Test BenQ W2720i: Kalibrierter 4K-LED-Projektor mit HDR10+
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Auflösung

Der BenQ W2720i ist ein Ein-Chip-DLP-Projektor, der mit einem 0,47-Zoll-DMD ausgestattet ist. Der Chip hat eine native Full-HD-Auflösung. 4K-Bildsignale können vom Beamer verarbeitet und via XPR-Shift-Technologie bis zu 3840 × 2160 Pixel sequenziell projiziert werden.

Der Proband skaliert alle eingehenden Bildsignale bis 2160p auf seine native Auflösung. Das XPR-Shift erfolgt lautlos, weil die Pixelverschiebung nicht mit einem zusätzlichen optischen Element erfolgt, sondern direkt durch die Spiegel des DMDs.

Bildschärfe und Konvergenz

Die Ein-Chip-DLP-Technologie hat gegenüber Drei-Chip-Lichtwerfern einen großen Vorteil: Sie erzeugt keine Konvergenzfehler, weil keine drei Chips deckungsgleich aufeinander abgestimmt werden müssen. Selbst bei genauer Betrachtung werden von unserem Testgerät weder Säume noch chromatische Aberrationen erzeugt.

Original-Testbild
Original-Testbild

Der BenQ W2720i liefert in der Mitte ein messerscharfes Bild, in dem alle Details zu sehen sind. Einzelne Zeilen in Pixelauflösung werden herausragend reproduziert und bieten dabei einen sehr guten In-Bild-Kontrast. Selbst die ganz feinen Pixellinien kann unser Testgerät vollständig voneinander trennen.

Ausschnitt aus der Bildmitte: So sehen die Linien im Original aus
Ausschnitt aus der Bildmitte: So sehen die Linien im Original aus
100 %-Ausschnitt Mitte
100 %-Ausschnitt Mitte

Dieser positive Eindruck setzt sich fort über das gesamte Bild. Oben links und rechts verzeichnen wir eine sehr gute Schärfe. Chromatische Aberrationen sind nicht erkennbar. Einzelne schwarz-weiße Zeilen sind bestens differenziert. Abweichungen zur Bildmitte sind praktisch nicht vorhanden.

100 %-Ausschnitt oben links
100 %-Ausschnitt oben links
100 %-Ausschnitt oben rechts
100 %-Ausschnitt oben rechts

Am unteren Bildrand bleibt die Schärfe unverändert zur Bildmitte, sodass auch dort alle Linien in Pixelauflösung vorhanden sind. Links und rechts bleibt das hohe Niveau gleichermaßen erhalten.

100 %-Ausschnitt unten links
100 %-Ausschnitt unten links
100 %-Ausschnitt unten rechts
100 %-Ausschnitt unten rechts

Farbwiedergabe

BenQ setzt beim W2720i erneut auf die 4LED-Lichtquelle. In der Werkseinstellung ist der Bildmodus „AI-Cinema“ aktiv, der bereits eine sehr gute Farbdarstellung besitzt. Mit 6120 K ist das Bild aber eine Spur zu warm, außerdem ist eine dynamische Helligkeitsregelung aktiv. Daher schalten wir für SDR-Signale in den ab Werk kalibrierten Bildmodus „Filmmaker“.

Kalibrierungsreport
Kalibrierungsreport

Die Farbraumabdeckung von Rec. 709 beziffert BenQ auf 98 %. Das ist eine überaus ehrliche Angabe, die unsere Messungen exakt bestätigen. Primär- und Sekundärfarben machen fast Punktlandungen.

Farbraum Rec. 709 ab Werk
Farbraum Rec. 709 ab Werk
Farbraum Rec. 709 kalibriert
Farbraum Rec. 709 kalibriert

Dem UHD-Farbraum DCI-P3 wird von BenQ eine Abdeckung von 90 % bescheinigt. Unsere Messungen zeigen, dass der Hersteller ein wenig tiefgestapelt hat. Wir ermitteln im Bildmodus „HDR10“ sogar 99 % mit perfektem Weißpunkt, was mit dem Kalibrierungsreport einhergeht.

Bemerkenswert ist, dass in der Werkseinstellung lediglich Rec. 709 vom Bildmodus „AI Cinema“ abgedeckt wird. Die Ursache dafür ist schnell gefunden: Im OSD steht das Preset „Großer Farbraum“ auf „Aus“. Es sollte auf „Ein“ gestellt sein, um das komplette Farbspektrum für HDR-Signale auszuschöpfen. Im Bildmodus „HDR10“ und „HDR Benutzer“ ist das der Fall, sodass hier der DCI-P3-Farbraum hervorragend abgedeckt wird.

Farbraum DCI-P3 ab Werk im Bildmodus „AI Cinema“
Farbraum DCI-P3 ab Werk im Bildmodus „AI Cinema“
Farbraum DCI-P3 im kalibrierten Bildmodus „Filmmaker“
Farbraum DCI-P3 im kalibrierten Bildmodus „Filmmaker“

Der Graustufenverlauf fällt im werkseitig kalibrierten Filmmaker-Modus eine Spur zu kühl aus. Sichtbar ist das aber nicht mehr, so gering ist die Abweichung vom Target. Farbfilme und Schwarz-Weiß-Fotos sind bereits in der Werkseinstellung völlig farbneutral und frei von Verfärbungen. Im Rahmen der Kalibrierung erzielen wir ein mustergültiges Ergebnis, indem wir den Gamma-EQ nutzen und jede Abstufung von 10 bis 100 % individuell anpassen. Das Tool funktioniert so gut, dass wir für diese Einstellungen lediglich zehn Minuten benötigen.

Graustufenverlauf ab Werk
Graustufenverlauf ab Werk
Graustufenverlauf kalibriert
Graustufenverlauf kalibriert

Die Delta-E-Werte gehen erwartungsgemäß mit den vorherigen Messungen einher. Der Graustufenverlauf erreicht in der Werkseinstellung ein durchschnittliches Delta E von 1,7 und einen Maximalwert von 3,9. Diese Farbabweichungen sind so gering, dass sie nicht mehr praxisrelevant sind. Nach der Kalibrierung erreichen die Delta-E-Ergebnisse Referenzstatus mit durchschnittlich 0,8 und 0,9 im Maximum. Das geht ebenfalls mit dem Kalibrierungsreport einher.

Delta E 2000 der Graustufen ab Werk
Delta E 2000 der Graustufen ab Werk
Delta E 2000 der Graustufen kalibriert
Delta E 2000 der Graustufen kalibriert

Die Primär- und Sekundärfarben überzeugen auf ganzer Linie. Im Bildmodus „Filmmaker“ ermitteln wir ein Delta E von durchschnittlich 1,3 und in der Spitze 3,2. Diese Farbabweichungen vom Optimum sind ebenfalls so klein, dass sie in der Praxis mit realen Filmbildern nicht zu sehen sind. Im Rahmen unserer Kalibrierung verbessern sich die Ergebnisse noch ein wenig. So kommen wir mit minimalen Anpassungen auf ein durchschnittliches Delta E von 0,8 (bzw. 2,4 Delta E in der Spitze).

Delta E 2000 der Primär- und Sekundärfarben ab Werk
Delta E 2000 der Primär- und Sekundärfarben ab Werk
Delta E 2000 der Primär- und Sekundärfarben kalibriert
Delta E 2000 der Primär- und Sekundärfarben kalibriert

Das Gamma verläuft bereits in der Werkseinstellung des Filmmaker-Modus hervorragend um die Vorgabe 2,4 herum. Das Ergebnis führt zu einer richtig guten Durchzeichnung von hellen und dunklen Inhalten. Infolge der Kalibrierung nähert sich der Helligkeitsverlauf weiter an Gamma 2,4 an.

Gamma 2,4 ab Werk
Gamma 2,4 ab Werk
Gamma 2,4 kalibriert
Gamma 2,4 kalibriert

Letztendlich können wir eine hervorragende Kalibrierung bescheinigen, die BenQ dem W2720i vor Auslieferung unterzogen hat. Die Werte auf dem Kalibrierungsreport entsprechen exakt dem, was wir mit unserer Kontrollmessung beim Testgerät ermittelt haben. Dass wir das sehr gute Ergebnis noch ein wenig steigern konnten, zeigt, wie gut das Farbmanagement in der Praxis funktioniert.

Helligkeit, Schwarzwert und Kontrast

Die vom Hersteller beworbene Maximalhelligkeit von 2500 Lumen erreicht unser Testgerät punktgenau im Bildmodus „Hell“. Allerdings ist die Farbtemperatur viel zu kühl. Deshalb schalten wir in den Filmmaker-Modus. Die Lichtausbeute beträgt 1550 Lumen in HDR und 1300 Lumen in SDR. Diese Werte reichen für Bildbreiten bis 3,30 m, wenn wir die von der Industrie vorgegebenen 20 fl für HDTV ansetzen, und 2,90 m für HDR, was einer Leuchtdichte von 32 fl entspricht.

Der statische Kontrast ist mit 900:1 (On/Off), 750:1 (In Bild) und 250:1 (ANSI) steigerungsfähig. Dynamisch lässt sich der On/Off-Kontrast bis 2550:1 erhöhen, ohne dass typisches Helligkeitspumpen auftritt. Wünschenswert wäre ein besserer Schwarzwert als 0,61 Lumen (dynamisch) und 1,72 Lumen (statisch). Letterbox-Balken in Spielfilmen sehen daher eher dunkelgrau statt schwarz aus.

Bildmodus Lumen
Filmmaker (D65-kalibriert) 1300
HDR10 (D65-kalibriert) 1550
Hell 2500
AI Cinema 1500
Filmmaker 1330
Kino 1270
Benutzer 1890
Benutzer 1330
HDR10+ 1550
Michael B. Rehders

… arbeitet seit 1996 als freiberuflicher Journalist, Fotograf und Autor mit Schwerpunkt Projektoren. Als Color-Management-Experte hält er Vorträge auf Hochschulen, Universitäten, Messen und schult Grafiker sowie Fotografen im Umgang mit Messequipment und Farbmanagement. Für PRAD ist er seit 2023 tätig.

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