Bildanpassung
Die Einstellung für Schärfe würde ich persönlich nicht ändern, der Wert 50 ist neutral und bedarf keiner Korrektur – außer man hat besondere Gründe. Vor allem bei Fotos und Text erkennt man gut, was diese Einstellung bewirkt.
Auch die Option SUPER RESOLUTION+ werde ich nicht verwenden. Obwohl der Effekt im ersten Augenblick bei bestimmten Inhalten beeindruckend wirken kann, würde ich davon abraten. Bilder, Texte und Grafiken werden schon auf „Niedrig“ stark überschärft und wirken schnell unnatürlich. Das mag in manchen Fällen tatsächlich besser aussehen, es verfälscht das Bild aber extrem und hat nur noch wenig mit dem zu tun, was eigentlich von der Grafikkarte zum Bildschirm kommt.
Erwartungsgemäß nichtssagend sind auch die Hinweise zu dieser Funktion: So wird „Niedrig“ für „Low-Motion-Videos mit einem ruhigen Bild“ empfohlen, „ein komfortables Seherlebnis“ für die Einstellung „Mittel“ versprochen und „Hoch“ für eine „klarere Bildwiedergabe“ vorgeschlagen.
Positiv zu erwähnen ist, dass man sich auch die Betriebsstunden zeigen lassen kann. Außerdem lässt sich die Power-LED nun komplett deaktivieren, wodurch es kein Geblinke mehr im Standby-Modus gibt.
Bildqualität
Im Gegensatz zum LG 34UM95 kann der LG 38WK95C-W keine Hardware-Kalibrierung bieten. Das ist enttäuschend, schließlich sind sich beide Geräte sehr ähnlich, und es wäre bestimmt kein Problem gewesen, dieses Feature wieder anzubieten.
Der LG 38WK95C-W ist mit HDR10 für PC, 99 % sRGB-Farbraumabdeckung, 10 Bit Farbtiefe und Werkskalibrierung zumindest auf dem Papier ein ernst zu nehmender Bildschirm für farbkritische Anwendungen. Schauen wir uns die Features genauer an:
Die 10 Bit Farbtiefe basieren auf 8 Bit+FRC. FRC steht für „Frame Rate Control“ und ist eine Art Dithering, um den Farbraum zu erweitern. Das funktioniert, indem ein Pixel schnell zwischen zwei Farben hin und her schaltet, sodass für das Auge ein Mittelton entsteht, den der Bildschirm so eigentlich gar nicht darstellen kann. Schon technisch bedingt kann das mit echten 10 Bit nicht mithalten, aber schauen wir mal, was das Kolorimeter sagt:

Der LG hält, was er verspricht. Mit 100 % sRGB und 79 % Adobe RGB ist er bestens für farbkritische Arbeiten geeignet. Zum Vergleich: Der LG 34UM95 schafft in Tests 95 bis 96 % sRGB und knapp 70 % Adobe RGB.
Nur wer ausdrücklich den kompletten Adobe-RGB-Farbraum oder Ähnliches braucht, muss zu einem anderen Modell greifen. Wer das macht, wird aber mit Sicherheit auf HDR10, FreeSync, 75 Hz, Curved, Bluetooth, 37,5 Zoll und diverse andere Features verzichten müssen und trotzdem einen höheren Preis bezahlen. Für mich als Grafiker, semiprofessioneller Fotograf und Gamer ist die Sache glasklar.
HDR
Der LG 38WK95C-W kann trotz der eher durchschnittlichen Helligkeits- und Kontrastleistung HDR-Inhalte wiedergeben. Getestet habe ich das hauptsächlich mit dem Spiel Assassin’s Creed Odyssey.
Man merkt, dass die HDR-Technik noch relativ neu ist: Wenn man in Windows 10 die HDR-Funktion aktiviert, legt sich ein grauer Schleier über das Bild und alles wirkt verstellt. (Entgegen der Behauptung von PRAD ändert sich das auch mit Windows 10 Build 1803 nicht.) Immerhin sieht HDR-Material mit der Einstellung so aus, wie es soll. Bei Assassin’s Creed Odyssey kann man zum Glück auf das Windows-HDR verzichten, das Spiel bietet die HDR-Option nämlich in den eigenen Optionen an, ebenso wie der Ego-Shooter Shadow Warrior 2. Für Far Cry 5, HDR-Filme und Videos muss man jedoch immer die HDR-Funktion von Windows ein- und anschließend wieder ausschalten. In Far Cry 5 muss man dann sogar noch einmal zusätzlich die HDR-Funktion in den Grafikoptionen aktivieren, die ohne Windows-HDR ausgegraut ist.
Wenn die HDR-Funktion dann mal läuft, ist sie auch noch eine richtige Mimose: System-Overlays (Systemlautstärke, aktuell gespielte Tracks vom Mediaplayer, Chat-Nachrichten etc.) bewirken, dass HDR nicht mehr funktioniert und das Bild entsprechend schrecklich aussieht. Immerhin ist alles gleich wieder okay, sobald die Einblendung verschwunden ist. Ein optimales Erlebnis oder eine ausgereifte Technik ist das nicht. Auch Screenshots im HDR-Modus sind nicht zu gebrauchen, egal ob man sie mit oder ohne HDR-Modus betrachtet.
Wie unterscheidet sich HDR vom gewöhnlichen Bild? Wenn es dann mal läuft, sieht es in Filmen und in Spielen super aus. Besonders Assassin’s Creed Odyssey gefällt mir mit HDR-Grafik richtig gut. Shadow Warrior 2 dagegen war eher enttäuschend, abgesehen von ein paar knalligeren Farben und noch helleren Lichtern hier und da bemerkt man kaum einen Unterschied. Das Spiel ist aber auch nicht mehr aktuell und war soweit ich weiß der allererste Titel, der HDR auf den PC brachte. Assassin’s Creed Odyssey dagegen ist sehr aktuell und dürfte trotz diverser Probleme wohl das im Moment beste HDR-Spielerlebnis bieten.