert) | 95.04 100.00 108.88 | 89.58 100.0 107.88 | 94.04 100.0 103.12 |
DeltaE in Bezug zum Ziel | – | 9,8 | 4,0 |
DeltaE zur Blackbodykurve** | 0,08 | 10,9 | 2,2 |
* Messung mit X-Rite i1Pro / ** CCT Bezug
Das Ergebnis ist eindeutig: Mit aktivierter Korrektur liefert das X-Rite DTP94 deutlich exaktere Ergebnisse. Bei den Messwerten ist zu beachten, dass auch das i1 Pro keine ideale Referenz ist.
Farbraumemulation
Color Navigator 6 bietet für Bildschirme mit 3D-LUT (Ausnahme: CG303W) zwei verschiedene Möglichkeiten, eine Farbraumemulation zu verwenden.
Die klassische Variante funktioniert mit allen Bildschirmen der CG-Reihe und unterscheidet sich nicht von früheren Implementierungen. Der Benutzer legt den gewünschten Farbumfang über Eingabe der xy-Normfarbwertanteile für die Primärfarben fest. Alternativ können die Daten auch aus einem ICC-Profil ausgelesen werden. Letzteres hat den Charme, dass auch die vorgesehene Gradation übernommen wird.
Das Ergebnis ist sehr exakt, allerdings kommt es bei der Simulation von Farbräumen, die über den maximalen Bildschirmfarbraum hinausgehen, zu keinem Gamut-Mapping mit definiertem Rendering-Intent. Der Benutzer muss sich zudem selbst um die Anpassung der Zielwerte für verschiedene Weißpunkte kümmern (chromatische Adaption).
Die zweite Emulationsfunktion setzt eine 3D-LUT voraus, über die der Eizo CG275W verfügt. Sie verbirgt sich hinter dem „Advanced“-Button und ist eine mächtige Erweiterung der bisherigen Funktionalität.
Zunächst wird das Emulationsziel als ICC-Profil festgelegt (also z.B. das sRGB-Arbeitsfarbraumprofil). Weitere Einstellungen betreffen die Tonwerttransformationen. Abschließend kann sich der Benutzer für das zugeordnete Target entscheiden. Hier liegt der große Unterschied zwischen den beiden Emulationsvarianten: Ausgangspunkt für die neue Funktionalität ist ein frei wählbares Target, dem wiederum beliebig viele Emulationen zugeordnet werden können.
In der Regal wird man hier sein Standardtarget mit nativem Monitorfarbraum wählen. Die Tonwerttransformationen beruhen auf Bildschirm- und Emulationsprofil und werden bei Aktivierung in die 3D-LUT geschrieben. Solange das übergeordnete Target aktuell ist, können die Umrechnungen präzise erfolgen. Für die untergeordneten Emulationsprofile ist kein erneuter Durchlauf von Kalibration und Profilierung erforderlich.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Der Benutzer kann sehr unkompliziert verschiedenste Farbräume emulieren und muss keine Anpassungen für unterschiedliche Weißpunkte durchführen. Zusätzlich wird ein Gamut-Mapping mit spezifiziertem Rendering-Intent berücksichtigt.
Dieses Verfahren eröffnet auch die Möglichkeit zur Simulation von CMYK-Prozessfarbräumen. Allerdings wird man Softproofing-Aufgaben normalerweise in einem farbmanagementfähigen Workflow durchführen und erzielt hier mit Transformationen unter Berücksichtigung der beteiligten Profile naturgemäß deutlich bessere Ergebnisse.
Die neue Farbraumemulation muss während der Verwendung farbmanagementfähiger Software unbedingt deaktiviert werden. Das ICC-Profil enthält die farbmetrischen Daten des übergeordneten Targets. Die doppelten Transformationen von Software und Bildschirm führen dann zu einer fehlerhaften Darstellung.
Nachfolgend haben wir die Farbraumemulation aus Color Navigator heraus für die Simulation von sRGB, AdobeRGB und ECI-RGB v2 genutzt. Die Messungen gegen den jeweiligen Arbeitsfarbraum werden ohne Farbmanagement durchgeführt. Ein CMM kommt also nicht zum Einsatz.
Vergleich der sRGB-Emulation mit sRGB | |
White Point / CCT Kelvin | 6512K |
White Point XYZ (normalized) | 94.67 100.0 108.36 |
DeltaE to D50/ D65 | 19.25 / 0.74 |
DeltaE to Blackbody Curve * | 0.7 |
Assumed Target Whitepoint | 6500K |
DeltaE to Assumed Target Whitepoint | 0.66 |
Brightness / cd/m² ** | 138.9 |
Black Point / cd/m² ** | 0.19 |
Contrast / x:1 | 731:1 |
Gradation (Average) | 2.14 |
* Based on CCT / ** Measured with X-Rite DTP94
Vergleich der AdobeRGB-Emulation mit AdobeRGB | |
White Point / CCT Kelvin | 6503K |
White Point XYZ (normalized) | 94.84 100.0 108.53 |
DeltaE to D50/ D65 | 19.32 / 0.72 |
DeltaE to Blackbody Curve * | 0.35 |
Assumed Target Whitepoint | 6500K |
DeltaE to Assumed Target Whitepoint | 0.34 |
Brightness / cd/m² ** | 138.9 |
Black Point / cd/m² ** | 0.19 |
Contrast / x:1 | 731:1 |
Gradation (Average) | 2.14 |
* Based on CCT / ** Measured with X-Rite DTP94
Vergleich der ECI-RGB v2-Emulation mit ECI-RGB v2 | |
White Point / CCT Kelvin | 6493K |
White Point XYZ (normalized) | 94.75 100.0 108.21 |
DeltaE to D50/ D65 | 19.13 / 0.67 |
DeltaE to Blackbody Curve * | 0.55 |
Assumed Target Whitepoint | 6500K |
DeltaE to Assumed Target Whitepoint | 0.58 |
Brightness / cd/m² ** | 138.9 |
Black Point / cd/m² ** | 0.19 |
Contrast / x:1 | 731:1 |
Gradation (Average) | 2.35 |
* Based on CCT / ** Measured with X-Rite DTP94