Messwerte
Hier die Messwerte zum Vergleich:
Ab Werk | Delta-C-Average | Delta C Range | Delta-E94-Average | Delta-E94-Max | Farbraumabdeckung |
sRGB | 0,30 | 1,04 | 0,61 | 2,29 | 97 % |
Adobe RGB | 0,28 | 0,96 | 0,52 | 2,08 | 92 % |
DCI-P3 | 0,56 | 0,93 | 1,43 | 2,85 | 88 % |
HKL-ProArt-Presets, Sonde ASUS | Delta-C-Average | Delta C Range | Delta-E94-Average | Delta-E94-Max | Farbraumabdeckung |
sRGB | 0,61 | 1,67 | 1,40 | 2,64 | 95 % |
Adobe RGB | 0,42 | 1,48 | 0,93 | 2,57 | 97 % |
DCI-P3 | 0,83 | 1,34 | 1,73 | 4,00 | 88 % |
HKL-ProArt-Presets, Sonde X-Rite | Delta-C-Average | Delta C Range | Delta-E94-Average | Delta-E94-Max | Farbraumabdeckung |
sRGB | 0,36 | 1,24 | 0,58 | 2,21 | 96 % |
Adobe RGB | 0,41 | 1,32 | 0,45 | 2,05 | 98 % |
DCI-P3 | 0,36 | 1,45 | 1,29 | 2,82 | 89 % |
Bei einem fabrikneuen Gerät ergibt die Nachkalibrierung daher – selbst bei Verwendung der X-Rite-Sonde – keinen Sinn. Das gilt zumindest für den aktuellen Stand der ASUS-Software.
Sollte sich das mit Software-Updates in Zukunft bessern, sehen wir beim Nachjustieren der ProArt-Presets dennoch ein anderes Problem. Die Voreinstellungen für die Helligkeit sind in einigen Presets unverständlich niedrig. Im sRGB-Modus (80 cd/m²) lässt sich das auch nicht heilen, da der Helligkeitsregler dort gesperrt ist. In allen andern Presets ist das nicht der Fall.
Die Helligkeit könnte man also auch nach einer Kalibrierung passend hochregeln. Das sollte man aber eigentlich nicht, da auch eine Hardware-Kalibrierung immer nur dann exakt ist, wenn alle Parameter (auch die Helligkeit) gleichbleiben. Zumindest im DCI-P3-Modus kommt man allerdings gar nicht drum herum, da er auf nur 50 cd/m² und somit kaum nutzbar voreingestellt ist.
Wir haben deshalb noch überprüft, ob sich hier beim Hochregeln der Helligkeit nach der Kalibrierung auf eine sinnvolle Arbeitshelligkeit die Messergebnisse verschlechtern. Das ist zumindest in diesem Preset glücklicherweise nicht der Fall. Allerdings ist hier das Verhalten des Helligkeitsreglers extrem. Bei Reglerstufe 53 haben wir 131 cd/m² gemessen und bei Reglerstufe 54 satte 160 cd/m². Das Hochsetzen um nur einen Wert erhöht die Leuchtdichte also gleich um 29 cd/m². Das Einstellen einer genauen Zielhelligkeit ist damit unmöglich. Das erschwert das Zusammenarbeiten mit anderen Displays ganz erheblich.
Die Anomalie
Damit sind wir leider immer noch nicht am Ende. Zunächst ist anzumerken, dass das Gerät seine Helligkeit und seine Farbtemperatur selbst nach weit über 30 Minuten Warmlaufzeit nicht sonderlich stabil hält.
Wie sich der Proband direkt nach dem Einschalten verhält, haben wir beim ASUS PA32UCXR nicht gemessen. Das Verhalten nach 30 Minuten Warmlaufzeit ist bei der Farbtemperatur aber durchaus mit dem Vorgänger ASUS PA32UCX-K vergleichbar. Ein Blick auf diesen Test bzw. das Kapitel „Relativierung der scheinbar guten Ergebnisse“ lohnt sich auf jeden Fall. Dort sind wir Monitor-übergreifend ausführlich auf das Thema Aufwärmphase eingegangen.
Beim ASUS PA32UCXR hat uns dagegen gleich zu Beginn des Tests etwas anderes in Atem gehalten. Dass sich die Helligkeit beim Einschalten der Gleichförmigkeitskorrektur etwas reduziert, ist normal. Beim Wiederausschalten müsste die Helligkeit aber wieder auf dem alten Niveau liegen. Dass das beim Testkandidaten jedoch nicht der Fall ist, sieht man sofort. Trotz des unveränderten Helligkeitsreglers ist die tatsächlich angezeigte Helligkeit erheblich reduziert.
Im Helligkeits- und Kontrastverlauf sieht das dann so aus: Das Kontrastverhältnis bleibt im Durchschnitt genauso wie die Werte für Minimal- und Maximalhelligkeit gleich. Der Knick im Helligkeitsverlauf erfolgt auch an der gleichen Stelle, aber der Anstieg bis dahin ist viel sanfter.
Der steilere Anstieg ab Werk bedeutet, dass für den Helligkeitsbereich von 0 bis 270 cd/m² nur 50 Reglerstufen zur Verfügung stehen. Rechnerisch sind das Sprünge von 5,4 cd/m² pro Reglerstufe. Im Bereich unserer Zielhelligkeit von 140 cd/m² haben wir Sprünge von 6 cd/m² gesehen. Um eine exakte Zielhelligkeit zu erreichen und das Display mit anderen Monitoren in Einklang zu bringen, sind diese Sprünge schon sehr unpräzise.
Mit dem Phänomen stehen die ersten 50 Reglerstufen für den Helligkeitsbereich von 0 bis 153 cd/m² zur Verfügung. Pro Reglerstufe macht das nur 3 cd/m² aus. Das ermöglicht dann schon eine feinere Einstellung. Das hilft aber nur so lange, wie sich die gewünschte Zielhelligkeit mit einer OSD-Reglereinstellung von 50 oder weniger erreichen lässt. So oder so werden die Helligkeitssprünge oberhalb von 50 extrem.
Bei Verwendung der Gleichförmigkeitskorrektur und einer Zielhelligkeit von 140 cd/m² ist man schon in diesem Bereich. Dann hat man es mit Sprüngen von knapp 17 cd/m² zu tun. Im DCI-P3-Preset haben wir sogar Sprünge von 29 cd/m² gemessen. Das hat dann mit Präzision wirklich nichts mehr zu tun.
Dabei hat das Phänomen allerdings auch eine Auswirkung auf alle Messungen zur Farbgenauigkeit. Tendenziell kann man sagen, dass die Graubalance mit Phänomen in den ProArt-Presets zwar um zwei Wertungsstufen schlechter abschneidet, nach der Software-Kalibrierung dafür aber um eine Wertungsstufe besser.
Es lässt sich also gar nicht so eindeutig sagen, was hier der Bug und was das Feature (bzw. vom Hersteller gewollte Verhalten) ist. Das Phänomen konnten wir zunächst nur durch einen zeitraubenden Komplett-Reset des Gerätes wieder beseitigen. Ein einfacher Reset des gerade verwendeten ProArt-Presets hilft da nichts.
Bei diversen Validierungsmessungen konnten wir das Phänomen zunächst nicht mehr reproduzieren – dann aber doch. Damit es auftritt, muss noch eine zweite Voraussetzung erfüllt sein, mit der sicher niemand rechnet.
Bereits nach dem ersten von unzähligen kompletten Messdurchläufen haben wir im Standby mit 17,3 Watt einen ungewöhnlich hohen Stromverbrauch festgestellt. Nur mit der OSD-Einstellung „Deep Level“ beim Schalter „Energiesparen“ lässt er sich auf ein akzeptables Niveau reduzieren.
Da sicher niemand – völlig ohne Nutzen – einen Standby-Bedarf von 17,3 Watt haben möchte, verwendeten wir fortan diese Einstellung als Ausgangspunkt nach einem Werks-Reset (zusammen mit dem Ausschalten der HDR-Vorschau und des Local Dimmings). Der Schalter „Energiesparen“ hat erwartungsgemäß keine unmittelbar sichtbaren Auswirkungen auf die Display-Darstellung bzw. speziell die Helligkeit.
Sobald man dann die Gleichförmigkeitskorrektur einschaltet, tritt jedoch das geschilderte Phänomen in Kraft. Hier fällt es nur nicht gleich auf. Das ist erst beim Wiederausschalten sofort erkennbar. Insgesamt gibt es also vier verschiedene Varianten für das Verhalten des ASUS PA32UCXR: mit und ohne Gleichförmigkeitskorrektur, jeweils mit und ohne Phänomen. Soweit ersichtlich, wird die Anomalie auch durch eine Kalibrierung mit der ASUS-Software ausgelöst.
Für die Gesamtwertung am Schluss haben wir uns dafür entschieden, die Werte ohne dieses Phänomen zu verwenden.
Zusammenfassung zur Kalibrierung und Farbgenauigkeit
Der Test eines Grafikmonitors mit erweitertem Farbraum und Gleichförmigkeitskorrektur ist immer deutlich aufwendiger als bei einem Standardmonitor. Im Vergleich zu einem ColorEdge-Display von EIZO hatten wir mit dem ASUS PA32UCXR aber einen Aufwand, der mindestens um den Faktor 10 höher war.
Das allein ist eigentlich schon ein sehr eindeutiges Statement – und sicher kein gutes. Um das Verhalten des ASUS PA32UCXR zu beschreiben, bräuchte man eigentlich eine mehrdimensionale Wenn-dann-Matrix. Ob wir trotz der Länge des Tests bereits alle Wenn und Aber gefunden haben, ist zu bezweifeln.
Optisch und bei der Benutzerfreundlichkeit hat sich bei der Software ProArt Calibration (Version 4.0.4.) im Vergleich zum Test des Vorgängers ASUS PA32UCX-K so einiges getan.
Allerdings erstellt die ASUS-Software selbst nach weiteren fünf Jahren Entwicklungszeit nach wie vor keine gerätespezifischen ICC-Profile. Dabei wäre das wahrlich kein Hexenwerk, und für das Arbeiten in Farbmanagement-fähigen Anwendungen sind gerätespezifische ICC-Profile zwingend erforderlich. Trotz der integrierten Sonde handelt es sich damit um keine vollwertige Hardware-Kalibrierung, sondern eher um Farbraum-Emulationen, die dann zumindest auch außerhalb von CMM-fähigen Anwendungen funktionieren.
Obschon die Software sich selbst dabei hervorragende Messergebnisse bescheinigt, sind die Resultate unserer Überprüfung sehr eindeutig. Die benutzerdefinierte Kalibrierung ist aktuell gar nicht verwendbar, da der native Farbraum tatsächlich überhaupt nicht auf den Zielfarbraum begrenzt wird. Die Abweichungen sind entsprechend hoch.
Was bleibt, ist ein Nachjustieren der ProArt-Presets. Die sind mit zwölf Stück zahlreich und für alle wichtigen Arbeitsfarbräume vorhanden. Ab Werk ist die Farbgenauigkeit gut bis sehr gut, aber nicht exzellent, wie man das von einem Grafikmonitor dieser Preisklasse erwarten würde. Der besonders wichtige sRGB-Modus ist ferner nur sehr eingeschränkt verwendbar, da er in der Helligkeit auf geringe 80 cd/m² fixiert ist. Daran ändert auch das Nachjustieren nichts.
Das Nachjustieren der ProArt-Presets mit der ProArt-Calibration-Software funktioniert zwar, ergibt jedoch bei einem fabrikneuen Gerät keinen Sinn. Die Farbgenauigkeit verschlechtert sich vor allem bei Nutzung der integrieren Sonde im Vergleich zum Auslieferungszustand. Bei Verwendung des i1Display Pro von X-Rite fallen die Abweichungen zwar signifikant geringer (besser) aus als mit der integrierten Sonde. Im Vergleich zum Auslieferungszustand wird allerdings auch hier die Graubalance noch wertungsrelevant verschlechtert.
Ob das deutlich schlechtere Abschneiden bei Verwendung der eingebauten Sonde an der unglücklichen Platzierung oder an der Qualität der Sonde an sich liegt, spielt für den willigen Käufer eigentlich keine Rolle mehr. Angesichts der trotz Gleichförmigkeitskorrektur immer noch schlechten Bildhomogenität ist das jedenfalls keine Überraschung.
Ein derart schlechtes Abschneiden hinsichtlich der Bildhomogenität wie beim ASUS PA32UCXR hatten wir in den letzten Jahren selbst bei einfachen Büromonitoren eigentlich noch nie. Die Verwendung der vorhandenen Funktion zur Gleichförmigkeitskorrektur ist daher Pflicht, kann das Problem bei der Farbhomogenität aber nur lindern.
Will man die Gleichförmigkeitskorrektur verwenden, muss man wiederum gleichzeitig mit einem Standby-Verbrauch von 17,3 Watt leben – zumindest, wenn man die zuvor ausführlich beschriebene Anomalie des Gerätes vermeiden möchte. Im Fall einer Software-Kalibrierung ist das nicht unbedingt notwendig, da die Graubalance dann sogar besser abschneidet.
Wer die beste Farbgenauigkeit aus dem ASUS PA32UCXR herausholen will, kommt um die Anschaffung eines externen Kolorimeters nicht herum. Das gilt erst recht, wenn man mit Farbmanagement-fähigen Anwendungen arbeiten will und dann zwangsläufig auf eine Software-Kalibrierung zurückgreifen muss. Die interne Sonde kann man dazu nicht verwenden, und auf die umständliche Lichtschutzblende muss man ebenfalls verzichten.
Relevant ist das nicht nur für Fotografen, da heutzutage auch professionelle Videobearbeitungsprogramme wie Adobe Premiere Pro ein Farbmanagement unterstützen. Mittels Software-Kalibrierung lässt sich beim ASUS PA32UCXR eine sehr gute Farbgenauigkeit bei guter Graubalance erzielen.
Alternativ bzw. zusätzlich kann man auch die Standard-ICC-Farbraumprofile für die verschiedenen ProArt-Presets in der Farbverwaltung des OSDs eintragen. Im Vergleich zu gerätespezifischen Profilen ist das dann zumindest einigermaßen genau. Das ist jedoch sehr fehleranfällig, da das Profil bei jedem Wechsel des Presets manuell in der Farbverwaltung ausgetauscht werden muss.
In jedem Fall werden die Farbgenauigkeit und das Zusammenarbeiten mit anderen Displays in einem Multi-Monitor-Setup noch durch drei weitere Punkte getrübt bzw. erschwert.
Zum einen sorgt die Veränderung einer Stufe des OSD-Helligkeitsreglers für gemessene Helligkeitssprünge von mindestens 6 bis 29 cd/m² – je nach gewähltem Bildmodus. Das ist bereits bei typischen Arbeitshelligkeiten (120–140 cd/m²) der Fall und wird im Bereich hoher Leuchtdichten noch dramatischer.
Zum anderen verwendet der ASUS PA32UCXR zur Kühlung zwar einen Lüfter, der bereits bei niedrigen Helligkeiten alle zwei Minuten aktiv wird. Dennoch verhält sich das Gerät im Laufe eines Arbeitstages hinsichtlich Helligkeit und Farbtemperatur nicht sehr stabil.
Zu guter Letzt hat die ASUS-Software ProArt Calibration noch eine unangenehme Eigenheit. Bei jeder Kalibrierung wird im Hintergrund die Windows-Bildschirmkalibrierung deaktiviert – ohne den Nutzer zu warnen bzw. darüber zu informieren. Die notwenigen LUT-Anpassungen über die Grafikkarte für eine Software-Kalibrierung werden dann nicht mehr geladen.
Der Anwender merkt das bestenfalls irgendwann zufällig. Beim Aufrufen der Windows-Farbverwaltung sieht man zunächst nur die verknüpften Profile. Die ohnehin leicht zu übersehene Checkbox zur Verwendung der Windows-Bildschirmkalibrierung befindet sich auf einem anderen Reiter.
Die gleichzeitige Verwendung von ProArt Calibration und einer Software-Kalibrierung ist daher nicht zu empfehlen. Wer aber zwingend eine Software-Kalibrierung benötigt, um ein vorhandenes Zweit-Display mit dem ASUS-Modell in Einklang zu bringen, hat definitiv ein Problem. Glücklicherweise lassen sich das Nachjustieren der ProArt-Presets wie auch benutzerdefinierte Kalibrierungen auch unter Umgehung der Software über das OSD des Monitors angestoßen. Dann wird die Windows-Bildschirmkalibrierung nicht deaktiviert.