HDR
Der BenQ GP520 unterstützt HDR10+. Wünschenswert ist auch hierbei ein besserer Schwarzwert, weil Letterbox-Balken eher dunkelgrau aussehen. Trotzdem bleibt der Proband von einem Grauschleier verschont. Zu verdanken ist das den Tools „Adaptive Luma-Steuerung“ und „Lokaler Kontrast“, die nicht nur die Durchzeichnung in hellen und dunklen Bereichen verbessern, sondern gleichzeitig diese Bereiche weiter modifizieren. Im Remake von West Side Story, das Steven Spielberg verfilmt hat, steht Maria auf der Feuerleiter vor ihrem Schlafzimmer. Ihr weißes Kleid hebt sich kontrastreich von der Dunkelheit ab, die sie umgibt. Gleichzeitig sind die einzelnen Fenster bunt hinterleuchtet. Die Streben der Feuerleiter sind ordentlich strukturiert. Ins Restaurant „Frankfurters“ können wir hineinschauen. Die Angebote auf den ausgehängten Schildern können wir fast lesen. Die Buchstaben des Schriftzuges „Marty’s Frankfurters“ sind bis zum Rand gestochen scharf. Sogar die kleine rote Schrift darunter ist bestens auf der Leinwand zu erkennen. Die braune Aktentasche des Mannes mit Hut, der die Straße davor überquert, ist ebenfalls herausragend differenziert. Die blauen Lens-Flare-Effekte leuchten hell und farbenfroh. Sie verleihen dem Film noch mehr Tiefe. Die rote Neonbeleuchtung des Kaufhauses Gimbels beeindruckt nachhaltig, weil die roten Buchstaben überaus satt strahlen.
Zur Hochform findet der Beamer während der Tageslichtaufnahmen, wenn sich „Jets“ und „Sharks“ gegenseitig durch die Straßen von New York jagen und es auf einer Baustelle zum Kampf kommt. Zwischen dem aufgewirbelten Staub sind die Outfits der Protagonisten ebenso klar zu erkennen wie der „Police“-Schriftzug auf dem Streifenwagen. Die schaulustigen Menschen auf der anderen Seite sind bestens differenziert. Die Protagonisten laufen und tanzen recht natürlich durch die Szenerie, ganz ohne störenden Seifenoper-Effekt.

Spielfilme in HDR und HDR10+ werden mit einer Signalbandbreite von 0,0 bis 1000 cd/m² im Rahmen des Tonemappings projiziert. Bildsignale oberhalb von 1000 cd/m² werden hingegen nicht mehr berücksichtigt und clippen ins Weiß. Das führt dazu, dass es viele überstrahlende Elemente im Spielfilm Sully gibt, der Inhalte bis zu 10 000 cd/m² besitzt. Darüber hinaus wird die mögliche Leuchtdichte nicht voll ausgeschöpft in der Werkseinstellung. Mit Anhebung des Kontrastreglers von 50 auf 57 begegnen wir diesem Umstand. Jetzt erhält nicht nur unser Grautreppen-Testbild seine maximal mögliche Leuchtdichte in der weißen Abstufung, auch eher dunkel gemasterte Filme wie Elvis, West Side Story und „Horizon: Eine amerikanische Saga“ werden ansprechend reproduziert, obwohl deren hellste Spitzlichter unter 500 cd/m² im Quellmaterial betragen.
Allein der Titelvorspann in Elvis führt zu wahren HDR-Wow-Momenten. Die goldene Farbe und die zahlreichen Edelsteine funkeln atemberaubend. Unser Screenshot kann diesen Bildeindruck kaum wiedergeben. Nötig hierfür ist ebenfalls, dass wir im Menü von „HDR Auto Kino“ auf „Benutzer“ umschalten und die weiter oben aufgeführten Anpassungen vornehmen.

Sound
Die verbauten Lautsprecher sind jeweils 12 Watt stark und überraschen uns positiv mit hohem Pegel, der weit über Zimmerlautstärke ausgegeben werden kann. Ab Werk ist der Sound-Modus „Kino“ aktiv, der uns am besten gefällt. Weitere Presets stehen im Tonmenü zur Auswahl und können nach Geschmack verwendet werden. Neben der sehr guten Sprachwiedergabe macht auch Musik Freude, da im Grunde auf einen günstigen Bluetooth-Lautsprecher verzichtet werden kann. Klare Stimmen ohne Zischlaute, eine anspringende Dynamik und ordentliche Mitteltöne sind auf dem Niveau von günstigen Fernsehern.
Tiefbass-Attacken geben die Speaker erwartungsgemäß nicht aus. Dafür fehlen die großen Treiber, die in diesem kleinen Gehäuse schlichtweg nicht unterzubringen sind. Wer hier höhere Ansprüche hat, dem empfehlen wir ein separates 5.1-Soundsystem. Wer Filme über die Bezahldienste anschaut, kann den Ton via ARC+ zu einem AV-Receiver übertragen. Auf diese Weise ist es sogar möglich, Dolby Atmos zu streamen.
Im On-Screen-Display sind die Anpassungsmöglichkeiten für die Bluetooth-Lautsprecher-Kopplung etwas versteckt untergebracht. Fündig werden wir unter dem Menüpunkt „Projektor“. Hier gibt es neben den Presets für Fokus, Bildkorrektur und „Erweiterte Einstellungen“ auch einen Bluetooth-Lautsprechermodus.
Bewertung
Lieferumfang: | |
Anschlüsse und Konnektivität: | |
Optik, Mechanik und Verarbeitung: | |
Aufstellungsflexibilität: | |
Betriebsgeräusch: | |
Stromverbrauch und Folgekosten (Lampenwechsel): | |
Bedienung/OSD: | |
Farbdarstellung: | |
Bildschärfe: | |
Helligkeit / Schwarzwert und Kontrast: | |
Helligkeitsverteilung / Farbhomogenität: | |
Skalierung und Interpolation: | |
Eignung für Präsentationen: | |
Eignung für Unterhaltung: | |
Eignung für Heimkino: | |
Preis-Leistungs-Verhältnis: | |
Preis (inkl. MwSt. in Euro): |
ab 1.110,40 € *
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Gesamtwertung: |
4.4 (GUT) |
Fazit
BenQ erweitert seine Range an 4K-Projektoren mit dem GP520 preislich nach unten. 3,7 kg bringt der Beamer in moderner Kastenform auf die Waage. Aufgrund seines recht geringen Gewichts kann der Lichtwerfer auch mit zu Freunden genommen werden, sodass einem XXL-Großbilderlebnis unterwegs nichts im Weg steht. Mit seinem schwarzen Finish fügt er sich homogen in echte Heimkinos ein, weil er selbst kein unnötiges Streulicht verursacht.
Die quecksilberfreie 4LED-Lichtquelle ist mit über 20 000 Stunden im Normal-Modus als langlebig zu bezeichnen. Die Lichtausbeute reicht aus, um Bildbreiten bis zu 4,00 m in SDR und 2,80 m in HDR auszuleuchten – oder entsprechend kleinere Leinwände bei zunehmendem Umgebungslicht im Raum.
Farbblitzen in Form des Regenbogen-Effektes ist dank der schnellen LED-Schaltzeiten extrem reduziert, sodass wir es nicht mehr wahrnehmen. Diesbezüglich empfindliche Personen können einen Blick riskieren.
BenQ gestaltet die Aufstellung und Installation wieder einmal angenehm leicht – dank Autofokus und einer automatischen Geometrie-Anpassung. Da kein Zoomobjektiv verbaut ist, sondern eine Festbrennweite mit Weitwinkelcharakteristik, wird eine 16:9-Leinwand in 2,50 m Breite aus einer Entfernung von 3,00 m vollständig ausgeleuchtet. Wer ein größeres oder kleineres Bild anstrebt, muss den Projektor entsprechend nach vorn oder hinten schieben. Der Fokus stellt sich dann wieder von allein ein. Die Güte der verbauten Linsen im Objektiv ist so gut, dass feine Details wie kleine Schriften bis zu den Rändern gestochen scharf projiziert werden.
Die handliche Fernbedienung besitzt keine hintergrundbeleuchtete Tastatur, wodurch eine Nutzung in dunkler Umgebung schwierig ist. Mehrere Direktwahltasten für Lautstärke, Eingangsauswahl und drei Streaminganbieter erhöhen demgegenüber den Komfort. Ebenso funktioniert die Sprachsteuerung sehr gut.
Google TV baut auf dem Betriebssystem Android 11.0 auf und weist die bewährte Kacheloberfläche auf. Viele Streamingdienste sind bereits vorinstalliert. Wie von TV-Geräten gewohnt, sind die beliebten Bezahl-Apps dabei, darunter Netflix, Disney+, Apple TV, Paramount+ und DAZN. Überdies stehen YouTube, Google Play, Prime Video, ARD, ZDF und deren Mediatheken zur Auswahl für einen ausgiebigen Großbildspaß. Bluetooth 5.2, Apple AirPlay und Google Cast komplettieren das smarte System.
Die Farbdarstellung ist out of the box etwas dunkel und zu bunt. Im Bildmodus „Benutzer“ wird hingegen ein hohes Niveau erreicht, das sich noch weiter verbessern lässt. Anpassungen von dynamischen Kontrastregelungen sorgen für noch hellere HDR-Bilder und einen besseren In-Bild-Kontrast. Die Farbräume Rec. 709 und DCI-P3 werden zu 100 % respektive 87 % abgedeckt. Während ein besserer Schwarzwert durchaus wünschenswert ist, sorgen Graustufenverlauf und Gamma für natürliche Farben sowie eine optimale Zeichnung in hellen und dunklen Inhalten. Menüs zur Einstellung von Farbraum und Gamma sind offensichtlich dem Rotstift zum Opfer gefallen. Allenfalls die klassischen RGB-Gain-Regler sind zur Weißpunkteinstellung vorhanden.
Gamer profitieren vom kurzen Input-Lag, der mit 17,9 ms für 1080p bei 60 Hz und 4K-UHD ordentlich ausfällt.
HDR-PRO unterstützt das dynamische High-Dynamic-Range-Format HDR10+ sowie dessen statische Varianten HDR10 und HLG. In Kombination mit „Adaptiver Luma-Steuerung“ und „Lokaler Kontrast“ werden Bildsignale bis 1000 cd/m² im Rahmen des Tonemappings projiziert und erzeugen auf der Leinwand wahre HDR-Wow-Momente.
Plus
- Langlebige 4LED-Lichtquelle
- Autofokus
- Sehr scharf
- Gute Farbdarstellung
- 4K via XPR-Shift
- HDR10+
- Google TV
- Alle beliebten Streamingdienste
- Modernes Design
- Automatische Geometrie-Anpassung
- Farbraumabdeckung 98 % Rec. 709 und 97 % DCI-P3
Minus
- Besserer Schwarzwert wäre wünschenswert
- Fernbedienung ohne hintergrundbeleuchtete Tastatur
- 6-Achsen-CMS und Gamma-Presets nicht vorhanden
Hinweis in eigener Sache: PRAD erhielt den GP520 von BenQ zu Testzwecken. Herstellerseitig gab es weder eine Einflussnahme auf den Testbericht noch eine Verpflichtung zur Veröffentlichung oder eine Verschwiegenheitsvereinbarung.
gefällt es
Hallo und vielen Dank für den ausführlichen test!
Zu der Latenz: Ist die nur im Gaming-Modus so niedrig, oder generell?
Und hat man im gaming Modus vollen Zugriff auf die Farbenstellungen?
Ich habe momentan den Xgimi Horizon S Pro da, da kann man im Gaming-Modus/low-latency Modus nichts mehr einstellen, was im Grunde ein Deal-breaker ist, da die Latenz ohne einfach zu hoch ist.
Hallo Emanuel,
im Gaming-Modus ist die Latenz niedriger, weil „zeitintensive“ Features nicht angewendet werden, wie zum Beispiel die dynamische Helligkeitsregelung.
Die Latenz in den übrigen Bildmodi ist etwas größer, weil diese zum Beispiel das volle Farbmanagement unterstützen und die dynamische Helligkeitsregelung. Für das Betrachten von Spielfilmen, Sportübertragungen oder TV-Serien ist der Input Lag auch weniger wichtig, weil im Gegensatz zum Zocken hier keine „Echtzeitreaktionen“ der Nutzer benötigt werden und es eher auf eine präzise Farbdarstellung ankommt.
Beim Gaming werden überdies von vielen Profi-Spielern die Einstellungen häufig so verändert, dass zum Beispiel dunkle Bereiche aufgehellt werden, um Gegner darin besser und vor allem schneller detektieren zu können. Präzise Farben oder eine Reproduktion nach Industriestandard von Gamma/Graustufenverlauf ist dann eher sekundär.
Ich kenne den Xgimi Horizon S Pro nicht. Aber es ist bei vielen Projektoren üblich, dass im Gaming-Modus mit kurzem Input Lag Farbeinstellungen, Zwischenbildberechnung und dynamische Helligkeits/Kontrastregelungen nicht angewendet werden, weil diese die Latenzzeiten erhöhen würden.
Viele Grüße
Michael
Hallo Michael,
vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort!
Mir geht es darum, dass ich mit dem Beamer zocken möchte, aber trotzdem Zugriff auf die diversen Einstellungsmöglichkeiten, vor allem was Sättigung und Kontrast angeht, haben möchte (sowas wie dynamische Helligkeit oder automatische Trapezkorrektur brauch ich nicht unbedingt). Deswegen würde mich vor allem der Input lag im nicht-gaming Modus interessieren. Hast du dafür werte oder eine Einschätzung?
Da ich keine Shooter spiele und eher Hobbyspieler bin, reicht wenn der Input lag nicht übermäßig hoch ist, vlt 20-30ms wären akzeptabel.
Viele Grüße,
Emanuel
Also ich bin jetzt davon ausgegangen dass die 17,9ms für den Gaming-Modus gelten. Wenn sie generell gelten wäre das natürlich super 🙂
Ich zocke auch mal ganz gerne, nicht nur im Rahmen der Testprozedere. Für F1 und FIFA habe ich sowohl den Gaming-Modus als auch den kalibrierten Modus verwendet beim BenQ. Die Unterschiede fand ich jetzt nicht erwähnenswert. Von daher kann ich auch den kalibrierten Modus empfehlen.
Profis sehen das eventuell anders…
Alles klar, das hört sich doch sehr gut an, danke 🙂
Der Vollständigkeit halber und auch falls jemand so wie ich zwischen Benq gp520 und Xgimi Horizon S überlegt: Bei Xgimi ist der Input lag im normalen Modus so groß dass es selbst stört wenn man nicht zockt, zb beim normalen surfen unter Windows. Im gaming Modus reicht es grade für’s Zocken, aber man hat wie gesagt keinen Zugriff mehr auf Bildeinstellungen und das Bild ist dann schon sehr übersättigt. Kann ihn deswegen zum Zocken nicht empfehlen.