Helligkeitsverteilung und Homogenität
Wir untersuchen die Helligkeitsverteilung und die Bildhomogenität mit einem weißen und einem schwarzen Testbild, die an je 15 Punkten vermessen werden. Auch hier messen wir also etwas detaillierter als beim ANSI-Verfahren.
Aus den Messwerten berechnen wir die Helligkeitsverteilung und das DeltaC in Prozent, bezogen auf den Wert in der Bildmitte. Die Wahrnehmungsgrenze für Helligkeitsabweichungen liegt bei etwa 20 Prozent. DeltaC ist ein Maß für die Buntheitsdifferenz, die Wahrnehmungsschwelle ist schon bei etwa 0,5 erreicht. Bei Werten oberhalb von 4 ist mit größeren Farbstichen zu rechnen.
Beim Weißbild liegt die gemessene durchschnittliche Helligkeit bei 94 Prozent. Die größten Abweichungen treten in den Bildecken auf, nur die Ecke links unten macht eine Ausnahme. Die Wahrnehmungsschwelle von 20 Prozent wird an keinem Messpunkt erreicht.
Mit einem mittleren DeltaC von 1,2 und einem Maximum von 2,0 ist die Farbdarstellung innerhalb der Bildfläche erfreulich homogen. Die größten Abweichungen treten zum oberen und unteren Bildrand hin auf.
Mit dem bloßen Auge betrachtet sind beide Effekte unauffällig. Im obersten Fünftel scheint die Leinwand ein klein wenig dunkler zu sein, mehr ist nicht zu sehen.
Beim schwarzen Testbild sehen die Ergebnisse sehr ähnlich aus. Die Helligkeitsverteilung ist praktisch identisch mit dem Weißbild. Die Homogenität verschiebt sich ein wenig, bleibt aber dennoch recht ähnlich. Subjektiv betrachtet zeigt die dunkle Bildfläche keine Wolkeneffekte oder Farbschimmer, wirkt aber recht hell.
Im dunklen Raum erkennt man auch etwas Streulicht, das aus dem Ringspalt um die Linse herum austritt und nach unten auf den Boden (oder bei Deckenmontage auf die Decke) vor dem Projektor scheint. Auf die Leinwand gelangt dieses Streulicht jedoch nicht.
Graustufen
Der Grauverlauf ist nicht ganz einwandfrei: im helleren Teil des Spektrums zeigen sich einige Stufen und auch ein grünlicher Schimmer. Dies trifft in etwas unterschiedlicher Form auf fast alle Bildeinstellungen zu: nur sRGB bleibt nahezu ohne Stufen und Farbschimmer, ist aber leider auch der bei weitem lichtschwächste Bildmodus.
Bei der Graustufendarstellung schneidet der MS612ST jeweils die vier dunkelsten und hellsten Werte ab. Im Benutzer-Modus kann man durch Änderung des Helligkeits- und Kontrastreglers auf H46 und K+5 noch jeweils eine Stufe mehr herauskitzeln, auch der Farbschimmer im Grauverlauf bessert sich dadurch. Für einen Präsentations- und Unterhaltungsbeamer sind diese Ergebnisse gut, im Heimkino aber nur befriedigend.
Farbwiedergabe
Als nächstes untersuchen wir die Farbdarstellung in den fünf Farbprofilen. Auf den ersten Blick zeichnen sich alle Profile durch unterschiedliche Helligkeiten und auch Farbstimmungen aus.
Die Einstellung „Dynamisch“ zeichnet sich durch eine recht konstante Farbtemperatur von etwa 5900K aus. Der Gammaverlauf ist überwiegend gerade, erreicht aber durchschnittlich nur 1,85. Die starke Grünbetonung zeigt, dass dieser Bildmodus auf höchste Helligkeit hin ausgelegt wurde.
Die Einstellung „Präsentation“ ist farbtreuer, aber immer noch helligkeitsbetont. Die Farbtemperatur liegt bei guten 6400K, doch das Gamma erreicht nur viel zu niedrige 1,75. Für Fotos und Filme in hellerer Umgebung ist sie – bei Abstrichen bezüglich der Farbwiedergabe – recht gut geeignet.
Die Einstellung „sRGB“ ist die farbtreueste Wahl. Die Farbtemperatur liegt konstant bei 6500K, und die Farbanteile stimmen weitgehend. Dies zeigt sich auch am befriedigenden deltaE, das meist bei 4 und kleiner verläuft. Leider liegt das Gamma mit 2,6 zu hoch. Schade auch, dass dieser Modus so wenig Licht liefert.
Die Einstellung „Kino“ liefert warme Bilder mit hohem Rotanteil, die Farbtemperatur liegt bei 5500K. Wieder ist das Gamma mit 2,4 zu hoch. Die etwas größere Helligkeit gegenüber dem sRGB-Modus ist das einzige Argument, das für diesen Kino-Modus spricht.
Insgesamt gesehen kommt von den angebotenen Presets nur die Einstellung „sRGB“ den Vorgaben der sRGB- oder der Videonorm hinreichend nahe, um die Farbtreue als befriedigend bezeichnen zu können. Bei den anderen Modi erweist sich der Präsentations-Modus als geeigneter Kompromiss zwischen Helligkeit und Farbtreue. Auch eine Kalibrierung mit dem Colorimeter könnte nicht viel bessere Ergebnisse liefern, da keine RGB-Regler für den grundlegenden Weißabgleich verfügbar sind.
Zuletzt haben wir noch einen Blick auf den Benutzer-Modus mit H46 und K+5 geworfen. Diese Einstellung zeichnet sich durch etwas verbesserte Graustufenwiedergabe und hohe Helligkeit aus.
Die Farbtemperatur liegt bei etwa 6400K, die RGB-Kurven decken sich kaum bei hohem Grünanteil, und das Gamma liegt bei niedrigen 1,9. Das Ergebnis ähnelt sehr dem Präsentationsmodus, mit kleinen Verbesserungen im Detail.