Einleitung
Anders als es die Modellbezeichnung vermuten lässt, handelt es sich beim BenQ W2720i nicht um ein Facelifting des W2710i, sondern um eine echte Neuentwicklung. Zwar hat auch der neue W2720i eine Auflösung von 3840 x 2160 Pixeln, die er via XPR-Shift erzeugt, und Unterstützung für „High Dynamic Range“ mit HDR10+, doch bereits das Gehäuse wurde neu konzipiert. Mit einer Stellfläche von 42 x 30,5 cm ist es sichtbar größer dimensioniert. Darüber hinaus ist das Objektiv nicht mehr an der Seite eingelassen, sondern mittig verbaut.
Beziffert wird die Maximalhelligkeit auf 2500 Lumen. Diese relativ hohe Brutto-Lichtausbeute wird mit der energieeffizienten 4LED-Technologie erreicht. Die Primärfarben (Rot, Grün, Blau) werden mit Light-Emitting-Dioden (LED) erzeugt. Der Regenbogen-Effekt (Farbblitzen) ist kaum noch sichtbar, weil kein Farbrad zur sequenziellen Farberzeugung benötigt wird, wie es noch beim Vorgängermodell der Fall war. Im alten W2710i war noch eine UHP-Lampe statt LEDs verbaut. Für eine präzise Farbdarstellung wird jeder W2720i vor Auslieferung von BenQ individuell kalibriert. Ein Protokoll liegt dem Beamer bei. Die Farbraumabdeckung für DCI-P3 soll 90 % betragen, und für Rec. 709 werden 98 % angegeben. Der Kontrast mit Lichtquellen-Dimming beläuft sich auf 2 000 000:1.
Mit 6,4 kg gehört der W2720i nicht mehr zu den Leichtgewichten, wodurch er für den Einsatz im Heimkino bestens geeignet ist. Mit seiner flachen Bauweise und den abgerundeten Ecken ist er ausgesprochen attraktiv. Das Gehäuse gibt es nur mit schwarzem Finish. Damit fügt sich das Gerät unauffällig in dunkel ausgestattete Räume ein. Ein Soundsystem mit zwei 5-Watt-Lautsprechern ist verbaut, das aber nur als Notbehelf dient.
Das Zoomobjektiv ist mittig ins Gehäuse eingelassen. Es besitzt eine Ratio von 1,0 bis 1,3:1. Aus einer Distanz von 2,50 bis 3,25 m kann eine 2,50 m breite Leinwand im 16:9-Format vollständig ausgeleuchtet werden. „High Dynamic Range“ unterstützt zusätzlich zu den statischen Formaten HDR10 und HLG die dynamische Technologie HDR10+. Darüber hinaus hat unsere Untersuchung ergeben, dass der Projektor ein dynamisches Tonemapping aufweist.
Eine Zwischenbildberechnung sorgt dafür, dass bewegte Inhalte noch schärfer reproduziert werden.
Google TV baut auf das Betriebssystem Android TV und bietet Zugriff auf Smart-Funktionen und viele Apps. Dazu gehören die Bezahldienste Netflix, Disney+, Prime Video, Paramount+ und Apple TV. Über den integrierten Chromecast können Inhalte direkt vom Smartphone kabellos übertragen werden.
Auf einen Spielemodus wird verzichtet. Trotzdem können Gamer den Projektor gut nutzen, weil der Input-Lag mit 6,5 ms bei 1080p und 240 Hz sehr niedrig ist.
Den Preis beziffert BenQ auf 1.999 Euro. Detaillierte Informationen zu den Ausstattungsmerkmalen und den Spezifikationen finden Sie im Datenblatt des BenQ W2720i.
Lieferumfang
Der BenQ W2720i ist in einem braunen Karton verstaut. Neben dem Projektor sind darin eine Fernbedienung mit Batterien, ein Netzkabel, eine Objektivabdeckung, ein Kalibrierungsprotokoll, ein Android-TV-Dongle, eine gedruckte Garantiekarte und eine Schnellstartanleitung enthalten.
Optik und Gestaltung
Der BenQ W2720i ist relativ flach und mit abgerundeten Kanten designt. Das Objektiv ist mittig in die Vorderseite eingelassen. Die Aussparung ist mit einem geriffelten Gitter ausstaffiert. Links daneben befinden sich die Sensoren für die automatische Geometrie-Anpassung des Bildes.
Die Anschluss-Terminals sind auf der Rückseite des Projektors platziert.
Auf der linken Seite befinden sich die rudimentären Bedienelemente, falls die Fernbedienung mal nicht zur Hand sein sollte. Hinter den Gittern auf der rechten Seite sind die Lüfter verbaut. Ebenfalls sind hier die beiden 5-Watt-Lautsprecher eingelassen.
6,4 kg bringt der BenQ W2720i auf die Waage. Damit gehört der Projektor noch nicht zu den Schwergewichten seiner Zunft. Für den gelegentlichen Transport ist er zwar geeignet, um auf Familienfesten und der Terrasse ein XXL-Großbilderlebnis zu schaffen, aber im Grunde gibt es dafür besser geeignete Modelle wie den BenQ GP520. Aus diesem Grund empfehlen wir den W2720i vorrangig für die Festinstallation im Heimkino.
Unter einer Schiebeklappe sind die Regler für das Zoomobjektiv zu finden. Drei Füße aus Kunststoff mit Gummiunterlage sind in die Unterseite eingelassen. Diese können herausgedreht werden, um den Projektor final waagerecht auszurichten.
Die Abmessungen des BenQ W2720i betragen 400 x 143 x 305 mm (B x H x T).
Zusammengefasst finden wir das neue Design samt Optik und Haptik sehr gelungen. Die Verarbeitung und die Materialqualität sind überragend für einen Beamer in dieser Preisklasse.
Anschlüsse
Alle Anschlüsse für die Signalübertragungen befinden sich auf der Rückseite des BenQ W2720i. Von den drei HDMI-2.1-Schnittstellen unterstützt HDMI 2 eARC, um den Ton zum AV-Receiver zu übertragen. HDMI 3 bietet sogar die Möglichkeit, 4K-Inhalte mit 120 Hz wiederzugeben. Einer der zwei USB-Ports besitzt einen Mediaplayer, der andere kann zur Stromversorgung für eine externe Festplatte verwendet werden. S/PDIF ist für eine „Lichtleiter“-Verbindung vorgesehen, um ältere AV-Receiver mit Audio-Signalen bis 7.1 zu versorgen. Der Audio-Ausgang ist für den Anschluss eines Kopfhörers vorgesehen. Via 12-Volt-Trigger kann eine Motorleinwand verbunden und gesteuert werden. Diese fährt herunter, sobald der Projektor eingeschaltet wird, oder ein, wenn der Beamer ausgeschaltet wird.
Aufstellung und Installation
Die Aufstellung gestaltet BenQ gewohnt einfach. Der Projektor wird auf Höhe der Leinwandunterkante platziert oder überkopf auf Höhe der Oberkante. Dank der Offset-Abstrahlung wird die Leinwand vollständig von diesen Positionen ausgeleuchtet. Vertikaler Lens-Shift gestattet es, das Bild um ±5 Prozent zu verschieben, was die finale Ausrichtung etwas erleichtert. Die Stellregler für das Objektiv sind gut zugänglich auf der Gehäuseoberseite eingelassen. Hiermit können Zoom, Fokus und Lens-Shift präzise angepasst werden.
Um die Smart-Funktionen nutzen zu können, muss vorab der zum Lieferumfang gehörende Wi-Fi-Dongle ins Gehäuse eingesetzt werden. Die zwei benötigten Anschlusskabel sind vorhanden und lassen sich ganz simpel einstecken. Werkzeug wird für die Installation nicht benötigt. Die HDMI-Verbindung sorgt für die Bild- und Tonübertragung, der USB-Stecker für die Stromversorgung des Dongles.
Im Anschluss wird der Android-TV-Dongle in das Fach gesteckt und die Schiebeklappe wieder geschlossen. Damit ergibt sich eine „aufgeräumte“ Gehäuseoberseite ohne Aussparungen.
Letztendlich empfehlen wir, den BenQ W2720i in Waage auszurichten, um die UHD-Auflösung bestmöglich auszuschöpfen. Das gelingt allerdings nur, wenn die Trapezkorrektur nicht in Anspruch genommen wird. Die geometrische Ausrichtung sorgt nämlich für eine verlustbehaftete Auflösung, da das Bild auf dem Chip verkleinert dargestellt wird und somit nicht alle Pixel verwendet werden, die sich darauf befinden.
Bildgröße
Das 1,3-fache Zoomobjektiv hat eine leichte Weitwinkelcharakteristik. Um beispielsweise eine 2,50 m breite 16:9-Leinwand auszuleuchten, kann der BenQ W2720i in einer Entfernung von 2,50 bis 3,25 m platziert werden. Auf diese Weise gelingen recht große Bilder in kleinen Räumen.
Betrieb
Ist das Bild des BenQ W2720i erst mal konfiguriert, sind im Grunde keine weiteren Anpassungen nötig. Über die gesamte Projektionsdauer ist das Bild bis in die Ecken messerscharf. Darüber hinaus sitzen Fokus und Bildlage auch nach dem Neustart perfekt.
Die 4LED-Lichtquelle bietet bereits wenige Sekunden nach dem Einschalten natürliche Farben und ist vollkommen frei von schädlichem Quecksilber.
Das Hochfahren des Projektors ist mit 20 Sekunden sehr schnell. Wird der Proband ausgeschaltet, beträgt die Abkühlphase sogar nur 15 Sekunden, danach befindet er sich im Stand-by.
Stromverbrauch
Die maximale Leistungsaufnahme beziffert BenQ auf 241 Watt. Wir ermitteln im hohen Lichtmodus sogar nur 137 Watt. Projektoren mit UHP-Lampe haben wir bei vergleichbarer Lichtausbeute schon mit über 300 Watt Energieverbrauch gemessen. Damit ist der W2720i für den Dauereinsatz wie geschaffen. Im Stand-by ermitteln wir 0,1 Watt.
Bildmodus | Maximal | Stand-by |
Lampenleistung: „Hoch“ | 137 Watt | 0,1 Watt |
*Stromverbrauch in Watt pro Stunde
Und hier noch der Vergleich im verdunkelten Wohnzimmer mit weißen Wänden.
Links das mattweiße Studiotek 100, rechts die Phantom-Kontrastleinwand.
https://rehders.de/wp-content/uploads/2018/11/15-Stewart-Studiotek-100-Phantom-Screenshot-Schanzenviertel-Wohnzimmer-ohne-Tageslicht-Foto-Michael-B.-Rehders.jpg
Vielen Dank für den detailreichen und sehr informativen Test.
Ich überlege, den W2720i mit einer Kontrastleinwand zu kombinieren (eine Deluxx Darkvision mit Gain 0,8). Ist das bei diesem Projektor sinnvoll, oder ist auch bei „normal-“ weißen Leinwänden mit einem ausreichend hohen Kotrast zu rechnen? Da der W2720i kalibriert „nur“ auf ca. 1500 Ansi Lumen kommt, bin ich nicht sicher, ob ein 0,8er Tuch ausreichend hell ist.
Aber ein guter Schwarzwert ist mir schon wichtig (geschaut wird im sehr gut abgedunkelten Wohnzimmer mit weißen Wänden/ Decke).
In einem abgedunkelten Wohnzimmer mit weißen Wänden bietet eine Kontrast-Leinwand grundsätzlich Vorteile, weil das Streulicht im Raum weniger Einfluss auf das Schwarz im Bild nimmt. Der Kontrast wird dadurch weniger reduziert als mit einer mattweißen Leinwand.
Zur Deluxx Darkvision mit Gain 0,8 kann ich nichts sagen, da ich dieses Modell nicht getestet habe. Grundsätzlich neigen aber alle Kontrastleinwände mit grauer Grundfläche und aufgetragenen lichtverstärkenden Partikeln zum Glitzern – und zu einem Hotspot-Effekt, ob der Lichtbündelung.
Alternativ funktioniert auch eine Gain 2,8-Leinwand in mattweiß, weil diese die Lichtausbeute um 280 % erhöht. Die Nebeneffekte (Glitzern) sind aber auch hier vorhanden, weil die „Lichterhöhung“ durch Lichtbündelung und durch „Silberpartikel“ erfolgt.
Ich kenne aber auch Heimkinonutzer, die sich ob der Verringerung der Lichtausbeute und der Nebenwirkungen einer Kontrastleinwand nachträglich für eine mattweiße Gain 1,0 – 1,3 Leinwand entschieden haben.
Meine Empfehlung ist: Sich eine Kontrast-Leinwand vorab im Fachhandel anzuschauen und zu prüfen, inwiefern das Glitzern als Störend empfunden wird – oder eine mattweiße Leinwand sogar „besser“ geeignet ist.
Hier mal ein Vergleichsfoto meines TEST einer Stewart-Leinwand – Studiotek 100 vs. Phantom bei kontrolliertem Tageslichteinfall:
https://rehders.de/wp-content/uploads/2018/11/14-Stewart-Studiotek-100-Phantom-Screenshot-Schanzenviertel-Wohnzimmer-mit-Tageslicht-Foto-Michael-B.-Rehders.jpg
Ich hoffe, dass meine Ausführungen hilfreich sind.
Viele Grüße
Michael B. Rehders
Vielen Dank für die ausführliche Einschätzung!
Meines Wissens nach hat die Deluxx Darkvision keine lichtverstärkenden Partikel auf der Oberfläche, was einerseits gut wegen möglichen Glitzereffekten wäre, andererseits dann eben etwas (zu) dunkel sein könnte.
Deluxx gibt ja auch eine Empfehlung für Leinwandgrößen und entsprechend nötige Lichtstärken, da sind die kalibrierten 1500 Ansi Lumen des w2720i gerade noch am unteren Ende für eine 110 Zoll Leinwand angegeben…
Nochmals Danke auch für die Vergleichsbilder. Im abgedunkelten Raum kommt mir der Unterschied in den Schatten gar nicht sooo groß vor. In den Mitten und Lichtern ist die weiße Leinwand schon strahlender mit mehr Zeichnung.
Ich fürchte tatsächlich, dass ich um den Test in einem Laden fast nicht herum komme 🙂