LCD und OLED-Bildschirme gehören zu den Hold-Type-Displays. Hier bleibt der Zustand eines Pixels für die Dauer einer Bildperiode bestehen, bis die angelegte Spannung im Zuge des Bildaufbaus eines neuen Bildes geändert wird. Diese Technik führt dazu, dass das menschliche Auge bei der Verfolgung eines bewegten Bildinhalts auf der Netzhaut das Bild verwischt wahrnimmt. Dies passiert insbesondere bei schnell bewegten Szenen und wird deshalb als Bewegungsunschärfe oder „Motion Blur“ bezeichnet. Selbst bei sehr schnellen Schaltzeiten bleibt der Effekt erhalten.

Neben dieser prinzipbedingten Unschärfe erzeugt die verzögerte Annahme des Sollwerts bei einzelnen Pixel-Elementen unerwünschte Effekte wie Schlieren, Schweif oder Schmieren, die natürlich ebenfalls stören. Bei LCDs ist diese Art der Bewegungsunschärfe durch schnelle Reaktionszeiten mittlerweile deutlich reduziert. Dennoch können die Schaltzeiten in bestimmten Situationen davon abweichen.
Overdrive ist eine Technik, die an der LCD-Zelle kurzzeitig eine Spannung erzeugt, die höher ist als die für den eigentlichen Helligkeitswert erforderliche. Das führt dazu, dass sich die Kristalle schneller ausrichten. Das folgende Bild muss hierzu zwischengespeichert werden. Diese Information wird in Kombination spezieller Korrekturwerte errechnet, die der Hersteller in der Firmware des Monitors hinterlegt hat. Somit wird die genaue Zeit ermittelt, in der die Überspannung anliegen darf. Damit die Technik funktioniert, muss das Bild zwischengespeichert werden, was sich bei schnellen Computerspielen auch negativ auswirken kann.
Overdrive wird in der Regel in verschiedenen Stufen im OSD des Monitors angeboten. Der Nutzer muss selbst ausprobieren, wie neutral die Überspannung implementiert wurde. Hat der Hersteller hier übertrieben, wird beispielsweise der Korona-Effekt sichtbar, wo an der Kontur von Elementen ein heller Schweif nachzieht. Deshalb ist die höchste Overdrive-Stufe nicht zwangsweise auch die beste Wahl.